Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hinterrad ging dem Kinde über die Brust; zum 
Zlucke soll dieses jedoch keinen ernstlichen Schaden 
durch den Unfall erlitten haben. 
Der Siudirende der Theologie, Herr Nik. 
ayser von hier erhielt für das Jahr 1886 ein 
trei⸗Stipendium von 100 Markt. 
— Für Reisende. welche eine Tour aus der 
Pfalz ins Hessische machen, duürfte nachfolgende 
Zetaantnmachung der Direktion der pfälzischen Bah⸗ 
gen von Inieresse sein: „An die Reisenden, welche 
mit Relourbilleten J. Klasse oder II. Klasse nach 
iner der Stationen Osthofen, Oppenheim, Mainz 
zeinen direkten Schnellzug benützen wollen, find, 
da Schnellzug⸗Retourbillete vom i. Januar 1886 
ab nicht mehr aufliegen, auf Verlangen zu den 
RKtetourbilleten SchnellzugZuschlagbillete ab Worms 
nach der betreffenden Bestimmungsflation zu ver—⸗ 
abfolgen. Unsere betreffenden Einnehmereien er⸗ 
halten die benöthigten Schnellzug⸗Zuschlagbillete.“ 
Gegenwäriig macht wieder ein Artikel über 
Verjährung von Schuldforderungen 
die Runde durch die pfalzischen Blätter, der aus 
Muünchener Blättern stammt und fast alljährlich 
wiederkehrt. Die betr. Bestimmungen haben jedoch 
rür die Pfalz keine Geltung. Die bei uns in 
dunwendung kommenden Paragraphen des Code 
Napoleon iauten wesentlich anders. 
— Gemäß Aufstellungen des statistischen Bu⸗ 
reaus wurden im Jahre 1884 in der Pfalz 
geboren: 18,7388 Kinder männlichen und 12,797 
weiblichen Geschlechts. Im gleichen Zeitraum fanden 
15,118 Sterbefälle und 4994 Eheschließungen statt. 
A dDas Berwaltungs-Resultat des 
Einnehmer-Pensions⸗Vereins für das Jahr 1884 
ist folgendes: Die Einnahmen betragen 52,063 M. 
30 Pff, die Ausgaben 48,332 M. 92 Pf., sohin 
Baar Ueberschuß 3780 M. 58 Pf. Der Vermö⸗ 
gensstand Ende 1884 beträgt 239,725 M. 68 Pf. 
und hatte eine Mehtung von 6312 M. 40 pf. 
Unterstüßt wurden im Jahre 1884 50 Wittwen, 
22 Waisen, 1 Doppelwaise. 
R.Vonder Blies, 28. Dez. Zur Rich- 
tigstellung ihrer in Rr. 250 des „St. Ingb. Anz.“ 
gebrachten Nachricht bezüglich des Ballweiler Jagd⸗ 
unglücks diene Nachstehendes. Die Affaire spielte 
sich nicht im ersten Treiben. sondern vor Beginn 
der Jagd, während H. Adolf Müller von Wolfers⸗ 
heim die Treiber anstellte, ab. Der allzueifrige 
And deßhalb auch so unglückliche Schütze, Herr 
Beschäftsmann Rammel von Homburg, vernahm 
dag Anrücken eines Wildes, das noch ziemlich fern 
gewesen ist, legte fich flugs in's Feuer und — 
pauf!“ — saß der Schuß auf 8 friedlich bei 
inander stehenden Treibern, die noch ihrer zuzu⸗ 
weisenden Plätze harrten. Alle drei sind aus Blich 
veiler. Glucucher Weise ist keiner lebensge⸗ 
ährlich verwundet und sollen sich die zwei leicht⸗ 
berwundeten am Abende des Unglückstages noch 
zütlich gethan haben im Beite beim Bier. Der 
schwerer Verwundete mag wohl Schmerzen haben, 
aber da das „Silber⸗ oder Goldpflaster“ für die⸗ 
jelben doch gefordert werden wird, so dürfte die 
glänzende Aussficht hierauf dieselben etwas mildern. 
dem eifrigen Jünger Nimrods aber wollen wir 
zur Beherzigung für die Zukunft unsere alten 
Sprichwörier in's Gedächtniß zurücktufen: „Spiele 
nicht mit Schießgewehre“ ⁊c⸗ und „Schuster, bleib 
beim Leisten“ und will er letzteres durchaus nicht, 
so sei er „Nur kalt, kalt bis ans Herz heran“, 
befonders auf der Jagd: 
— Pirmasens, 22. Dez. Der hiesige 
Stadtrath hat für das Jahr 1886 das Schulgeld 
abgeschafft. 
Neustadt, 22. Dez. Der Buch⸗ und 
Steindruckereibesitzer Herr J. H. Ziegler ist im 
Alter von 47 Jahren gestorben. 
— Neustadt, 22. Dez. In einem Dorfe 
unserer Nachbarschaft ist einer Witiwe, welche eben 
im Begriffe stand, eine zweite Ehe einzugehen, der 
Bräutigam durchgegangen. Den dort üblichen 
Hochzeusschmaus, welcher erst nach vollendeter Trau⸗ 
ung eingenommen wird, ließ das Brautpaar sich 
schon im Voraus wohlschmecken. Der Braͤutigam 
erließ 14 Stunde vor der zur Trauung festgeseßzten 
Zeit unter dem Vorwande, daß er noch etwas zu 
resorgen hätte, die festlich geschmückte Braut; seine 
Ruͤckkehr wurde mit aller Ungeduld erwartet, aber 
zx zog es vor, unsichtbar zu bleiben. (N. B.«Z.) 
WLambrecht, 21. Dec. Von Schafzüch⸗ 
ern Nord. und Süddeutschlands werden an den 
sohen Reichstag Petitionen vorbereitet, welche die 
Tinführung non inganasraslen anf Snhafmalse aꝛum 
Zwecke haben. Die hiesige Tuchmacher ⸗Innung hat 
iun eine Eingabe an den Reichstag gerichtet, in 
velcher gebeten wird, ‚der Reichstag wolle einem 
Antrag auf Einführung eines Eingangszolles auf 
Wolle keine Folge geben, sondern einem solchen 
ine ernste Abweisung zu Theil werden lassen.“ 
(Pf. K.) 
Vermischtes. 
Trarbach a. Mosel, 19. Dez. Ein 
gestern Abend kurz vor 7 Uhr im Nachbarorte 
Traben ausgebrochenes Feuer legte binnen zwei 
Stunden nicht weniger als 12 Wohnhäuser mit 
erschiedenen Nebengebäuden in Asche. — Es ist 
zies seit August der zweite größere Brand in 
Traben; der erste legte 5 Häuser nieder. In 
Trarbach und in Trabes ist die Ansicht allgemein 
zerbreitet, daß Brände angelegt worden sind. Der 
Besitzer des Hauses, in welchem der Brand im 
August ausbrach, ist auch bereits vor die Assisen 
zerwiesen. 
Merzig, 22. Dez. Eine recht originelle 
Begebenheit passirte unlängst auf der Bahnhofstraße 
kin Merziger Einwohner, der viel mit Schweinen. 
imzugehen hat, führte ein solch Borstenthier aus 
em Sitalle des Herrn B—s, Bahnhofstraße. Das 
wei Centner schwere Borstenthier zeigte bei dem 
Transport große Widerspenstigkeit, da es wohl 
nerkte, daß dies sein letzter Gang sein sollte. Unter 
zielem Zerren und Antreiben gelrng es nun doch, 
as Thier bis zum Hause des Herrn Anton Gott⸗ 
ang zu bewegen, aber da plötzlich warf es sich 
im und machte von seinen Kräften Gebrauch. 
zeim Umdrehen gerieth es zwischen die Beine seines 
rührers, sodaß dieser verkehrt auf das kollossale 
chiere zu sitzen kam. Hopp, hopp, hopp, ging es 
etzt im Galopp Deusters Gasse hinauf über die 
zahnhofstraße dem Stalle zu. Zum Gaudium 
ller Anwesenden hatte der verdutzte Reiter in 
ezrmangelung einer Halfter schnell den Schwanz 
es Schweines ergriffen, um sich daran festzuhalten 
— und um dem Bilde die Krone aufzusetzen, auch 
ioch seinen erdenen Nasenwärmer, der ihm zu werth 
var fallen zu lassen, krampfhaft im Munde be⸗ 
salten. Es war ein originelles Bild, dieses Reiter- 
Bravourstück und das Lachen der Anwesenden konnte 
ast kein Ende nehmen. .(M. Zig.) 
FMainz, 21. Dez. Der zum Tode ver—⸗ 
irtheilte Doppelmörder Herbst hat das Rechtsmittel 
der Revision an dem Reichsgericht in Leipzig er- 
zriffen. 
F In Wertheim ist im Gymnasium die 
gyptische Augenkrankheit ausgebrochen; es mußten 
dereits 40 Schüler entlassen werden. 
F Konstanz, 20. Dez. Lieutenant Hellwig 
zefindet sich seit dem Freitag in der Kaserne in 
AUrrest; vor dem betr. Zimmer ist ein Posten 
uufgestellt. 
Kempten, 16. Dez. Der Oekonom 
J. Engelbrecht von Tannhausen wurde von seinem 
eigenen Hunde, einer Ulmer Dogge, förmlich zerrissen. 
F München, 28. Dez. Wie die „N. MN.“ 
jören, hat der kürzlich verstorbene Hof-Bankier 
Jos. Fehr. v. Hirsch für wohlthätige Stiftungen 
ind zur Vertheilung an Armen eine Summe von 
100,600 Mk, durch letztwillige Verfügung bestimmt. 
diese Zuwendungen sollen theils der Stadt Mün⸗ 
jen, theils den Landgemeinden Planegg und Um⸗ 
sebung uud zum Theil den israelitischen und an— 
eren Wohlthätigkeitsanstalten in München zufallen. 
F In Hannobder wurde ein Gastwirth zu 
zier Monaten Gefängniß verurtheilt, weil er sich 
en schlechten „Scherzẽ gemacht hatte, im, Tageblatt“ 
ine erdichtete Verlobungsanzeige zu veröffentlichen. 
*Hamm, 23. Dez. In der vergangenen 
tacht hat der geisteskranke Kaufmann Müttelmann 
ier seine Ehefrau und seine fünf Kinder dadurch 
jetödiet, daß er ihnen der Reibhe nach den Hals 
urchschnitt. 
F Den Dienstmädchen scheint mitunter 
zas Bewußtsein davon ganz entschwunden zu sein, 
aß planmäßiger Ungehorsam gegen die Diensiherr⸗ 
hhaft nicht nur ihre Dienstentlassung, sondern auch 
hre Bestrafung auf Grund der Gesindeordnung 
ur Folge haben kann. Das Berliner Schöffenge⸗ 
icht hatte Gelegenheit, in einem derartigen Falle 
zas Bewußtsein der Betreffenden zu schärfen. Ein 
zei einem Kaufmann in Dienst stehendes Mädchen 
üstete sich eines Tages, als die Herrschaft ausgehen 
vollte, ebenfalls zum Ausgehen und ging schließlich 
k aller Perbote auch wirklich forf Der Herr— 
chaft blieb nichts übrig, als die Widerspenstige 
nus dem Dienste zu entlassen. Das Schöffengericht 
„erurtheilte das Mädchen noch nachträglich zu 6 
Mark Geldstrafe oder drei Tagen Haft. 
FParis, 17. Dez. In Bordeaux duellirte 
sich der Yjährige Clemens Boucher und der 10jährige 
Max Foulon auf Pistolen. Die Waffen stahlen 
sie ihren Eltern. Foulon, als der Geforderte, hatte 
den ersten Schuß, er zielte und traf den kleinen 
Boucher mitten in die Brusft, der mit einem lauten 
Aufschrei zusammenbrach. Zwei Tage darauf ist 
der arme Knabe der Verletzung erlegen. 
F Ein schrecklichs Grubenunglück er— 
eignete sih am 22. Dezember in Nanticoake, 
Pennsylvanien. Die Decke einer Grube brach zu⸗ 
sammen, worauf Wasser in die Grube drang. Die 
Arbeiter mußten 1000 Fuß bis zum Schacht laufen, 
im sich von dem nachstürzenden Wasser zu retten. 
Die Letzten wurden jedoch vonden Sand und Trümmer 
nit sich führenden Fluten ergriffen und sie suchten 
eitwärts Schutz in einem Luftschacht. Es wurden 
ofort in denselben Stricke hinuntergelassen und es 
Jgelang so eine Anzahl Arbeiter, denen das Wasser 
jereits bis zum Halse reichte, zu retten. Allein 
26 Personen, darunter einige Deutsche, blieben in 
»er Grube eingeschlossen und als am andern Morgen 
1000 Arbeiter sich weigerten, die Arbeit aufzu- 
iehmen, ehe ihre Kameraden gerettet seien, begann 
nan einen 350 Fuß langen Gang zu graben, um 
'n die Kammer über dem Wasser zu gelangen. 
Bis zur Nacht war die Rettung der Eingeschlossenen 
noch nicht gelungen. 
Ghbierkampf in einer Mena— 
gerie.) Aus Philadelphia, 9. Dezember, melden 
zmerikanische Blätter: In der Menagerie von 
Forepaugh betrat ein Bändiger den Käfig des nu⸗ 
zischen Löwen Prince, welcher übler Laune war 
und den Bändiger angriff. Dieser ergriff die Flucht, 
ieß dabei die Käfigthier offen und viel zu Boden. 
Der Löwe setzte ihm nach, sprang jedoch über ihn 
vegn, dem Elefantenhaus zu und zu dessen offener 
Thür hinein. Der Elephant Bolivar, der größte 
etzt überhaupt in Gefangenschaft befindliche — 
tand schlafend bei dem Pfosten, an den er ange⸗ 
ettet war, als der Löwe ihn angriff. Nach kurzem 
Zampf hatte der Elephant den Löwen abgeschüttelt 
und trat ihn sofort todt. 
Amerikanischer Nationalstolz, 
dehrer: „Wie heißt der erste Mensch ?“ — Schüler: 
„George Washington“. — Lehrer: „Nein, Adam 
var der erste Mensch.“ — Schüler (verächtlich): 
‚„Ach ja, wenn Sie die Ausländer auch mitrechnen!“ 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Wemeg. 
Pndlich LKinmal 
inden wir in der Deggendorfer kathol. Kirchenbau⸗ 
ꝛdotterie einen Ziehungsmodus, der schon lange 
ehnlichst erwaritet wurde. Ein Rad enthält sämmt⸗ 
iche Loosnummern und ein zweites Rad sämmtliche 
Bewinne (mit Ausnahme der Kleinsten.) Jeder 
Gewinn wird Zug um Zug einzeln aus den beiden 
städern gezogen. Man kann gewinnen — nur 
baar Geld — in Gold oder Banknoten, ohne jeden 
Abzug: — Prämie und Haupitreffer 120,000 M. 
oder 70,000 M., 50,000 M., 20,000 M., 10,000 
M., 2mal 6000 M., 10mal 1000 M. und viele 
Bewinne zu 500 M., 200 M. ꝛc. Deggendorfer 
Ziehung vollständig gesichett und ohne Verschub 
Jachsthin Donnerstag 7. Januar. Loose à 2Mt. 
11 Loose 20 Mt. bei allen Verkaufstellen. 
Ich habe mir einen gründlichen Katarrh 
ugezogen, hört man oft und viele Personen sind 
u dieser Jahreszeit mehr oder weniger damit be⸗ 
allen. Selten jedoch wird einem solchen Katarrh 
ie Boͤsartigkeit zugetraut, welche derselbe bei Ver⸗ 
aachlässigung zeigt und es gibt viele Fälle, wo 
zungenschwindsucht und andere schwere Krankheiten 
adurch entstanden sind. Als Schutz- und Vor⸗ 
eugungsmittel verdient der ächte rheinische Trauben— 
ZrustHonig von W. H. Zickenheimer in Mainz 
allen empfohlen zu werden, welche an Beschwerden 
der Athmungsorgane zu leiden haben, da dieser 
ingenehme Saft die Eigenschaft besitzt, den Schleim 
u lösen, die Trockenheit und dadurch den Reiz 
um Husten zu mildern und zu heben, wodurch 
aldige Beseitigqung der lästigen Zufälle erzielt wird-