Full text: St. Ingberter Anzeiger

er dazs Fenster und ließ das Vögelchen fliegen. In 
den leßzten kalten Tagen vernimmt er nun ein 
leises Picken an seinem Fenster; er öffnete dasselbe 
und zwei Rothkehlchen fliegen in das Zimmer. Das 
cine Thierchen setzt sich ihm ganz zutraulich auf die 
dand. Wie staunt er aber, als er sein Vögelchen 
om vorigen Winter wieder erkannte! Er hatte sich 
sein Weibchen mitgebracht. 
Kassel, 12. Februar. Auf dem Bahn⸗ 
hofe Niederhone bei Eschwege wurde vorgestern ein 
sehr verdächtiges Judividuum, ein reisender Scheeren⸗ 
chleifer verhaflet. welcher keine Legitimationspapiere 
wohl aber cinen sechsläufigen Revolver, eine Schach⸗ 
tel Patronen und einen scharf geschliffenen Dolch 
bei sich führte. 
Hamburg, 15. Feb. Die bei ihrer An— 
tunfi aus Amerika in Glückstadt verhafteten zehn 
Anarchist eun sind bis auf zwei, welche nach 
Frankfurt a. M. transportirt werden sollen, wieder 
entlassen worden. 
fEin Polizeibeamter als Räuber— 
chef. In Paris ist, so wird nach der „Voss. 3.“ 
geschrieben, ein Polizeibeamter als Hauptmann einer 
Räuberbande entlarvbt worden! Vorigen Samstag 
wurde im Faubourg-Saint⸗-Denis ein Dieb auf der 
That ertappt, als er in die Wohnung eines ab⸗ 
wesenden Hausbewohners eingedrungen war. Ein 
Nachbar nahm ihn fest und führte ihn zum Poli⸗ 
zeikommissar. Diesem gegenüber suchte er ich 
herauszureden und berief sich auf den Polizisten 
Charles, als einen seiner Freunde. Der Kom⸗ 
missär ward darob sehr neugierig und ließ den 
Polizisten holen. Er fragte nun beide aus und 
brachte auch schließlich heraus, daß Charles das 
Haupt einer Diebesbande sei, von der nun sofort 
noch vier weitere Mitglieder festgenommen wurden. 
Charles hat etliche fünfzig Einbruchdiebstähle ein⸗ 
gestanden, die unter seiner Leitung ausgeführt wur⸗ 
den. Während seine Leute in einem Hause „ar—⸗ 
heiteten“ ging er in Uniform' an demselben auf 
und ab, wodurch aller Verdacht, jegliche Aufmerk— 
samkeit abgelenkt wurde. Deshalb ging es bei den 
großen, meist nächtlichen Diebstählen wie geschmiert; 
die Diebe wurden nie gestört und nie betroffen. 
Ohne die Ungeschicklichkeit des Mitgliedes, welches 
borigen Samstag auf eigene Faust „arbeiten“ 
wollte, wäre die Bande gewiß noch nicht entdeckt 
worden. 
F Die Heilsarmee in Paris. Nach 
Mittheilungen eines französischen Blattes waren 
drei junge englische Frauenzimmer, welche sich da⸗ 
mit beschäftigten, das Organ der Heilsarmee auf 
dem Boulevard Sebastopol zu verkaufen, wegen 
ihres sonderbaren Costums Mißhandlungen seitens 
ines Haufens von Gassenbuten ausgesetzt. Sie 
flüchteten sich in einen Ommibus, den bald eine 
grobe Menschenmenge umgab, und gelang es ihnen 
hierauf, sich in einem Trambahnwagen zu entifernen. 
F Elend in Südspanien. Seit dem 
dahre 1829 hat in Spanien keine so strenge Kälte 
zehetrscht wie in diesem Winter. In Brihuega 
Provinz Guadalajara), 33 Kilometer von Madrid, 
jatte man im Monat Januar 14 Grad (Cels.) 
unter Null und die Temperatur erhob sich in der 
Sonne nicht über 393 Grad; in Valencia, 190 
dilometer von Madrid, fiel das Thermometer am 
19. Januar auf — 19 Grad; der Fluß Carrion 
und der Kanal trugen eine Eisdecke von 80 bis 
10 Zentimeter Dicke. In Molina (Provinz Ara⸗ 
gon) war die Kälte noch stärker; am 16. fiel das 
Thermometer auf 26, am 17. auf 23, am 19. 
auf 20 Grad unter Null. Das Brod war wie 
oersteinert, auf den Glasscheiben im Innern der 
Zimmer war die Eislage 10 bis 15 Millimeler 
dick. In Burgos hat man 20 bis 23 Grad unter 
Rull konstatirt, in Segovia, wo die Temperatur 
tets sehr milde zu sein pflegt, 13 Grad, in Albacete 
26 Grad. Eine Folge der ganz außergewöhnlichen 
dalte ist das betrüchtliche Anwachsen der Sterblich— 
eit unter den Kindern in den ersten Lebensjahren. 
Masern, Bräune, Fieberausschläge ꝛc. wüthen wahr⸗ 
hast schrecklich. In Madrid und andern Orten 
bielen die Ashle der Gesellschaft zum Schutze der 
dinder nicht mehr Raum, unm die armen dime 
aufzunehmen, für welche die Mütler dort Schutz 
zegen die Kälte suchen. Diese Mittheilungen rufen 
laut um Hilfe für das unglückliche Land. 
FMadrid, 15. Februar. Der Postdampfer 
zAfonso Xit der spanischen kransatlautischen 
ahnie mit 25 Millionen Realen für Cuba san 
ord, ist bei Las Palmas (an den canarischn 
Inseln) gescheitert. Die Passagiere, die Mannschaft 
und 10 Millionen Realen in Baar sind gerettet. 
x Massacre auf den Südseeinseln. 
In Liverpool sind Berichte eingelaufen über einen 
cheußlichen Verrath seitens einiger Südsee ⸗Insu— 
aner, welche die Mannschaft eines schiffbrüchigen 
Fahrzeuges auf ihre Insel lockten und dann massa⸗ 
rirten. Die Nachricht kommt von Corktown, wohin 
dieselbe durch das Schiff „Elsa“ überbracht wurde 
Die „Elsa“ kam von der Palrymple⸗Insel, deren 
Fingeborene aussagten, daß vor kurzem ein großes 
Fahrzeug an ihrer Insel, etwa zwei Meilen vom 
Fliegenfluß entfernt, strandete. Das Fahrzeug, 
dessen Name nicht ermittelt werden konnte, wurde 
zum vollständigen Wrack. Eine Menge Eingeborener 
der Insel fuhren in ihren Conoes nach dem Schau⸗ 
platz des Schiffbruches und betheuerten große Theil⸗ 
nahme für die Schiffsbrüchigen. Die letzieren 
ießen sich hierdurch verleiten, die Insulaner in 
hren Booten nach der Insel zu begleiten. Sobald 
ie ans Land traten, wurden sie von den Einge— 
yorenen bis auf den letzten Mann niedergemacht. 
— Es wird auch die Ermordung einer anderen 
Echiffsmannschaft auf der Südseeinsel Murchisa 
zemeldet. Die Mannschaft bestand aus Böche⸗de⸗ 
mer⸗Fischern, welche landeten, um Holz und Wasser 
einzunehmen. Als sie laudeten, wurden sie von 
den Eingeborenen niedergemacht. Verschont wurde 
aur die Frau des Tauchers, weil sie eine Einge—⸗ 
orene ist. 
f Eine reiche Erbschaft. Wie aus London 
nitgetheilt wird, hat das Notariatsbureau E. 
Mather u. Co. in London am 12. ds. Mts. dem 
»ort wohnenden M. Guggenheim aus Gailingen 
in Baden die Summe von 87,460 Lst. 11 sh 
bd. (etwa 1,749,880 Mk.) für die durch ihn 
zertretenen Erben ausbezaählt. 
Der französische Konsul in Zanzibar 
heilt der geographischen Gesellschaft in Paris in 
einem Schreiben erschreckende Details über den afri⸗ 
anischen Sklavenhandel, mit. Es herrscht gegen⸗ 
värtig fast in ganzJentral⸗Afrika eine solche 
Zungersnot, daß die unglücklichen Neger, um dem 
Tod zu entrinnen, in Masse sich bei den arabischen 
dändlern einfinden, um ihnen ihre Weiber, Kinder 
ind sich selber als Sklaven zu verkaufen. Die 
menschliche Waare ist derart im Preise gesunken, 
daß kräftige Männer in Menge zu 4 Franks, 
Frauen zu 9 Franks auf dem Markt ausgeboten 
verden. 
F* GDer höchste Berg der Erde.) Der 
29,002 englische Fuß hohe Mount Everest gilt für 
den höchsten Berg der Erde, es scheint ihm nun— 
nehr dieser Rang streitig gemacht zu werden. Ein 
englischer Tourist, Mr. Graham, decr durch Besteig- 
ung einer Anzahl Hochgipfel des Himalaja · Gebirges 
»arunter des 24,015 Fuß hohen Kabru sich be— 
'annt gemacht hat, meldet in seinen jüngst veröffent⸗ 
ichteu Reiseschilderungen; daß er nördlich vom 
Mount Everest eine in Tibet liegende Bergkette 
vahrnahm, welche augenscheinlich höhere Gipfel 
aufwies als Ersterer. Bei der Besteigung des 
dabru wird Graham eine besonders klare Fernsicht 
u theil. Unvergleichlich, schreibt er selbst, war die 
ßracht der Aussicht. Im Nordwesten weniger als 
70 Meilen von uns entfernt, lag der Mount Everest 
ind ich zeigte ihn meinem Begleiter, der ihn zuvor 
ioch nie gesehen hatte, als den höchsten bekannten 
zergü der Welt. „Das kann nicht sein; die da 
rüben sind höher!“ erwiderte dieser und wies da— 
vei auf zwei Spitzen hin, die aus einer zweiten, 
ziel weiter entfernten Kette aufragten und über die 
Ubhänge des Mount Everest heruͤbersahen — nach 
iner rohen Schätzung 850— 100 Mi. weiter im 
Norden. Ich war nicht wenig erstaunt; dennsch 
timmten wir alle in unserem Urtheile überein, 
daß jene beiden unbekannten Spitzen, von denen 
die eine ein Felshorn, der andere ein Schneegipfel 
var, höher seien. Dieser Bericht bringt zwei früher 
ihnliche Wahrnehmung eines Mr. Hooker und Ka⸗ 
zitän Harman in Erinnerung, welche beide dieselbe 
Bergkette sahen. Ob die weiteren Forschungen in 
enem schwer zugänglichen grandiosen Gebirgslande 
die Vermuthung bestätigen, bleibt abzuwarten, mit 
eener höchsten Erhebung des Himalaja wäre zugleich 
die Wasserscheide zwischen dem indischen Ozean 
einerseits und dem stillen Ozean, dem Kaspischen 
und dem nördlichen Polarmeere andererseits ge— 
unden. 
Dioenstesnachrichten. 
Ernannt wurden: Lehrer Jakob Zöl ler von 
der II. dath. Lehrerstelle zu Diedesfeld zum Lehrer 
an der J. kath. Lehrerstelle daselbst; der interim. 
Verweser Gg. Christian Steger in Stammbach 
zum Lehrer daselbst; der interim. Verweser Robert 
Renn in Insheim zum Schulverweser daselbst; 
Lehrer Karl Diehl zu Obermoschel zum Lehrer 
in Winnweiler; der interim. Verweser Jakob 
Schmitt in Kleinsteinhaufen zum Lehrer daselbst; 
der interim. Verweser Konrad Groh in Wald— 
rohrbach zum Lehrer daselbst; der interim. Verweser 
Johannes Mickert in Weisenheim a. B. zum 
Schulverweser daselbst; Lehrer Franz Louis in 
Ensheim zum Lehrer in Herxheim; der interim. 
Verweser Jakob Heiglin Bann zum Lehrer 
daselbst; Lehrer August Aschauser zu Bechhofen 
zum Lehrer in Billigheim; Lehrer Konrad Niseser 
in Lachen zum Lehrer in Waldsee. 
Sterbefaͤlle. 
Gestorben: in Flommersheim Johaunes Sa⸗ 
athus, kath. Lehrer, 62 J. 2i M. a.; in 
Lambsheim Johannes Deffaa, 62 3. a. 
Fur di⸗ Vedaktisn verantwortlich: F. XR. Demez. 
Schiffsberidzt der Red Star Line. 
Mitgetheilt von dem Agenten Hermann Laur, St. Ingberl. 
Der kgl. Postdampfer „Belgenland“ Kapitän 
Beynon, welcher am 31. Januar von Antwerpen 
abging, ist am 13. Februar wohlbehalten in New⸗ 
York angekommen. 
—TT 
(Von Dankesgefühl durchdrungen) 
'ann ich nicht umhin, Ihnen meinen wärmsten Dank qus⸗ 
usprechen. Denn Ihnen verdankte ich das höchste Gut, das 
in Mensch auf Erden besitzen kann, Gesundheit. Nachdem 
ch eine ziemliche Anzahl von Mitteln, die mir von allen 
Seiten gegen mein Leiden — Blutandrang, Schwäche der 
lugen, verbunden mit peinigenden Kopf- und Magen⸗ 
chmerzen — gerathen wurden, sämmtlich fast ohne jeden 
rrfolg verbraucht hatte, entschloß ich mich, veranlaßt durch 
ie Atteste, die ich in den Blättern fand, einen letzien Ver— 
uch mit den Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen (er⸗ 
„ältlich a Mk. 1 in den Apotheken) zu machen, Und siehe 
da, mein Vertrauen war nicht getäuscht worden. Von meineim 
deiden befreit, halte ich es fuͤr meine Pflicht, Sie hiervon 
ju benachrichtigen, damit Sie zum Segen fur andere 
Leidende auch von meinem Zeugniß Gebrauch machen 
önnen. Ich verbleibe schließlich im Gefühle innigster Dank⸗ 
uarkeit Ihr Georg Benkendörfer, Districtsbautechniker. 
Seidelsdorf bei Dinkelsbuhl (Bayern.) 
Man achte genau darauf, deß jede Schachtel als Etiquett 
rin weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug 
R. Brandt's trägt. 
Nr. 124 des praktischen Wochenblattes fur 
alle Hausfrauen „Fürs Haus“ enthält: 
Die höchste Kunst. — Kurze Gefellschaften. 
— Haushaltungsbücher. — Umgangs-Gebote für 
stinder und andere unerzogene Leute. — Unser 
ägliches Brot. — Die Frau im Sprichwort! - 
Der Hausgarten im Februar. — WVerein für 
Schriftstellerinnen. — Frauenheim. — Schaufenster. 
— Boshafte Kinder. — Vorbindeservietten. — 
dinderleibchen. — Gestickte Nachthauben. — 
Sprüche für Papier-Körbe. — Cylinderhütchen. — 
Wuchern des Bockdornes zu vermindern. — Eßbare 
Bilze. — Amazonenpapagei. — Abfressen der 
Federn. — Gehäkelter Rock. — Rothe Schleier. 
Asbestdocht zu Benzinlämpchen. — Möbei aus 
Kisten. — Treppenbeleuchtung. — Höllensteinflecke 
wus der Wäsche zu entfernen. — Rußflecke aus 
deinenzeug zu entfernen. — Spitzen pfirsichblüth 
ind creme zu färben. — Schwarze Kleider aufzu— 
ärben. — Wallnüssen den beißenden, bitteren Ge— 
chmack zu nehmen. — Punsch. — Kaninchen nach 
sollandischer Art. — —A — 
Heringssalat zu garniren. — Feinste Leberwurst. — 
Aufbewahrung des Eises im Kleinen. — Küchenzettel. 
— Rösselsprung. — Fernsprecher. — Echo. — 
Anzeigen. — Probenummern gratis in allen Buch⸗ 
sandlungen und der Geschäftsstelle „Fürs Haus“ 
in Dresden-N. — Preis vierteljährlich 1 Mark. 
— Notariell beglaubigte Auflage 80,000. — 
Wochenspruch: 
Die Liebe, die die junge Braut an den Geliebten 
bindet, 
Ist wie ein duftiger Rosenkranz, den Kindes—⸗ 
händchen windet. 
Die Liebe, die ein greises Paar am Lebensabend 
bindet, 
Ist wie des Schiffers stärkstes Tau, an dem der 
Anker gründet. 
—