Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
—D Montag, Dienstag, Donnerstagg, Samstag und Sonntag; 2wmal wöchentlich mit Unterhaltun gs⸗ 
giatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet viertelijahrlich 1 60 ⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 75 —, einschließle 
04 Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Maum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Erxpedition Auskunft ertheilt, 15 8,. Neclamen 30 —. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
a 77. 
Politische Uebersicht. 
Ddie Gewerbeordnungskomission 
ahm am Samslag den 8 1000 in der Fassung 
q daß im Bezirk einer auf dem Gebiet des Lehr⸗ 
ngswesens bewährten Innung Streitigkeiten aus 
en Lehrberhältnissen durch die Innungsbehörden 
eschlichtet werden können, auch wenn der Arbeit- 
eber der Innung nicht angehört. Die Bestimm⸗ 
iig stellt ein ganz neues Princip auf, indem sie 
jde Arbeitgeber zwingt, Recht zu nehmen von 
ger Stelle, welche von vornherein jenen feindlich 
egenübersteht. 
Deutschland und Oesterreich haben der Pforte 
migetheilt, sie würden den Berliner Vertrag für 
ull und nichtig erklären, wenn sie der russischen 
der englischen Flotte gestattete, den Bosporus zu 
assiren. 
In München scheint es ernstlich zu kriseln, 
chreibt das „Berl. Tagbl.“ Nach dem Kriegs- 
unister scheint auch der Finanzminister abgehen zu 
ollen. Ein längerer Urlaub nach Italien, den 
err v. Riedel vor Kurzem genommen hat, 
heint für die Wahrscheinlichkeit einer Demission 
u sprechen. Schon vor einigen Monaten sprach 
nan, nach der „Voss. Ztg.“, davon, daß die Stell⸗ 
ing des Herrn v. Riedel erschüttert sei, weil die 
luszahlung der bei dem Bau des bekannten, pracht⸗ 
ollen und überaus kostspieligen königlichen Schlosses 
n Herrenchiemsee beschäftigten Arbeiter und Be— 
mten vom Finanzministerium statt von der könig— 
chen Kabinetskasse erfolgt sei. Das jetzt wieder 
nftauchende Gerücht scheint sich auf neue Schwierig⸗ 
ziten zu beziehen, auf welche die königliche Ka- 
inetskasse gestoßen ist. Vor längerer Zeit wurde 
urch ein Konsortium, zu dem die Bayerische Hypo⸗ 
yeken⸗· und Wechselbank in München gehörte, ein 
nanzielles Arrangement mit der Kabinetskasse ge⸗ 
roffen, durch welches der Finanzminister v. Riedel 
ewisse Verpflichuungen übernahm. Wie nun er⸗ 
ahlt wird, ist derselbe dadurch in große Verlegen⸗ 
seeiten gekommen, daß neuerdings Forderungen — 
aan spricht von einer enormen Summe — vorge— 
XD 
gent nicht in Aussicht hatte nehmen können. 
*Generalfeldmarschall Frhr. v. Manteuffel 
at in seiner Eigenschaft als kommandirender 
zeneral des 15. Armeekorps (Elsaß⸗ Lothringen) 
a der Person des Generallieutenants v. Henduck, 
kommandeur der Kadallerie-Division in Meßz, einen 
Stellvertreter erhalten. Man nimmt an, daß diese 
Naßregel die Einleitung zu der von Herrn v. Man⸗ 
zuffel längst beabsichtigten Niederlegung seines 
domandos bildet; übrigens ist die Ernennung 
mes Stellvertreters für einen kommandirenden 
—XXB 
Das kaum hecrgestellte friedliche Einvernehmen 
wischen Frankreisch und China droht bereits 
bieder bedenklich erschüttert zu werden. Einer 
Neldung der Pariser offiziösen „Agence Havas“ 
ufolge lassen die neuesten Nachrichten aus 
china neue Zwischenfälle befürchten und zwar in⸗ 
olge der dem Admiral Courbet zugegangenen 
Veisung, Formosa nicht zu räumen. Mehrere 
hariser Blätter sprechen sich dahin aus, Frankreich 
olle als Kompensalion fuür die Raumung Formosas 
instweilen die Fischerinseln behalten. Der Um⸗ 
Montag, 20. April 885. 
tand, daß die in den Friedenspräliminarien fest⸗ 
jesetzte Räumung Formosas seitens der Franzosen 
bieder aufgeschoben worden ist, deutet darauf hin, 
aß die chinefische Regierung bei der Ausführung 
es Friedensvertrages plötzlich Schwierigkeiten macht 
ind das neue französische Kabinet wird hierbei 
zleich Gelegenheit haben, seine Umsicht und Energie 
u zeigen. 
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*.Der englisch-russische Conflikt trägt 
ortgesetzt die friedliche Physiognomie zur Schau, 
ie er in jüngster Zeit angenommen hat. In 
dondon wie in Petersburg betont man, wie er— 
vünscht eine friedliche Lösung der Differenzen wegen 
zer afghanischen Grenze für beide Theile wäre und 
venn man auch an der Themse dann und wann 
joch ein bischen mit dem Säbel rasselt, so hat 
ich doch auch in England das kriegerische Fieber 
anz bedeutend abgekühlt. Inzwischen haben sich 
ie Russen in Pendschdeh bereits hauslich einge⸗ 
ichtet und hat General Komaroff daselbst eine 
rovisorische Regierung eingesetzt, so daß man sich 
n London wohl oder übel mit dem Gedanken wird 
ertraut machen müssen, daß die Russen in Pendschdeh 
leiben werden. Parallel mit den afghanischen 
Virren gehen Unruhen in dem ehemaligen Chanate 
daschgar, wo eine mohammedanische Insurrection 
usgebrochen ist. Die Aufständischen haben die 
hinesischen Truppen nach einem heftigen Kampfe 
seschiagen und die bedeutende Stadt Jarkem besetzt. 
Die Amerikaner im Allgemeinen 
rwarteneineneuropäischen Krieg und 
reffen darnach ihre Geschäftsanordnungen. Die 
rohen Geschäftshäuser sind von ihren Londoner 
Forrespondenten benachrichtigt worden, daß der 
lusbruch eines Krieges wahrscheinlich sei. Präfsi⸗ 
lent Clebeland soll den Gedanken unter Erwägung 
aben, den Congreß zu einer außerordentlichen 
Session einzuberufen, falls der Krieg erklärt wird. 
ẽ8 wurde ihm dieser Schritt angerathen, damit er 
n seiner Behandlung der Kriegführenden die ge⸗ 
zörige Unterstüßung haben dürfte. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 18. April. Dem Reichstage wird 
etzt eine über Pfingsten hinausgehende Verlänge— 
ung der Session angekündigt, da dem Bundesrathe 
noch mehrere Vorlagen zugedacht seien, welche die 
kegierung als dringlich betrachte, und da diese den 
zrößten Werth darauf lege, sämmtliche Entwürfe 
iber Ausdehnung des Unfall-Versicherungsgesetzes, 
also auf die Transportgewerbe, auf landwirthschaft⸗ 
iche und Forstbetriebe, sowie auf die Reichsbe— 
miten durchberathen, wenn nicht erledigt zu sehen. 
die Regierung mag Werth darauf legen, aber daß 
zach Pfingsten ein beschlußfähiges Haus erwartet 
verden könnte, bezweifeln wird. Eine Session von 
echs Monaten bei großentheils gleichzeitigem Tagen 
ꝛes Landtags scheint uns das äußerste Maß der 
Arbeit zu sein, welches den Abgeordneten zuge⸗ 
nuthet werden kann. Voraussichtlich wird vor 
gfingsten ein Beschluß des Hauses in diesem Sinne 
jefaßt werden. 
Berlin, 18. April. Der Kaiser nahm heute 
Horträge entgegen und machte dann eine Spazier⸗ 
ahrt. — Nach einer Berliner Depesche des 
Standard'“, welche auf Glaubwürdigkeit wohl 
venig Anspruch machen kann, wäre bereits Ort 
ind Zeit für eine neue Dreikaiser-Zusammenkunft 
»stimmt. Diesclbe solle im September anf dem 
20. Jahrg. 
Schlosse eines galizischen Edelmanues unweit de 
cussischen Grenze stattfinden. 
Berlin, 18. April. Die „Nordd. All. Zig.“ 
„»ublizirt morgen die kaiserliche Kabinets-Ordre, 
zurch die der Reichsskanzler zur Annahme der für 
inen öffentlichen Zweck bestimmten Geldbereige der 
zismarckspende ermächtigt und zu Vorschläszett über 
zie Verwendung der Stiftung aufgefordert wird. 
Begengezeichnet ist die kaiserliche Ordre von Herrn 
o. Bötticher. 
Ausland. 
Paris, 17. April. Die radikale „Nation“ 
eginnt heute die angekündigie Agitation, um im 
dande eine Massenpetition mit dem Verlangen, das 
Ministerium Ferry in Anklagezustand zu versetzen, 
hervorzurufen. Sie veröffentlicht zugleich den Text 
der betreffenden Petition, welche natürlich das 
heftigste Requisitorium gegen Herrn Ferry enthält. 
Paris, 18. April. Das hier heute an der 
görse verbreitete Gerücht von dem Ausbruch eines 
Militäraufstandes in Spanien, ist erfunden. 
Paris, 18. April. Meldung der „Agence 
Zavas“. Freycinet theilte im heutigen Minister⸗ 
sonseil Depeschen betreffs der afghanischen Frage 
nit, woraus hervorgeht, daß friedliche Dispositionen 
die Oberhand zu haden scheinen. 
London, 19. April. Gestern Abend faud 
sier ein Banket der zu Ehren Lord Beaconsfield's 
zxganisirten Vereinigung von Wäöhlern statt, an 
velchem zahlreiche konservative Mitglieder des Par⸗ 
aments theilnahmen. Der Deputirte Churchill 
jielt eine Ansprache, in welcher er nachzuweisen 
uchte, daß die unter den Eingeborenen in Indien 
nistandene Bewegung durch das böswillige Vor—⸗ 
zehen Rußlands hervorgerufen sei. Der Redner 
neinte weiter, wenn die gegenwärtigen Verhand— 
ungen mit Rußland nicht zu dem Resultate führen 
ollten, den feindseligen Plänen desselben ein für 
ille Mal ein Ziel zu setzen, so würde die englische 
Zerrschaft einen tödtlichen Schlag erhalten und die 
Lernichtung der britischen Macht wäre nur eine 
Frage der Zeit. 
— — ⸗ñ86— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Das k. Bezirksamt Zweibrücken macht 
ekannt, daß die Gewerkschaft der Steinkohlengrube 
—A 
ind Adenbach bei Kusel 92 Hektaren Grubenfeld 
besitzt, auf 34,80 Hektaren desselben verzichtet hat. 
— Kaiserslautern. Dahier soll am J. 
Juni die erste pfälzische „Herberge zur Heimath“ 
errichtet werden. Diese Herbergen ruhen auf christ⸗ 
iicher Grundlage ohne Beschränkung auf eine Con⸗ 
ession und wollen als Werke der Nächstenliebe den 
dandwerksgehilfen und Fabrikarbeitern ein Heim 
zieten, indem sie in geistig und sittlich gesunder 
Atmosphäre einen Ersatz für das Elternhaus finden. 
Ju erster Linie ersuchen wir die Gründer um ein⸗ 
nalige Beiträge, in zweiter um Darlehen, verzins⸗ 
ich zu 3 Prozent, für deren Gesammtsumme das 
daus Sicherheit bietet. 
— Edenkoben, 17. April. Herr Dr. M. 
Stöpel aus Landau, der durch den traurigen Aus⸗ 
jang des Duells mit Herrn Lieutenant Deckelmann 
ioch in aller Erinnerung sein wird, mußte von 
Angehörigen in Rotterdam abgeholt und nach 
dlingenmünster gebracht werden, da fich geistige 
Z„törungen bei demselben bemerkbar machten. Der⸗ 
elbe war auf hollandisch⸗indischen Passagierdampfern 
ils Schiffsarzt thätia.