Full text: St. Ingberter Anzeiger

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us Berlin, betreffs Erbaunng einer Zahnradbahn 
uf den Niederwald genehmigt und dürfte nunmehr 
ald mit dem Bau begonnen werden. Die Ver⸗ 
agsbedingungen sind für unsere Gemeinde recht 
zustige und wird dieses Unternehmen den Frem⸗ 
enverkehr an hiesigem Orte sicherlich bedeutend 
jeben. — 
in für weitere Kreise, besonders für 
gi di e ui erthes Urtheil fällte 
in Freitag der vorigen Woche die Strafkammer 
es Landgerichts zu Münster i. W. Von der 
ztaatsanwaltschaft war gegen den Altbierbrauer 
nd Wirth Jos. Appels wegen des Verschankes von 
genanntem Drüppelbier (Tröpfelbier, d. i. beim 
inzapfen übergelaufenes, in den untergestellten 
dläsern aufgefangenes Bier) und wegen des in 
anmäßiger Weise betriebenen Wiederverschankes 
hengebliebener Reste die Anklage auf Nahrungs 
ittelfälschung und Betrug erhoben worden. Das 
choͤffengericht hatte den Thatbestand in 46 Fullen 
rerwiesen betrachtet und den Angeklagten deßhalb 
if Grund des 8 360112 des St.G.⸗B. wegen 
roben Unfugs mit 460 Mk. Strafe belegt. Auf 
ie Berufung der Amtsanwaltschaft hob die Land 
erichtskammer dieses Erkenntniß auf und verur— 
jeilte den Augeklagten wegen Betruges von 20 
ällen zu 1000 Mk. Geldstrafe oder 100 Tagen 
zefängniß, indem sie unter der Annahme des mil⸗ 
ernden Umstandes, daß der Angeklagte in einem 
erartigen „schwierigen Schlendrian bon Jugend 
n aufgewachsen und großgezogen sei,“ von einer 
irekten Freiheitsstrafe absah. Auf Grund der 
lussage des Gutachters, daß das sog. Drüppelbier 
icht unbedingt als verdorbenes Bier zu bezeichnen 
ei, wurde Appels von der Anklage der Nabrungs- 
nittelfälschung freigesprochen. 
(aunerhumor.) Die nachfolgende 
eitere Szene spielte sich vor wenigen Tagen im 
destaurant Wieninger in der Universitätsstraße 
mWien ab. Ein höherer Beamter des Landes 
erichts in Strafsachen saß allein bei einem Glase 
gier, als plötzlich ein elegant gekleideter junger 
Rann, sehr höflich grüßend, auf ihn zutrat. Es 
atspann sich folgendes Gespräch: „Guten Tag, 
err Doktor!“ begann der junge Mann, „Sö 
nnen mi nimmer?“ — „Nein, ich kaun mich 
ahrhaftig nicht mehr erinnern.“ — „Na ja, es 
a schon über'n Jahr und i had' mi seitdem 
hr verändert; i hab' mi bessert, Sõ können mir's 
lauben!“ — Aber ich weiß wirklich nicht ....“ 
— „Na, aber Sö haben mi do schon a paar 
Nal unter d' Händ' g'habt; wissen's, i hab' halt 
so a Manie. .. waunn wo a Gedräng is, 
a musb i Taschelzieh''n —“ — Dem Gerichts⸗ 
Funktionär entfuhr ein Ausruf des Staunens uͤnd 
inwillkürlich rückte er von dem Fremden weg — 
» Retwas war ihm in seiner langen Praxis noch 
iicht vorgetommen. Der Taschendieb plauderte 
ber unterdessen unbefangen fort. Den Beamten 
egann der Bursche nach und nach zu erheitern 
nd als er ihn fragte, warum denn die Taschen⸗ 
iebe trotz ihrer großen Geschicklichkeit immer und 
mmer wieder auf frischer That ertappt würden, 
a antwortete der Taschenkünstler mit einem trau⸗ 
igen Kopfnicken: „Ja, wir sein schon sehr g'schickt, 
iber die Detektibes sein halt no biel g'schickter!“ 
Ils endlich der Beamfe seine Zeche bezahlt und 
nufbrechen wollte, da neigte sich der juge Mann 
u ihm hin und sagte: , Seims net bös', Herr 
Doktor, aber weil's g'fragt haben, ob die Taschen⸗ 
eb' auch wirklich so g'schickt sein, so möcht' i 
Ihnen, wann's erlauben, a Stückl zeigen!“ Der 
Zeamte lachte, legte sein Geld in die Börse umd 
og seinen Uebertock an. De junge Mann ging 
uf der Stratze eine kurze Streche be ihm und 
erabschiedete sich beim Schottenthore. Ahnungslos 
gab sich der Beamte in seine Wohnung — 'doch 
die groß war seine Uebertaschung, als er bein 
)Nausthore in die Tasch— griff, um den Hausmeister 
bezahlen, ‚und seine Geldbörse vermißte, aber 
Ammtliches Geld, das darin gewesen, in seiner 
osentasche fand! Dies Gaͤmt Meisterstückchen 
atte der juuge Bursche während des kurzen Ganges 
Schottenthore ausgeführt. — Am nächfsien 
erpn läutete es bei dem Gerichts-Funktionär und 
n Dienstmann lüberbrachte das Geldtäschchen, seht 
— in Papier eingeschlagen, nebst den ume 
nänigsten Empfehlungen des jungen Mannes. 
Die Brücke über die Thut bei Oberbüren 
n der Schweiz ein vor mehr als hundert Jahren 
nit ungeheurem Holzaufwande errichietes Bauwoerk 
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zon 700 Fuß Länge ist in der Nacht zum 3. d.“ 
M. vollständig abgebrannt. 
F. Gikante Verhaftung.) Anläßlich 
der Verfolgung von Anarchisten wurde, wie man 
»er „N. Fr. Pr.“ schreibt, eine pikante Verhaftung 
n einem Fabrikdorfe bei Zürich vorgenommen. 
x5 handelte sich um einen blondgelockten Jüngling, 
der sich als Doktor Medicinae gerirte und glüd⸗ 
icher Bräutigam einer wohlhadenden Dorfschönheit 
‚eworden war. Die vorläufige gerichtliche Unter—⸗ 
ichung ergab, daß der vermeintliche Doktor Medi⸗ 
inae und Bräutigam — ein Mädchen war. In 
einem verschlossenen Koffer fanden sich Revolver 
ind Dolche nebst 900 Fres. baarem Gelde. Er 
»der vielmehr „sie“ hatte einen Paß auf den 
Namen „Franz Hönig“ aus Böhmen abgegeben 
ind gleichzeitig im Vertrauen dem Hausherrn mit- 
etheilt, sie sei von hoher Abstammung, eigentlich 
in Königssohn, nur dürfe der wirkliche Name 
noch nicht bekannt werden; sie werde viel Geld 
inst bekommen und dann den Hausherrn glücklich 
ind reich machen; für diese Hoffnung ließ sich der 
etztere denn auch gehörig anpumpen. Feine Ci— 
zarren und gute Weine liebte der junge Doktor 
benfalls. Auffallend war es, daß ein katholischer 
Ifarrer häufig diesen Jüngling besuchte und ihn 
pährend seiner Krankheit pflegte, ferner daß sich 
wei steinreiche Patrizier gelegentlich bei ihm einfanden, 
velche jedenfalls nichts Anarchistisches im Schilde 
ührten. — Wie man den „B. N.“ aus Lausanne 
ieldet, wurde der Gerichtsschreiber Glardon heute Mor⸗ 
jen während der Sitzung des Lausanner Polizeigerich- 
es von einem Angeschuldigten, Namens Chavan, ver⸗ 
vundet, der auf den ihn anfragenden Präsidenten 
Dumur einen Revolver abgefeuert hatte. Der 
Waibel packte den Attentäter, konnte aber nicht 
verhindern, daß Chavan noch 8 bis 10 weitete 
Schüsse abgab und sich seldst umzubringen versuchte. 
Die Aerzte erklärten die Wunde des Gerichtschreibers 
Blardon für ungefährlich, ebenso diejenige von 
havan. Letzzterer erklärt, er habe alle drei Richter 
und den Aktuar tödten wollen. Er trug 3 Re⸗ 
olver bei sich. 
Ein Schwindel eigener Art ist vor 
inigen Tagen gegen einen Wursthändler der „Rue des 
Nartyrs“ zu Paris inscenirt worden. Ein kleiner 
deapolitanischer Pifferars erhandelte, eine Violine 
inter dem Arm, einen Schinken um 3 Francs, 
onnte aber in dem Augeublicke, da er bezaählen 
ollte, das Geld nicht bei sich finden; er habe es 
dei der Mutter daheim gelassen und werde Schelte 
»ekommen, wenn er sich mit leeren Händen zeige; 
ob der wackere Mann ihm nicht den Schinken gegen 
eiue Violine anvertrauen wolle. Der Wursthändler 
oisligte darein und stellte das Instrument in eine 
ẽcke. Eine Viertelstunde später hielt ein stattlicher, 
weispänniger Miethswagen vor dem Laden uͤnd 
in stark decorirter, vornehm aussehender Herr ließ 
sch für etwa vierzig Francs WildpretPosteten, 
wvänseleber ˖ Terrinen u. s. w. geben. Während er 
ezahlte, wurde der Fremde die Violine in der Ecke 
ewahr, griff darnach, ließ die Saiten ertönen und 
agte: „Ja, wahrtich, es ist ein Prachtstück.“ Dann 
'ot er dem erstaunten Manne 200, 300, endlich 
900 Francs. Dieser erklärte, die Violine gehört 
iicht ihm, sondern einem kleinen Italiener, der sie 
ald abholen werde und er könne also nicht darüber 
erfügen. Der Liebhaber schien darüber sehr ärger⸗ 
ich und gab seine Adresse: „Lord Russell, Grand 
hotei“, mit dem Bedeuten, der Wursthändler sollte 
as Justrument zu irgend welchem Preise und für 
hn gegen eine Vergütung bringen. Als der Pifferaro 
on dem Anerbieten — der Krämer verftieg sich 
is zu 800 Francs — hörte, wollte er sich zuerst 
nicht von der Geige trennen und hat um die Er— 
aubniß, seine Mutter um Rath zu befragen. Die 
Mama willigte in den Verkauf, der Wursthändler 
vändigte dem Kleinen 800 Francs ein, warf sich 
ann in seine besten Kleider und fuhr init der 
VRioline nach dem Grand Hotel, wo kein Lord 
ussel, kein großer Musikliebhaber zu fiuden war. 
Des Suchens müde, verkaufte er schließlich die 
heuere Violine einem Justrumentenmacher um 6 
rrancs 
Der politische Sarkasmus der En 9* 
änder ist bekannt. Zur Zeit macht ein grau 
amer Witz über den Premier Gladstone die Runde 
zurch die englischen Zeitungen. Giadllone ist ganz 
jerdreht, geworden; selbdst seine Epitheta sind in 
rolge der Ereignisse im Sudan umgekehrt: früher 
annte man ihn G. O. M. (great old man — 
oßer alter Mann) ietzt dagegen R 0 6 
Murderer of Gordon — Gordon's Moͤrder). — 
Der „Standard“ erfährt übrigens. daß die beiden 
Schwestern General Gordon's, die in Southampton 
vohnen, es abgelehnt haben, irgend eine Geldhe— 
villigung oder Staatspension in Anerkennung der 
ijationalen Verdienste ihres verstorbenen Bruders 
inzunehmen. Im Namen der britischen Regierung 
erbot sich Mr. Gladstone, diesen Damen eine jähr⸗ 
iche Pension zu sichern, und versprach dabei, da⸗ 
ür zu sorgen, daß die Pension gewährt werde, 
»hne daß das Parlament darum angegangen wird, 
iber das Anerbieten wurde nichtsdestoweniger ab⸗ 
gelehnt. 
Leichenbegängniß eines chinesischen 
Prinzen.) Mitte Rovember starb in Peking ein 
FSousin des Kaisers Quangesu, Prinz Lau⸗Fu, und 
vurde mit dem größten Pompe zur ewigen Ruhe 
estattet. Den Leichenzug, der eine volle Stunde 
indauerte, eröffneten sechsunddreißig in grünes 
Tuch gekleidete Sklaven, die einen ungeheuer großen 
ind hohen hölzernen Käfig (der das Gefängniß der 
Zeele vorstellte) trugen, auf dessen Tag eine hohe 
„tange stand, von der die kaiserliche Standarte 
nit dem fünffüßigen Drachen herabwehte. Nun 
amen hundert rolhgekleidete Sklaven mit hölzernen 
Tafeln, auf denen die Titel, Würden und Tugen⸗ 
den des Verstorbenen verzeichnet waren. Diesen 
olgten 20 Jäger mit 240 Jagdhunden des Prinzen, 
ann dessen Kameele, Maulefel, Reitpferde und 
Tragsessel, worauf dessen von einem Maulesel ge⸗ 
ogener Leibwagen kam. Sechszehn in grüne Seide 
ekleidete Diener trugen nun deu mit einem Tiger⸗ 
ell bedeckten Leibsessel des Prinzen, worauf eine 
übtheilung Kavallerie und Infanterie folgte. Nun 
'amen Leibdiener und Eunuchen des Verstorbenen, 
ierauf zweiunddreißig betende Priester mit ihrer 
Tempelmusik und schließlich der von achtzig Dieuern 
—B— umhüllte Sarg. 
dinter diesem kamen sechs leere Waqgen des Kaisers 
ind hinter denselben wieder die Prinzen und die 
Staatswürdenträger. Die Waffen, Wagen, Zelte, 
kleider, Tragfessel u. s. w. des Prinzen wurden 
»ann auf dessen Grab verbrannt. Dunin Folge 
ines Regens der Koth in den Straßen Pekings 
ben schuhhoch lag, so haben viele Sklaven ihre 
völzernen Schute in demfelben slecken lassen. 
F Ein ungebildeter Prahlhans, der bei 
edem Bankerott von den großen Verlusten spricht, 
die er bei der Firma erlitten, rief, als er einen 
daufmann aus der Zeitung vorlesen hörte, daß 
hartum gefallen: „Ei, ei, bei diesem Falliment 
verliere ich gewiß wieder an 50009 Gulden.“ 
Bei dem Brande des Blockley⸗Ir— 
renhauses in Vhiladelphia sind die nach— 
folgenden Personen mit deutschen Namen umge⸗ 
ommen: Carl Nollenberger, 60 Jahre alt, Johann 
derriges, 48 J., Joh. Köhler, 60 I., uͤn P. 
steuburger, 60 J. Verletzt wurden u. A.. J. 
Hlaßmann, J. Schünemann, C. Kaiser und C. 
Fröhlich. 
Gemeinnütziges. 
Salicylsäurezusatz zur Milch behufs Konser⸗ 
nirung derselben wird von Prof. T. Feser (München) 
n seiner kürzlich erschienenen Schrift: „Die poli⸗ 
eiliche Kontrole der Marktmilch“ zur Verhinderung 
der Milchsäurebildung als einfachstes und unschäd⸗ 
iches Mittel besonders hervorgehoben. Schon ein 
Zusatz von O,01 - 0,02 00 bi, ein Theil Sa 
icylsäure auf 53000, - 10,000 Theile Milch genüge, 
ieselbe bis zu 6 Tagen länger süß zu erhalien Eine 
olche geringe Menge Salicylsäure wäre selbst dem 
actesten Kinderorganismus unschädlich und dürfte 
»eßhalb diese Konservirungsmethode in den Haus— 
jaltungen bestens empfohlen werden. Dagegen sei 
s möglichen Mißbrauchs halber völlig unzulässig, 
dieselbe für die Milchverkäufer zuzulassen, bei denen 
dielmehr jede Verschiebung der freiwilligen Säuerung 
durch Chemikalien (Borax, doppeltkohlensaures 
Natron, kohlensaures Ammouiak) als Fälschung 
zu ahnden sei. 
(Biedermann's agrikulturchem. Centralbl.) 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme tz. 
München. Die General⸗Agentur der Wohl 
bätigkeits· Lotterie zu Gunsten der Wittwen un 
Waisen des baher. Veteranen-, Krieger⸗ und Katpf. 
enossenbundes mit 300,000 Loosen à M. J. 
t dem Großhandlungshause Alb. Roest in 
München ühertragen warden