Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des koͤnigl Amtsgerichts St. Ingbert. 
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eEt. Jugberter Anuzeiger“ erscheint wbchentlich funfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltumgt⸗ 
zuau und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljahrlich 1A 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.)4 75 4, einschließlin 
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M 6l. , Domerstag, 26. März 1888. 75 
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20.Jahrg. 
Volitische, Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 23. März. Die „Allgemeine 
xuungꝰ meldet: Juf Befehl? des Königs begibt 
sch: Minister? v. Lutz zu Ende des Monats nach 
Ferlin, um an der Beglüdwünschung des Reichs⸗ 
mzlers durch den Bundesrath Theil zu nehmen. 
zrodürfte hierbei Namens des Bundesraths. das 
dort fühten. 
München, 24. März. An dem zur Bis⸗ 
zarcffeier veranstalteten Zuge werden sich die De— 
atationen von 150 Körperschaften, im Ganzen 
200 Personen mit 90 Fahnen, detheiligen . 
Berlin, 24. März. Der „Reichsanzeiger“ 
croffentlicht einen Erlaß des Kaisers, in welchem 
u. a. heißt: „Die Feier Meines Geburtstages 
m 22. März hat Mich wieder recht lebhaft em⸗ 
finden lassen, wie unerschütterlich treu die Liebe 
welche Mir vom deutfchen Volke entgegengetragen 
ird Aus allen Theilen desz Reiches find Mir 
on Gemeinden und Korporationen, von Vereinen 
L 
zersonen ohne Unterschied von Rang und Stand, 
zue Rücksicht auf religiöses Bekenntniß und poli⸗— 
sche Meinung, selbst vom Auslande her freudige 
Zückwünsche dargebracht worden.Eine solche ein⸗ 
nüthige, erhebende Kundgebung an Meinem Ge⸗ 
urtsfeste, an welchem Ich auf 88 Jahre eines 
oechselpollen von Gott reichgesegneten Lebens zurücd⸗ 
licke, hat Mir die Freude verdoppelt, und hoch 
eglüdt fühle ich Mich in dem Gedanken, daß das 
anze deutsche Volk sich mit Mir und Meinem 
)ause zu einer gemeinschaftlichen Feier des Tages 
ereinigt hat. ... In der allgemeinen, durch 
aß ganze Land gehenden Bewegung gibt sich das 
vohlthuende Vertrauen kund, mit dem die Nation 
Neine ernsten Bestrebungen um des Volkes Wohl 
egleitet. Gestützt auf diese ermuthigende Erfahr⸗ 
ng, werde Ich nicht müde werden, bis Gott Meinem 
dollen und Können ein Ziel setzt, der Fürsorge 
uir Mein geliebtes Vaterland Meine ganze Kraft 
u weihen. Dazu gebe Gott seinen Segen! Moͤge 
mter seinem Schutz und Beistand Deutschland zu 
llen Zeiten in friedlicher Etwicklung blühen und 
edeihen!“ 
Berlin, 24. März. Die gestrige dritte 
nesung des Dampfersubventions⸗Gesetzes hat an 
em Resultate der zweiten Lesung nur das geän⸗ 
ert, daß eine Erhöhung des für die Linie Triest⸗ 
llexandrien bewilligten Betrags von 200,000 auf 
00,000 Mt. erreicht wurde. Das Haus war 
tärker besetzt als bei der zweiten Lesung, das Cen⸗ 
rum stimmte zahlreicher für die Australische Linie 
ls zuvor. Ein Antrag auf Wiederherstellung der 
à der zweiten Lesung gefallenen afrikanischen Linie 
kvon keiner Seite gestellt worden. 
Ausland. 
Wien, 283. Marz. Aus Graz wird folgen ⸗ 
er, für die öͤsterreichischen Zustände höchst bezeich⸗ 
ender Vorfall gemeidet: Eine am 20. do. abge⸗ 
altene Kneipe der Burschenschaften wurde wegen 
mes Hochs auf Bismarck von der Polizei aufge⸗ 
dft. Der Student Fellner, welcher beim Commers 
er alademischen Ortsgruppe des Schulbereins eine 
sede über Bismarck hieit, wurde zun 14 Tagen 
irrest veruriheilt. 
Seneralversammlung des hiesigen Vorschußvereins 
var äußerst schwach befucht, indem von 646 Mit⸗ 
sliedern, welche der Verein Jählt,“ nur 22 an der⸗ 
elben theilnahmen. Nachdem der Vexsitzende, Herr 
J.B. Martin;? die Versammlung eroͤffnet, er⸗ 
attete der Vereinskassierer Herr J. Beer, den 
stechenschafts bericht, aus dem wir das Wichtigste 
chon« in der Dienstags-Nr: ds! Bl. mitgetheilt 
jaben. Nach der Dechargee Ertheilung wurde von 
er Versammlung der Vorschlag des Verwaltu gs⸗ 
athes zur Vertheilung des pro 1884 erjzinlten 
steingewinnes angenommen.“ Die Neuwahl edes 
Zerwaltungsrathes ergab die Wiederwahl der saͤm mi⸗ 
ichen bisherigen Mitglieder, der Herren: Baronm, 
ßayher, LeBeer, Drtumm, Joh. Fiach 
b. Fischer, S. Kahn, J. B. Martim, 
N. Thisery.“ In die Prüfungskommission der 
aächsten 2 Bilanzen wurden wiedergewätzlt die 
derren Joh. Fried rich und Otio Weigand. 
*St. Ingbert, 26. Maärz. Herr Studien⸗ 
ehrer Sieber dahier wurde, seinem Ansuchen ent⸗ 
prechend, nach Edenkoben dbersetzt.“ Auf die 
»adurch an der hiefigen kgl.Wateinschule erledigte 
Studienlehrerstelle wurde der Lehramtslandidat Herr 
Braun aus Erlangen, zur Zeit in, Spehyer, rer⸗ 
nannt. .. 
*St. Insbert, 26. März. Mitglieber 
des Stadtrathes haben sich der Mühe unterzogen, 
von Haus zu Haus in unserer Gemeinde eine 
„ammlung zum Besten der in Grube Camphausen 
Zerunglückten und deren Angehörigen vorzunehmen. 
Die Gaben fließen sehr reichlich und kommt gewiß 
ine recht ansehnliche Summe zusammen. Niemand 
ersäume aber auch, hier seine milde Hand zu 
ffnen; Noth und Elend sind gtroß und erheischen 
eiche · und rasche Beihülfe. — Eine; zu dem 
leichen Zwecke bei den Mitgliedern der hiesigen 
dnappfchaft bereits vorgenommene Sammlung hat, 
vie wir hören, den hübschen Betrag von 650 Mk. 
rgeben. VV 
— Verfallene Pupiergeld. Die mit 
nit dem Datum vom 11. Juni 1884 angefertigten 
teichskassenscheine zu 5 Mk., 20 Mt. und 50 Mk. 
verden vom 1. Juli l. J. an nicht mehr bei den 
iffentlichen Kassen in Zahlung genommen. 
— Das diesjährige allgemeine protestantische 
Missionsfest wird voraussichtlich am 8. Juni in 
omburg abgehalten. 
— Zu Kalserslautern hat neulich eine 
Anzahl sonntags⸗ und fortbildungsschulpflichtiger 
Maͤdchen wegen Tanzbodenbesuchs eintägige Haft⸗ 
trafe zu verbüßen, darunter auch solche aus den 
jesseren Ständen. —— 
— Edenkoben, 24. Maärz. Gestern Mit— 
ag fanden Arbeiter beim Anlegen eines Wingerts 
zuf einem Grundstück im ersten Heideweg das voll⸗ 
tändige Skelett eines Menschen. Dasselbe war 
inen Spatenstich tief zwischen Acker⸗ und Wiesen⸗ 
zück gelegen. Dem Gebiß nach, welches das Skelett 
eigt, scheint es ein junger Mensch gewesen zu sein. 
Wahrscheinlich hängt mit dem Funde ein längff 
zegangenes Verbrechen zusammen. 
-Wörth, 23. Maärz. Ein Correspondent 
nus Leimersheim berichtet im „Land. Anzeiger“, 
zaß die Zahl der Mädchen bei der Schuljugend 
veit überwiegend sei der Jahl der Knaben. Dies 
PBerhältniß ist hier bei den katholischen Schulkindern 
ein noch großeres, indem unter 101 Schülern, 86 
2dnaben und 65 Mädchen sind. Voriges Jahr 
wurden neu aufgzeuommen 28 Mädchen und nur 
2Nnaben. 
— Elmstein, 24. März. Am 23. Ufd. 
Mis. wurde im Versteigerungslocale der Gemeinde 
klmstein die SchloßRuine Elmstein mit dem dazu 
Jehörigen Wohnhause und Grundstücken zur Ver—⸗ 
leigerung gebracht. Diesen Gesammtbesitz hat der 
herr Gemeindeschreiber dahier um den billigen 
Preis von 410 Mark erworben, V 
7J Speyer, 23. Murz. Gedächtnißkirche.) 
Die Reise der Herren Bürgermeister Süß und 
Konsistorialrath Risch nach München zur Er— 
wirkung einer Kirchenkollekte im ganzen Konigreich 
für die zu erbauende protestantische Gedächtnißkirche 
ist von dem gewünschten Erfolg begleitet gewesen, 
indem die Erlaubniß seilens der k. Staatsregiexung 
rtheilt worden ist · 
— 
Vermishtesßs. 
4St. Johann, 24. März. Bis jezz ist 
festgestellt worden, daß der Unglücksfall 141 Wittwen 
mit 416 Kindern — unter 16 Jahren — geschaffen 
hat. Die Zahl der Todten gibt man auf 175 an, 
die der Geretteten auf 51, davon sind 4 gestorben, 
alfe noch 47 am Leben. Die Gesammtzahl der 
in der Unglückanachtangefahrenen Bergleute hat 
noch nicht festgestellt werden können, da man an⸗ 
nimmt, es seien einige Bergleute, um eine Ueber⸗ 
chicht zu machen, unbemerkt eingefahren. Noch 
zjestern wurde auf dem Bürgermeisteramt in Dud⸗ 
veiler ein Verunglückter recognoscirt, welcher in 
Fischbach bereits beerdigt war. An den Strümpfen, 
velche dem Verstorbenen gehörten, erfuhr die un⸗ 
zlückliche Wittwe das Schicksal ihres Gatten. Es 
befinden sich nach der Berechnung noch acht Todte 
in der Grube und es ist sehr schwer, in Folge der 
olossalen Brüche und Verschüttungen zu denselben 
zu gelangen; man kann nicht mit Bestimmtheit an⸗ 
geben, dis wann der Letzte geborgen sein wird. 
Der Betrieb' der Grube wird wohl erst nach längerer 
Jeit wieder, stattfinden können, da die Weiderher⸗ 
sellungs· Arbeiten ganz bedeutend sind. 
fNeunkirchen, 28. März. In Grube 
Heinitz verunglückte dem „Neunk. Tgbl.“ zufolge 
am Freitag der erst seit kurzem verheirathete 26 
Jahre alte Bergmann Donie aus Elversberg, indem 
ihm von herabftürzendem Gestein 4 Rippen entzwei⸗ 
geschlagen wurden, in Folge dessen D. bald darauf 
verschied. 
f München, 23. März. Der in der letzten 
Schwurgerichtsperiode zum Tode verurtheilte Raub⸗ 
moͤrder Pöschl wurde vom Könige zu lebensläng⸗ 
licher Zuchthausstrafe begnadigt. 
Zur Ermordung des Polizeiraths Dr. Rumpff 
in Frankfurt empfängt die Kreuz. Zeitung? 
zus Zürich einen längeren Bericht, in welchem aus⸗ 
zeführt wird, daß aller Wahrscheinlichkeit nach der 
Mörder ein gewisser Neve und dieser glücklich ent⸗ 
tommen sei. Vergleiche man hiermit die Aeußer⸗ 
ungen Most's in der , Freiheit“ und in New⸗Yorker 
Versammlungen, daß die eigentlichen Moörder 
—XX—— 
mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, 
daß Neve, und vielleicht auch noch weitere Anar⸗ 
chisten der Ermordung Rumpff's nicht allzu fern 
bleiben. 
F Düsseldorf, 20. März. Das hiefigt 
Landgericht wies gestern die Klage eines Ehever⸗ 
mittlets auf ZJahlung von 6000 Mark Provision 
für eine zu stande gebrachte Heiratih kostenfällig ab— 
kokale und pfalzische Rachrichten. 
St. Inabert, 26. März. Die am 
ienztag Adend im „Hoilel jut Pos stattgehabte