Full text: St. Ingberter Anzeiger

wen Gehilfen und der Guillotine nach Straubing, 
* — an dem 22jährigen Raub⸗ 
nörder Georg Maittinger von Blossersherg zu voll . 
ichen. Die Hinrichtung soll am nächsten Samstag 
ollzogen werden. Maittinger hatte belanntlich die 
Hauslerswittwe Therese Rainer in Staudenau in 
hrer Wohnung W8 8 dann 
München, 18. Februar. Eine Fa ings· 
vn die ein recht deutliches Licht auf unsere Zeit⸗ 
verhaltnisse wirft, ereignete sich am Montag Morgen. 
rin Weib in sehr derangirtem Anzuge durchstreifte 
nehrere Wirthshäuser der Altstadt, wo noch reges 
Leben herrschte. Man hielt das Weib für eines 
ener Geschöpfe, die auf der untersten Stufe des 
Henußlebens angekommen, sich im Trunke vergessen 
und Befriedigung verschaffen; Spott und Gelächter 
vegleiteten die Arme, die mit irrem Blide Jemand 
zu suchen schien. Ju einem der Wirthshauser 
sragte sie den Wirth und nun kam die Auftlarung, 
af die Unglückliche ihren Mann, einen Arbeiter 
juchte, welcher am Samstag Abend mit dem er⸗ 
haltenen Wochenlohne nicht nach Haus gekommen 
Zar und sich auch am Sonntage nicht hat blicken 
lassen, obwohl die Frau keinen Pfennig Geld hatte 
ind ein Kind schwer krank darnieder lag. 
Im Hofbräuhauskeller in München 
wurden an den 3 Fastnachtstagen 240 Hektl. Bier 
vderzapft, 11 Kälber, 3 Frischlinge, einige tausend 
Wuͤrste und Sonstiges massenhaft vertilgt. Die 
obern wie die unteren Lokalitäten waren überfüllt, 
auch die Günge und das geräumige Treppenhaus 
von Zechern belagert. Der Garten war zum Leid⸗ 
wesen Vieler gesperrt. In gleicher Weise waren 
die übrigen Brauereien in 3— ie 
Rur immer lustig! in Pfandver⸗ 
—86 — in München belehnte am Mon⸗ 
tag während der Mittagsstunden nicht weniger als 
41j silberne und goldene Taschenuhren. 
Frankfurt a. M. 16. Februar. Ein 
unger Mann ist infolge eines Rattenbisses lebens⸗ 
zgefährlich erkrankt. Derselbe machte mit einem 
Zesen Jagd auf das Thier, versetzte ihm auch einen 
Streich, jedoch nicht stark genug, um es zu töten. 
Das Thier fprang in die Höhe und biß ihn in 
den Oberschenkel. Der junge Mann beachtete an⸗ 
cänglich die stark blutende Wunde nicht, nach und 
aach fing sie aber an zu brennen, es trat eine Ge⸗ 
ichwuist ein, welche bedeutend um sich griff und nun 
gtoße Besorgniß wachgerufen hat. 
Frankfurt, 18. Februar. Der Ma—⸗ 
schinenmeister eines hiesigen Buchdruckerei⸗Besitzers, 
welcher beauftragt war, am Montage in Steinfurt 
600 Mk. einzukassiren, dort aber eine Anweisung 
auf Frankfurt erhielt, hat das Geld hier erhoben 
und isn mit demselben, unter Zurüclassung seiner 
Frau und Kinder, verschwunden. 
Ein übereifriger Polizeibeamter — so 
berichtet das „Mz. Tgbl.“ — wollte am Fastnachts⸗ 
Dienstag am Graben einen Fremden aus Frankfurt 
wegen „groben Unfugs“ arretiren. Der Freme 
hauie sich die Taschen voll Geld gesteckt, um in 
Mainz die Fastnacht zu feiern und hatte dann, 
als ihm einige Schoppen Wein die gehörige Laune 
gegeben, den Scherz gemacht, mit einem Besen die 
Straße zu kehren. Für dieses Vergehen“ sollte 
er nun bestraft, d. h. arretirt und die Nacht hin⸗ 
durch ins Loch gestect werden. Nur durch die 
Intervention einiger Mainzer wurde das verhütet. 
f Essen, 19. Februar. Die „Rh.W. Ztg.“ 
meldet aus Herne, daß gestern Abend 8 Uhr auf 
Zeche „Shamrock“ durch Brand in einem Brems- 
derge in Flötz 4, dessen Entstehung bisher noch 
unaufgeklärt ist, 7 Mann umkamen. Der Betrieb 
der Grube ist ungestört; die Zugänge zur Unfallz⸗ 
siätte sind abgemauert. 
— GErbsschaft) In einem ärmlichen Stadt ⸗ 
theile von Berlin wohnte seit langen Jahren eine 
Witiwe mit ihrem Sohne, einem jungen Mediziner. 
Sie hatten in ärmlichen Verhältnissen gelebt, und 
erst mit der Zeit, als sich der junge Mann durch 
Fleiß und Geschicktichkeit ausgezeichnet hatte, ver. 
besserle sich ihre Lage. Da starb die Mutter. Am 
Abend des Begräbnisses erschien im Hause des trost 
losen Sohnes ein Rechtsanwalt und bat um Er- 
laubniß, dem Hinterbliebenen das Testament der 
Mutter vorlegen zu dürfen. Jener war erstaunt, 
bon seiner armen Mutter eine letzte Verfügung vor⸗ 
zufinden; wie überrascht, aber zugleich innig gerührt 
war er, als er aus derselben ersah, daß seine 
Mutter reich — sehr reich gewesen, daß sie es 
aber besser gehalten hatte, wenn ihr Sohn sich aus 
»e»igener Kraft und nicht untersftütt von schnödem 
BVolde zu Einfluß und Bedeutung emporschwinge. 
Aus diesem Grunde hatte sie lieber selbst alle Ent⸗ 
ehrungen getragen, war es doch zum Wohle ihres 
SZohnes. 
(Ein vornehmer Dieb.) Der „K. 
3. Ztg.“ wird gemeldet: In Mo 3kau trat dieser 
Tage ein General ⸗Lieutenant, der Träger eines 
ingesehenen historischen Namens in einen Juwelier⸗ 
aden und ließ sich verschiedene Gegenstände vorlegen, 
ohne etwas zu kaufen. Dagegen brachte er durch 
ine höchst geschickte Fingerfertigkeit, die den Neid 
)es verstorbenen Bellachini hervorgerufen hätte, zu 
Wege, ein kostbares Bracelat in seiner Generals- 
iniform verfchwinden zu lassen. Glücklicherweise 
vurde das Taschenkunststück des strammen Kriegers, 
dessen Brust mit Orden bedeckt war. der im Kau⸗ 
afus und am Schipkapaß wacker gekämpft hat, von 
inem Anwesenden bemerkt. Der Commis ersuchte 
—— 
dleinod herauszugeben; der Generallieutenant warf 
ich in die Brust, und wies mit Entrüstung die 
Zeschuldigung zurück. Es blieb nichts übrig, als 
— General einen 
Aten Bekannten erkannte, der schon öfters solche 
»erzweifelte Spässe ausführte. Mit aller seinem 
stange und seiner Uniform zukommenden Rüchsicht 
vurde seine hohe Excellenz einer leiblichen Visitation 
interzogen und der fragliche Schmuckgegenstand aus 
iner tiefen „Diebestasche“ ans Licht der Welt ge⸗ 
rracht. „Winowatt“ (ich bitte um Entschuldigung). 
iußerte der Dieb in der Geuerallieutenantsuniform, 
„ich ... ja man sagt, ich leide an der Kleptomanie“ 
— und zog ungeschoren seiner Wege. 
Paris, 17. Februar. Vergangene Nacht 
purden bei dem Juwelier Gabriel, Avenue de 
»Opera, Juwelen im Werthe von 400.000 Franken 
gestohlen. 
Paris, 18. Februar. Das meteorologische 
gureau des „New Pork Herald“ meldet: Ein starker 
Wirbelsturm, dessen Mitelpunkt heute bei Neu⸗ 
Zchottland lag, bewegt sich nordöstlich über den 
Atlantischen Ozean, auf welchem er Sturmwind 
zus Ost und Südost verursachen wird. Wahr⸗ 
cheinlich gegen den 22. bis 24. wir er die Küsten 
on Großbritannien und Frankreich erreichen. 
Paris, 18. Februar. Ueber den mit un⸗ 
gemeiner Dreistigkeit verübten bedeutenden Juwelen⸗ 
diebstahl mittelst Einbruchs in dem Laden des 
Folbarbeiters Gabriel, 22 Avenue de l'Opera, 
pird weiter berichte: Die Thüren des Ladens 
durden mit Nachschlüsseln geöffnet, dann der Geld⸗ 
chrank erbrochen und eine Menge Diamanten, 
Jerlen, Smaragden, Rubinen, Saphire, sowie ge⸗ 
aßte Geschmeide, darunter 8 Halsbänder von 
30,000, 75,000 und 80,000 Fres. entwendet. 
Der Gesammtwerth der geraubten Kostbarkeiten be⸗ 
ãuft sich auf 8- bis 900. 000 Fres. 
Plymouth, 17. Februar. Der Dampfer 
der Red Star Line, „Westernland“, welcher mit 
300 Emigranten ; Passagieren an Bord auf der Reise 
don Antwerpen nach New⸗York begriffen war, lief 
gestern in stark beschädigtem Zustande in den Ply⸗ 
oulh Sund ein. Er war in den kleinen Dampfer 
Holmshurst“, welcher unter Kapitän Richards von 
Fiutwood nach Cowes mit Kohlen segelte, gerannt 
ind hatte ihn in den Grund gebohrt. Der Zu⸗ 
ammenstoß erfolgte am Sonntag Nachmittag um 
jalb fünf Uhr, acht Meilen oͤstlich vom Eddystone 
deuchtihurme während eines dichten Nebels. Der 
dampfer „Holmshurst“ sank fast augenblicklich nach 
— Matrosen 
retteten sich, indem sie an Bord der „Westernland“ 
letterten; der erste Steuermann jedoch, George Cole, 
wie die Heizer John Welsby und Robert Wood 
und der Matrose Alfred Dorrinaton ertranken. 
GDie Niagarafälle als Arbeits⸗ 
raft. Gelegentlich der Ingenieurs-Versammlung 
n Buffalo wurde der kühne Vorschlag gemacht, die 
Zraft der Wassermenge (7700 Kubikmeter per 
Zekunde), welche bei einem Gefälle von 19,5 Metern 
lberhalb des eigentlichen Wasserfalles und von 49,5 
Metern in diesem selbst im Ganzen 7 Millionen 
Pferdekräfte beträgt, zur Ausnützung zu bringen. 
Zei elektrischer Kraftübertragung bis auf 300 Kilo⸗ 
neter Entfernung ergäbe sich gegenüber dem Dampf⸗ 
Hettiebe der Etablissements in diesem Bezirke eine 
ährliche Ersparniß von 1100 Millionen Mark. 
die Anlage würde allerdings das Suümmchen von 
»0 Milslionen Mark verschlingen. 
Gemeinnutziges. 
Schutz gegen das Zerspringen der Lampen⸗ 
rylinder. Merkwürdig ist das Faktum, daß unter 
jundert zersprungenen Glascylindern von Petroleum⸗ 
ampen mindestens neunzig mit einem Sprunge am 
Tylinderende beginnen, welcher sich allmählich nach 
abwärts so weit verlängert, bis er einen Scherben 
auzreißt, welcher klirrend zu Boden fällt. Gestützt 
auf diese Thatsache, versuchte ich es, so schreibt 
man „Ack. W. Ill. Gew.Ztg.“, diesem Uebelstande 
auf eine womöglich einfache Weise abzuhelfen; ich 
zestellte mir sowohl für einen Flachbrenner⸗, als 
auch für einen Rundbrenner⸗Cylinder je einen Ein⸗ 
hzängechlinder aus Schwarzblech, welcher nur den 
zritien Theil der Lünge des betreffenden Glas— 
ylinders besitzt, an einem Ende mit einem Um⸗ 
chlage versehen ist, und dessen Ouerschnitt so viel 
»eträgt, daß derselbe mit dem umschlagfreien Ende 
aach unten bequem in den oberen Theil des Glas⸗ 
ylinders eingeschoben werden kann. Mit den beiden 
dampen wurde sedann im vollsten Sinne des 
Wortes die Feuerprobe angestellt, die Flammen 
vurden übermäßig hoch aufzedreht, und die Lampen 
onach durch Oeffnen der Thüren und Fenster einer 
iskalten, intensiven Zugluft ausgesetzt. Diese Pro⸗ 
edur wurde sechs Tage hintereinander wiederholt, 
iber die Cylinder blieben intakt, als jedoch am 
iebenten Tage die Gegenprobe ohne die schützenden 
Zlechröhren vorgenommen wurde, waren die beiden 
Blascylinder innerhalb einer Minute zersplittert. 
Dieser eklatante Erfolg sowohl, wie auch die nach- 
räglichen überzeugenden Erfahrungen in dieser Hin⸗ 
icht, bestimmen mich, dieses simple Mittel der 
Deffentlichkeit zu überantworten, und es wäre nur 
zu wünschen, daß die Herren Lampenfabrikanten 
elbst die Erzeugung dieser Schutzvorrichtung in die 
dand nehmen würden, indem dann das Publikum 
in exakter ausgeführtes und dabei wohlfeileres 
Fabrikat erhält, als wenn einzelne Stücke beim 
Llempner erst bestellt werden müssen. 
Marktberichte. 
e. Ensheim, 19. Febr. (Viktualienmarkt.) Butter 
1,10 -0,00 M. per Kilo, Eier 95 Pf. ver 
Dutzend, Kartoffeln — M. 
Zweibrücken, 19. Febr. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualenmartt.) Weizen O M. — Pf. Korn O M. — Pf. 
Herste zweireihige &O M. — Pf., vierreihige O M. —. Vf. 
Spelz oõ M. — Pf., Spelzlern — M. — Pf., Dinkel 
— WMie. — pf. Mijschfrucht 9O M. — Pf., Hafer O M. 
— Pf., Erbsen dO M. — Pf. Widen — M. — Pjf. 
heu 3 M. — Pf., Stroh J Qual 2 M. 40 Pf., II. Qual. 
Di. 80 Pf., Kartoffeln 1M 70 Pf., Weißbrod 17/3 Kils 
50 Pf., Kornbrod 8 Kilo 60 Pf., Gemischtbrod 8 Kilo 
75 Ppf, paar Weck 90 Gr. 6 Ppf.. Rindfleisch J. Qual. 
50 f., il. Qual 56 Pf., Kalbfleisch 530 Pf. Ham mel⸗ 
Jeisch 60 Pf., Schweinefleisch 850 Pf., Wein Jviter 80 Pf., 
Bier1 Liter 24 Pf., Buttere! /1 Kilogr. O M. 92 Pi. 
Homburg, 18. Febr. (Fruchtmittelpreis und Viktua⸗ 
ienmartt., Weizen O M. — Pf., Korn 7 M. 60 pf., 
Spelzlern — M. — Pf. Spelz 0 M. — Pf., Gerste 
reihige O M. — pPf., Geceste 4reihige O M. — Pi., 
dafer 7 M. 90 Pf., Mischtruht 0O M. — Pf., Erbsen 
— M. — Pf. Wicken — M. — pPf., Bohnen OM. 
— ppff., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
30 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf., Ochsenfleißh —- Bi. 
Rindfleisch 50 Pf., Kalbfleisch s50 Pf., Hammelfleishh — Pf. 
Schweinefleisch 46 Pf. Butter 1 Pfund O M. 86 Pf., 
Zartoffeln per Zentner 1 M. 80 Pf. 
Kaiserslautern, 17. Febr. (Fruchtmittelpreis und 
Viktualienmarkt. Weizen 9 Mk. — Vf., Korn 8 M. 
iß Ppf. Spelztern — R. — Pf., Spelz 6 M. 68 pf. 
Berste 8 M. 72 Pf. Hafer 8 M. 09 Pf., Erbsen 0 M. 
— Pf., Wicken O M. — Uf., Linsen — M. — Pj. Klee⸗ 
samen — M. — Pf., Schwarzbrod 6 Pfund 66 Pf., 
3 Pfd. 33 Pf., Gemischtbrod 3 Vfund 88 Pf. Butter pro 
Pfd. O M. 95 Pf., Eier per Ded. 72 Pf., Kartoffein per 
Zentner 1 M. 90 Pf., Stroh J. Qual. 2 M50 Pf., 
II. Qual. 2 M. 25 Pf. Heu pro CEtt. 3 M. 10 Pi., 
kleeheu 0 M. — Pf. 
— — 
Sterbefaàälle. 
Gestorben: in Frankenthal Jean Oheim 37 
J. a.; in Oppau Leonhard SchmittolIl., 66 
J. a.; in Wattenheim Frau Barbara Zimmer—⸗ 
maung 64 J. a.; in Neustadt Michael Joseph 
dölsch, Gymnasiast, 21 J. a.; in Frankenthal 
Frau Anna Maria Knapp, geb. Dikes; in 
deustadt Jakob Buchba uer, 34 J. a.; 
»bendaselbst Frau Höcch el, geb. Steuh, 73 
Jahre alt. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz.