Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Smtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 4— einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen MA 75 —, einschließli 
„à Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheiun 15 4, Neclamen 30 4. Vei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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V 222. Sonntag 16. November 1884. 
19. Jahrg. 
Politi r t. wißte Schachtel zu 45 Pfennig. Was nun die 
VPolitische Uebersicht Schachtel, die, wie gesagt, in St. Ingbert zu theuer 
var, kostet, kann sich jeder annähernd selbst aus— 
rꝛechnen. Die Dummen werden eben, wie Dr. Bock 
agt, nicht alle. 
*— In der am 13. November statigehabten 
7. Sitzung des pfälzischen Landrathes referierte 
herr Janson über die Rechnung der Kreis— 
rmen- und KrankenAnstalt Fran— 
enthal pro 1883. Der Bevölkerungsstand der⸗ 
elben beziffert sich pro 1883 durchschnittlich auf 
390 Zöglinge. Die Rechnung zeigt pro 1883 
ine Einnahme von 208,680 Mt. 28 Pf. eine 
Ausgabe von 204,816 Mt. 27 Pf. und einen 
bermögensstand von 522,703 Mk. 70 Pf. — 
leber das Rechnun swesen der Kreis-Irren⸗-Anstalt 
dlingenmünster pro 1883 referierte Herr Dr.Zöller. 
Rie Gesammteinnahme der Anstalt beträgt 326,915 
Nark 14 Pf., die Gesammtausgabe 299,048 Mtk. 
)7 Pf. und der Vermögensstand 1,298,901 Mt. 
13 Pf. Für das Jahr 1883 wurden in der An— 
talt durchschnittlich 566 Pfleglinge und 89 Be— 
nienstete verpflegt. — Die vorgelegten Budgets der 
»eiden genannten Anstalten pro 1885 wurden mit 
inigen unbedeutenden Abänderungen angenommen. 
zum Schlusse referierte Herr Bartz über die Reech— 
iung des Dienstbotenstiftes für das Jahr 
8883. Dieselbe weist nach eine Einnahme von 
264 Mtk. 3 Pf., eine Ausgabe von 3076 Mark 
25 Pf. und ein Vermögen von 69887 Mt. 78 Pf. 
N Dellfeld, 13. Noo. Gestern fand unsere 
Hemeinderathswahl statt. Von den 11 seitherigen 
hemeinderäthen behaupteten 7 ihren Posten; 4 
vurden demnach neugewählt. Auch der bisherige 
Udjunkt, der Ackerer Adam Glahn, wurde mit 
iner Majorttät von 7 Stimmen wieder gewählt. 
sach der Wahl versammelte sich die Partei, welche 
en Sieg errungen hatte, bei Wirth Jakob Glahn 
u cinem Glase Bier. In freudiger Stimmung 
vurde hier der Wahlsieg gefeiert. Da erscholl um 
10 Uhr plötzlich wie ein Blitz vom Himmel der 
ttuf: Feuer! Lichterloh brannte das Haus des 
djunkten Adam Giahn, welches mit Früchten über 
ind über angefüllt war. In kurzer Zeit war es 
ollständig ein Raub der Flammen. Dieser traurige 
3zwischenfall wird allgemein für einen Alt der Rache 
ingesehen; es ist dies ein Beispiel dafür, zu wel— 
hen verwerflichen Handlungen die Wahlaufregung 
nanchen treibt. 
— Ein Knabe aus der Pfalz befand sich 
or einigen Wochen in dem lothringischen Grenz— 
xrte X., bei seinen dortigen Anverwandten auf 
zesuch. Am Sonntag Nachmittag nehmen ihn die 
dorfjungen, mit denen er schnell Kameradschaft 
jemacht hatte, mit in die Christenlehre. Der Orts— 
eistliche, der erst vor Kurzem seine Pfarrei ange— 
reten hatte und seine Pappenheimer noch nicht 
annte, wandte sich nun zufällig zuerst an unseren 
fremdling mit der Frage: „Nun, mein Lieber, 
age mir: Bist Du ein Christ?“ Unser pfälzischer 
zunge besann sich nicht lange, sondern gab ganz 
esolut zur Antwort: „Ne, Herr Paschdor! ich bin 
»Bayer!“ 
— Sonntag den 16. ds. Mts. findet im Gast⸗ 
haus zum „Weißen Bären“ in Kandel eine Ver—⸗ 
ammlung der Pfälz. Kampfgenossenschaft statt. 
zweck derselben ist Gründung einer Sterbkasse 
ämmtlicher Kriegervereine der Pfalz. 
— Se. Maj. der König hat dem Direktor der 
»fälzischen Eisenbahnen Karl Jak. Lavale in Lu d⸗ 
vigshafen die allerhöchste Bewilligung zur An— 
rahme und zum Tragen des kal. preußischen Kronen⸗ 
Irdens II. Klasse ertheilt. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 14. Nov. Die hiesigen Stich⸗ 
ruhlen hatten folgendes Resultat: Im 2. Wahl-⸗ 
reise ist Virchow (deutsch-freis). gewählt mit 
3,790 Stimmen gegen Stöcker (kons.) mit 15,851; 
n 3. Wahlkreise Munckel (deutsch-freis.) mit 
3,212 St. gegen Brecher (christlich-sozial) mit 
107; im 5. Wahlkreis Eugen Richter mit 
.943 St. gegen Cremer (ultram.konserv.) mit 
891; im 6. Wahlkreis Hasenclever (Soz.⸗ 
dem.) mit fast allen abgegebenen Stimmen. (Wäh— 
end Berlin seither durch durch 6 Fortschrittler im 
eichstag vertreten war, hat es diesmal nur 4 
rortschrittler (Löwe, Virchow, Munckel und Richter) 
wie 2 Sozialdemokraten Singer und Hasenclever)] 
s Vertreter gewählt.) 
Berlin, 14. Nov. Der Entwurf des Reichs— 
us pro 188586 ist mit kaiserlicher Genehmigung 
„tgestellt und zwar in Einnahme und Ausgabe 
uf 622,942,357 Mk., davon 557,407,592 Mk. 
xtdauernde, 65,534,765 Mk. einmalige Ausgaben. 
die gewöhnlichen Einnahmen ergeben einen Fehl— 
etrag von 19,949,239 Mk., der Mehrbedarf der 
lusgaben beträgt 22,298,879 Mk., so daß im 
zanzen 24,24 1,118 Mk. bei den Matricularbei— 
aaen in Zugang gestellt werden müssen. 
Berlin, 14. Nov. Der Afrikaforscher Stan— 
u eist heute Morgen hier eingetroffen. Mit ihm 
imen noch der amerikanische Delegirte General 
zandfort und der Vorsitzende der internationalen 
frikanischen Gesellschaft, Oberst Strauch. 
Auslaud. 
Paris, 13. Nov. Der Kabinetsrath hat 
eute Vormiktag die Listenwahl im Grundsatz an— 
cnommen. Jules Ferry theilte Depeschen mit, 
»onach General Gordon auf der Reise von Khar— 
um nach Berber erschossen worden ist. 
Paris, 14. Nov. Ackerbauminister Meline 
geilte heute der Zolltarif-Kommission mit, die Re— 
gierung habe beschlossen, den Antrag auf Einführung 
ines Eingangszolles auf Getreide zu unterstützen, 
ei aber der Ansicht, der vorgeschlagene Zoll von 
Franken per Zentner sei zu hoch, da er 20 pCt. 
es Getreidepreises gleich komme. Der Zoll dürfe 
menfalls 2 Franken übersteigen. 
kokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 14. Nov. In der letzten 
ↄtrafkammersitzung des kgl. Landgerichts Zweibrücken 
burde die Berufung der beiden Schmelzarbeiter 
tikolaus Hirsch und Johann Klemmer von 
ner, welche dieselben gegen ein Urtheil des hiesigen 
schöffengerichtes das sie wegen vorsätzlicher gemein— 
haftlicher Körperverletzung mit einer Gefängnißstrafe 
on je 3 Monaten 14 Tagen belegt hatte, ver— 
dorfen. 
»St. Inabert, 15. Nov. Eine vorgestern 
ogehaltene Treibjagd der Herren Mettz in Luxem⸗ 
urg hatte ein sehr günstiges Ergebniß, indem 1 
Volf, 3 Rehbücke, 5 Sauen, 7 Füchse, 16 Schnepfen 
49 Haasen erlegt wurden. 
St. Ingbert, 15. Nov. EEingesandt) 
was nicht alles in der Welt möglich ist! Wollte 
a am verflossenen Jahrmarkte eine Frau von hier 
me Schachtel kaufen, um ihren Kopfputz darin 
wufzubewahren. Da ihr aber der Preis zu 40 
Fennig zu hoch schien, so faßte sie den Entschluß 
ielbe in Saarbrücken zu kaufen. Richtig! Am 
uden Tage fuhren Maun und Frau auf den 
*uLuruttt nach Saarbrücken und kauften die be— 
Vermischtes. 
F In nächster Zeit werden, laut amilicher 
Bekanntmachung, neue Noten der Reichs— 
»ank zu 100 Mark und zu 1000 Mark ausge— 
gehen werden. Die Hundertmarknoten sind in 
Rlauem Kupferdruck mit Aufdruck der Nummern 
ind des Stempels in rothem Buchdruck hergestellt. 
zei den Tausendmarknoten ist der Kupferdruck in 
zrauner, der Aufdruck der Nummern des Stempels 
vurch Buchdruck in rother Farbe bewerkftelligt. 
fine eingehende Beschreibung der Noten ist im 
Reichsanzeiger“ vom 12. November veröffentlicht. 
FHanau, 14. Nov. Heute Mittag, 12 
Uhr, fand ein Zusammenstoß von zwei Zügen 
wischen dem hiesigen Ostbahnhof und der Pulver⸗ 
tabrik statt. In Folge dessen haben 15 Personen 
den Tod gefunden und viele sind verwundet worden. 
F Gera, 18. Nov. Der Zoologe Brehm ist 
in Renthendorf bei Gera gestorben. 
Ein junger Mensch aus Waldenheim, 
Thüringen), welcher im Jahre 1870,71 den Feld— 
iug mitmachte, war seit dieser Zeit verschwunden. 
da alle Nachforschungen nach demselben vergeblich 
lieben, wurde, so schreibt die „Neue Mülhauser 
zeitung“, allgemein angenommen, daß derselbe im 
reldzuge umgekommen sei. Er wurde datzer im 
zahre 1872 für verschollen erktärt, sein mütter— 
iches Erbtheil auf seine übrigen Geschwister über—⸗ 
ragen und für sein Seelenheil die üblichen kirch— 
ichen Cermonien verrichte. Am vorigen Montag 
aun stellte sich der Todtgeglaubte zum nicht ge— 
ingen Erstaunen plötzlich wieder bei seinen Ange— 
örigen ein. Er hatte sich während der ganzen 
Zeit in Paris aufgehalten, ohne daß es ihm ein 
inziges Mal eingefallen wäre, ein Lebenszeichen in 
eine Heimath zu schicken. 
FParis, 14. Nos. Offizielles Bulletin 
der Seine⸗Präfektur. Gestern sind hier 75 Todes⸗ 
älle an der Cholera (29 in der. Stadt und 46 
n den Hospitälern) vorgekommen. Von heute 
Mitternacht bis heute Mittag wurden 21 Todes⸗ 
älle konstatirt, hiervon in der Stadt 10 und in 
)»en Hospitälern 11. 
In der Schlacht bei Mars⸗la-Tour 
vurde der jetzige Bürgermeister von Seyda, Herr 
Hanzert, durch eine crepirende Granate so schwer, 
ramentlich an den Armen verwundet, daß die Noth⸗ 
vendigkeit der Amputation beider Arme geboten 
erschien und der Verwundete nur durch seinen 
energischen Protest sich vor der furchtbaren Ver⸗ 
tümmelung schützen konnte. Die zerschmetterten 
Arme heilten denn auch sehr langsam, stießen aber 
n der ganzen Zeit nicht weniger als 35 Knochensplitter 
seraus. Dieser Tage schien sich unter großen 
Schmerzen wieder ein Knochensplitter zu melden, 
ils aber der Patient nun den hiesigen Arzt um 
hülfe bat, zog dieser nicht einen Knochen-, sondern 
inen Granatsplitter aus dem Arm, den der Ver— 
odundete 14 Jahre lang mit sich herumgetragen hat. 
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— Der 15jährige Junge eines Gimmeldinger 
Weinkommissars, der kürzlich mit für seinen Vater 
zereinnahmten Geldern, etwa 600 Mk., verschwand, 
oll nach einer Rachricht der „N. Ztg.“ in Bremen 
ingfest gemacht worden sein. Heffentlich wird der 
ängstigte Vater nun den jungen Burschen in 
hlbarster Weise von der Unzweckmäßigkeit der 
aternommenen Vergnügungsreise überzeugen!