Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltung 
Zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 S einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.)4 75 4, einschließli 
0 ¶ Zustellungkgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Juseraten aus der Pfalz 10 H, bei außerpfälzischen und solche⸗ 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I35 A. Neclamen 30 A. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 33. Sonntag, 15. Februar 18883. 
20. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Rom, 13. Febr. Die Vorbereitungen der 
dritten großen Expedition nach Afrika wurde 
uspendirt. 
London, 12. Febt. Der „British Austia⸗ 
lafian“ veröffentlicht folgendes Kabal ⸗Telegramm: 
„In Neu⸗Seeland herrscht große Aufregung in 
Folge der Mittheilung, daß Deutschland die Samoa⸗ 
Inseln annektirt hat. Der englische Konsul pro⸗ 
testirte, die Situation ist ernst.“ 
London, 13. Februar. Eine Depesche Ge—⸗ 
neral Wolseley's meldet: „Ein Soldat fand in der 
Nähe der durch die Kolonne Earle's genommenen 
Position die Kopie eines Briefes des Gouverneurs 
don Berber an den Gouverneur des Distrikts 
Kerbekan, worin Ersterer mittheilt, das er ein 
—Schreiben des Mahdi erhalten habe, worin dieser 
anzeigt, daß Khartum am 26. Januar genommen 
VBordon getödtet und die Dampfer und Boote des 
elben erbeutet worden sind“ 
das Krankenkassengesetz überhaupt, sondern nur 
gegen die Bestimmung, daß auch ledige Arbeiter⸗ 
innen in einem gewissen Falle unterstuͤtzt werden 
'ollen. Die Arbeiter glauben, daß sie nicht ge⸗ 
zwungen werden dürften, für andere Sündengeld 
zu zahlen und daß durch diese Bestimmung die Un— 
ittlichkeit nur wachse. 
— Ueber das Vermögen des Buchdruckerei⸗ 
besitzers Ferdinand Worthoff in Kaiserslautern, 
Verleger des daselbft erscheinenden „Pfälzischen 
Volksbl.“, ist unter dem 10. Februar Konkurs er⸗ 
öffnet worden. 
Der Reichstag setzte am Donnerstag die 
Beneraldebatte über die Zolltarifaovelle fort. Abg. 
Damberger erklärte, die freisinnige Partei werde an 
hrein Widerstande gegen die neue Wirthschafts⸗ 
politik festhalten und sich durch keine Niederlagen 
rre machen lassen. Der Reichskanzler Fürsit 
Bismarck ergriff dann das Wort und erklärte, 
venn man immer von der Benachtheiligung der 
Armen zu Gunsten der Reichen spreche, so sei zu 
Jerücksichtigen, daß die Reichen auf beiden Seiten 
äßen. Bisher habe der Staat der Landwirthschaft 
eit 830 Jahren nur steigende Lasten auferlegt. 
Bisher sei das inländische Getreide noch immer 4 
zis 5 Mal höher besteuert, als das ausländische. 
daß das Ausland Zoll trage, darüber sei man im 
Auslande überall einig. Troß des erhöhten Zolles 
verde übrigens das Getreide nicht theurer werden, 
denn das Ausland werde sich den Zoll gefallen 
assen müssen, wenn es sein Getreide überhaupf 
'os sein wolle. Die Landwirthschaft leide in hohem 
Maße unter diesem Nothstande. Ueberall seien die 
Werthe gestiegen, nur die landwirthschaftlichen nicht. 
die Lasten, welche dem inländischen Landwirth⸗ 
chaftobetrieb auferlegt waren, sollen nun der aus⸗ 
ländischen Konkurrenz auch auferlegt werden. Bei 
dem Holzzoll gelte dasselbe. Besonders der 
russische Holzhandel, der den Verkehr durch Deutsch⸗ 
'and nicht entbehren könne, werde bei diesem Zolle 
engagirt. Der Reichskanzler betonte dann: „Ich 
zin jetzt ganz entschieden für den Schutzzoll, wenn 
ch auch früher nur Finanzzölle gewünscht habe“ 
ind fuhr dann fort, indem er seiner Meinung 
Ausdruck gab, in der ganzen bisherigen Diskussion 
—— 
eine Kalamität sei, nicht widerlegt worden, und das 
sei die Hauptsache. Der landwirthschaftliche Jur⸗ 
beiter wisse sehr wohl, daß es ihm gut oder schlecht 
zehe, je nach dem Ergehen seines Brodherrn, des 
Landwirthes. Der Reichstag werde die Holzzölle 
wohl an eine Kommission verweisen, dagegen bitie 
er (der Kanzler), man möge die Kornzölle nicht an 
eine Kommission verweisen, denn je schneller diese 
Frage erledigt werde, desto vortheiihafter sei es für 
die Landwirthschaft und den Fiskus. Nachdem noch 
d. Puttlamer für, Möller gegen die Vorlage ge— 
sprochen hatten, wurde die Debatle gegen die Stim⸗ 
men der Deutschfreisinnigen, der Sozialdemokraten 
und der Volkspartei geschlossen und die Vorlage 
an eine 21gliedrige Kommission verwiesen. Die 
bolzzöslle gehen an eine besondere 21gliedrige Kom 
—8 Die Getreidezölle werden im Plenum be⸗ 
cathen. 
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Vermischtes. 
FSaarbrücken, 12. Februar. Für den 
Prinzen Carneval scheint das hiesige Bürgermeister⸗ 
amt nicht viel übrig zu haben. Es erläßt nämlich 
folgende Bekanntmachung: „Nach den bestehenden 
Polizeiverordnungen ist jeder, welcher sich während 
der drei Faschingstage derkleidet oder maskirt auf 
den Straße sehen läßt, verpflichtet, eine für den 
Tag der Ausstellung giltige Karte zu lösen, welche 
auf dem Polizei⸗Amte gegen Erlegung einer Ab⸗ 
gabe von 50 Pf. ertheilt wird· 
F Folgende Jagdgeschichte wird aus Lauf—⸗ 
fohrr, im Kanton Aargau, einem badischen Blatte 
zemeldet: Auf der Wildschweinpürsche hatten zwei 
altberühmte Jager Glück; zwei Säue standen fest 
wie die Sägeböcke und schienen in Ergebung der 
Kugeln zu warten, die da kommen sollten. Und 
dennoch ereignete sich das Unglaubliche: die treff⸗ 
sicheren Schützen fehlten. Wie das iam? Es ist 
eine merkwürdige Geschichte wildschweinischer Hinter⸗ 
list. Die Jäger hatten sich in weiser Besonnenheit 
verabredet, welcher der Saue ein Jeder den Garaͤus 
machen wolle; der Eine waählte die mit dem geraden, 
der Andere die mit dem geringelten „Schwänzii“. Als 
sie aber losdrücken wollten, geschah etwas Merk⸗ 
würdiges: die mit dem geraden Schwänzli ringelte 
dasselbe, und die mit dem geringelten streckte das 
ihrige. Die Nimrode wurden lkonfus, fehlten beider⸗ 
seits und die „Säuli“ liefen freudig grunzend ob 
des gelungenen Schabernacks von dannen. 
F Mäuünchen, 12. Februar. Das heute aus— 
gegebene Justizministerialblatt Nr. 2 veröffentlicht 
das Verzeichniß der in den Rechtsanwaltslisten der 
t. bayer. Gerichte eingetragenen Rechtzanwälte nach 
dem Stande von 1. Jan-ifd. Is. Hienach treffen 
auf, den Oberlandesgerichtsbezirk München 204 
Rechtsanwälte; auf den Oberlandesgerichtsbezirk 
Zweibrüchen 40, Bamberg 82, Nürnberg 88, 
Augsburg 75. Die Gesammtzabl der Rechtsan⸗ 
välte beträgt 488. 
r. Das böse Gewissen. Der Münchener 
dorrespondent der „Fr. Z.“ schreibt: Laut einer 
Bekanntmachung der hiesigen Polizei hat sich am 
Sonntag ein Lebensmüder in der Isar ertränkt. 
Wie nun ein hiesiges Blatt meldet, haben sich bis 
gestern Dienstag bereits sieben Ehefrauen auf der 
Bolizei gemeldet, deren Männer alle seit Sonntag 
nicht wieder in ihr trauliches Heim zurückgekehri 
ind. Die Weiber befürchteten sämmtlich, daß der 
Lebensmüde ihr treuer Gatte gewesen uͤnd wegen 
fortgesetzten Familienstreitigkeiten sich das Leden 
genommen haben könnte. 
FOtto Krugsv. Nidda. Dieser Tage ist 
in Berlin nach langen Leiden der frühere Direktor 
der Abtheilung für Bergwerke, Hütien und Salinen 
im Ministerium für Handel. Gewerbe und öffent. 
Lokale und vfälaische Nachrichten. 
*Siti Ingbert, 14. Febr. In der letzten 
Schöffengerichtssitzung dahier wuͤrde 
u. A. die Johanna Bickel von hier wegen Beleidi— 
zung des Herrn Lehrers Schindler zu 4 Tagen 
Befängniß und zu den Kosten des Verfabrens ver— 
irtheilt. 
*St. Ingbert, 14. Febr. Gestern Nach— 
mittag wurde hier das 8*4jährige Kind des Berg— 
mannes Horst beerdigt, das zwei Tage vorher 
iuf schauderhafte Weise seinen Tod gefunden hat. 
Das Kind stand an einer Kiste, auf welcher seine 
Mutter Erbsensuppe anrichtete. Unversehens griff 
»s in die Schüssel, wodurch diese umschlug und 
hren glühend heißen Inhalt dem bedauernswerthen 
kleinen üher Hals und Brust ergoß. Die dadurch 
jervorgerufenen Verletzungen waren so schwer, daß 
das Kind denselben schon uach kurzer Zeit erlag. 
— Aus der Pfalz, 11. Februar. Im 
Weinhandel war es letzter Tage etwas lebhafter, 
vie auch die Abforderung von Proben, besonders 
jesserer Weine des unteren Haardgebirges, eine 
degere ist, was auf flotteren Gang des Verkaufs 
ür nächste Zeit schließen läßt. Die Nachfrage nach 
Weinen des oberen Haardigebirges ist zur Zeil 
noch immer nicht im Verhältniß zum Angebot. 
1000 Liter 1884er wurden bezahlt in Gleisweiler 
mit 285—315 M., in Böchingen mit 260 —-300 
M. in Frankweiler mit 270 — 800 M. und in Burr⸗ 
vpeiler mit 300 -325 M. — Die für den 2 
Maärz in Neustadt angesetzte Weinversteigerung des 
herrn G. Schäfer findet vorerst nicht statt. 
R. Breitfurt, 18. Februar. Gestern Abend 
n der Fütterzeit stürzte der 831jährige Ackerer 
Daniel Knerr so unglücklich vom Scheunegebälf 
jerab auf die Tenne, daß er nach 1/2 Stunden 
an den hiedurch erhaltenen Verletzungen starb. Der 
Verungklückte war ein fleißiger, draver und ruhiger 
Mann und wird dessen jäher Tod, sowie seine hier⸗ 
durch schwer heimgesuchte Familie allgemein aufts 
tiefste bedauert. Er hinterläßt eine Wittwe und 8 
noch im unschuldigsten Alter stehende Kinder, von 
denen das älteste kaum 4 Jahre alt ist. 
— Aus Pirmasens, 12. Februar, wird 
der „Zw. Ztg.“ berichtet: Die am letzten Montag 
begonnene Strike hiefiger Fabrikarbeiter hat nich! 
ange gedauert. Schon am Mittwoch haiten fasi 
ämmtliche Schuhmacher ihre Arbeit wieder aufge⸗ 
nommen. Die Demonstration richtete sich übrigens 
aicht, wie die .P. 3.“ irrthümlich berichtete. gegen 
Deutsches Reich. 
München, 12. Februar. Se. Majestät der 
dnig ist heuie Morgen 6ij Uhr aus der Hinter⸗ 
tiß kommend, in hiesiger Residenz eingetroffen. Se. 
Maj. fuhr mittelst Extrazuges von Staltach bis 
jut Laimer Ueberfahrt und von da zu Wagen zur 
. Residenz. 
Ausland. 
Paris, 12. Febr. General Bridre hatte am 
d. Januar ein leichtes Gefecht mit den Chinesen 
vobei die Legteren auf Thannoi zurückgeworfen 
vurden. Auf französischer Seite betrug der Ver⸗ 
lust 2 Todte und 6Verwundelee Am folgenden 
Tage setzte General Vridr— seinen Marsch fort.