Full text: St. Ingberter Anzeiger

die Hälfte des schönen Schnurrbarts am Boden. 
Der Reichenauer verlangt jetzt 500 Mk. für die 
Verschimpfung seiner Fagade, der Thurgauer will 
nicht bezahlen, und so wird die Sache wohl vor 
den Richter kommen. 
München, 27. Nov. Der früh 11 Uhr 
von Regensburg in Miesau anlangende Posizug 
stieß im Miesauer Bahnhofe mit einem Rangirzuge 
zusammen, wobei 4 Personen -— ein Handwerks— 
hursche, ein Kondukteur, ein Postadijunkt und Fa— 
brikant Siebentritt aus Regensburg — schwer und 
8—10 Personen leicht verwundet wurden. 
Frankfurt, 29. Nov. Der Schauplatz 
einer schrecklichen Scene war gestern Abend der 
Main⸗Weserbahnhof. Der von Homburg um 11 
Uhr einlaufende Zug brachte auch die sich in fröh— 
lichster Stimmung befindlichen Mitglieder eines Ge⸗ 
sangvereins von Oberursel zurück. Unter ihnen 
befand sich auch der Tapezirer und Hausbesitzer 
Stoppany. Derselbe stieg eilig aus, aber auf der 
unrechten Seite, in dem Augenblick, als ein Ran— 
girzug passirte. Der unglückliche Mann wurde von 
der Lokomotive niedergeworfen und auf der Stelle 
getödtet. Es wurden ihm laut dem „Irkf. Journ.“ 
beide Beine und ein Arm abgefahren und der Brust⸗ 
kasten zerquetscht. 
Marburg. In der Universität hat sich 
der aus Magdeburg stammende Student der 
Chemie Dr. Niemeyer mittelst Cyankali vergiftet. 
Am Abend fand man ihn todt im Bette. Auf 
dem Nachitisch fand sich ein Zeitel vor, welcher 
nur die Worte enthielt: „Durch Cyankali vergiftet, 
Section verbeten!“ Es war die eigene Handschrift 
des Selbstmörders. Die Ursache zu dem ver⸗ 
zweifelten Schritte ist in Dunkel gehüllt, weshalb 
der Vorfall überall Befremden erregt. 
— Vorige Woche wurde in unmittelbarer Nähe 
der Stadt Neuß der Tagelöhner Joh. Schmiztz, 
39 Jahre alt, verheirathet und Vater von 4 Kindern, 
von einem Gber zerissen. Auf dem Wege 
dvom Neußer Bahnhof bis zur Waarenniederlage 
begegnete dem Unglücklichen ein wahrscheinlich aus 
Eifel stammender verfolgter Eber, den Schmitz, wie 
ein 10jähriges vor dem Wildschwein fliehendes 
Mädchen später aussagte, an sich zu locken versuchte. 
Das gereizte Thier nahm den Mann sofort auf 
warf ihn zu Voden und schlitzte ihm mit seinen 
Hauern den Unterleib auf, so daß die Eingeweide 
heraustraten. Darauf lief das Schwein fort. Der 
entsetzlich zugerichtete Arbeiter sprang auf und ver— 
suchte, mit den Händen den Unterleib zuhaltend, 
sich nach der Stadt zu schleppen, stürzte aber als⸗ 
bals zusammen und starb nach einigen Minuten 
fürchterlichr Qualen in Gegenwart verschiedener 
Personen, die inzwischen des Wegs gekommen und 
den schrecklichen Vorfall theils aus der Ferne noch 
mit angesehen hatten. 
Blutvergiftung beim Abziehen 
eines Hasen. Eine Hausfrauin Züllichau 
jog kürzlich einen Hasen ab. Bei dieser Vergif⸗ 
sung verwundete sie sich unbedeutend an einem 
Finger und ber kleine Schnitt wurde wenig be— 
achtet. Am andern Tage stellten sich jedoch bedeu—⸗ 
ende Schmerzen ein, nicht allein an der ganzen 
dand, sondern es hatte sich die Geschwulst und 
Entzündung bereits dem Arme mitgetheilt. Der 
ofort herbeigerufene Arzt konstatirte Blutvergiftung 
in Folge Leichengiftes und verordnete die ener— 
raischsten Schutzmaßregeln, welche, wenngleich eine 
schmerzliche, angstvolle Woche nicht verhüteten, so 
doch das gefährdete Leben der alten Dame außer 
Gefahr brachten. Mlthin ist wohl beim Abziehen 
von Wild die größte Vorsicht geboten, und stets zu 
empfehlen, sich beim Abhäuten der Handschuhe zu 
bedienen. 
F Der Hochverrats-Prozeß gegen die 
Anarchisten Reinsdorff und 7 Genossen wird am 
15. Dezember vor dem Reichsgericht beginnen. 
Gegen 50 Zeugen sind geladen. Die Anklagen 
hetreffen den bei Einweihung des Niederwald- 
Denkmals gegen den Kaiser geplanten Dynamit— 
Unschlag, die Explosion von mit Dynamit gefüllten 
Rohren zu Rüdesheim und die Explosion größerer 
Dynamitmengen in Elberfeld im Restaurart 
Willemsen. Bei Gelegenheit der Hauptverhandlung 
werden jedenfalls außerordentliche Sicherheitsmaß⸗ 
regeln ergriffen werden. 
F Ein Vernünftiger. Folgendes Inserat, 
velches rege Nachahmung verdient, findet sich im 
„Demminer Tageblatt“: „Bei eintretender Kälte 
muß ich wieder militärisch grüßen und bitte um 
Gegenseitigkeit. Sanitätsrath Dr. Pfeiffer. 
f Von einem gräßlichen Selbstmord 
auf offener Szene wird aus Marseille berichtet 
Waährend der gestrigen Aufführung des „Vergnü— 
zungszug“ trat die junge, blendend schöne Schau— 
spielerin Gabriele Geymona plötzlich vor die Rampe, 
riß einen Revolver aus der Tasche und schoß sich 
in den Mund. Die Unglückliche, die in einem 
Anfall von Geistesstörung die That vollführte, 
wurde schwer verletzt ins Spital gebracht. Eine 
Tragädie auf den Brettern, wie sie nicht schreck⸗ 
liche erdacht werden kann. 
F London, 28. Nov. Vormittags stieß nahe 
bei der Insel Wight der Schraubendampfer „Du— 
rango“ mit der Barke „Luke Bruce“ von Liverpool 
zusammen. Der „Durango“ ist gesunken, die 
Schiffsmannschaft, aus zwanzig Personen bestehend— 
umgekommen. 
F London, 29. Nov. Eine aus Hongkong 
Jeute bei Loyds eingegangene Depesche meldet, daß 
der Kessel an Bord des französischen Kriegsschiffes 
„Rigault de Genouilly“ auf Formosa explodirt und 
hierdurch 13 Personen der Mannschaft des Schiffes 
getödtet wurden. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme z. 
αXααιXä. 
Wenn doch einmal ein Loos zu 2 Mark 
angeboten wird, so greife man zu denen der VI 
und letzten Prämien-Collekte der Stadt—⸗ 
pfarrkirche zum heil. Kreuz in München-Giesing, 
deren Verloosung bestimmt am 11. Dezember dieses 
Fahres in München stattfindet. Die Giesinger— 
Lotterie ist reichlichst ausgestattet; Haupttreffer, wie 
30,000, 10,000, 5000, 2500, 4 à 1000, 6 
nal 500, 10 mal 300, 26 mal 200, 50 mal 
100, 100 mal 50 Mark ꝛc. ꝛc. kommen bei keiner 
anderen bayerischen Lotterie in solcher Anzahl vor. 
Man wird deßhalb gut thun, sich solcher Loose zu 
vergewissern, umsomehr als dieselben wirklich auf 
die Neige gehen, da der Termin zur Ziehung sehr 
nahe ist und alle Vorbereitung für die Ausspielung 
im Schrannenpavillon zu München getroffen sind. 
doose à 2 Mark erhält man noch bei allen Ver— 
taufsstellen. 
—————— 
Vertragsmäßige 
Wiederversteigerung. 
Samstag, den 6. Dezember 
1834, Nachmittags 4 Uhr, zu St. 
Ingbert in der Wirtschaft der 
Wittwe Poller, werden durch den unter— 
zeichneten kal. Notar 
gegen 
1. Anna, 2. Bertha und 3. Peter 
Badar, alle drei noch minderjährig, 
vertreten durch ihren Bruder Joseph 
Badar, Schlosser, in St. Ingbert 
wohnend, als Hauptvormund, — 
Beuesiciarerben der Verlassenschaften 
ihres allda verlebten led. Bruders Carl 
Badar, lebend Bäcker, und ihres nach 
demselben verstorbenen Vaters Peter 
Fadar, im Leben Ackerer und Fuhr⸗ 
maun daselbst, — wegen Nichtbezah⸗ 
lung der Erwerbspreise öffentlich ver⸗ 
tragsmäßig auf Eigenthum wieder 
dersteigert: 
Steuergemeinde St. Ingbert: 
Plan Nr. 3939, 314 70 qm 
Acker in der Au auf dem Hobels 
neben Heinrich Kunz Wittwe; 
Plan Nr. 3698, 4 4 10 qm 
Wiese im Eichertsbruch neben 
Farl Decarm Wittwe; 
Steuergemeinde Rohrbach: 
Plan Nr. 443, 444 und 445, 
53 2a 80 qm Acker am Kahlenberg 
neben Johann Abel Wittwe und 
Adjunkt Greß, mit Kiefern an⸗ 
gepflanzt; 
Plan Nr. 983, — vielleicht auch 
893 — 20 a 40 qm Acker 
hinter der Viehtrifft neben Johann 
Badar. 
St. Ingbert, den 21. Nob. 1884 
ICemmer, 
k. Notar. 
Vorschuss-Véreéin 
Eing. Genossenschaft St. Inghert. 
Sihanz am 80. Novovember s884. 
BPASSVMÆæ. 
parkassen-Conto 691915 
tammantheil-Conto 21531718 
Pratten⸗Conto 124654 0 
Jewinn- u. Verlust-Conto 5535 30 
)elcredere⸗Conto 7148 16 
ʒanken- u. Vereine-Contol 1759639 
Reservefond-Conto 34370 
Zins- u. Provisions-Conto 58550 
— Dividenden-Conto 14096 
Mark 902261 75 1 Mark 90226176 
St. Inghert, den 30 November 1884. 
HDer Vorssstancdl. 
JAhD I. IVDDhpis 
Mittwoch, den 3. Dezember 
Abends 8 Uhr bei Johann Weirich 
Vereinsabend. 
Zu recht zahlreichem Besuche ladet 
zöfl. ein 
D VOrSIAnMIVU. 
Jonto Corrent-Conto 
vechsel-Conto 
)arlehen⸗Conto 
dJassa-Conto 
Affecten⸗ Conto 
Mobilien-Conto 
Mmobilien-onfo 
1PIo PIo 225 — — 
II. Spessart-diehung 
Unwideruflich 
am 16. Dezember 1884. 
LIA. 200 MI. haur Gleld 
Loose à 2 M. bei A. & B. Schulor, München 
sowie allen Loosverkaufsstellen. 
—VEXX 
4-6 tüchtige Zimmerleute 
finden für die Zeit, daß im Freien 
weitergearbeitet werden kann', Beschaf— 
tigung bei 
PAUIL SiIMmon 
Zimmermeister 
in Sulzbach bei Saarbrücken. 
2 schöne Zimmer 
an eine stille Familie vermiethet 
Frau Hellenthal— 
Paßbnbofstraße. 
Bekanntmachung. 
Die öffentliche Gwinnziehung unserer Spessart⸗Lotterie 
für arme verwaiste Kinder findet 
F7 unwiderrusfsien X 
O Dienstag, den 16. Dezember 1884. 0 
unter notarieller Leitung in München statt. 
Der Ausschuß des St. Joh.Zweig.-Vereins. 
17144 Gewinne mit Mk. 114300. 
Hauptgew. Mk. 30000, 8000, 3000 ꝛ⁊c. baar Geld ohne 
eden Abzug. Günsliger als alle übrigen Lotterien. Das 9. Loos 
bereits ein Gewinn. 
Spessart Loose à Mb2 — 
nur noch bis Sonntag, den 14. Dezember 
hei der General ⸗Agentur A. & B. Schuler in München, bei der 
Hauptagentur für die Pfalz P. Rixius in Ludwigshafen a.Rh., 
sowie J Weirich Friseur: Frz. Wall Ruchhandlung bier. 
5 rg 
n 
it dur eh⸗ete ppi. Tueb- 
Anageltan — — 
— 2 nge ιιι 
— * 
s. Staubfreie 
2 g * 
Pferrevärzeo— 
von 
Reinhold Diezmann, Plauen i. 
empfiehlt à Packet 15 Vfqg. Her— 
Jakob Fries. 
Druck und Verlag von F X. Demeß in St Inahert