Full text: St. Ingberter Anzeiger

die Granate besteht aus einer hermetisch verschlos⸗ 
den Glasflasche, die mit einer chemischen Flussig⸗ 
l gefüllt, welche mit dem Alter nicht verdirbt, 
zurch kein Klima angegriffen wird und für die 
Reuschen wie Kleider gänzlich unschädlich ist. So 
sald der Inhalt der Granate ins Feuer geschüttet 
wird, entwickelt sich sofort eine solch ungeheure 
Nenge von feuererstickenden Gasen, daß eiu Brand 
mozlich fortbestehen kain. Die Gase, welche 
ich eniwickeln, löschen das Feuer auf der Stelle 
Her Preis dieser Loͤschgranaten soll ein verhältniß 
naßig sehr geringer sein und es wird deßhalb von 
en Feuerwehren in der ganzen Umgegend beab⸗ 
gicht, gleichfalls Proben anzustellen. 
pDortmund, 21. April. Von der hie⸗ 
igen Strafkammer wurden, wie die hiesige „Vztg. 
uchtet, drei Polizeibeamte der Stadt Dortmund 
vegen Ueberschreitung ihrer amtlichen Befugnisse 
u Gefängnißstrafen verurtheilt. Der eine hatte 
wei unbescholtene Mädchen, welche eines Abends 
or einem Schaufenster standen, in das Arrestlokal 
chracht und sie außerdem mit Beschimpfungen 
herhäuft. Er erhielt 3)2 Monate Gefängniß 
die beiden anderen hatten ebenfalls ohne Grund, 
inen Metzger verhaftet; im Wachtlokal erhielt der⸗ 
elbe dann von dem einen der beiden noch einige 
getlezungen mit dem Säbel. Die beiden Beamten 
raf eine Strafe von 4 bezw. 3 Monaten. 
FBerlhin, 21. April. Bei der heutigen 
zerhandlung über den Zusammenstost des 
loyddampfers „Hohenstaufen“ mit der „Sophie“ 
allie das Oberseeamt das Urtheil: Der „Spruch 
es Seeamts zu Bremerhaven ist zu beseitigen und 
ie Kosten sind der Reichskasse aufzuerlegen. Ent— 
egen der Annahme des Seeamts legt der Gerichts⸗ 
of den Angeklagten nicht eine mittelbare, sondern 
ine ganz unmittelbare Schuld zur Last. Das 
lusweichen der „Sophie“ war nach Ansicht des 
zerichts ohne jeden Einfluß auf den stattgehabten 
usammenstoß. Der Schiffer Winter hat außer⸗ 
tdentlich unvorsichtig und ohne hinreichende Ueber⸗ 
egung gehandelt, indem derselbe versucht hat, das 
heschwader der kaiserlichen Marine zu durchschneiden. 
Durch Gesetz ist dies zwar nicht verboten; aber 
xer Umstand, daß das Geschwader vom Chef des—⸗ 
elben kommandirt wird. also jeden Augenblick 
lenderungen in den Fahrtrichtungen eintreten 
ünnen, mußte den Angeklagten veranlassen, davon 
bzustehen. Es würde auf Entziehung des Patents 
lannt worden sein, wenn sich der Angeklagte 
iicht bisher kadelsfrei geführt“ und wenn er auf 
er Marine gedient hätte. Lediglich dieser Uner⸗ 
ahrenheit hat er diese Entscheidung zu danken.“ 
GEin Negerprinz in Berlin.) Der 
tonsul Schmidt aus Kamerun hat einen 7jährigen 
ntelligenten Negerknaber, einen Sohn von König 
dido, nach Berlin mitgebracht. Der kleine Afri— 
quer ist so entwickelt, wie bei uns ein 12jähriger 
dnabe. Er spricht englisch und versteht deutsch 
in Hamburg, wo er seit dem J. April weilte, hat 
einen Matrosenanzug angelegt. 
Paris, 20. April. Der Thron Ludwig XIV. 
‚urde vorgestern im Hotel Drouot unter den 
ammer gebracht. Der Ausrufspreis war 25,000 
srancs, das erste Angebot 5000 Francs und 
Hdig wurde das Möbel zu 6500 Fres, losge⸗ 
chlagen. 
7. Paris, 20. April. Seit einigen Tagen 
tiut Herr Jules Ferry trotz aller Bemühungen 
rölig in den Hintergrund; man beschäftigt sich 
zur noch mit Marchandon, dem Mörder der Mme. 
lornet in der Rue de Sèze. Wäre der Monsieur 
Varchandon ein Halsabschneider don der gewöhn⸗ 
ihen Sorte, einer jener sauberen Gesellen, der 
Wbends mit seinen Complicen in einem Assommoi— 
yr Vorstadt ein halbes Dutzend Gläser Abshnth 
eet, und sich dann auf den Weg macht, um dem 
then Bourgedis in einer einsamen Gasse den Garaus 
u machen, so würde seine Mordthat wie so dviele 
indere wahrscheinlich schon nach 24 Stunden der 
bergessenheit anheimgefallen sein. Aber Marchan— 
an ist eine Specialutat in seinem Gente. Mar— 
ondon ist ein Halsabschneider in Lackstiefeln und 
Iacehandjchuhen der in Compiegne, 2 Stunden 
n Paris, mit seiner Maitresst Jeanne Blain ein 
eigend es höchst elegant möblirtes Landhaus bewohnte, 
woer mehrere adlige Gutsnachbarn empfing, die von 
—X sanften Charakter und destinguirien Manleren 
eradezu entzückt waren. Er ist der Sohn eines 
hchaffenen Arbeitets, 22 Jahre alt, klein und 
7— sein Gesicht blaß und von angenehmem 
lusdruck Seit Jahten lebt er vom Dbetutu 
werk und führte sein Verbrechen immer in derselben 
Weise aus. Er ließ sich als Valet de Chambre 
anstellen, nachdem er seine Zeugnisse gefälscht hatte 
plünderte dann sofort seinen Herrn oder seine Her⸗ 
rin aus und verschwand oft schon nach 24 Stun⸗ 
den. In Compiegne war es, wo Marchandon sich 
immer nach vollbrachter That ausruhte seine Kam⸗ 
nerdiener Livre gegen die eleganten Kleider eines 
Bentlemann wechselte und mit seiner Jeanne die 
Freuden des Landlebens theilte. Hier war es 
nmich, wo er 36 Stunden nach dem letzten in der 
Rue de Soͤze begangenen Verbrechen verhaftet wurde, 
als er gerade mit seiner Maittesse ein höchs' 
seckeres Frühstück einnahm. Der Mörder hat üb— 
rigens seine, staunenswerthe Unverschämtheit bis 
zum letzten Augenblick bewahrt. Am Morgen nach 
dem Verbrechen, zeigte er einem Nachbar, der ihn 
besuchte, die Zeitung. „In der Rue de Söze“, 
sagte er zu ihm, „ist ein schreckliches Verbrechen 
begangen worden, und die Polizei kann den Mör— 
der nicht ausfindig machen. Wenn man den ver—⸗ 
zaftet, sollte man ihn wirklich guillotiniren, denn 
wenn das so weiter geht, kann man ja nicht mehr 
ruhig schlafen. 
Große Männer jetzt und ehemals 
In einer Volksversammlung zu Paris fragte neus. 
ich ein Redner mit Emphase: „Warum regen sich die 
großen Männer Frankreichs nicht? Warum bleiben 
ie kalt und unbeweglich bei der Noth unseres 
Vaterlandes?“ — „Weil sie in Bronce gegossen 
ind“, gab eine sarkastische Stimme von der 
Ballerie zur Antwort. 
Madrid, 20. April. Neue Erdstöße sind 
n Spanien wieder vorgekommen und zwar in Villa⸗ 
zuova de Concepcion, Provinz Malaga, wo sich 
zroße Spalten im Erdreich gebildet haben und der 
Fluß über die Ufer trat. 
f Nach Meran wallfahrten gegenwärtig ganze 
Prozessionen von Augenkranken, theilweise 
don weither. Es handelt sich aber nicht etwa um 
irgend ein wunderthätiges Heiligenbild, zu dem die 
armen Kranken in ihrer Noth ihre Zuflucht 
nehmen, sondern Dr. Karl Theodor, Herzog von 
Bayern, weilt dort angenblicklich zu seiner eigenen 
Erholung, hält trotzdem aber täglich seine Sprech— 
tunde, die nur ihm selbst etwas kostet und stets 
3 oder 4 Stunden Zeit in Anspruch nimmt. 
f.London, 23. April. Heute Morgen 11 Uhr 
'and in einem Zimmer des Admiralitätsgebäudes 
ine Explosion statt. Alle Fensterscheiben wurden 
ertrümmert. Man glaubt, daß Dynamit geleg' 
vorden sei. »Die Polizei hat die Untersuchung der 
Dertlichkeiten begonnen. Ein Secretär des Admi⸗ 
ralitäts- Amtes wurde schwer verwundeti. 
F Eine eigenthümliche Statistil 
heilt die „Gazetta Piemontese“ mit. Von 2540 
Kaisern und Königen, welche über 64 Völker 
herrschten, wurden 300 vom Thron gestoßen, 64 
dankten ab, 24 tödteten sich selbst, 12 verloren 
den Verstand, 100 starben auf dem Schlachifeld 
126 wurden eingekerkert, 25 starben in Folge von 
Martern, denen sie unterworfen wurden, 151 
vurden ermordet 108 wurden hingerichtet. 
Newyork, 19. April. Die Petroleum 
juelle bei Milwaukee, die bedeutendste der Ver 
Staaten, explodirte am 5. April. Sämmtliche an— 
zrenzenden Gebäude, sowie ein Theil der Stad 
Milwaukee selbst, sind ein Raub der schnell fort— 
schreitenden Flammen geworden, die drei Straßen 
brannten total nieder. Viele Familien, zum großen 
Theile deutsche, sind obdachlos geworden und be— 
inden sich in großer Noth. Der entstandene 
S„chaden dürfte sich auf mehrere Millionen Dollars 
elaufen. 
F Der frühere preußische Offizie Lehmann, 
der jetzt in der chinessischen Armee die Stellung 
ines Generals bekleidet, ist, wie die neueste in 
San Francisco eingetroffene Post meldet, zum 
Thef der chinessischen Artillerie ernannt worden. 
F Die Wittwe des nordamerikan. Präsidenten 
ßarfield beabsichtigt, sich mit einem Jugend⸗ 
reund Namens Taylor wieder zu vermählen. Darob 
zerrscht in Washington große Erregung und die 
Freunde des verstorbenen Präsidenten sollen sogar 
die Absicht haben, im Kongreß den Antrag einzu⸗ 
bringen, Frau Garfield die lebenslänglich ausge— 
jetzte Pension von 20,000 M. in diesem Falle 
wieder zu entziehen. 
rx Ein betrunkenes Schiff. In New— 
York amüsirt man sich augenblicklich damit, in 
nmer neu erfundenen Formen dem Dampfer 
Bermuda“ vorzuwerfen. daß er sich auf offener 
See betrunken habe. Die „Bermuda“ war auf 
der Fahrt nach New-York mit einer Ladung Zucker, 
Limonensaft und Jamaika- RKum. Außer Sliande, 
der Versuchung, die Ladung anzubohren, zu wider⸗ 
stehen, fing die „Bermuda“ an, so heftig zu rollen, 
daß die Fässer mit Limonensaft aus der Lage 
kamen und sich über den Zucker ergossen. Alsdann 
geriethen die Rumfässer in Folge des vösartigen 
Rollens der „Bermuda“ arg ins Wanken und er⸗ 
gossen ihren Inhalt über den von Limonensaft 
getränkten Zucker, bis der ganze untere Theil des 
Schiffes mit Punsch angefüllt war. Wie zu er— 
varten, wurde die „Barmuda“ bald unlenkbar. 
Ihre Schraube wurde so schwach daß sie ihr nicht 
mehr von Nutzen war, als einem betrunkenen 
Mann seine Beine. Man behauptete nicht mit 
Unrecht, daß eine Schraube bei ihr lose geworden 
sei. Schließlich legte sie sich auf eine Seite und 
derblieb in dieser Lage, bis sich ein vorüberfahren⸗ 
des Schiff ihrer annahm und sie nach dem Hafen 
von New-NYork ins Schlepptau nahm, wo sie zu 
mindestens zehn Tagen Trocken Dock verurtheilt 
werden wird, um ihren „Kater“ auszukuriren. 
fFGeschäft ist Geschäft, sagt der 
Amerikaner. Auch wir Deutsche haben diesen Satz 
bereits zu unserem Eigenthum gemacht, aber in 
der strikten Befolgung der darin enthattenen 
Lebensweisheit sind wir doch noch ein gutes Stück 
hinter unseren amerikanischen Cousins zurück. Wir 
vürden uns doch noch in lächerlicher Bescheidenheit 
mit der Auffassung des Er⸗-Präsidenten der Ver— 
zinigten Staaten, Mr. Arthur, nicht befreunden 
önnen, daß selbst für den höchsten Würdenträger 
jein Gehalt der Punkt ist, auf den er seine Haupt⸗ 
aufmerksamkeit zu richten hat und von dem er sich 
auch nicht einen halben Cent dürfte entgehen 
lassen. Es war am Mittwoch, als Mr. Cleveland 
seinen Eid leistete, nach welcher Ceremonie er erst 
als Prasident zu betrachten war, und deshalb 
schrieb auch Mr. Arthur sich auf seiner Liquidation 
diesen halben Tag mit 102 Dollars 50 Cents an, 
um auch nicht eines Cents verlustig, zu gehen 
Mr. Cleveland hat also nur auf die eine Hälfte 
des Gehaltes für diesen denkwürdigen Tag Anspruch 
und muß es foiglich auch so einzurichten suchen, 
daß nach Ablauf seiner Amtszeit sein event. Nach⸗ 
folger erst am Mittage seinen Eid ablegt und er 
(Cleveland) zu seinem Rechte kommt. Geschaft 
ist Geschäft — das gilt auch für den Präsidenten 
der größten Republik der Welt. 
Der Centner Eisenerz, wie er aus dem 
Schooß der Berge gewonnen wird, kostet 30. Pfg. 
zu Roheisen verarbeitet, kostet er 3 Mk., als Guß⸗ 
vaaren 9 Mk, als Stahleisen 9,30 Mb., als Blech 
11,590 Mk., als Draht 12 Mk., als Gußstahl 27 
Mark, als Messerklingen 1300 -2100 Mark als 
ieinste Uhrfedern 6 Pillionen Mark. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 23. April. (Fruchtmittelpreis und Vil 
ualienmarti.) Weizen O M. — Pf., Korn 8M. 48 91 
Berste zweireihige O M. — Pf., vierreihige O M. — Pi 
Spelz 0 M. — Pf. Spelztern — M— Pf., Dinke 
A M. — Pf. Milschfrucht 0O M. — Pf., Hafer 7 M 
96 Pf, Erbsen d M. Pf wWidend M— pfe 
Heu 3 M. — Pf., Stroh J Qual. 2 M. 40 Pf. II. Quai. 
1M. 80 Pf., Kartoffeln 1M 70Pf., Weißbrod 123 Kils 
51 Pf. Kornbrod ä Kilo 63 Pf Gemischibrob 8 Ril 
78 Pf., paar Weck 90 Gr. 6 Pf., Rindfleisch 1. Qual 
60 Pf. II. Qual 56 Pf., Kalbfleisch 30 Pi Hammel⸗ 
fleisch 60 Pf, Schweinefleisch 830 Pf, Wein 1VLiter 80 Pf., 
Bier J Liter 24 Pf., Butter !/2 Kilogr. 1 M. 10 pjf. 
Homburg, 22. April. (Fruchtmittelpreis und Viktua⸗ 
iienmarkt., Weiten O M. — Ppfi, Korn 8M.- Pf., 
Spelzlern — M. — Pf., Speiz o M. — Pf., Gerfi⸗ 
Zreihige O M. —. Pf. Gecste Areihige o M. — pf. 
Hafer 8 M. 30 Pf., Mischfrucht O M. — Pf., Erbfen 
— M. —,Pi, Wicken —, M. —, Vt, Bobnen O M. 
Vif., Kleesamen — N. Pf. Kornbrod 6 Pfund 
63 Pf., Gemischtbrod Pfund 75 Pf., Ochsenfleisch Ppf. 
Rin dfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pe. 
Schweinefleisch 50 Vf. Butter. 1 Pfund 1M. — gjf. 
darteñ⸗In per Zeniner 1 M. 80 Pf. 
Kaiserslautern, 21. April. (Fruchtmittelpreis und 
Biltualienmarkt.) Weizen 9 Mk. 40 Pf., Korn 8 R 
25 Pf. Spelzlern — R. — Pf., Spelze6 M. 43 ÿf. 
Bersie 8 M. 30 pPf., bafer 7 M 89 Pf., Erbsen d di. 
— Pf., Wicken O M. — Pf., Linsen — M. — Pf. Klee— 
amen — M. — Pf., Schwarzbrod 6 Pfund 66 Pu, 
Pfd. 33 Pf., Gemisctbrod 3 Pfund 88 Pff. Butter pro 
Bfd. M. — Pf., Eiet per Dtzd. 60 Pf., Kartoffeln bet 
dentner 2 M. — Pf., Stroh J. Quat. 2 M. 50 Pf., 
J. Qual. 2 M. 80 Pf., Heu pro Ctr. 4 M. 20 Pf 
dleeheu 0 M. — Pf. 
Für die Nedaktion veranthortlich: F. X. Dem