Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Jugherter Amzriger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
)er „St. Jugberter nzeiger“ erscheint wdchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Dornerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatt und Sonuntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.A 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1) 75 , einschließlich 
o ⸗Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr far die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 s, bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I8 ⸗, NReclamen 30 4. Bei maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M S7. 
Montag, 4. Mai 1885. 
24 man möoglichst einen anständigen Cha— 
Politische Uebersicht. Rrakter wahren wolle. Die Zeitung äußert 
Die Königin von England hat am edoch noch Zweifel, ob die Situation in dieser 
zreitag Abend von Darmstadt aus die Rüdreise ubbedingt günstigen Weise schon jetzt aufzufassen 
ach London angetreten. ei; nun, hoffentlich darf man dies und auch der 
Umstand, daß dem Emir von Afghanistan das 
ssroßkommandeur⸗Kreuz des Sterns von Indiens 
englischerseits verliehen worden ist, hat weiter nichts 
zesonders Beunruhigendes an sich. 
— — 
Bie aus Brüfssel gemeldet wird, begibt sich 
er Vizepräsident der Internationalen Afrikanischen 
zesellschaft, Oberst Strauch, demnächft behufs 
Aganisirung des Kongostaates, nach dem Kongo. 
- Die soeben erschienene Mai⸗Nummer der 
Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik“ 
pill „aus verläfsiger Quelle“ erfahren haben, daß 
dapitan Hanssens nicht dem Fieber erlegen, 
ondern von einem weißen Bedienstelen der Inter⸗ 
ationalen Afrikanischen Gesellschaft ermordet wor⸗ 
en sei. 
Aus Swaziland (öostlich von der Trans— 
zaal⸗Republik gelegen) ist, der neuesten Kap⸗Post 
»om 8. April zufolge, eine Meldung eingegangen, 
»aß der Koͤnig auf Anreizung eines Deutschen, 
Ramens Fells, eine große Anzahl seiner Häupt⸗ 
inge tödten ließ. Der dafür angegebene Grund 
oll sein, daß die Häuptlinge einen Theil von 
woziland an einige Transvaalsche Buren abge⸗ 
reten hätten und der Konig in Folge dessen dar⸗ 
—AV daß er von den 
Zuren dieselbe Behandlung erwarten dürfe, wie fie 
dinizulu in Zululand zu Theil geworden sei— 
die so viel Aufsehen erregende Be— 
aubung der deutschen Kutter „Diedrich“ 
und „Anna“ durch englische Schiffer hat jetzt 
sie gerichtliche Ahndung gefunden. Vom 6e 
hworenengerichte zu Ipswich sind von den hierbei 
etheiligt gewesenen englischen Seeleuten drei zu 
2 und fünf zu 8 Monaien Zwangsarbeit verur⸗ 
heilt worden, auch drohte der Richter im Wieder⸗ 
volungsfalle Zuchthausstrafe an. In Deutschland 
vird man über diesen Wahrspruch der englischen 
Jeschworenen ficherlich nur Genugthuung empfinden. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 1. Mai. GReichstag.) Der Gesetz 
nnwurf, betreffend die Ausdehnung der Unfal⸗ 
ind Krankenversicherung, wurde bis 812 inklusive 
'ast durchgängig nach der Regierungsborlage ange⸗ 
rommen. Nächste Sitzung morgen. 
Berlin, 8. Maĩ. Die „Nordd. Allg. — 
zoͤrl, daß der Abgeordnete Lingens sich nach 
Rom begeben habe, um im Auftrage der Herren 
Nelchers und Dr. Windihorst mur der 
Furie zu verhandeln. Es verlaute, die Verhand⸗ 
ungen würden fich auch auf Ueberweisung der in 
Deutschland für die Errichtung einer Univerfitat in 
Fulda gesammelten Gelder an denjenigen Fonds 
»eziehen, welcher für die Begründung einer Um— 
versität in Salzburg bestimmi isi. 
Auslaud. 
Antwerpen, 2. Mai. In der Festhalle 
»es Ausstellungspalastes fand heute Nachmittag die 
eierliche Eröffnung der Ausstellung statt, welcher 
as Königspaar, Graf, Gräfin und Prinz Balduin 
yon Flandern. sammtliche Minifter. zahlreiche Mit⸗ 
llieder des Senats und der Kammer und die di⸗ 
lomatischen Vertreter der fremden Mächte bei⸗ 
vohnten. Der Ausstellungspräsident Lynen dankte 
n einer Ansprache dem Koönig für die Foͤrderung 
»es Ausstellungszweckes, ebenso auch den Vertrelern 
)er fremden Mächte und des auswaͤrtigen Komitoͤs 
aie durch fordernde Thätigleit zum Gelingen der 
Ausstellung beigetragen haben. Der Konig erwie⸗ 
erte mit besten Wunschen für den Erfolg der Aus⸗ 
teslung. Nach einem von 1400 Sängern ausge⸗ 
ührten Fesigesang erklärte der König die Ausstellung 
ür eroͤffnet. 
Paris, J. Mai. Eine Depesche General 
zriere's beftätigt, daß die Chinesen Langqson ge⸗ 
aumt haben. Die Franzosen besetzten Dongsong 
ind Thammoi. Die Ausführung der Friedensbe 
ingungen schreitet regelmäßig foct. 
Madrid, 30. pril. Die Correspondencia 
»e Espana“, ein ministerielles Organ, sagt, daß 
ie spanische Regierung genöthigt gewesen sei, in 
nehreren Provinzen Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen, 
im dem Ausbruch revolutionärer Piäne vorzubeugen. 
— ihrer Hut und wür⸗ 
en im Stande sein, alle solche Versuche zu ver⸗ 
iteln. El Correo“ meldet, daß mebret⸗ Re—. 
die neuesten Meldungen üÜber die 
sghanische Frage kann man am besten mit 
em Boͤrsenausdrucke: „Tendenz steigend“ charalte ri⸗ 
ten. Es wird jetzt verschiedentlich wieder einmal „ab⸗ 
ewiegelt“; die Besetzung Pori Hamiltons durch die 
englander soll ebenso wenig wahr sein, wie diejenige 
Reruischaks durch die Russen, auch die Nachricht 
on einem englischen, resp russischen Ultimatum 
vird wieder dementirt. Daneben taucht immer 
aischiedener das Gerücht von einem Schiedsspruch 
züͤglich der Frage auf, ob Rußland durch das 
rgehen General Komaroffs das Ablommen png 
7. Marz berletzt habe oder nicht. Ein gekröntes 
aupt Europas soll hierüber entscheiden und heißt 
bereits, daß England den Konig von Dänemark 
um Schiedsrichter in der Pendjeb· Angelegenheit 
ühlen werde, vorausgesetzt, daß Rußland über⸗ 
aupt dem Gedanken eines Schiedsgerichts zustimme. 
—XC verwandtschaftlichen Beziehungen 
er danischen Konigsfamilie zu den Hoͤfen von 
ondon und Petersburg ware diese Wahl auch eine 
hr glückliche und scheint man fich auch russischer⸗ 
its mit diesem Ausweg befreundet zu haben. Die 
Dailn News⸗ schreiben nämlich: „Die (englische) 
gierung wurde auf nichtamtlichem Wege 
omirt der Czar seiseinem Schiedsge 
d geneingt. weiches michnr dae 
alten Komaroffs oder Lumsdenz ve 
atheilen; sondern entscheiden solle, ob 
Instruitienen, welche gemäß des Ab⸗ 
mens vom 17. März ertheilt worden waren, 
is aAusgelegt wurden. Die amtliche Am— 
d Rußlands ist also in dise Woche zu 
Aen. Sobald die Einsetzung eines Schieds 
p acceptirt ist, werden die Grenzver⸗ 
jungen fortgesetzi werden“. Vollends friedlich 
. eine Mittheilumg der Deutschen Zeitung“ 
— wonach der Friede ais ge⸗ 
ideet zu betrachten sei. Die ganze diplomatische 
a die sich englischerseits noch jetzi vollziehe, 
iglich eine Rückzuasbewedüngver 
20. Jahrg. 
haftungen in Chartagena, Pamplonag, Saragossa, 
Logrono und anderen Garnisonen vorgenommen 
vorden seien, daß aber die Polizei nicht im Stande 
jewesen, der Generale Maria und Villacampa 
jabhaft zu werden, welche als die wahrscheinlichen 
Führer der Bewegung angesehen würden. Romero 
dobledo versicherte, daß die Regierung jede Ruhe⸗ 
törung mit Strenge unterdrücken werde, und daß 
seine Wachsamkeit Zorilla's Pläne zu Nichte ge⸗ 
nacht habe. Die Mehrzahl der Blälter jedoch und 
die politischen Kreise im Allgemeinen messen dieser 
Sache wenig Bedeutung bei, und in allen Garni— 
onen herrscht gegenwärtig vollkommene Ruhe. — 
— Das politische Interesse konzentrirt sich gänzlich 
auf die bevorstehenden Munizipalwahlen. Nicht 
veniger als funf gewesene Minister, worunter drei 
inisterpräsidenten, werden in Madrid als Kan⸗ 
idaten in Oppofition zu den Regierungs⸗Kandidaten 
nuftreten. 
London, 2. Mai. Die Konigin ist heute 
Abend aus Darmstadt in Windsor vieder einge⸗ 
roffen. 
Solale und pfaälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 4. Mai. Wie wir hoͤren, 
ind die Verletzungen des Knaben Mohr — 
iehe vor. Nr. — zum Glücke nicht so schwer als 
s anfanglich schien. Der Knabe erlitt einen Bruch 
des linlen Oberschenkels, befindet sich jedoch, den Ver⸗ 
zältnissen entsprechend, sonst ganz wohl und ist so⸗ 
nach als außer Lebensgefahr zu betrachten. 
* Gestern wurde in Oberwürzbach der 
dortige Schulverweser Reiß wegen Sittlichkeits⸗ 
dergehen verhaftet. 
- Aus der Pfalz, 30. April. Bezüglich 
des im jenseitigen Bayern herrschenden Lehrerüber⸗ 
Zufses wird von dort geschrieben: In allen baye⸗ 
ꝛischen Kreisen diesseits des Rheines gibt es noch 
von den letzten Seminar · Austritis · Prufungen 
her eine Menge Schulpraktikanten, die sehnlichst 
auf Anstellung warten. In der Pfalz ist dagegen 
noch Lehrermangel, und deßhalb will ein Theil 
nittelfrankischer Praktikanten jenseits des Rheines 
im Verwendung einkommen. Wie man hört, steht 
die mittelfränkische Regierung dieser Auswanderung 
nicht im Wege. 
— Kaiserslautern, 30. April. Die 
derren Direltor Spatz und Historienmaler Subic 
yom pfalzischen Gewerbe-Museum find nach Ant⸗ 
verpen abgereist. Dieselben leiten auf der dortigen 
nternationalen Industrie: Ausstellung unfer Assistenz 
ines Baupolirs, eines Malers und Schreiners, 
ämmtlich vom pfälzischen Gewerbe⸗ Museum, die 
Ausstellung und deren decorative Ausstattung von den 
Firmen Gebr. Stumm (Neunkirchen) Rud. 
Boding & Co. (Hallberger Hüttenwerke) und 
Balzwerke Dillingen. welche sich auf der Ausstel⸗ 
ung zu einer Gruppe vereinigen. 
— In Jakobsweiler wurde die ledige 
—X erhängt aufgefunden. 
— Hochspeyer, 30. April. (Unglüdsfall.) 
deute Vormittag zwischen 8 und 9 Uhr vurde das 
3 Jahre alte Soöhnchen des Herrn Bahnmeisters 
xẽ᷑duard Fra uer von hier bein Herabfallen von 
uchenen Kloöͤtzen derart beschädigt, daß es sofort 
eine Leiche war. Das arme Kind folgte so seinem 
dor kaum einem Jahr verstorbenen Schwefiercheu. 
— Der Kanzler trinkt auf“s Wohl 
der Pfalz am Rhein! Dem Fürsten Bis⸗ 
narc haben zu seinem 70. Geburtslag bekannilich 
inige Weinqutsbesiter des mittleren Tehirgen