Full text: St. Ingberter Anzeiger

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nd fordert die Herren Kunstgärtner und Obst⸗ 
— welche an diesen Ausstellungen sich zu be⸗ 
heiligen wünschen, auf, fich behufs Uebersendung 
es Reglements an ihn zu wenden. 3 
7 4.Morphin. dies von unbesonnenen Heilkünst⸗ 
ern anempfohlene- und so vielfach mißbrauchte 
Mittel gegen die Nervose, richtet in der Pariser 
vᷣrnehmen Welt immer weitergreifendere Verheer⸗ 
ngen an. Der Englander Wood glaubte der 
Menschheit einen kapitalen Dienst zu erweisen, da 
x die Einspritzungen mit diesem augenblicklich be⸗ 
uhigenden und schmerzbetäubenden Fluid erfand, 
r'hat nur der Trunksucht einen Rivalen geschaffen, 
er noch weil verderblicher wirkt, als die erstere. 
In den obersten Schichten der Pariser Welt tritt 
ie „Morphinomanie“ — so schreibt Richard Kauf—⸗ 
nann in einem Feuilleton der „Breslauer Zeitung“ 
bereits als Epidemie auf. — Die kleine Radel⸗ 
pritze, welche die diminutiven Tröpfchen unter die 
haut einführt, ist auf dem Toilettentische einer 
sden Modedame zu finden. Kaum ist der Stich 
rfolgt, so ist auch alle Nervosität, Migraine, Me⸗ 
ancholie wie fortgeweht. Man fühlt ein selig 
dämmriges Behagen, wie nach einem ausgeschlafenen 
Kausche, der von gutem Weine herrührt. Es ist 
d viei vom Buddhaismus, der seinen Einzug in 
zaris halten soll, die Rede; nun, dies ist das 
vahrhafte buddhaistische Nirvana, das ihm voran⸗ 
eeilt. Ein Gefühl absoluten Wohlbefindens und 
zlücks ist die erste Wirkung der Einspritzung, auf 
ie nicht Schlaf erfolgt, sondern im Gegentheil eine 
zimulation der geistigen Kräfte. Ist aber die 
urze Periode des künstlichen Reizes vorüber, ver⸗ 
inkt der Morphinomane in eine alle Sinne ver⸗ 
hleiernde Betaubung. Die Verzweiflung während 
er wachen Augenblicke wird eine immer tiefere, 
dufiger und häufiger muß zu den Einspritzungen 
juflucht genommen werden, und die Folgen für 
örper und Geist machen sich nur allzubald fühl⸗ 
ar. Der Morphinomane verliert den Appetit, er 
ann nicht schlafen, seine Lider werden starr, seine 
janze Person altert in überrtaschend kurzer Zeit. 
z5r hat keine Energie, keinen Willen mehr, alles 
hefühl für Pflicht kommt ihm abhanden. Schritt 
ür Schritt verfällt er in immer hochgradigeren 
Narasmus, und wofern dieses selbe Gift des Mor⸗ 
hiums ihm nicht einen frühzeitigen und plötzlichen 
dod bereitet, endet er nicht selten damit, sich selbst 
as Leben zu nehmen. Das kleine Injektionsetui 
st nachgerade der unzertrennliche Begleiter der 
zariser Weltdame geworden; sie trägt es gleich 
hrem Batisttaschentuche und der Puderquaste überall 
nit sich. Sie versetzt sich den Stich beim Balle 
wischen zwei Walzern, bei der Tafel, wenn sie 
iprit entwickeln will, vor dem Rendez⸗vous, um 
ie Leidenschaft aufflammen zu machen. Aber auch 
ieses Raffinement in der Kunst a la vapeur zu 
eben, ist so verschwenderisch ausgenützt worden, 
;aß es zuletzt seine Wirkung versagt. 
GOrdnung muß sein.) Auf der ober⸗ 
talienischen Bahnkreuzungsstation Mortara erscheint 
m Schalter für die Gepäd⸗Erxpedition ein deutscher 
keisender, um seinen Koffer mit dem Bestimmungs- 
yrt Ftankfurt am Main aufzugeben. Der abfer⸗ 
igende Beamte schlägt ein Dutzend Tarifhefte auf 
ind legt endlich dem Reisenden eine Quittung über 
8 Lire und 830 Centesimi vor. Erstaunt über 
diese enorm hohe Beförderungsgebühr demonstrirt 
inser Landsmann, wird aber dahin beschieden, daß 
iie Sache billiger nicht zu machen sei. Noch immer 
inen Irrthum vermuthend, wendet jener sich an 
den Capo di statione. der denn auch bereitwillig 
das betreffende Regulativ nachschlägt und alsbald 
serausfindet, daß hier in der That ein Versehen 
orliege, weil das Gepäckstück nur 11 Lire und 
inige 70 Ceniemisi koste. Sich um 17 Franken 
eicher wissend. tritt nun der Reisende in Beglei⸗ 
ung des Bahnhofsvorstehers neuerdings vor den 
ßüter-Expedienten hin, um den zuviel bezahlten 
zetrag zurückzuerhalten. Nun aber ändert sich die 
zituation. Der Expedient wird wüthend, vertieft 
ich seinerseits von Neuem in seine Tarife und er⸗ 
lärt kategorisch, daß er sich allerdings geirrt habe, 
aß aber auch der Herr Inspektor nichts weniger 
enn unfehlbar wäre, denn die Beförderung des 
raglichen Colli koste in Wirklichkeit nur — 5 
francs 830 Cent..... Od der Reisende nicht 
hließlich noch ein Erkleckliches an Baarem heraus⸗ 
ezahlt erhalten hätte, wenn er noch weitere In⸗ 
tanzen beschritten, das abzuwarten, hat er nicht 
ür praktisch gehalten. .* * 
Erd beben. Am 28. März, gegen 1 Uhr 
Nachts, weckte die Bewohner Athens ein ungewöhn⸗ 
ich heftiger, zwei Sekunden andauernder Erdstoß 
n der Richtung von Südost nach Nordwest aus dem 
S„chlafe. Derselbe war von einem donnerähnlichen, 
ängere Zeit andauernden Getöse begleitet, und 
vurde ganz schwach auch in Korinth verspürt. Am 
27. März, um 7 Uhr 58 Minuten Abends, spürte 
nan in Athen ein ganz schwaches Erdbeben, das 
ich aber über den ganzen Peloponnes ausgebreitet 
atte. Im Piräus, Korinth, Missolunghi, Patras, 
daupaktos und Zanta waren die Stöße etwas 
arker, sehr stark jedoch in Argos, Tripolis, Ka⸗ 
umas und Megalopolis, wo auch Häuser Risse be⸗ 
amen und baufällig wurden. Das Dorf Karna 
jei Megalopolis ist fast gänzlich zerstört wor—⸗ 
den. Glücklicher Weise ist dabei Niemand getödtet 
»der verwundet worden. In Kalamas und Mega— 
opolis wiederholten sich die Stöße bis gegen Morgen. 
Auch aus Ikonion iu Kleinasien und aus Chios 
vird von gleichzeitigen Erdbeben berichtet. 
FVoneinem Krokodilverschlungen. 
Der von der Kongo⸗Assoziation angestellte Zimmer⸗ 
neister Martin, welcher mit der Aufstellung der 
holzhäuser in Vivi (Westafrika) betraut war, hat 
im Kongo einen schrecklichen Tod gefunden. Als 
r auf dem Vordertheile eines Bootes arbeitete, 
iel er in den Strom. Während man ihm ein 
tettungsseil zuwarf, stürzte sich, wie die „V. 3.“ 
neldet, ein im Schilfrohr verborgenes Krokodil auf 
hyn und verschlang ihn vor den Augen der ent⸗ 
etzten Genossen. 
fEin Roman aus dem Leben fand in 
Umerika, wie aus New⸗York geschrieben wird, 
ürzlich seinen tragischen Abschluß. — „Barmher⸗ 
iger Gott, mein Elschen, mein Kind, hier muß ich 
dich finden,“ schrie ein Herr dieser Tage in der 
dewyorker Morgue verzweiflungsboll auf und seine 
itternden Hände fuhren liebkosend über das schöne 
leiche Antlitz des todten Mädchens hin, welches 
ürzlich bei Hoboken aus dem Wasser gezogen 
vurde. „Warum, o warum bist Du hier?“ fuhr 
er fort, während die hellen Thränen über seine 
Wangen rieselten, und sein Mund preßte sich auf 
zie für ewig verstummten Lippen des unglucklichen 
ungen Geschöpfes, das ein so schreckliches Ende 
efunden. ... Vor 18 Monaten lebte in einer 
„tadt am Rhein eine glückliche kleine Familie, die 
»es Notar v. Molitor. Ihr größtes Kleinod war 
ie Tochter des Hauses, ein liebreizendes junges 
Mädchen mit blauen Vergißmeinnichtaugen und 
astanienbraunen Locken. Schön Elschen — so 
vurde die Jungfrau allgemein genannt — halte 
eine überaus sorgfältige Erziehung genossen. Ihre 
jolde Anmuth und die herzgewinnende Bescheiden⸗ 
jeit ihres Auftretens gewannen ihr im Fluge alle 
derzen. Kein Wunder, daß die ganze Maͤnner⸗ 
velt dem schönen Mädchen zu Füßen lag. Allein 
xẽlschen wies standhaft alle Bewerber zurück, bis 
nndlich der Rechte kam. Dieser „Rechte“ war ein 
deidelberger Student Namens Gustab Hillen, ein 
eichbegabter und sehr wohlhabender junger Mann. 
Nonate voll des süßen Glücks schwanden den lie⸗ 
enden im Umsehen dahin. Da fiel eines Tages 
HDillen mit der Nachricht in's Haus, sein Vater 
vünsche, daß er eine zweijährige Reise unternehme, 
nach dieser Zeit soll dann ungesäumt die Hochzeit 
—LD 
ich aber schließlich in das Unvermeidliche fügen und 
ewann es sogar über sich, als die bange Scheide—⸗ 
tunde schlug, dem Geliebten mit lächelnden Augen 
zie letzten Abscheidsgrüße zuzuwinken, obwohl ihr 
irmes Her;z vor Todesweh zu brechen drohte. An⸗ 
'angs verging kein Tag, an dem nicht Briefe hin⸗ 
und herflogen, nach und nach schrieb Gustav sel⸗ 
tener; seine Briefe wurden kälter und kürzer und 
hörten endlich ganz auf, nachdem Hillen seiner 
Beliebten die lakonische Mittheilung gemacht, er 
edenke nach Amerika zu gehen. Else klagte nicht, 
e weinte nicht, aber sie siechte zusehends dahin 
die Röthe ihrer Wangen verschwand, und der bittere 
ẽrust des Lebens grubd tiefe Linien in ihr liebliches 
Besicht. Der Familie v. Molitor lebte ein Ver⸗ 
vandter gleichen Namens in Philadelphia, zu wel⸗ 
hem Else's bekümmerte Eltern ihr Kind schickten, 
veil sie sich von so gänzlich neuen und total ver⸗ 
inderten Verhältnissen Heilung für sein krankes 
derz versprachen. Der Onkel und seine Angehö⸗ 
igen thaten Alles, was in ihren Kräften stand, um 
zas junge Mädchen zu zerstreuen, und gaben sich 
nit der Zeit der Hoffnung hin, daß dieses gelungen. 
Aber eines Tages war Else entflohen: der Tele—⸗ 
zraph spielte nach allen Richtungen der Windrose, 
»hne daß eine Spur von der Flüchtigen entdeckt 
verden konnte. Diese hatte inzwischen bei einem 
Metzger in Hoboken eine Stelle als Dienstmädchen 
‚efunden. Allein die Sehnsucht nach dem Manne, 
er ihr Lebensglück zerstört, lebte so übermächtig 
n dem Mädchen, daß es sein Dasein zu enden be— 
chloß, und so suchte die Unglückliche denn in den 
kalten Fluthen des North River Frieden für ihr 
odtwundes Herz. — Es war Else's Onkel, Hein⸗ 
ich von Molitor, dessen Schmerzensausbruch wir 
infangs geschildert, und dem nur die traurige Ob⸗ 
iegenheit geblieben, die Leiche seiner Nicete zu 
ignosciren und sie vor einer Bestattung auf dem 
— Armenfriedhof zu bewahren.... 
Den Negern ein gutes Bier zu brauen, ist 
icher nicht das unwichtigste Moment der Kultur— 
nission der Deutschen in Afrika. Mit Genugthuung 
vird man daher die Nachricht vernehmen, daß sei 
Zurzem sich ein junger Augsburger, gelernter 
Brauer, in Angra Pequena befindet, um dort eine 
Brauerei zu errichten. 
Fur die Redaltion verantwortlich: F. X. Deme 5. 
— 
Schiffsbericht der Red Star Line. 
Mitgetheilt von dem Agenten Hermann La ur, St. Ingbert. 
Der kgl. Postdampfer „Westernland“ Kapitän 
Randle, welcher am 28. März von Antwerpen ab— 
zing, ist am 8. April wohlbehalten in New-Nork 
angekommen. 
a 
Gesundheit ist Reichthum. 
— — — — — — — — — — 
Neu erschien und ist in allen Buchhandlungen vorräthig: 
Des Menschen Leben u Gesundheit. 
Ein Haus- und Jamilienbuch 
von A. Schroot. 
Vollständig in 10 Lieferungen à 50 Pfg. Prospekt gratis u. franko. 
Leipzia. X. A. Noch'« Verlagshandlung. 
kRechnun n zu Jedermanns 
8 Gebrauch 
ind siets vorräthig in det Drucerei des St. Ingberter Anzeiger⸗ 
Kirchenbau⸗Lotterie Tittling. 
ReKkanntinachung. 
Als Tag der öffentlichen Gewinnziehung wurde der 
7. Mai endgiltig fesgeseßt. 
Die Kath. Kirehenverwaltung Tittling. 
M. Muagenthaler, Pfarrer und Vorstand. 
Maatschappy-Cigarren 
νä * 25 82ück. einzeln pr. Stück 6 8*. 
Jean Peters. St. Inabert.