Full text: St. Ingberter Anzeiger

var ein wirklicher Repräsentant der großen Zeit 
vBefreiungskriege, denn er zog 1812 bereits mit 
hork nach Rußland. In der Familie scheint das 
sohe Alter üblich zu sein, denn auch sein Vater. 
inst Rittmeister der Towarczyks unter Friedrich 
en Großen, brachte es auf 93 Jahre. 
4 Feldmarschal! Moltke und die 
Sch ulsparkassen. Unter diesem Titel finden 
vir im „Cirkular- Verordnungsblatt des Kaiserlich 
zöniglichen Postspartassenamts in Wien“ folgende 
meressante Notiz: „Nach einer Mittheilung, welche 
em Boten aus dem Riesengebirge“ aus Schweid⸗ 
nitz zugeht, wendet Graf Moltke der in dem Dorfe 
dreisau eingerichteten Schulsparkasse große Auf— 
nerksamkeit zu. Er hat die Einrichtung getraffen, daß 
wenn ein Kind die ersten 10 Pfenige einlegt, die 
Zutsherrschaft des Herrn Feldmarschalls Moltke den 
Aleichen Betrag dazu gibt. Spart nun das Kind 
'n Laufe des ersten Vierieljahres seiner Sparthätig⸗ 
it 1Mt., so wird von der Gutsherrschaft die 
lleiche Summe zugelegt. Bis jetzt haden 86 Kinder 
Fereils gegen 1200 Mt. gespart, die in der Kreis- 
asse zinsbar angelegt sind. Sämmtliche Quittungs- 
ücher beschafft der Feldmarschall. 
GOritlinge) In Berlhin feierten am 
21. Februar drei Brüder, Drillinge, ihren 50. 
Heburtstag im Kreise ihrer 16441249, zusammen 
37 Kinder. 
Etwas vom Grüßen. Es ist in jüng⸗ 
ter Zeit wieder häufig die Frage aufgeworfen 
vorden, ob es sich nicht empfehle, darauf hinzu⸗ 
birken, daß das bei uns übliche Entblößen des 
hauptes als Ausdruck der Begrüßung in Wegfall 
omme. So viel man indeß auch gegen das Lüften 
er Kopfbedeckung und zu Gunsten der Abschaffung 
zieses Gebrauchs vorbringen möge, jedenfalls wird 
nan zugeben müssen, daß diese Begrüßungsform 
er nach mitteleuropäischer Gesittung gebildeten 
zölkerschaften keineswegs die unbequemste ist, son 
—V 
eiten so mancher anderer Stämme bei Weitem 
berboten wird. So drückt beispielsweise der Lapp⸗ 
änder seine Nasenspitze ziemlich unsanft gegen die 
stasenspize derjenigen Person, welche er begrüßen 
vill. Der Aednier hbläst dem ihn Besuchenden ins 
Ihr und reibt seine Magengegend sanft mit der 
lachen Hand. Nach dem Bericht des holländischen 
deisenden Schouten begrüßen sich die Bewohner 
er Insel Socotora dadurch, daß sie sich einander 
sie Schulter küssen, und Bewohner einiger anderer 
zunseln in den Philippinen nehmen den Fuß Des— 
enigen, den sie willkommen heißen wollen, und 
eiben sich sanft das Gesicht damit. Wenn zwei 
seger sich begegnen, so umarmen sie sich und lassen 
hren Mittelfinger dreimal knacken. Die Chinesen 
egen beide Hände über die Brust, beugen sich ehr⸗ 
urchtsvoll und schreien: „Stin! Stin!“ Sehen 
e sich nach einer langwährenden Trennung wieder, 
o fallen beide auf ein Knie, beugen sich vornüber 
ind berühren mit dem Gesicht mehrmals die Erde. 
Wie Gamelli Caneri erzählt, begrüßen sich die Be— 
vohner der Philippinen, indem sie sich mit den 
händen gegenseitig an den Backen fassen und sich, 
uuf einem Bein stehend, verbeugen. Will ein 
Raheiter seinem Landsmann oder einem Fremden 
ine Ehre erzeigen, so entkleidet er ihn gänzlich 
ind bleibt selbst nack. Die Großen von Loango 
hütteln einander bei den Armen und springen zwei 
der drei Mal vor⸗ und rückwärts; werden sie bei 
hrem Fürsten vorgelassen, so legen sie ihre Hände 
uf seine Knie und ihr Haupt in seinen Schooß. 
hor alten Zeiten war es sogar in Frankreich Sitte, 
ich ein Haupthaar auszuziehen und demjenigen 
arzureichen, den man willkommen heißen wollte. 
Fregoire des Tours erwähnt dieser Sitle, sagt 
iher nicht, ob auch die Frauen derselben unter⸗ 
vorfen gewesen sind. 
FGohes Alter.) Aus St. Goar 8. 
wird berichtet: Heute hat Frau Anna Maria 
spary, die noch geistig frisch ist und leichte Haus— 
rkbeit zu verrichten vermag, ihr 101. Lebensjahr 
ingetreten. Ihre Nachkommenschaft besteht aus 47 
dersonen. 
Der Teufel in der Klemme.) Ein 
r ee Herr P. aus Mariahilf (Wien), 
e — des dortigen Männerge⸗ 
ee on seit 4 Wochen hatte er keine 
—5 , als sich ein wahrhaft teufelmäßiges 
— Man versicherte ihm während 
da ends, das er der häßlichste aller Teufel 
— r war stolz auf diese Anerkennung. Er 
sich schwer von seinen Triumphen kennen. 
Endlich aber begann sich der Saal zu leeren und 
r dachte an die Heimfahrt. Gegen 4 Uhr Morgens 
angte er am Hausthor an. Er zog die Glocke, 
iber der Hausmeister schien von dem Teufel am 
Thor keine Notiz zu nehmen. Herr P. riß noch 
inmal am Glockenzuge, der Draht riß. Nuu 
rommelte der obdachlose Teufel mit beiden Fäusten 
in der Ladenthür eines Schustermeisters, der im 
darterre ein kleines Gewölbe inne hatte. Plößlich 
ffnete sich das Ladenthor, ein Mann, der kaum 
zas Nothdürftigsse an Kleidern, dafür aber einen 
üchtigen Knüttel trug, stürzte auf den armen Teufel 
jon Hausherrn los, dem nichts übrig blieb, als 
nach Empfang einer erklecklichen Anzatl Hiebe 
ie Flucht zu ergreifen. Er wendete sich dem Hause 
ines Freundes zu, um dort ein Nachtlager zu suchen. 
Ddas Hausthor öffnete sich und die alte Hausmeisterin 
hielt dem Aukommenden die Laterne vor das Ge— 
icht. Ein Eutsetzensschrei — und das Thor flog 
onnernd zu, den Schweif des um Einlaß pochenden 
Teufels einkflemmend. „Wenn ich nur ein Meesser 
ätte,“ seufzte Herr P., „ich kann nicht einmal den 
Znopf des Glockenzuges erreichen, um die Alte 
iochmals zu Unterhandlungen hetbei zu rufen.“ 
Was thun? Herr P. versuchte, den fatalen Schweif 
bzureisen — vergebliche Mühe! Er fetzte sich auf 
Jas Pflaster, so gut es der eingetlemmte Schweis 
gestattete, und begann einzuschlummern. Da fühlte 
er sich plötzlich aufgeschüttelt und vor ihm stand 
in Mann der Sicherheit, Auskunft über die fatale 
Situation verlangend. Herr P. erklärte wehmüthig 
eine Situation, und der Wachmann verrichtete nun 
in Samariterwerk, indem er mit seinem Säbel 
den eingeklemmten Schweif des Satans abhieb, dem 
Letzteren selbst aber eine Ruhestätte auf der Wacht ˖ 
tube anwies, von welcher aus Herr P. zeitig Morgens 
die Heimfahrt antrat. „Dessentwegen“, meinte 
derr P., „habe ich mich doch unterhalten.“ Die 
dausmeisterin aber zeigte den Morgens beim Auf— 
perren des Hausthores vorgefundenen „Schweis 
— — 
ahen in ihm einen Beweis dafür, daß es der leib⸗ 
saftige Gottseibeiuns gewesen, der sich Nachts 
ingestellt. 
F In einem militärischen Progymnasium zu 
Peters bur g wurde eine Durchsuchung der Schüler 
jorgenommen, wobei sich bei einem 15jährigen und 
inem 13jährigen Schüler nihilistische Flugjchriften 
ind kompromittirende Briefe vorfanden. Die beiden 
Schuldigen entwichen, wurden jedoch in Zarizyn 
erhaftet, nachdem sie ihren Kutscher, der sie verrathen 
vollte, ermordet hatten. 
Wie in allen vornehmen französischen Fa⸗ 
nilien üblich, feierte man auch in einem der präch— 
igsten Häuser des Boulevard Haußmann in Paris 
zen DreikönigsAbend. Die Salons waren glänzend 
rleuchtet, ein helles Feuer prasselte im Kamin, und 
ille Welt war heiter und guter Dinge, denn es 
var eben eine große Gesellschaft versammelt, um 
en alten herkömmlichen Dreikönigskuchen zu ver— 
ehren und durch das Stück mit der hineingebackenen 
zohne entscheiden zu lassen, wer der König oder 
zie Königin des Abends sein sollte. Scherze und 
Witzworte flogen in der Versammelung herüber und 
zinüber, nur eine der Damen, welche sonst stets 
»ruch ihren sprüheuden Geist den aristokratischen 
Zalons zur Zierde gereicht, schien diesmal mit 
einer schwermüthigen Stimmung zu kämpfen, die 
sie kaum zu bewältigen vermochte. Als der Augen⸗ 
alick gekommen war, da der Kuchen vertheilt wurde 
entstand ein allgemeines, durch die Spannung her— 
vorgerufenes Schweigen, und diesen Augenblick be⸗ 
nutzte Frau v. R., den Wunsch auszusprechen, daß 
hr Antheil an dem Kuchen dem ersten Bettler ge— 
zeben werden möge, welchen der Zufall an die Thüre 
des Hauses führen würde. Man stimmte ihr so— 
zleich zu und kurz darauf führte einer der Bedienten 
inen kleinen schwächlichen, blassen und frierenden 
dnaben in den Salon. Es war einer jener italie⸗ 
aischen Pifferarie, die vor den Häusern und in den 
Zöfen zu musiciren pflegen, wie man deren in 
Laris unzählige sieht. Das arme Kind wurde von 
)er Gesellschaft freundlich bewillkommt und nahm 
chüchtern eines der Kuchenstücke von der silbernen 
7chüssel, als di selde ihm präsentirt wurde. Ais 
der Kuchen verzehrt wurde, entstand eifrige Nach— 
ragen nach der schicksalsschweren Bohne und siehe 
da — sie war in dem Antheil des fremden kleinen 
naben enthalten. — „Es lebe der König!“ riefen 
ie Gäste. „Junge du scheinst ein Glückskind zu 
ein, jetzt mußt Du Dir aber auch eine Königin 
oählen, vorwärts!“ Der kleine Pifferaro, dessern 
ebhafte Augen eine gewisse Intelligenz verriethen, 
zing nun sehr verlegen im Salon herum und be— 
rachtete sich alle anwesenden Damen; plötzlich blieb 
r aber vor Fraun v R. sitehen und sagte mit 
hränenden Augen: „O gnädige Frau, sie sehen meiner 
Mutter sehr ähnlich, Sie sollen die Königin sein!“ 
Frau d. R. erbleichte, sah das Kind einen Augen⸗ 
hlick durchdringend an und wurde von einem ner—⸗ 
oösen Zittern ergriffen. Dies erschien von Allen 
sehr natürlich, denn man wußte, daß sie vor mehreren 
Jahren ein Kind in Italien verloren hatte. Sie 
var unterwegs von Räubern überfallen woerden, 
und während diese den Wagen plünderten, ergriff 
in Weib das zu der Bande gehörte den kleinen 
Sohn der Reisenden und nahm denselben troß 
eines Schreiens und der flehentlichen Bitten der 
Mutter mit sich fort. Alle angestellten Nachforsch- 
ingen nach dem Kleinen waren vergeblich gewesen. 
— „Deiner Mutter soll ich gleichen ? fragle Frau 
). R. „wo ist sie denn ?“ — „Hier“, entgegnete 
der kleine Pifferaro, und zog unter seinem zerlümpten 
Jäckchen ein kleines Medaillon mit einem Frauen⸗ 
»ildniß hervor. Kaum hatte Frau v. Rueinen 
Zlick auf die Photographie geworfen, als sie einen 
Freudenschrei ausstieß, den Knaben in die Arme 
chloß und mit Küssen bedeckte. Das Bild war 
hr eigenes und der kleine Bettelmusikant ihr ver⸗ 
oren gewesener Sohn. 
f London. 3. März. Die Exkaiserin Eugenie 
jatte gestern ein knappes Entkommen, indem 
die Pferde ihrer Equipage auf der Heimfahrt nach 
Farnborough scheuten und in der Nähe des Park. 
hores auf einen Kalkwagen stießen, dessen Deichsel 
eines der Pferde durchborte, das sofort todt zu 
Boden stürzte. Hiedurch kam die Equipage plößlich 
‚um Stehen und die Insassen des Wagens wurden 
auf die Straße geschleudert. Die Exkaiserin, sowie 
der sie begleitende Herzog von Bassano, erlitten 
seine äußere Verletzungen, der Kutscher jedoch wurde 
ohnmächtig weggetragen. 
T. Teheran, 2. März Die Pest ist in Ojagh, 
30 Meilen von Hamadan, ausgebrochen. Bis zum 
zegenwärtigen Augenblick werden 90 Todessfälle 
Jemeldet. Es sind Vorsichtsmaßregeln getroffen, die 
Ausbreitung der Krankheit zu verhüten. 
Nunne: ‚Was habe ick mir früher jeärjert, 
venn der Ex'kutor zu mir kam! Jetzt freue ick mir 
drüber, denn es jiebt mir ein jewisses Ansehen. So 
jut es nämlich nach die neueste Lehre ein Beweis 
yon Reichthum für die arme Leute is, wenn sie nach 
Umerika auswandern, so jut steht es auch janz bom— 
venfest, daß ick äußerst wohlhabend sein muß, wenn 
nir der Ex'kutor öfters mit sein' Besuch beehrt. 
Denn er könnte dies nich thun, wenn ick nich 
neine Rechnungen schuldig bliebe, es würde mit 
iber Niemand was pumpen, wenn ick ihm nich 
berdächtig wäre, jewissermaßen sehr wohlhabend zu 
sein. Erjo jiebt es keinen jröheren Beweis dafür, 
zaß der Mensch was hat, als wenn der Ex'kuͤtot 
leißig zu ihm kommmt. Es waäre also jar nich 
inmöglich, daß sie mir nach und nach bis zuu 
Millionär ruff anpfändeten. Ick hab't aber immer 
esagt, wenn man nich alle Tage was Neues lernen 
müßte brauche man das Alte nich zu verjessen.“ 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 5. Marz. (Fruchtmittelpreis und Vit 
ualienmartt.) Weizen O M. — Bf.. Korn O M. — yf. 
Berste zweireihige O M. — Pf., vierreihige 7 M. 50 Pf. 
Spelz O M. — Pf. Spelztern — M. — Pf., Dinrei 
— M. — Pf. Mijchfruht 0 M. — Pf., Hafer 7 M. 
74 Pf., Erbsen O M. — Pf., Wichen — M. — Pf 
heu 3 M. — Pf., Stroh JQual 2 M. 40 pf. 1I. Qual 
lM. 80 Pf., Kartoffeln 1 Me80 Pf., Weißbrod 1/ Kilo 
50 Pf., Kornbrod 8 Kilo 60 Pf. Gemischtbrod 3 Kils 
8 Pf., paar Wed 90 Gr. 6 Pf. Rindfleisch J. Quat. 
50 Pf., II. Qual 56 Pf., Kalbfteisch 50 Pf., Hammel⸗ 
leisch 60 Pf, Schweinefleisch 50 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf., 
Bier J Liter 24 Rj., Butter /3 Kilogr. O M. 95 Pi. 
Homburg, 4. März (Fruchtmittelpreis und Viktua— 
ienmarkt.) Weitzen 9 M. 27 Pf., Korn 7 M76 Pf., 
Spelzlern — M. — Pf. Spelz 0 M. — Pf., Gerste 
reihige O M. — Pf., Geeste 4reihige O M — Pf., 
dafer 7 M. 76 Pf., Mischfrucht O M. — Pf., Erbsen 
— M. — Pf. Wichen — M. — pf., Bohnen 0 M. 
Pf., Kleesamen — M. — Pf. Kornbrodes Pfund 
33 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 75 Pf. Ochsenfleis pf. 
Rindfleisch 50 Pf., Kalbfleisch 30 Pf. Hammelneisch — „f. 
Schweinesleisch 48 Pf. VButter j Pfund d0 Mi88 Pf., 
Kartoffeln per Zentner 1M. 80 pf. 
Kaiserslautern, 3. März. (Fruchtmittelpreis und 
Viktualienmarkt, Weizen 9 Mk. — VPf., Korn 8 M. 
10 Pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz 8 M. 42 Pf., 
Berste 8,M. 78 Bf., Hafer 7 M. 77 ppf Erbsen 0 M. 
— Pf., Wicken 8 M. 16 Pf., Linsen — HPe. — Pf. Qlee⸗ 
amen 39 M. — Vf. Schwarzbrod 6 Pfund 66 P., 
Pfd. 83 Pf., Gemischtbrod 3 Kfund 38 Pf., Butter pro