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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5 4, Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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M 10.
Dienstag, 13. Januar 1885.
20 Jahrg
Politi akuten Charakter angenommen. Die Lage in diesem J der englischen Regierung stattfand, wie dies die
Volitische Uebersicht. ae aen und * bindenden Kraft, welche Beschränkung unserer Okkupation auf das südliche
*Der Abgeordnete Payer hat folgenden das Gee⸗ sonst die verschiedenen Theile eines Staates zun. Feftade beweist . Wie h nmeer Fall in
rihtskosttenwesen betreffenden Antrag im sammenhält und sie mit gleichartigem Geiste erfüllt, Bezug auf andere Luͤnder sein mag, in Neu—
Feichstage eiugebracht · Der Reichstag wolle be⸗ entbehrenden Staatsgebilde ist eine solche, daß man Guinea wenigstens hat Deutschland sich den fein—
esolnion Nd Reicho von einem „Kriege Aller gegen Alle“ sprechen sten Bissen gesichert. Der größte Theil der süd⸗
ages vom 14. Juni 1881 abermals die Erwartung ann. Das neue Staatsgrundgesetz, welches das lichen Küste von Neu-Guineaist nach der Ausfage
auszusprechen, daß die verbündeten Regierungeü Reich nach dem Muster der „Vereinigten Staaten D'Albertis und Anderer niedriggelegen, fumpfig
spate stens in der nächsten Session Vorfchlage machen 4 Norde Amerika“ umbildete, hat sich nicht ein. und absolut ungeeignet für europasche Kolonifatson,
werden. Welche eine durchgreifendere Ermätigung hen hne Vier Einzelstaaten sind bereits ab aber längs der nordöstlichen Kuste, an den Abdach
der Gerichtsgebühren herbeiführen, als durch das zefallen und auch der Staat Panama, feit Langem ungen des Charles Louis Gebirges, finden fiqh,
Gesetz vom 29. Juni 1881 gewãhri worden ist hae Schmerzenskind des Reiches, versucht sich los- wie neuere Forscher berichten, viele vortreffliche
und welche mit der Revifion des Gerichtskosten — zureißen, so daß ein völliger Zerfall der Republik Landstrecken, wo der Ansiebler die Höhe und das
eseßes ine solche der Gebühren-Ordnung für drogt. In der That besteht eine Partei im Lande, Klima sich aussuchen kann, die ihm“ am desten
sechtsanwälte verbindet. welche die Trennung der Staaten der columbischen zusagen, und woselbst die Vegetation durch Flusse,
Union und das Protektorat der großen nordameri- die von den hohen Gebirgen des Inneren kommen,
kanischen Republik, besonders über Panama, an- fortwährend grün erhalten wird. Der Werth Angra
trebte. Daß unter solchen Verhältnissen der Wohl⸗ Pequenas mag etwas zweifelhaft sein, an der Nord—
stand des Landes leidet und der Handel lahmge- küste Neu-Gnineas jedoch hat sich Deutschland sicher⸗
legt wird, bedarf keiner Begründung. Die fort lich eine ausgezeichnete Stelle für den Beginn
währenden inneren Kämpfen haben es so weit ge- deutscher Kolonisation ausgesucht.“ Wenn diese
bracht, daß die Republik, welche nächst Peru die Werthschätzung der deutschen Erwerbungen auf Neu⸗
reichsten Golde und Silberminen Süd-Amerikas Guinea richtig ist, so steigt damit die Bedeutung
besizt, gezwungen ist Papiergeld einzuführen. der in der Südsee engagirten Interessen ganz außer—
Eine Interveution der Rereinigten Staaten von ordentlich. Was uns disher noch immer fehlte,
Nordamerika gilt unter solchen Umständen für wahr· und auch in Westafrika noch nicht gefunden ist, das
cheinlich. sind Ländereien, die sich zur Kolonisation durch
deutsche Auswanderer eignen. Ob dies in Bezug
auf Neu-Guinea zutrifft, wollen wir indeß einst
weilen noch abwarten.
Ausland.
Madrid, 12. Januar. Die Zeitungen sprechen
den Dank für die anläßlich des Erdbebens kund.
gegebenen deutschen Sympathien und für die von
dem deutschen Komité beabsichtigte Hülfe aus. —
Der König ist in Granada und Malaga enthusia—
stisch empfangen worden.
London, 11. Jau. Der „Observer“ meldet:
Der Botschafter Graf Münster ist gestern nach
Sandringham gegangen, um dem ältesten Sohne
des Prinzen von Wales anläßlich seiner Mündig⸗
keitserllärung, seitens des deutschen Kaisers den
Schwarzen Adlerorden zu überreichen.
London, 11. Januar. Die Meldung des
Pariser „Temps“, daß Deutschland, Oesterreich,
Rußland und Frankreich eine identische Note
wegen der egpptischen Frage an England richten
verden, ist gutem Vernehmen nach unrichtig
Eine derartige schroffe Form für die Beantworiung
der englischen Vorschläge war niemals beabsichtigt;
richtig ist dagegen, daß die genannten vier Konn.
nentalmächte über den England zu ertheilenden
Bescheid grundsätzlich bereits einig sind, und so
durfte letzterer allerdings ziemlich aͤhnlich ausfallen,
ohne jedoch die Form identischer Noten anzunehmen.
London, 12. Jan. Alle Zeitungen sprechen
sich zustimmend zu den Erklärungen des Fürsten
Bismarck in der Sitzung des Reichstags vom Sonn⸗
abend aus. Die „Times“ sagi, sie beeile sich,
das richtige Gefühl und den guten Sinn
der Ecklärung hervorzuheben. Daß Linzelne delikate
Fragen zwischen England und Deusschlaud entstehen
önnten. sei wohl möglich, doch liege kein Anlaß
zu ernstlichen Mißverständnissen vor. England sei
verpflichtet, die legitimen Rechte der übrigen Mächte
zu kolonialer Ausdehnung zu achten. In Europa
habe England Deutschland stets als große Sicher⸗
heit für den Weltfrieden angesehen. Ebenso liege
auch in der Entfaltung der Kolonisationsunterneh—
mungen seitens Deutschiand kein Anlaß zu Beun⸗
ilai ear fire ι
Aus Kamerun kommen, wie der Telegraph
meldete, Nachrichten, welche das höchste Interesse
beanspruchen. Die Kolonifationsangelegenheit tritt
pon Tage zu Tage mehr auf das Gebiet der That⸗
sachen und Deutschland mußte bereits in den letzten
Tagen des verflossenen Jahres zeigen, daß es durch
eine Flotte den überseeischen Besitzungen energischen
Schutz angedeihen zu lassen start genug und allezeit
bereit ist. Die Schiffe „Bismarck“ und „Olga“
des westafrikanischen Geschwaders unter Kontre—
udmiral Knorr haben am 21., 22. und 23. Dez.
n ernsten Kämpfen aufrührerische Negerparteien
n Kamerun niedergeschlagen. Der „K. 3.“ geht
iber das Ereigniß noch folgende Depesche aus
damerun, 23. Dezember zu: „Unsere Kriegsschiffe
Bismarck“ und „Olga“ langten am 18. Dezember
n Kamerun an und landeten am 20. daselbst 320
Nann mit 4 Kanonen, weil Hickorytown und
Foßtown den König Bell verjagt, die Kaufleute
dedroht und Belltown verbrannt hatten. Hickory⸗
own wurde bei geringem Widerstande ohne Verluss
Jewonnen. Ein Offizier der „Olga“, Riedel,
welcher erfahren hatie, daß die Foßleute Woer⸗
mann's Agenten Pantenius gefangen genommen,
beschloß, mit seiner Abtheilung dessen Rettung zu
v»ersuchen. Unter heftigem Feuer landete die M.
heilung in Belltown und sftürmte einen hunderi
Fuß hohen Abhang mit Verlust von einem Todien
und sieben Verwundeten. Sechzig Mann hielten
das Plateau zwei Stunden lang gegen 400 aus
Buschwerk und englischen Missionen feuernde Feinde.
die Munition würde knapp, als Unterstützung vom
Bismarck“ anlangte; Foßtown wurde mit Hurrah
gestürmt und niedergebrannt. Inzwischen ermoͤrdeten
die Empörer Pantenius. Nach Verlust von zwanzig
Todten und vielen Verwundeten eutkam der Feind
ins Innere. Am 21. Dezember wurde das ver⸗
ödete Foßtown abermals besetzt; am 22. bombar⸗
dirte die „Olga“ den Fluß befahrend Hickorytown.
die Ordnung ist jetzt völlig hergestellt. Die Neger
beginnen die bethörten Genossen auszuliefern. Eine
Lekanntmachung des Admirals verbuelet den Waffen⸗
derkauf und droht weißen Helfern der Empörung
mit Ausweisung.“ — Wenuͤ wir überhaupt darau
Weifeln könnten, daß hier englische Hetzereien im
Spiele waren, so würde dieser Zweifel dadurch be—
ritigt. daß sich die englischen Missionsstationen den
Luffländischen als Rückhalt zur Verfügung stellten.
Der Plan ist gründlich mißglückt und die deutsche
Flaage hat imm Ehrentag zu verzeichnen.
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Telegraphischen Nachrichten aus Panama
zufolge haben die unaufhörlichen Unrushen und
Secessionebestreb ungen in den „Ver—
einigten Stonten han sFolumhsen“ mieder 4