Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
a St. Jugberter Anzeiger erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltung 
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M 200. 
Politische Uebersicht. 
Auf der von Deutschland in Anregung 
orachten Konferenz, welche im Nodember in 
erlin tagen und afrikanische Angelegenheiten in 
erathung zieben soll, wird dem Anscheine nach 
im ersten Male die bedeutungsvolle Thatsache einer 
creinbarung zwischen Frankreich und Deutschland 
im gemeinschaftlichen Handeln zu Tage treten. 
* heißt nämlich, daß das Programm der Bera⸗ 
jungen auf einer Abmachung zwischen Berlin und 
ris beruhe. Das Einvernehmen, welches zwischen 
rankreich und Deutschland in der egyptischen An— 
eclegenheit erzielt wurde, wäre demnach nicht bloß 
n vereinzeltes Symptom der guten Beziehungen 
wischen den beiden Nachbarstaaten geblieben. Wah ⸗ 
end ein Theil der radikalen und monarchistischen 
Jätier, sowie die „Patristenliga“ das Kabinet 
ules Ferry verdächtigt, den Rathschlägen des Fürsten 
Fzigmarck allzu willig Folge zu leisten, da der 
eutsche Reichskanzler die franzosischen Streitkräfte 
ur in fernen Welttheilen beschäftigen wollte, um 
4 Europa freieres Spiel zu erhalten, hat sich diese 
Jeweisfüͤhrung nunmehr im Hinblick auf die Vor⸗ 
änge an der westafrikanischen Küste als völlig 
rundlos erwiesen. Sind es doch gerade wieder 
ie erwähnten Organe, welche von den deutschen 
Froberungsgelüsten in Westafrika Allerlei zu berichten 
pissen. Nichtsdestoweniger werden die Dérouloͤde 
nd Genossen auch jetzt nicht ermangeln, von einer 
chuldvoslen Allianz“ mit Deutschland Aufhebens 
machen und den Ministerpräsidenten als einen 
—XWu 
Näheren Erkundigungen zufolge soll für den 
usammentritt der Konferenz schon der 
ktober womöglich in Aussicht genommen sein; doch 
raubt man mehrfach, daß die Eröffnung oder doch 
er eigentliche Beginn der Berathungen thatsächlich 
or Anfang November kaum werde erfolgen können. 
Nach den Mittheilungen, welche der Pariser 
Lemps“ über die Konferenz und deren Programm 
ringt, und deren Richtigkeit wir nicht in Zweifel 
jehen möchten, wird die Konferenz sich mit der 
riedigung dreier Hauptpunkte zu befassen haben. 
der erste und der zweite Punkt beziehen sich auf 
ie Anerkennung des freien Handels und des freien 
utritts aller Flaggen nicht allein auf dem Congo, 
ondern auch auf dem Niger, der erst in einer 
aheren oder ferneren Zukunft dem Welthandel 
ind der europäischen Civilisation sich eröffnen wird. 
der dritte Punkt, welcher der Konferenz zur An⸗ 
jahme unterbreitet werden soll, bedingt eine schon 
ange und schwer vermißte Ergänzung oder Umge⸗ 
salsung des völkerrechtlichen Usus, welcher seither 
ei der Annektirung nicht europäischen, von unzivi 
isirten Volkerschaften bewohnten Gebietes eingehalten 
u werden pflegte, und nur zu oft die Ursache 
däterer Zerwürfnisse und Feindseligleiten geworden 
. Es soll keine hervorragende Macht ein Vorrecht 
um Erwerb von Kolonien durch einfache, formlose 
Zesitzergreifung mehr besitzen, sondern es soll eine 
ede Macht zum Kolonienerwerb befähigt sein, so— 
zald sie in effektiver Weise die Okkupation eines, 
och keinem zivilisirten Staate angehörigen oxitischen 
Ferrains vollzieht. 
Der „Standard'“ widmet der westafrikanischen 
donferenz einen sympathischen Leitartikel und meint, 
venn Westafrika nicht ein günstiges Feld für die 
UInwendung des europäischen Konzerts abgebe, so 
nüsse man an der Kunst der Diplomatie verzweifeln. 
das „Toryblatt“ glaubt. daßk Bismarck sich vor 
Dienstag 14. Oktober 1884. 19. Jahrg. 
Zusammentritt der Konferenz mit den Kabinetten 
inigen werde, denn Bismarch sei kein solcher Narr, 
zer sich in unfruchtbare Erörterungen einlasse, und 
udem durch das Fehlschlagen der Londoner Kon⸗ 
erenz gewitzigt. England sei mit der Ausdehnung 
des Freihaudels und der Nothwendigkeit einer that⸗ 
ächlichen Besitzergreifung im Gegensatz zu papiernen 
Finverleibungen selbstverständlich einverstanden. 
Außerdem sei die Konferenz willkommen als ein 
Niltel, über die Gerichtsbarkeit verschiedener Punkte 
Jer westafrikanischen Küste, welche zwischen Deutsch- 
and und England strittig sei, ins reine zu kommen. 
des demnächst zur Entlassung gelangenden Jahrs 
ganges, 4844 an der Zahl, haben nicht mehr al⸗ 
341 die Qualifikation zum Reserve ⸗Offizier erlangt; 
554 sind für den Dienst der sous-officier-Chatgen 
vhefähigt, der Rest ist allerhöchstens zum Grade eines 
ꝛaporal tauglich. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 12. Okt. Der Kaiser machte gestern 
n BadenBaden der Herzogin von Hamilton aus 
Anlaß des Geburtstages derselben einen Besuch und 
rahm auch an dem Diner Theil, das zu Ehren 
)er Herzogin im großherzoglichen Schlosse veran⸗ 
taltei war und zu welchem auch der Großherzog 
ind die Großherzogin bon Mecklenburg ·Schwerin 
geladen waren. Die gewöhnliche Spazierfahrt war 
hder sehr ungünstigen Witterung wegen unterblieben. 
Am Freitag Nachmittag hatte der Kaiser zu Fuß 
die Promenade besucht, um in den dort befindlichen 
doufhallen Einkäufe zu machen. 
Berlin, 12. Ott. Wie man hört wird dem 
nächsten Reichstag ein Gesetzentwurf über die Er— 
ichtung einer üuͤberseeischen Bank zugehen. Auch 
oll die Umarbeitung der Postdampfervorlage so 
weit vollendet sein, daß der Gesetzentwurf dem 
euen Reichstag alsbald wieder wird zugehen können. 
Berlin, 18. Okt. Die „Nordd. Allg. Zig.“ 
eproduzirt einen Auszug aus einem Artikel der 
Times“, welcher das Verhältniß Nordschleswigs 
bespricht, die Klagen der Dänen in Nordschleswig 
als ein Schmerz und Leiden für die Ohren Europas 
»ezeichnet und dem gegenüber ein Bild der Ver—⸗ 
Jältnisse Irlands entwirft und sagt: Es gilt heut⸗ 
jutage als ein weiser und sorgfältig beobachteter 
Zrundsatz sich der Einmischung in die inneren An⸗ 
Jelegenheiten fremdet Staaten moglichst zu enthalten, 
—— Deutsch⸗ 
and zu schulmeistern und zu verletzen und ihm in 
Furopa moͤglichst Feinde zu erweden. Die deutsche 
ßresse wendete dergleichen Waffen England gegen⸗ 
iber bisher nicht an, obgleich die Gelegenheiten 
aicht fehlen würden, die englische Politik bei der 
uropuischen öffentlichen Meinung zu verklagen oder 
och anzuschwaͤrzen. Die nordschleswigsche Frage 
verde nur mit der Zeit zur Beruhigung der beiden 
Nationalitäten sich lösen lassen. Auf dem weiten 
Hebiete der englijchen Politik existirten viele ähn⸗ 
iche Fragen, deren Lösung durch eine ausländische 
zinmischung nicht gefördert wird. Wir könnten 
in Afrika und anderwärts manche Anknüpfung 
inden, um an die öffentliche Meinung Europas 
zu appelliren. 
Kiel, 10. Ott. Das von der ostasiatischen 
Station gestern in Wilhelmshaven eingetroffene 
Zeetadetten⸗Schulschiff Korvette ‚Leipzig“, Komman⸗ 
ant Kapitän Herbig, wurde heute von dem Sta⸗ 
tionschef Vizeadmiral Graf Monts inspizirt, See⸗ 
adelten und Reserden werden sofort nach Kiel be⸗ 
oͤrdert, wo diese entlassen, jene zur Ablegung der 
ersten Seeoffizierprüfung kommandirt werden. Kor⸗ 
ette „Gneisenau“ ist seefertig. Das in Wilhelms⸗ 
aven in Dienst gestellte neue Panzerkanonenboot 
Brummer“ ist zur Abhaltung von Probefahrten 
jach Kiel beordert; solche werden hier bereits mit 
der Panzerkovette „Bayern“ und dem Aviso „Blitz“ 
vorgenommen. Korvette „Freya“ wird morgen in 
Danzia außzer Dienst gestellt. 
Ausland. 
Wien, 12. Okt. Als Zweck der Kongo— 
Zonferenz wird offiziös bezeichnet die Reform 
ind Kodifikauon des iniernationalen Kolonialrechtes 
Wie das „Berl. Tagbl.“ hört, begibt sich der 
Afrikareisende Gerhard Rohlf s (welcher vor 
» Jahren hier einen Vortrag über Abessynien hielt) 
n diesen Tagen wiederum im Auftrage der deutschen 
stegierung nach Afrika zu einem zunächst 8jährigen 
nufenthalt, und zwar in der Eigenschaft eines 
ꝛeutschen Generalkonsuls. Die Verhandlungen, 
velche zwischen der deutschen Regierung und Rohlfs 
roch schweben, waren bereits seit Mai im Gange 
ind sind geheim betrieben worden. Ueber den Ort 
zer Bestimmung, wohin Rohlfs gehen wird, ist noch 
uichts in die Oeffentlichkeit gelangt. 
Eine interessante Reminiszenz finden wir im 
„Hamburger Korrespondenten“, die es verdient, 
veiter verbreitet zu werden. Sie lautet: „In 
Auerbachs Volkskalender für das Jahr 1868 stehen 
olgende goldenen Worte: „Wie kann der Staat 
o thöricht sein und sagen: Ich gebe nichts! Er, 
»er zum Einzelnen sagt: Gib mir Dein Blut, denn 
ch bin in Gefahr, der sollte ein andermal sagen: 
Stirb' Hungers, denn ich kenne Dich nicht? Er, 
ser dem unmündigen Kinde das Lehrbuch aufzwingt, 
)er sollte nicht dem Vater beistehen wollen, ein 
Stück Brod zu suchen? Und es gäbe ein Prinzip, 
das ihm so eiwas verböte? Thorheit, Unsinn, 
Widerspruch! Geburtshäuser errichtet er, und Todten⸗ 
Jäuser, dem Kinde streckt er die Arme entgegen 
ind den Gestorbenen besieht er sich, ob er auch 
virklich todi sei, des Lebendigen aber sollte er 
potten 7 Er schreibt uns ein, er schreibt uns rum, 
r schreibt uns aus, doch nur, wenn wir unsere 
ände nach Arbeit ausstrecken, um des geheiligten 
iglichen Brodes willen, da wollte er uns nicht 
eunen? Thorheit, er muß wollen! Wer aber sagt, 
er Staat kann nicht mehr als bisher, der würde 
yn unter das Menschliche herabdrücken, denn mensch⸗ 
ich sein heißt vorwärts streben ...“ Nun folgt 
ine Prophezeihung, daß die soziale Frage einst 
gie ernste, ja die einzige des Staates sein werde. 
Wie heißt der Prophel, der einst diese vortrefflichen 
Borte schrieb? Er heißt: Rudwig Bamberger! 
xr schrieb sie zu jener Zeit, als er noch den Fürsten 
zismarck verehrte, dessen praktische innere Politik 
tzt das erreichen will, was Bamberger damals 
nmͤt beredtem Munde verlangte. Aber heute soll 
zas, was damals die höchste Aufgabe des Staates 
var, nur frivole Störung des inneren Friedens 
ein, Erregung von Klassenhaß! Damals hatte 
ich Bamberger mit dem Fürsten Bismarck ausge⸗ 
öhnt, heute knüpft er wieder an seine Traditionen 
om Jahre 1848 an und kämpft angeblich für die 
zolitische Befreiung des Bürgerstandes, die von 
Niemanden mehr in Frage gestellt werden kann! 
Das Einjährig-Frriwilligen⸗Institut in Frank— 
zeich erfüllt die darauf gesetzten Hoffnungen nur 
m allerbescheidensten Maße. Von den Angehörigen