Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Imkliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun 
zaatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 , einschließli 
d A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solche 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 9, Neclamen 30 A. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Dienstag, 4. November 
—1984. 
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auf den 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
mit illustrirtem Sonntagsblatt 
werden für die Monate 
Rovember und Dezember 
ei allen kgl. Posterpeditionen und Post— 
oten, wie auch bei den Austrägern und der 
Fxrpedition dieses Blattes entgegengenommen. 
sIb. Die Erweiterung des Unfall— 
versicherungsgesetzes. 
In der dritten Novemberwoche, so heißt es, 
wird der neue Reichsstag in Berlin zusammenbe— 
rufen werden. Das ist also nur eine kurze Frist 
der Sammlung nach den bewegten Tagen der Wahl⸗ 
zeit, welche unsern Vertretern bleibt, und eine knapp 
ugemessene Zahl von Tagen zur Orientirung über 
die nach und nach bekannt werdenden ersten Ziel— 
punkte der Regierung. Die geplante Ausdehnung 
der Unfallversicherung auf die land und forstwirth- 
chaftlichen Arbeiter und die Ausdehnung der 
kranken⸗ und Unfallversicherung auf die Transport— 
ind Baugewerbe sind natürlich die Gesetzentwürfe, 
ne an Wichtigkeit alle anderen zu überragen scheinen. 
die schöne Aufgabe, welche sich die Regierung im 
derbst 1880 bereits gesiellt, dem nothleidenden 
Arbeiterstande auf dem Wege der Gesetzgebung 
Anterstützung und Hülfe angedeihen zu lassen, so 
veit das nur immer mit Reichszuschüssen zu be— 
verkstelligen ist, wird damit ihrer Lösung im Sinne 
)er Parteienmehrheit wieder um ein gut Stück 
naͤher geführt werden. Kein Gesetzeniwurf der 
vegenwart ist ja bekanntlich von Andeginn seiner 
dfassung an, so vielen Schwierigkeiten begegnet und 
uuf so viel Wiederspruch gestoßen, wie gerade das 
ldufallversicherungsgesetz. Jeder Schritt nach vorwärts 
tdeshalb hier auf das Freudigste zu begrüßen. 
das gilt um so mehr von der Heranziehung der 
ande und forstwirthschaftlichen Arbeiter so wie der 
ei den Transport⸗ und Baugewerben beschäftigten 
Jersonen zu den Wohlthaten dieses hochwerthigen 
Sozialgesetzes, weil man in der vorliegenden Ge— 
theserweiterung ein den Wünschen der Liberalen 
amentlich entsprechendes Entgegenkommen der 
degierung und das Hinwegräumen eines Anstoß⸗ 
leines der ausschlaggebenden Parteien zu erblicken 
— 
ille in land⸗ und forstwirthschaftlichen Betrieben 
deschäftigten Arbeiter und Betriebsbeamten (letztere 
is zu 2000 Mk. Einkommen) gegen Unfälle ver⸗ 
ichert. Dasselbe trifft zu bei Personen in land- und 
orstwirthschaftlichen Nebenbetrieben. Nach den beige⸗ 
uͤgten Erläuterungen soll mit einbegriffen werden: 
die Aufzucht landwirthschaftlicher Nutzthiere, die Kunst- 
ind Handelsgärtnerei, der Wein- Odste und Gemüse 
au.— Vordem hingegen wollte die Regierung die land⸗ 
airthschaftlichen Arbeiter nur so weit in Betracht ziehen, 
ilz sie bei Maschinen, bei Dampfkesseln, oder durch 
lementare Kräfie bewegten Betriebswerken zur 
berwendung kommen. Ein gleiche Meinungever— 
chiedenheit stand der Ausdehnung des Gesetzes auf 
die Transport- und Baugewerbe entgegen, während 
gunmehr nach 8 2 alle Arbeiter und Betriebs⸗ 
beamten (letztere bis zu 2000 Mk. Jahreseinkommen) 
nach den Vorschriften des Unfallversicherungsgesehes 
eegen Unfälle versichert werden sollen, wenn sie 
»eschäftigt sind: 1. von den Post- uud Telegra— 
vhenverwaltungen, oder von der Verwaltung einer 
Fisenbahn oder Straßenbahn, im Betriebe oder bei 
der Ausführung von Bauten; 2. in gewerbsmäßigen 
Fuhrwerks-⸗, Binnenfahrts- und Flößereibetrieben, 
im Prahm- oder Fährbetriebe, sowie dem Gewerbe⸗ 
betriebe der Treidelei; 3. im gewerbsmäßigen 
Speditions⸗, Speicher- und Kellereitßetriebe; 4. im 
Gewerbebetriebe der Güterbestätiger, Schaffner, 
Wäger, Messer, Schauer und Stauer. — Mit 
großer Freude muß es uns erfüllen, daß angesichts 
zieser das Unfallversicherungsgesetz wesentlich er— 
gänzenden Vorlage die Pfalz aufs Neue in der 
dage ist, jenen ihrer Vertreter in den Reichstag zu 
entsenden, dessen Hingabe, Fleiß und Einsicht, wir 
zum nicht geringen Theil mit die Grundlagen der 
diesbezüglichen ersten gesetzlichen Maßnahmen zu 
hanken haben. Wir dürfen stolz darauf sein, daß 
derr Dr. Buhl auch diesmal wieder sich zum An— 
walt des kleinen Mannes und des Arbeiters bereit 
iinden lassen, und an der Berathung des bedeut— 
amsten Gesetzentwurfs der diesmaligen Reichstags- 
riession wiederum Theil nehmen wird 
Politische Uebersicht. 
* Aus allen Wahlkreisen des deutschen 
Reiches liegen jetzt die Resultate vor. Darnach 
ind 101 Stichwahlen erforderlich, nur 296 Abge— 
ordnete sind im ersten Wahlgange definitiv gewählt. 
Von diesen letzteren kommen auf die Deutsch-Frei— 
innigen 29, auf die Sozialdemokraten 9, Volks— 
partei 2, Nationalliberale 42, Konservative beiderlei 
Schattirung 84, Centrum mit Welfen 98, auf die 
Polen 17 und Elsaß-Lothringer 14. 
Der kommende Reichstag dürfte wahrschein⸗ 
lich auch mit dem Bau des Nordostsee— 
danals befaßt werden. Hinsichtlich der Steuer⸗ 
Vorlagen steht noch die Entscheidung darüber aus, 
b und wie weit die unerledigten Vorlagen der 
setzten Session wieder eingebracht werden sollen. 
Zunächst scheint es, daß man die Erhöhung einiger 
Sätze des Zolltarifs, welche in der letzten 
Session eingebracht worden war, wieder und zwar 
nach mancherlei Anzeichen in erweitertem Umfange 
porlegen und ganz besonders eine Erhöhung der 
Betreidezölle durchzusetzen suchen werde. 
Der neue Reichstag wird manche bewährte 
Parlamentarier nicht wieder sehen. Der bisherige 
Besammtvorstand des Hauses hat recht erhebliche 
dücken erfahren. Nicht wiedergewählt sind u. A. 
er Präsident von Levetzow, während der zweite 
Lizepräsident der letzten Session, Hoffmann, ein 
nuf allen Seiten des früheren Reichstages wegen 
eines maßvollen Auftretens gleich beliebter Mann, 
n die Stichwahl kommt; das gleiche Schicksal fteht 
dem langjährigen Schriftführer Dr. Eysold bevor. 
Nicht wiedergewählt ist aber auch der Nestor unserer 
Parlamentarier, Herr von Bockum-Dolffs. Seit 
1847, wo er als Mitglied des vereinigten Land— 
ags erscheint, begegnen wir ihm in allen Parla— 
nenten und zwar 1849 bis 1851 als Mitglied der 
ersten Kammer, seit 1852 ununterbrochen als Mitglied 
zes Preußischen Abgeordnetenhauses, seit 1871 als 
Mitglied des Reichstages in allen Legislaturperioden. 
herr v. Bockum-Dolffs tritt am 19. Fehruar k. 
J. bei vollster körperlicher und geistiger Frische in 
sein 84 Lebensjahr. Er hat wiederholt die Legis— 
aturperioden der Parlamente als Alterpräsident 
röffnet. So weit sich bis jetzt übersehen läßt. 
dürflen, nach Annahme der „Magdeb. Zig.“, die 
Beschäfte des Alterpräsidenten nunmehr dem Abg. 
Dr. Windthorst zufallen. 
Wie der Aufenthalt, welchen Anfangs September 
das deutsche Panzergeschwader bei der Umschiffung 
bvon Jütland erfuhr, die militärische Vortheile einer 
kurzen Schifffahrtslinie zwischen Kiel und Wilhelms- 
jafen ins richtige Licht stellt, so illustriren die 
Unfälle des „Gneisenau“ und der „Undine“ die Be— 
deutung des Nor dsee-Canals fur die Sicher⸗ 
zeit des Verkehrs zwischen den beiden deutschen 
Reichskriegshäfen. Nachdem inzwischen Herr Dahl— 
tröm gegen die Zusicherung eines Kaufpreises von 
30 000 Mark für den Fall der Erbauung des 
Tanals sich damit einverstanden erklärt hatte, daß 
die von ihm vorgelegten generellen Vorarbeiten 
zur Unterlage für eine entsprechende Credit-Forder— 
ung gemacht werden und damit das allein noch 
fehlende Material für die Begründung des letzteren 
nunmehr beschafft ist, darf der baldigen Vorlegung 
des Planes an die gesezgebenden Körperschaften des 
deutschen Reiches entgegengesehen werden. Der 
Dahlström'sche Kostenanschlag für den Nordostsee— 
canal nimmt einen Gesammtkostenbetrag von 
107 400 000 Mtk. in Aussicht, welche sich folgender— 
naßen vertheilen: Grunderwerb und Nu tzungs-Ent- 
chädigungen 6 800 000 Mk.; Erd- und Bagger⸗ 
arbeiten 18794 341 Mark; Befestigung der Ufer 
und Böschungen und Bezeichnung des Fahrwassers 
in den Seen 3701887 Mk.; Hafen- und Quai— 
Anlagen, Schleusen, Siele xc. 17519394 Mark; 
zrücken und Fähren 3720240 Mk.; Gebäude 
575 100 Mk.; Betriebs-Einrichtungen und maschi— 
ielle Anlagen 1221 245 Mtk.; insgemein 25 67 793 
Mark., was zusammen 107 400 000 Mk. ergiebt. 
Diesem Kostenanschlag steht übrigens ein im Mini— 
terium für öffentliche Arbeiten bearbeiteter Anschlag 
zegenüber, welcher in Rücksicht auf die Erweiterungen, 
die das Dahlström'sche Projekt erfahren soll, in 
einzelnen Ansäten höhere Kosten in Aussicht nehmen 
mußte. 
Es tritt immer mehr zu Tage, daß die deu t sche 
Sozialreform mehr oder weniger in allen 
Ländern Europas Nachahmung findet, daß sie 
aberall den Trieb geweckt hat, sich mit der Siche⸗ 
rung der Existenz des unbemittelten Mannes zu 
beschäftigen. In Frankreich hat schon Gambetta 
die Bedeutung der deutschen Sozialreform begriffen 
und seine Landsleute zu ähnlichem Vorgehen an⸗ 
geregt. Lange dauerten die betreffenden Vorarbeiten 
und Nachforschungen, doch ist man endlich zu gesetz⸗ 
geberischen Maßnahmen gelangt. In den letzten 
Tagen des Oktober beschäftigte sich nämlich das 
Abgeordnetenhaus mit der eingehenden Aenderung 
des Gesetzes von 1850 über die Altersversorgungs- 
kasse, welche fortan Caisse nationale heißen und 
pom Staate dotirt werden soll. 
Die Presse der Niederlande beschäftigt 
sich in freundlichster Weise mit der Kolonial— 
pohitik Deutschlands. Was Deutschland 
berlangt, sagt dieselbe, ist, daß deutsche Aus— 
wanderer überall, wohin sie sich wenden, Deutsche 
hleiben sollen. Gehen sie in englische Kolonieen, 
so ist die zweite Generation englisch, während der 
Deutsche in einer deutschen Kolonie Deutscher 
bleibt. Dasselbe Resultat würde erzielt, wenn sich 
zie Deutschen nach einer holländischen Kolonie 
venden würden, und zwar nach einer Kolonie,