Full text: St. Ingberter Anzeiger

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nit ihren Kolleginnen Rücksprache genommen, bei den 
llern der kleinen K. direkt Nachfrage über den 
irsprung der Blumenspenden zu halten. Der 
zaer des Frl W. ein verdienter alter Beamter 
er Hamburger Eisenbahn, ging am 18. Dezember 
IJ. zum Vater der kleinen K. und setzte ihm in 
houender Weise den Sachverhalt auseinander, da 
gließlich die Vermuthung, die Sache ginge nicht 
A techien Dingen zu, nicht ausgeschlossen war. 
rr K. berieth sich mit seiner Frau, die kleine 
wurde zu Rede gestellt, verweigerte aber jede 
ustunft. Nun beschloß Frau K., selbst die 
chulvorsteherin zu besuchen und nähere Details 
bee die von ihrem Kinde gemachten Blumenspen . 
ea einzuziehen. Am 19. Dezember Nachmit⸗ 
gs machte sich Ftau K. auf den Weg, um den 
ahnten Gang zu thun. Die kleine Kt. spielte 
crade mit anderen Kindern in einem hinter dem 
aden ihres Vaters gelegenen Wohnraume. Plötz · 
ch sagte sie zu ihren Gefpielinnen „ich muß nur 
den Augenblick weggehen, ich bin gleich wieder 
a“, verließ durch eine Hinterthür das Haus und 
am nicht wieder. Einige Tage später führte 
er Polizeibericht ein Kind, das mit dunklem Röck 
sen ⁊c. bekleidet war, als vermißt auf. Freitag 
stittag 113 Uhr wurde die Leiche eines mit 
unklem Röckchen bekleideten Rindes aus dem Hum ⸗ 
Ildthafen herausgefischt und als die der seit dem 
9. Dezember vermißten kleinen K. rekognoszirt. 
Aus Furcht vor Strafe war die Kleine jeden⸗ 
sls freiwillig in den Tod gegaugen; vielleicht 
uch aus Scham darüber, daß sie vor ihrer ge— 
ebten Lehrerin als kleine Diebin hätte dastehen 
aüssen; denn leider muß man die einzige Erklär⸗ 
ing für die Blumenspenden darin suchen, daß die 
rleine regelmäßig das Geld hierfür der Ladenkasse 
hres Vaters entnahm. Den unglücklichen Eltern 
ird Niemand das tiefste Beileid versagen, aber 
uch des armen Kindes kann man nur mit Web⸗ 
zuth gedenken! 
Daß blinder Eifer nur Schaden bringt, 
as hat sich wieder einmal gezeigt. Ein junger 
xchriftstellet, so erzählt der „Berliner“, heirathete 
or Kurzem und führte seine junge Frau mit 
reudigem Stolz in die neue Wohnung. Acht 
Tage mochten vergangen sein, als der junge Ehe⸗ 
nann plötzlich die Entdeckung machte, daß ein 
douvert, in welchem er eine Anzahl werthvoller 
AUutographen verborgen hatte, verschwunden war. 
der Umstand, daß in den Fächern seines Schreib⸗ 
isches die Spuren einer fremden Hand sich ver⸗ 
iethen, gab ihm den Verdacht ein, daß seine eigene 
Frau hier Nachsuchungen unternommen haben 
önnte. Das Verhör wurde schonungsvoll einge⸗ 
eitet und das Gewicht nur auf die Autographen 
zelegt, an deren Besitz dem jungen Schriftsteller 
ehr viel gelegen war. Endlich gestand die junge 
frau unter Thränen, daß sie das bewußte Kouvert 
llerdings in der Hand gehabt habe, daß sie das 
berste der darin aufbewahrten Papiere angesehen 
ind zu ihrem großen Kummer sofort das Woͤrtchen 
Amour“ entdeckt habe; sie habe dann nur die 
Unterschrift angesehen und .... „Und was hast 
Du denn damit gemacht?“ drang der Gatte mit 
iusbrechender Ungeduld in sie. — „Ich habe das 
janze Packet unbesehen in's Feuer geworfen. ...“ 
— „yHast Du denn nicht die Unterschrift ange— 
ehen?“ rief der verzweifelte Ehemann. — „Ja 
vohl“, schluchzte das in der französischen Literatur 
was unbewanderte Weibchen, „und ich habe zu 
meinem Schrecken gesehen, daß eine gewisse Frau 
von Stasl unterschrieben war; — o Adolf, es hat 
nir schweren Kummer gemacht, daß Du vor Deiner 
berheirathung mit einer Frau korrespondirt hast!“ 
— „Meine schönen Autographen!“ stöhnte der 
nem, Naive Eifersucht hatte die werthvollen 
esultate jahrelangen Sammelns vernichtet. 
7 Eine neue Bestimmung für das Alter der 
en Im „Berl. Tabl.“ lesen wir darüber 
Fo gendes: Zu meinen Freundinnen rechne ich eine 
üngere Dame, die so wunderbar vernünftig ist, 
aß sie obgleich noch unverheirathet und über die 
aen Blüthenjahre hinaus, es nicht nöthig zu haben 
Iant aus ihrem Alter ein Geheimniß zu machen. 
i uns schon weit über ein Jahrzehnt kennen, 
ude an meine gelegentliche der Dame im Ge⸗ 
de ergenate Frage nach ihrem Alter nicht gar 
e en finden. Ich sah es meiner geistvollen 
— eren Freundin denn auch an, daß 
urchaus andwee nach der Hathe rer Johre 
n 9 übel nahm. „PBlein Alter könnten 
ein langjähriger Freund sich eigentlich 
m Ihren fünf Fingern abzählen“, antwortete sie 
nir. „Ich befinde mich“, fügte sie schelmisch 
ächelnd hinzu, „schon einige Jahre in dem Wo— 
Ulter.“ „In was für einem Alter?“ fragte ich 
janz erstaunt. „Ich sagte es Ihnen ja: in dem 
Wo⸗Alter.“ „Welche neue Art von Altersbestim⸗ 
nung“, wiederholte ich etwas malitiös, denn nach 
ieser Auskunft glaubte ich denn doch, die weibliche 
Fitelkeit meiner Freundin unterschätzt zu haben. 
Sie jedoch erklärte, überaus belustigt, sie begriffe 
nicht, daß ich, als ein Mann der Feder, so wenig 
in die Geheimsprache des weiblichen Herzens einge⸗ 
veiht sei. „Doch Sie sollen sich überzeugen, daß 
ch Ihrer Frage nicht etwa mit einer nichtssagen 
en Redensart aus weiblicher Berechnung ausw'iche, 
ondern Sie, theurer Freund, im Gegentheile der 
denntniß der geheimsten Mysierien unseres Ge— 
hlechtes würdige. So höten Sie denn: Wir 
zrauen fragen bis ewa zum zwanzigsten Jahre, 
venn es sich um eine Verbindung fürs Leben mit 
inem von Euch gestrengen Herren der Schöpfung 
andelt: „Wie ist er?“ Und das ist kein Wunder; 
zenn bis zum zwanzigsten Jahre etwa glaubt jedes 
nicht allzu häßliche oder durch desondere Fehler ent ⸗ 
tellte junge Madchen, unter der Bedingung ihr 
zdeal einmal verwirklicht zu finden. Vom zwau ⸗ 
igsten Jahre an, wenn wir eine Jugendfreundin 
ijach der andern unter die Haube kommen sehen, 
vird ein junges Mädchen schon weniger anspruchs⸗ 
oll; sie sehnt sich dringender nach einer eigenen 
däuslichkeit, und auch die bei Andern gemachte 
Zeobachtung, daß eine Verbindung mit dem „Ideal“ 
richt immer zu den glücklichsten Ehen gehört, läßt 
je in ihren Ansprüchen praktischer werden; sie fragt 
ich bei dem Manne, dem sie ihre Hand für's Leben 
eichen soll, nicht sowohl „Wie ist er?“ als „Was 
st er?“ Kommt sie nun gar erst in jenes Alter, 
n welchem viele Frauen einige Male ein und den⸗ 
elben Geburtstag zu feiern aus Rücksichten der 
zchicklichkeit und Berechnung sich veranlaßt sehen, 
hue in den Hafen der Ehze eingelaufen zu sein, 
er nach der Änsicht so Vieler die einzige Bestim ; 
aung des Weibes ist, dann frägt sie nicht mehr: 
Wie ist er?“ auch nicht mehr: „Was ist er?“ 
ondern nur noch: „Wo ist er?“ „Und Sie 
bollen mich doch nicht etwa glauben machen, daß 
uch Sie nur fragen: „Wo ist er?“ „Nein, nein,“ 
intiwortete sie lächelnd, indem sie mir ihre Hand 
eichte: „Es ist zwar schon lange, ja sehr lange 
er, daß ich im „Wie⸗Alter“ stand; allein obwohl 
ch, meinen Jahren nach, wie ich Ihnen bereits 
ertraut, schon lange zu dem „Wo ist er?“ be— 
echtigt waͤre, bin ich doch so kühn, an dem 
Was“ und noch mehr an dem „Wer ist er?“ 
estzuhalten.“ 
FDanzig, 28. Februar. Heute Nacht 
rach hier in einem von 13 Familien bewohnten 
dause Feuer aus, welches sofort das ganze Treppen⸗ 
aus ergriff vnd den Bewohnern den Weg zur 
zlucht abschnitt. Die Feuerwehr rettete mit großer 
Hefahr sechs Personen; viele andere waren vorher 
ius den Fenstern gesprungen. Zwei Erwaächsene 
ind ein Kind sind verbrannt. Ein Ardtillerieser- 
seant und eine 70jährige Wiitwe sind durch den 
—„prung aus dem Fenfter lebensgefährlich, zwei 
unge Damen schwer verletzt. 
4 Ueber einen Familien-Selbstmord, der sich 
im Mittwoch in Pest zutrug, berichtet das „N. 
z. Journal“: „Der Uhrmacher Seiler that Cyan⸗ 
ali in den Abendthee, um sich und seine Familie 
u vergiften. Als der Thee auf dem Tische stand, 
prach der Vater: „Kinder, wir werden heute alle 
terben; seid froh, denn Ihr müßt sonst schon 
norgen 'auf der Straße elend verhungern.“ Die 
»eiden Knaben begannen zu weinen, die zehnjährige 
zlanka weinte mit ihnen. Die Mutter tröstete die 
dinder und sagte: „So wie es der Vater sagt, 
st's am besten. Wir sterben, denn was würdet 
Ihr ohne uns beginnen? Ihr müßtet elend um— 
ommen!“ Nun that der Vater etwas in den Topf 
ind die Mutter goß in eine Schale Thee ein. In— 
wischen legten Seiler und seine Tochter frische 
Wäsche an, die Kinder mußten ebenfalls frische 
wWäsche nehmen, die Mutter hatte dies schon früher 
gethan. — „Mathilde, trinke Du zuerst!“ sprach 
Zeiler, und küßte seine Tochter auf die Stirne. 
Mathilde gehorchte. Ohne einen Laut von sich zu 
zeben, küßte sie Vater, Mutter und Geschwister, 
aahm die Schale zur Hand und trank dieselbe bis 
ur Neige aus, während ihr die Mutter die pracht⸗ 
ollen goldblonden Haarflechten auflöste, davon eine 
'ocke abschnitt und in ein Gebetbuch legte. Nach— 
dem Mathilde den Thee getrunken hatte, nahm sie 
as Gebeibuch vom Tische, wankte zu den beiden 
Betten, die neben einander im Zimmer stehen, und 
legte sich mit Hilfe der Mutter nieder. Die Mut⸗ 
rer schenkte nun drei Schalen voll und befahl den 
Zindern, zu trinken. Sie weigerten sich und 
peinten. Mann und Frau zwangen hierauf alle 
zrei Kinder zum Trinken, indem der Mann nach 
einauder einem jeden der Kinder den Mund ge⸗ 
valtsam öffnete und die Frau ihnen den Thee in 
»en Mund gegossen hat. Der kleine Franz schrie 
entsetzlich, wurde aber mäuschenstill, als ihm der 
Vater einen Schlag versetzte. Die Kinder schluckten 
das Geträuk nicht, die kleine Blanka übergab sich 
einige Male. Die Knaben mußten in die Küche 
gehen, wo ihr Lager stand, die kleine Blanka wurde 
neben Mathilde gelegt, die sich bereits nicht mehr 
rührte. Bebend vor Furcht hörten die Knaben zu, 
ils Vater und Mutter von einander schluchzend 
Abschied nahmen. Dann hörten sie, wie sie zu Bette 
zingen, und plötzlich wurde es finster. Aus dem Zimmer 
war nur ein Stöhnen vernehmbar, aber auch das 
hörte plötzlich auf. Die Knaben schlossen kein Auge. 
Plötzlich hörten sie, daß Jemand vom Bette steigt, 
ind gleich darauf sprang die kleine Blanke zu 
hnen in die Küche. Anton machte Licht und ging 
ns Zimmer. Vater und Mutter lagen in fester 
Imarmung in dem Bette, im anderen nebenan lag 
MNathilde, das Haar über dem Busen sorgsam ge⸗ 
exdnet. Anton ging zuniück in die Küche und 
öschte das Licht aus. Die Kinder blieben schweig⸗ 
am beisammen, sie fühlten sich sehr unwohl und 
es traten auch bei jedem von ihnen Erbrechungen 
in. Das Morgenlicht warf bereits seinen fahlen 
Schein durch's obere Gewölbfenster, aber die Kinder 
Jetrauten sich nicht, das Lager zu verlassen. Da 
purde plötzlich an der Gewölbethür gepocht. Anton 
prang auf und öffnete die Spaletläden des Fensters. 
Fin junger Mann, der Bedienstete des Hausbesitzers 
Zrezinger, staud draußen und fkragte nach Seiler, 
»em er eine Nachricht zu überbringen hatte. Er 
rschrak vor dem Aussehen des Knaben, dessen 
rippen geschwollen und mit Wunden bedeckt waren. 
Der Knabe theilte in kurzen Worten das Ereigniß 
nit, worauf der Mann ins Haus hineinlief und 
die Hausmeisterin verständigte. Die Hausmeisterin 
ief um Hilfe und bald stand eine kleine Schaar 
entsetztet Hausleute in der Wohnung des Uhr⸗ 
nachers und beschaute die Opfer des Elends. Die 
ckhefrau und Mathilde, deren gefalteten Hände auf 
inem Gebetbuche ruhten, waren todt, die anderen 
drei Kinder am Leben und erzählten den in Obigem 
jeschilderten Verlauf des Schauderdramas. AÄuf 
dem Tische fand man noch 7 fl. 1ukr. liegen — 
»as ganze Vermögen Seiler's. Stadthauptmann 
Urs verfügte, daß die drei Leichen in die Todten— 
ammer, die Kinder ins Rochus-Spital befördert 
vurden. Letztere wurden sofort in Pflege ge— 
iommen und sind bereits außer Gefahr. 
Petersburg, 22. Febr. Gestern Abend 
zegen 6 Uhr stürzte im Centrum der Stadt ein 
von Arbeitern bewohntes mehrstöckiges Hinterhaus 
zusammen, die Bewohner unter den Trümmecn 
»egrabend. Die Feuerwehrsappeure eilten scefort 
zur Rettung der Verunglückten herbei. Die Anzahl 
zer letzteren ist noch nicht festgestellt. Um 8 Uhr 
»exschien der Kaiser auf der Unglücksstätte. 
Neue Naphtaquelle. Die „Kaspische 
Besellschaft' hat in der Nahe von Baku am Kaspi⸗ 
See eine neue Naphtafontaine erbohrt. Das 
Zohrloch ist 53613 Ellen tief. Von der Stärke 
»es Strahles kann man sich eine Vorstellung 
nachen, wenn man hört, daß im Laufe von fünf 
Ztunden gegen 25, 000 Pud Naphta (ein Pud — 
»n Centner) ausgeworfen werden. Die Fontaine 
wvirft 20— 25 Ellen hoch; sie ist bis jetzt noch 
nicht vollständig regulitt. Das Pud Naphia wird 
zu 3 Kop. (6 Pfennige) verkaufi. 
F Eine Feuersbrunst wüthete in Philadel— 
2hia am 19. d. M. in Chestnut⸗Street, zwischen 
Second⸗Street und Front-Street. Die betroffenen 
Hebäude bestehen aus Waarenmagazinen und Ge— 
yäftsbureauxr. Wie man bis jetzt annimmt, be— 
äuft sich der angerichtete Schaden auf eiwa eine 
diertelmillion Dollars. 
dir die Redaktion verantwortlich: F. Beme ß— 
Von Dankesgesühl durchdrunsen 
ann ich nicht umhin, Ihnen meinen wärmsten Daͤnk aus— 
usprechen. Denn Ihnen verdanke ich das höchste Gut, 
as ein Mensch auf Erden besitzen kann, Gesundheit. Nach 
em ich eine ziemliche Anzehl von Mitteln, die mir von 
llen Seiten gegen mein Leiden — Blutandrang, Schwäche 
der Augen, verbunden mit peinigenden Kopf- und Maaen.