halten wird, haben bereits begonnen und wird
daffelbe ein ebenso großartiges, als eigenartiges
werden. —
7 München, 24. Dezember. Herr Max
Schufsel, Besitzer der Dampf ⸗Waschanftalt am
Wurmtanal, ist gestern im 28. Jahre plößzlich ge-
storben. Er schmückte mit seiner Idjahrigen Gattin,
mit der er erst sett 5 Monaten in glücklichster
Che lebte, den Christbaum; bei einer Frage an
seine Gemahlin. ob ihr's so recht sei, wankte er
ind brach zusammen. Ein Herzschlag hatte seinem
Leben ein jätes Ende gemacht. — Gestern Nach-
mittag nach Schulschluß betrachtete ein etwa acht⸗
jähriges ärmlich gekleidetes Mädchen mit sehnsuchts⸗
hollen Blicken die Auslage eines Kleidergeschäftes
im Rosenthal, als eine elegante Dame plößlich
hinzutrat, mit dem Mädchen einige Worte wechselte,
dasselbe dann in den Laden führte und ihm einen
boustandigen Anzug kaufte. Mit Dankes- oder
Freudenthränen in den Augen eilte die so unver⸗
hofft beschenkte davon.
München, 26. Dez. Se. st. H. Prinz
Ottto hat dem Veteranen⸗, Krieger⸗ und Kampf⸗
genossen Bunde 500 M. zu Unterstützungszwecken
uͤbermitteln lassen.
Hamburg, 24. Dez. Gestern gegen
Mitternacht fand in der Pulverfabrik Dün ehberg
bei Geesthacht auf bisher noch unaufgeklärte Weise
ein Explosion statt, bei welcher fünf Arbeiter
ihr Leben einbüßten. Das Gebäude, in welchem
die Explosion stattfand, ist vollständig zerstört.
Berlin, 22. Dez. Die Expedition
Schmidt von der ostafrikanischen Gesellschaft wurde
von Eingeborenen überfallen und zerstreut, Lieute⸗
nant Schmidt wurde in die Brust geschossen und
liegt im Spital zu Zanzibar.
Berlin, 24. Dez. Heute Vormittag hat
im Grunewald ein Duell zwischen Arthur Prins-
Reichenheim und Baron Ludwig Erlanger (wahr⸗
scheinlich ein Neffe des Chefs der gleichnamigen
Vauntfirma) stattgefunden. Beide sind unverwundet.
In Rußland werden gegenwärtig an vielen
Orien auf Staatskosten sogenannte Agrarbanken zur
Unterstützung der Landwirthschaft eingerichtet. Den
Nutzen derselben illustrirt Farst Meschischerski in
seinem „Tagebuch' wie folgt: „Ein Gutsbesitzer
hon dem die Bauern sein Land zu 14 Rubeln die
Desssjätine pachten, ertheilt ihnen nachstehenden prak—
tischen Rath: „Ihr Dummköpfe, kauft das Land
hoͤn mir!“ — ‚Ja, wir haben äber kein Geld.“
—,Wozu braucht Ihr Geld? Einigt Euch nur
unter rinander, mein Gut gemeinschaftlich zu 200
Rubeln die Dessjätine zu kaufen — denn billiger
bertaufe ich es nicht — und theilt es mir dann
mit, so werde ich Euch die Sache schon einrichten.“
— ‚Wie wollen Sie denn das machen? Das ver⸗
stehen wir nicht.“ — „Sehr einfach: Ihr braucht
nicht einen Rubel zu bezahlen. Die Regierung
vpird mir das Geld für Euch auszahlen; Ihr er⸗
haltet das Land und habt nach den Statuten der
Zant im ersten Jahre nichts zu zahlen; die 14
Rubel, die Ihr mir als Pacht zahlt, gewinnt Ihr
also rein, und in den folgenden Jahren könnt Ihr
auch nicht zahlen. Bis das Geld von Euch bei⸗
getrieben wird, dauert es lange, und wer weiß.
zo ez uͤberhaupt geschieht? Im schlimmsten Falle
wird Euer Land wieder verkauft; dann kaufe ich
es und verpachte es Euch wieder.“ Die Bauern
riefen: „Abgemacht!“ und der Verkauf geht glatt
vor sich.
Brüssel. Der Gemeinderath, ermuntert
von dem Beifall, den die von ihm angeordnete
Einführung des Kochunter richts in den Mäd⸗
schulen gesunden, fährt fort in seinen Bemühungen,
nicht nur die wissenschaftliche, sondern auch die
wirthschaftliche Ausbildung der Mädchen den Ver⸗
hältnissen des Lebens entsprechend zu gestalten. So
ist jetzt ein vollständiger theoretischer Jund prakti⸗
scher Lehrgang für das Waschen, Bleichen, Laugen
und Bügeln ẽingeführt worden. In dem umfang⸗
reichen Gebäude des Fädtischen Lehrerinnen⸗Semi-
nars sind die Einrichtungen für die praktischen
Uebungen getroffen worden, so daß die Schüle⸗
rinnen der höheren Töchterschulen zunächst damit
beginnen.
, Madrid 26. Dez. Der Expreßzug von
Sevilla nach Merida entgleiste diesen Morgen. Die
Lokomotive der Tender und 53 Waggons wurder
zu Atomen zersplittert, 2 Passagiere getödtet und
3 verlegt. * —
Fer erste weibliche Leibarzt.) Koönigin
Margherita von Jtalien hat Fräulein Doktorin
Marie Terns, welche in Zürich ihre medizinischen
Ztudien absolvirt hatte, zu ihrem Leibarit ernannt.
(Ein amerikanisches Riesenpro—
eki) So sehr man in der Neuzeit gewöhnt
vorden ist, die großartigsten Eingriffe in die Ge⸗
taltung unserer Erdoberfläche für die Zwecke des
Berkehrs gelingen zu sehen, so dürfte doch das
Projett des Amerikaners John C. Goodridge an
Zühnheit des Grundgedankens alles bisher Dage ⸗
vesene weit übertreffen. Es handelt sich dabei um
nichts Geringeres als um eine völlige Umgestaltung
des Klimas der Ostküste Amerikas von dem Nord⸗
nde Neufundlands bis Charleston, d. h. von nahe⸗
zu 30 Breitegraden. Bekanntlich liegt New-PYorl
unter derselben Breite wie Madrid und die jonischen
Inseln, Labrador unter der Breite Irlands. Und
doch hat New-York Wintertemperaturen wie Chri⸗
tiania, und Labrador hat im Vergleich zu dem
Jrünen Erin ein sibirisches Klima. Die Ursache
zieses Unterschiedes sieht unser Amerikaner darin,
daß die Wesiküste von Europa von den warmen
Wassern des Golfstromes, die Ostküste von Nord⸗
mmerika zwischen dem 30. und 60. Grad von den
alten Wassern eines Polarstromes bespült wird
Dieser aus der Hudsonsbay und der Davisstraße
ommende Polarstrom tritt zwischen Neufundland
und Labrador durch die Belle⸗Isle ˖Straße in den
Busen von St. Lorenz und zwängt sich von der
Südküste von Neufundland bis gegen Charleston
zwischen den Golfstrom und die Ostküste der ver—
einigten Staaten. Das Wasser dieses Polarstromes
hat häufig eine Temperatur unter dem Gefrierpunk!
uͤnd führr eine Masse Eisberge meilenweit in den
Busen bon St. Lsrenz ein. Man hat schon im
August 200 Eisberge gezählt, welche durch die
Belie · Isle⸗Straße eingeschwommen sind. Goodridge
ichlägt nun vor, diese Straße einfach abzusperren
und sieht vom technischen Standpunkt aus keine
Schwierigkeiten. Die Straße ist an der fraglichen
Stelle 10 englische Meilen breit und durchschnittlich
150 Fuß ties. Das Material ist zur Hand, da
die Stiraße mit Felsen bis zu 1000 Fuß Höhe be⸗
grenzt ist. Die Kosten schäßt der lühne Amerikaner
auf ungefähr 160,000,000 Mark. Was nun die
Wirkung des abgelenkten Polarstroms auf den
Bolfstrom betrifft, so glaubt der Urheber des Pro⸗
jekts, daß die Wassermasse, welche gegenwärtig durch
die Belle⸗Isle-Straße eintritt und welche größer
ist als die gesammte Wassermenge, welche dem At—
tantischen Ozean durch sämmtliche Ströme von
Neufundland bis zum Meerbusen von Mexiko, den
Mississippi eingeschlossen, zuströmt, eine Aenderung
in der gegenwärtigen Richtung des Golfstroms un—
fehlbar ausüben müßte. Er meint, der ganze
Bolfstrom müßte nach Süden gedrängt und ein
zut Theil Wärme von der Nordwestküste Europas
abgehalten werden. England würde ein Klima er—
halten, das dem jetzigen Labradors entspräche, und
die Ostküste der Vereinigten Staaten würde jene
Milde der Temperatur einnehmen, auf welche sie,
meint er freundlich weiter, infolge ihrer geographi-
schen Breite einen so wohl begründeten Anspruch
hdat. Nun läßt er seiner liebenswürdigen Phantasie
janz die Zügel schießen, versetzt bereits die gutt
Viktoria von England als Kaiserin nach Indien
ind läßt die Geschichtsbücher der neuseeländischen
Jugend von einer großen, mächtigen. untergegange⸗
den Stadt erzählen, die man einst London hieß
Das eisige Labrador hat sich dagegen in lachende
Befilde verwandelt und Neufundland ist zu einem
beliebten Winteraufenthalt für die Brustkranke feine
Welt von New-NYork geworden. Man sieht: Phan—⸗
tasie hat der Amerikaner, wenn auch gerade keine
ganz uneigennützige!
(Amerikanisch.) Ein Ehemann saß in
seinem Geschäftslokale, als ihm ein Brief überreicht
wurde, auf welchem er zu seinem Befremden die
Handschrift seiner Frau erkannte. Mit Bestürzung
las er: „Ich bin genöthigt, Dir etwas mitzutheilen,
was Dir ohne Zweifel unangenehm sein wird, doch
ist es meine Pflicht, Dich davon zu benachrichtigen
Ich bin fest enischlossen, daß Du es wissen sollst
möge daraus entstehen, was da will. Ich wußte es
schon, vor einer Woche, daß diese Prüfnng an mich
Jerantreten würde, aber ich hielt es geheim bie
Feute. wo denn endlich die Krisis eingetreten 's
und ich es nicht länger verheimlichen kann. Du
mußt mich nicht zu hart derurtheilen, sondern die
Sache nehmen, wie sie ist. Ich hoffe, daß es Dih
nicht zu sehr überraschen wird. — Das Mehl ist
alle. — Bitte sende mir etwas heute? Nachmittag.
Ich dachte, daß Du bei dieser Ari der Mittheilung
e8 nicht vergessen wirst.“
Gemeinnuũtziges.
(GHausmittel.) Eine englische metizinische
Zeitung versichert, daß sich ein laͤstiger Hustenanfall
sehr leicht dadurch beseitigen lasse, daß man während
des Ausathmens die Nase mit dem Daumen und
Zeigefinger fest zuhalte, dagegen frei einathme. Das⸗
elbe Mitiel, nämlich das Zuhalten der Nase befreit
hekanntlich auch von dem Schlucksen, der bisweilen
so beschwerlich wrd. — Ein italienischer Arzt,
Buastamachia, empfiehlt das allbekannte Katzenkraut
als unfehlbares Mittel gegen Zahnschmerzen, die⸗
selben mögen von Erkältung oder schadhaften Zäh⸗
nen herrühren. Man soll Blätter dieser Pflanze
zwischen den leidenden Fͤhn und den daneben
stehenden drücken, und nach zwei oder drei Minuten
würden die heftigsten Schmerzen nachlassen. If
das Kraut mit dem leidenden Zahn nicht in Ver—⸗
bvindung zu bringen, so soll man es kauen, was
dieselbe Wirkung hervorbringt. — Wir börten
übrigens dasselbe Kraut auch als ein Mittel rüh—
men, welches den verlorenen Geruch wieder herzu—
stellen im Stande sei, wenn man täglich mehrmals
Blätter dieser Pflarze zwischen den Fingern reibe—
und den Duft stark in die Nase einziehe.
Far die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme 3.
Wie wir aus ganz zuverlässiger Quelle erfahren
wird Herr Ernst Mey, Chef der Firma Mey un
Edlich, Plagwitz-Leipzig, in Verbindung mit einer
der bedeutendsten Fabriken der Gummi u. Gutta⸗
percha⸗Branche des deutschen Reiches und einer
ausländischen nach den neuesten und besten Ver—
fahren atbeitenden Rohstoff⸗Fabrik in aller Kürze
die Fabrikation der aus einer Pyroxilinsubstanz
herqgestellten Kragen, Manschetten und Vorhemd⸗
chen im großartigsten Maaßstabe aufnehmen.
Bis jetzt wurden diese Fabrikate aus Frank—
reich, England und Amerika nach Deutschland
eingeführt und unter dem Namen Celluloid⸗ oder
Gummikragen und ⸗Manschetten verkauft.
Bekanntlich lassen sich diese Kragen. die nie ihre
Form verändern, auf die einfachste Weise mit Seife
in einigen Minuten waschen und leisten jeden
Widerstand gegen Transpiration des Körpers.
Diese von Herrn Mey zu errichtende Fabri'
wird mit den allerneuesten technisch vervollkomm—
neten Maschinen und Utensilien im größten Style
errichtet werden und bei der Thatsache, daß die
Mey'sche Papierstoffwäschefabrik alle Concurrenz—
fabriken der Weit schon seit vielen Jahren über—
flügelt hat, kann man sicher sein, daß dieser neue
Industriezweig in Deutschland unter der bekannten
energischen Leitung des Herrn Mey zu großer
Blüthe gebracht wird, um so mehr, als die dabe
Betheiligten ja finanziell und maschinell bestens
fundirt sind
Noch nie
hatte ein Lotterie Unternehmen so enorme Gewinn
wie die Deggendorfer kathol. Kirchenbau⸗Lotterie
wobei mit nur 2 Mark gewonnen werden können
120,000 Mk. oder 70,000 Mt., 50,000 Mark
20,000 Mk., 10,000 Mk., 2mal 6000 Mk., 10ma
1000 Mk. und viele Gewinne zu 500 Mk., 80 Mt.
60 Mk. ꝛc. Der Absatz der Loose ist dieser be
deutenden — nie dagewesenen — Gewinne weger
ein so flotter, daß der erstfestgesetzte Ziehungsia
7. Januar — Donnerstag nächsthin — nicht allein
gesichert ist und eingehalten wird, sondern daß vor
aussichtlich noch vorher alle Loose ausverkauft sein
werden. Deßhalb sehe Jeder sich rechtzeitig vo
mit Deggendorfer Loosen à 2 Mark. Für 20 M
11 Voose.