Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugherter Atzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der „St. Ingberter Auzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhauumgs- 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.M 60 4 einschlieklich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschließlir 
10 ⸗ͥ0 Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 ⸗, bei außerpfalzischen und solche 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt. 13 4. Neclamen 830 A. Bei 4maliger Einrnckung wird nur dreimalige berechnet. 
—5 
Dienstag, 28. April 1888. 20. Jahrg. 
* 
Volitische Uebersicht. Insel Port din zu räumen, wenn Rußland 
an anderen Orten sich eiwas nachgiebiger erweise. 
In der Reichstags · Kommission für das Unfall. D GWeneral ise der e 
versicherungsgesetz für lande und, orst wirthe Nowgorod, einst Kommandeur der Vesta“, habe 
haftliche Arbeiter wurde 8 30 in folgen · gegebenen Falis um Verwendung in der Macine 
der Fafsung angenommen: Mitglied der Genossen - Fedelen und diese sei ihm auch zugesichert. 
chaft ist jeder Unternehmer eines unter den 81 Mostkau, 26. April. Di⸗e Moskauer 
allenden Betriebes, dessen Sitz in dem Bezirke der Zeitung“ weist darauf hin, daß der Emir von 
Genossenschaft belegen ist. Als Sitz eines land. üfghamstan in der Reigung zu einem Vuͤndnisse 
wirthschaftlichen Betriebes, welcher sich über meh, min England in gang AÄfghanistan vereinzelt dastehe 
tete Gemeindebezirle erstredt, gilt diejenige Ge⸗- Uunnd piadirt entschieden sun einen friebuchen Aus— 
meinde, in deren Bezirk die Wirthschaftsgebäude, leich zwischen England und Rußland. Es ware 
von denen aus die Bewirthschaftung erfolgt. belegen kngiands wie Rußlands würdig und ihren wahren 
ind. Im Zweifelsfalle gilt jede Gesammtheit von Interessen sörderlich, wenn die zwischen hnen schwe 
Brundstüden, welche von besonderen Wirthschafts -· enden Mißberstandnifse nicht zu einem Bruͤche, 
jebäuden aus selbststandig bewirthschaftet wird, als ndern zu einer Verstandigung führten nichi zum 
ein besonderer Betrieb. Als Sißz eines forstwirth⸗ driege. dessen Ausgang nicht vorauszusehen fei, 
chaftlichen Betriebes, der sich uͤber mehrere Gee ondern zu einem uten dauerhaften Frieden, dessen 
nmeindebezirke erstredt, gilt diejenige Gemeinde, in Nuhen kiar sei Wie groß waren diese Resultale, 
deten Bezirk die unmittelbare Betriebsleitung (Re- venn die Schwierigkeiten beigelegt werden und ais 
ziere Verwaltung) ihren Sitz hat. Dieses findet Zafis einer neueren, besseren enguüscherufsischen Po 
nuch in dem Falle Anwendung, wo mehrere forst - ijtit dienen lönnten, befreit von aner unnützer Weise 
virthschaftliche Betriede eines Unternehmens einer erschöpfenden, gegenfiandslosen Rivalitane VDies 
zemeinsamen Oberleitung unterstellt find. Watl · paͤre ein wahrhafler Verdienst Englands und Ruß. 
erechtigt und wahifähig ist jedes Mitglied der Ge- ands, besfer ais jeglicher Sieg. Die Mostautt 
wossenschaft sofern es sich im Besitze der bürger- Zeitung meint, zuischen Kußland unße Englaud 
ichen Ehrenrechte befindet. önne nicht nur ein mehr oder minder erträglicher 
nodus vivendi, sondern auch eine Freundschaft 
herbeigeführt werden, welche für Beide gleich nützlich 
iei und besser als die Waffen ihre beiderseitigen 
Interessen beschützen würde. Schon angesichts der 
Moglichkeit eines solchen Ausgleichs sollte man nicht 
mit den Säbel rasseln. 
London, 27. April. „Daly News“ sagt, 
die Sachlage sei unvberändert. — Dem „Standard“ 
zufolge richtete England eine weitere Vorstellung 
an Rußland; es betrachte die Aufklärung des 
Pendjeh⸗Falles als einen nothwendigen Beweis der 
zufrichtigen Gesinnung der russischen Regierung 
— Der „Times“ wird aus Petersburg gemeldet 
England habe eine schiedsrichterliche Entscheidung 
borgeschlagen. Die „Times“ hält trotz der fort⸗ 
dauernden Verhandlungen die Annahme, daß eine 
Lösung gefunden werde, für ungerechtfertigt. Man 
neige der Ansicht zu, daß die Einstellung der 
diplomatischen Beziehungen fast unvermeidlich ge⸗ 
vorden sei, obschon eine solche Eventualität noch 
nicht den Friedensbruch involbire. Im Falle des 
riegsausbruchs werde übrigens England seine 
Waffen da gebrauchen, wo es die heftigsten Schläge 
austheilen koͤnne. Ein formeller Protest der Pforte 
werde das Einfahren der britischen Flotte in das 
Schwarze Meer nicht verhindern. England werde 
Bundesgenossen finden. die Rußland alten Haß 
aachtrügen. 
London, 27. April. „Reuter's Bureau“ 
neldet: Der Krieg zwischen England und Ruß—⸗ 
and wird als unvermeidlich betrachtet. Wie ver⸗ 
autet, wird der Zar heute nach Moskau abreisen 
und dort ein Manifest erlassen. 
London, 27. April. Der „Standard“ 
neldet aus Fort Quapelle von gestern: General 
Middleton schlug nach siebenstündigem Gefecht bei 
Zatoche die Mischlinge unter Riel in die Flucht. 
Die Aufsiändischen erlitten starke Verluste. 
Kairo, 26. April. „Reuter's Bureau“ 
neldet: Trotz der Abreise des französischen Ver⸗ 
reters nach Alexandrien ist ein Compromiß zwischen 
Frankreich und Equpten noch immer sehr wahr 
Poinlich 
Newyort, 27. April. Nach einem Tele— 
zramm aus Panama räumten die amerikanischen 
Truppen in Folge eines mit General Aizpura und 
dem französischen Consul getroffenen Abkommens, 
vonach der Befehlshaber der Aufständischen Bürg— 
chaft für die Aufrechterhaltung der Ordnung über⸗ 
nahm. 
Eokale und pfälzische Nachrichten. 
8 St. Ingbert, 28. April. Am vergan⸗ 
zenen Sonntag fand in der geschmückten katholischen 
Pfarrkirche dahier eine Produktion des Bezirkscäci- 
ienvereiis Homburg⸗St. Ingbert satt. 
Die Vesper wurde gemeinschaftlich von beiden 
Zereinen aufgeführt. Darnach hielt Herr Kaplan 
N aud die Fesipredigt über,Die Macht des Ge⸗ 
anges.“ Die gesanglichen Produktionen eröffneten 
der Cacilienveren St. Ingbert. Die Leiflungen 
desselben waren vortrefflich besonders wurde das 
died „An Maria“ von Haller mit sehr viel Ver— 
tandniß vorgetragen. Abwechselnd sang daun der 
Berein Homburg, welcher insbesondere das Choral⸗ 
Tredo, sowie das ,Graduale“ vom weißen Sonntag 
sehr gelungen zur Aufführung brachte. Abends 
war im Saale des kath. Kasino eine gemüthliche 
Abendunterhaltung, gewürzt durch Liedervoriräge 
und Toaste. 
*St. Ingbert, 28. April. Da auch bei 
uns vielfach Kaffee von auswärtigen Exporthäusern 
bezogen wird, so dürfte folgender Fall ais Warnung 
zu beachten sein: Ein Muͤnchener Beamter ließ sich 
durch die Anpreisungen eines solchen Exporthauses 
bestimmen, Kaffee in größeren Quantitäten von 
demselben zu beziehen. Später erkrankte er und 
jeine ganze Familie und der Arzt konstatierte, daß 
der Kaffee gefärbt und giftige Stoffe dazu ver— 
wendet worden waren. Zieht man ferner inbeiracht, 
daß es auch mit der Billigkeit bei Einkäufen in 
solchen Geschäften nicht weit her ist, so ist eigent- 
lich schwer zu verstehen, warum immer noch so viele 
auswärts einkaufen, während sie am Platze selbst 
doch mindestens ebenso billig und dazu noq reeller 
kaufen könnten. 
— Zweibrücen. 25. April. Unsere neuliche 
Mittheilung, daß ein hiesiger Geschäftsmann durch 
anonyme Briefe und Korrespondenzkarten schmählich 
angegriffen und verfolgt wurde, können wir daͤhin 
ergänzen, daß auch dessen Bruder, der als Ein⸗ 
ährig⸗Freiwilliger beim 18. Infanterie: Regiment 
dahier dient, durch anonyme Denunziationen, welche 
von derselben Hand herrühren, angegriffen wurde. 
Derselbe saß unlangst mit seinem Bruder und einigen 
angesehenen Bürgern Abends in einer Wirihschaft. 
Des andern Tages erhielt der Maior einen anonymen 
Brief, in welchem ihm die Anzeige gemocht wurde, 
daß der betreffende Einjährig⸗Freiwillige über die 
Feierabendstunde mit einer Bande von Sozialde⸗ 
mokraten in einer Kneipe gesessen und Karten ge⸗ 
pielt habe. Sofort () wurden dem militärischen 
Sünder 4 Wochen Kasernenarrest () zudiktirt. Nach⸗ 
dem derselbe 8 Tage gebrummt haite, wurde ihm 
der Rest der Strafe erlassen (), da gepflogene Nach⸗ 
fragen die Unrichtigkeit der anonymen Denunziation 
ergeben hatten. Ebenso soll der Lieutenant von 
dessen Compagnie ein anonymes Schriftstück erhalten 
haben, worin ihm die Mittheilung gemacht wurde, 
daß der genannte Einjährig Freiwillige die gröb⸗ 
lichsten Beleidigungen und Insulten gegen ihn aus⸗ 
stoße, deren Wortlaut in dem Schriftftücke angeführt 
wurde. Auch diese Denunziation erwies sich als 
durchons falsch Mi⸗ man voernimmft sollsen di⸗ 
In hiefigen diplomatischen Kreisen erzählt man 
ich, der „Str. Zig.“ zufolge, daß Mitie voriger 
Woche ein Schreiben des Kaisers von 
kußland an Kaiser Wilhelm eingetroffen 
ꝛei, worin es hieß, daß die Aussichten auf die 
Erhaltung des Friedens sehr gesunken seien. Wir 
geben, fügt das genannte Blait hinzu, dieses Ge— 
rücht wieder, ohne eine Bürgschaft für die Begrün⸗ 
dung desselben übernehmen zu wollen; auch würde, 
)ie thatsächliche Begrundung vorausgesetzt, zu be⸗ 
ichten sein, daß das Schreiben des Kaisers 
Alexander die Lage, wie sie Anfangs der Woche 
zewesen, dargestellt hätte; es würde sich fragen, 
ob sie seitdem keine Veränderung erfahren. 
Deutsches Zteich. 
Berlin, 25. April. Dem Bundesrath ißt 
die am 4. April d. J. abgeschlossene Konbention 
wischen dem Deutschen Reiche und dem Königreich 
Birma zugegangen. Durch dieselbe werden den 
zeiderseitigen Staatsangehörigen die Rechte der⸗ 
enigen meistbegünstigter Nanonen eingeraumt. 
Berlin, 27. April. Die ‚Rordd. Allg 
Zig.“ schreibt: Als der Kaiser gesiern Nachmu— 
tag vor der englischen Boischaft vorgefahren und 
ausgestiegen war, sprang ein vorübergehender junger 
Mensch auf den Wagemritt. Derselbe wurde als 
ein 17jähriger taubstummer Porzellanmaler aus 
Berlin recognoscirt. der in einem vorübergehenden 
Anfall von Geistesschwäche gehandelt hatte. 
Berlin, 27. April. Die von hier an aus⸗ 
waͤrtige Blätter telegraphirte Nachricht, die preußische 
Kegierung lasse auf Grund des Votums be 
Staatsraihs X 
den Bundesrath ausarbeiten. wird als unzutteffend 
aezeichnet. 
SOsnabrück, 25. April. Fürst Bismard 
et das ihm von der hiesigen Siade verliehene⸗ 
khrenbürgerrecht angenommen. 
Ausland. 
Petersburg, 26. April. Gerüchtweise ver⸗ 
—X 
— ——