Full text: St. Ingberter Anzeiger

nuchten sich jezt erst gegenseitig aufmerksam, oup 
ja der erste April sei und, der Schuldner nun zu 
hrem Schaden auch noch den Spott zugefügt habe. 
F Muünchen, O. April. Ein Postpacketträger 
produzirte sich gestern im Lowenbräukeller vor einem 
zahlreichen Publikum im Essen. Derselbe stellte sich 
auf den Kopf und verzehrte in dieser halsbrecher⸗ 
ischen Stellung 14 Leberknödel, die ihm von einem 
Baste bissenweise gereicht wurden und schließlich 
noch eine Knackwurst. 
f Münchener Durst und Appetit. Wel⸗ 
chen Durst die Munchener zuweilen entwidceln 
zeigt abermals der Konsum an den jüngst vergang⸗ 
enen beiden Osterfeiertagen. on welchen sich eine 
wahre Volkerwanderung nach der nahe und reizend 
gelegenen Menterschwaige bewegte. Es wurden 
nicht weniger als 94 Hektoliter Bier und 140 
Liter Tirolerwein ausgeschenkt. Zu diesen Ge— 
tränken gesellte sich ein Konsumvon 1031 Paa— 
Würsten, nebst etlichen Laiben Käs, nebst 76 Pfd 
Butter und eine riesige Quantität Brod. Geschlach⸗ 
tet wurden außerdem 5 Kalber und 8 Schweine 
welche gleichfalls bis auf die Knochen verzehrt wur⸗ 
den. Hiezu kommt außerdem noch eine große 
Quantutat Schinken, Fleisch- und Eierspeisen. 
FPondorf,. 6. April. Als der, bei der 
Fußwaschung als Apostel betheiligte, über 90 Jahre 
alte Isodor Gmeiner am Charfreitag Nachmittagẽ 
vor seinem Heimathorte ankam, überraschte ihn 
ploͤtzlich der Tod. Trotz aller Bemühungen seines 
Sohnes konnte er nicht mehr lebend in seine Wohn⸗ 
ung gebracht werden. 
F Zollplackereien. Der zBaherische 
Landbote“ erzählt, daß Mitte März ein Bauer aus 
Thiersee in Tyrol seinen kranken Freund in Kie— 
fersfelden besuchte, in Kufstein 4 Pfund Kalbfleisch 
kaufte, die er als Geschenk mitbringen wollte, aber 
in Kiefersfelden vom Finanzaufseher angehalten 
und zum Hauptzollamt nach Oberndorf in Arrest 
gebracht wurde. Am andern Morgen wurde er 
dem Bezirksamt Rosenheim vorgeführt, welches den 
Bauer wegen Uebertretung der seuchenpolizeilichen 
Vorschriften zu 34 M. Geldstrafe verurtheilte 
Wir dächten, das Nebenzollamt hätte die Sache 
auch erledigen können. 
F Nürnberg, 7. April. Der diesjährige 
deutsche volkswirthschaftliche KRongreß wird, wie 
jetzt endgiltig bestimmt ist, vom 21. bis 24. Sep⸗ 
tember in unserer Stadt abgehalten werden. Die 
Verhandlungsgegenstände sind bereits früher mitge⸗ 
theilt worden; dieselben betreffen — kurz rekapi⸗ 
tulirt — Schutz⸗ und Retorstonszölle, Grundrente 
Normalarbeitstag und Normalarbeitslohn, sowie 
Kolonisation. 
4 Mainz, 7. April. Eine sehr kostspielige 
Verwechselung ist dieser Tage hier vorgekommen. 
Es wird darüber Folgendes berichtet: Ein hiesiger 
Pferdemetzger hatte von einem Handelsmann aus 
einem benachbarten Orte eine ziemlich bejahrte 
Mähre — einen Schimmel — um billiges Geld 
erstanden und sollte das Thier geschlachtet werden, 
doch wurde dasselbe bis zu diesem Zeitpunkte be 
inem Gastwirihe in dessen Räumlichkeiten unter- 
gebracht. Als nun das Pferd geschlachtet werden 
sollte, gab der Pferdemetzger seinem Knecht den 
Auftrag, den Schimmel aus dem Stall zu holen 
und denselben einstweilen in das Schlachthaus zu 
führen und todtzuschlagen, zum Schlachten werde 
er selber kommen. Der Knecht that, wie ihm ge⸗ 
heißen, er begab sich in das ihm angegebene Gast ⸗ 
haus, ging in den Stall, nahm den darin befind⸗ 
lichen Schimmel, führte denselben in das Schlacht⸗ 
haus und schlug ihn todt. Einige Augenblicke 
später kam auch der Pferdemetzger selbst in das 
Schlachthaus, wie erschrack er aber, als er anstat 
jeiner dürren Mähre einen prachtvollen Schimmel 
jodt auf der Erde liegen sah. Voller Verzweiflung 
eilte er in den Gasthof, und hier fand er in der 
Remise den dürren Klepper, den er zum Schlachten 
gekauft hatte, vor, während sein Knecht das werth⸗ 
dolle Pferd eines Landwirthes, welcher in dem 
Gasthause wohnte, irrthümlicher Weise todtgeschlagen 
hatie. Den dadurch entstandenen Schaden hat nun 
der Pferdemetzger aus seiner Tasche zu tragen. 
FUrbach, 5. April. Heute passirte auf der 
Strecke Speldoif-Troisdorf zwischen den Stationen 
Urbach⸗Troisdorf ein schweres Eisenbahn— 
unglück; ein Zusammenstoß zweier in voller 
Fahrt begriffener Güterzuge Die beiden Zug-⸗ 
maschinen bohrten sich förmlich in einander, es 
wurden von jedem der beiden Züge ungefähr 7 
Wagen vollständig zertrümmert. Die Wagen lagen 
zu*BOis 5 Stuck förmlich in und Über einandert 
geschoben mit ihren Untergestellen, dazwischen die 
sämmtliche Ladung (Steine, Kohlen, Coaks, Mehl, 
Baugutwagen, Hopfen u. s. w.) Es bedurfte der 
angestrengten Thätigkeit der hierzu beorderten Hilfs 
mannschaften, um gegen Abend 6 Uhr das mitge 
sperrte Geleise (Deutz Gießen) der Gießener Bahn 
jrei zu machen. Die beiden Lolomotiven sind 
ebenfalls sehr erheblich beschädigt. Glücklicher⸗ und 
wunderbater Weise ist vom Personal Nie mand 
verleitztz. 
p Boͤcen heim, 21 Aprilen Die beden 
Söhne des Oekonomen Will auf dem Schöuhof 
fochten gestern scherzend mit Meffern. Dabei traf 
der jüngere, etwas über 13 Jahre alte Bruder den 
l7jährigen mit dem Messer so unglücklich in die 
Brust, daß das Herz durchbohrt wurde und augen⸗ 
blicklich der Tod einttat. Der Thäter hat nur ein 
Auge; das andere hat er im vorigen Jahre durch 
ein abspringendes Zündhütchen verloren. Die Fa⸗ 
milie feierte die Konfirmation der Tochter. 
fHerrnhut, sächsische Lausitz, 7. April. 
Ein Rittergutsbesitzer der Umgegend erstattete jüngst 
die Anzeige, eine arme Frau habe aus seinen Wald 
ungen Holz im Werthe von drei Pfennig 
entwendet. Das Gericht mußte gegen die denun 
zirte Frau einen Strafbefehl erlassen, der auf I M 
Geldstrafe oder 2 Tage Gefängniß lautete. Außer 
dem ist der Frau aufgegeben worden, die dre 
Pfennig, um welche sie das Vermögen des Ritter 
zutsbesitzers geschädigt, zurückzuerstatten und die 
Kosten des Verfahrens zu tragen. Der Herr 
Rittergutsbefsitzer ist ein eifriger Agitator der kon⸗ 
servativen Partei, welche sich zur Zeit der Wahlen 
des „kleinen Mannes“ immer so warm annimmt. 
F Barmen, 5. April. In dem benachbarten 
Schwelm ist gestern Abend die im Umbau be 
griffene Ibach'sche Pianoforte Fabrik eingestürzt 
acht Arbeiter unter ihren Trümmern begrabend 
Von den Berschütteten wurden 7 lebend und einer 
als Leiche herborgezogen. Mehrere der Geretteten 
haben Arm, Bein- und Rippenbrüche erlitten. Der 
materielle Schaden ist bedeutend. 
fPaderborn, 6. April. Als Unikum 
dürfte es der Mittheilung werth sein, daß die Jagd— 
hündin des Herrn H. hierselbst dieser Tage nich 
weniger als 14 Junge geworfen hat. 
fFHannover, 7. August. Der Abgeordnet⸗ 
Dr.Windt hor st erläßt folgende Bekanntmachung 
„Zehn Mark, 
welche mir gestern auf telegraphische Anweisung aus 
Löhne in Westfalen eingezahlt sind und in Betreff 
deren ich später von demselben Absender nachstehen⸗ 
des Telegramm erhielt: 
„Verehrer Ew. Exellenz bitten Sie, auf 
das Wohl des Reichskanzlers zum Frühschopper 
ein Glas Sekt zu trinken. Im Auftrage 
Kuckuk.“ 
habe ich dem Fonds für den Neubau einer zweiten 
katholischen Kirche in Hannover überwiesen und 
bitte um Mehreres. 
Hannover, 1. April 1885. 
(gez.) Dr. Windthorst. 
F Schönhausen an der Elbe, 7. April. So 
ist denn gester der „neue Gutsherr“ in 
Schönhausen eingezogen. Der Berlin⸗Pariser Tages— 
zug, der sonst an dem altmärkischen Dörfchen vor⸗ 
uͤberrast, hielt um 1 Uhr 20 Minuten ausnahms⸗ 
weise an, und ihm entstieg der Reichsskanzler 
Fürst Bismarck mit seiner Begleitung. Er 
vnrde auf dem Bahnhofe vom Kriegerverein, der 
Liedertafel und allen offiziellen und nicht offiziellen 
Vereinen des Dorses empfangen, und gerade der 
Umstand, daß der ganze Empfang durchaus nichts 
Besuchtes, Etiquettemäßiges enthielt, mag ihm viel⸗ 
leicht in den Augen eines Ceremonienmeisters oder 
Kammerherrn etwas Mißlungenes gegeben haben; 
Fürst Bismarck erblickte aber eben darin eine so 
cecht spontane, aus dem Herzen kommende Ovation 
für die er sichtlich ergriffen dankte und hinzufügte 
„Durch die Onade des Kaisers sind 
mir Güter geschenkt worden, die größer 
und werthvoller sind als Schönhausen, ich 
habe mich aber über keines so gefrent als 
gerade über die Wiedervereinigung Schön⸗ 
hausens in der Hand meiner Familie. Je 
uͤlter man wird, je mehr weiß man den 
Grund und Boden zu schätzen, auf dem 
man als Kind wandelte und wo die 
Grundlage zu dem gelegt ist, was 
später ward.“ 
Die gleiche Erklärung gab er Abends ab, q 
der Gesangberein dem Reichskanzler ein Ständqhu 
gebracht hatte, dem er im Park, im Interimse 
und aus der langen Pfeife dampfend, an ein 
Baum gelehnt, gelauscht hatte. Als des Aben 
durch die stillen Fluren und Auen das Lied ou 
dem Munde der Sanger tönte vom Rhein, w 
unsere Reben wachsen, da gedachte der Kanjl— 
wohl, der heißen Tage, deren Ergebniß es wu 
daß⸗ der Rhein heute⸗ nicht mehr Deutschland 
Grenze, sondern Deutschlands Strom ist, um 
Thranen rostten über die Wangen des Manneg d 
seine Zeit sonst den eisernen zu nennen pflegi. 
Heute Vormittag sah man in Schoͤnhausen zw— 
einfache Fuhrwerke durchs Dorf fahren, im ersier 
saß Fürst Bismarck mit seinem Freunde, dem 
Amisrath Dietze⸗Barby, und seinem Oberforster, in 
anderen die Sohne des Kanzlers. Beim. Schulzer 
sowie bei anderen Honoratioren des Dorfes hiel 
die Wagen, und Fürst Bismarck, der mit geradep 
auffallender Frische vom Wagen stieg, und sich na 
abgestatteter Visite wieder auf den Wagen schwang 
machte den schlichten Landleuten einen regelrechte 
Antrittsbesuch, die ihrerseits über die hohe Ehr 
glücklich waren. Dem Schreiber dieses, der mi 
noch drei Herren in einem Gasthause beim Bie 
saß und beim Rufe „Er kommt!“ auf die Straß— 
gestürzt war, um dem Reichskanzler seine Reveren 
zu bezeugen, rief er im langsamen Vorübergehe— 
zu: „So früh schon in der Kneipe.“ Vor un 
nach diesen Visiten hatte der Reichskanzler Auß 
fahrten nach den verschiedenen Theilen seiner neue 
Besitzung gemacht. Er stellte seinen Schönhausenern 
wie er sie wohl nun nennen dürfe,“ in Aussicht, si 
nun öfter zu besuchen, als bisher, vorläufig solle de 
heutige, vielleicht auch noch der morgende Tag ihne 
gehören. 
Der verstorbene General Eduard Voge 
v. Falckenstein, Neffe des Fürstbischofs vor 
Breslau, war geboren am 5. Januar 1797; 
trat 1813 in ein westpreußisches Grenadierbataillon 
ein, machte den großen Krieg mit und zeigte i 
dem Gefechte von Montmirail eine Kühnheit um 
einen Heldenmuth, daß er mit dem eisernen Kreuz 
ausgezeichnet und Premierlieutenant wurde. 186 
erhielt er die Fuͤhrung der 60,000 Mann starler 
Mainarmee, mit welcher er Hannover nahm un 
sich dann gegen die süddeutschen Truppen wandie 
für die ihm gewordene Dotation kaufte er von 
Herzog von Augustenburg das Gut Dolzig. R 
SZommer 1870 trat der 73jährige Mann nochmal 
in den aktiven Dienst, um zum General⸗Gouverneu 
der deutschen Küstenlande erna nnt zu werden 
Seiner politischen Gesinnung nach war Vogel vor 
Falckenstein im Gegensatz zum preußischen starr 
konservativen Armeegeiste mehr freisinnig angeleg 
was ihm viele Feindschaft zuzog. 
f Aus Schleswig⸗Holstein, 7. Apri 
Von vielem Unglück sind die Fischer der Westküft 
Jütlands in diesem Frühjahre heimgesucht worden 
Zwei Fälle kamen kurz nacheinander vor, wo die 
selben von orkanartigem Sturm auf offenem Meen 
überrascht wurden. Es büßten 20 Menschen dabe 
ihr Leben ein. J 
f(Gother Schnee.) Unterhalb von Rig 
Kaltbad bemerite man. wie schweizerische Blätter 
mittheilen, rothen Schnee, eine ziemlich seltene Er 
scheinung. Es hatte die Nacht einige Zoll hot 
geschneit und es zeiglen sich nun auf der ölendend 
weißen Schneefläche eine große Zahl länglich tun 
der Flecke von halbröthlicher Farbe mit einen 
schwachen Stich ins Bläuliche und nur wenig ab 
geblaßlen Rändern. Die Groͤße der Flecken schwarh 
wischen einem bis zwanzig Quadratmetern. Mer 
schreibt das Phanomen des rothen Schnees den 
Vorhandensein mikroskopisch kleiner Lebewesen vo 
intensiv rother Färbung zu, deren Herkunft not 
immer ein ungelöstes Räthsel ist. 
fWeltausstellung in Antwerhen 
Das ausführende Komité hat dem belgischen Gent 
ral⸗Kommissariat der Weltausstellung mitgetheil 
daß die Bauten vollendet sind und den einzelne! 
Landern zur Verfügung stehen. Die einzelner 
Sektionen werden demgemäß mit den Installationb 
arbeiten vorgehen. Die Platzvertheilungspläne der 
deutschen Abtheilung sind fertiggestellt und gelanger 
in den ersten Tagen zum Versandt, und bringt de 
Kommissar zur Kenntniß der Interessenten, da 
während der ganzen Dauer der Weltausstellun— 
Weitbewerbungen in der Gartentustur staitfinder