Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint udchentlich füunfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltu g 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.AM 60 S einschließlich Tragerlohn; durch die Poft bezogen 14 75 4, einschlietl⸗ 
10 ⸗Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solche 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5 4, Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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M 10. 
Dienstag, 13. Januar 1885. 
20 Jahrg 
Politi akuten Charakter angenommen. Die Lage in diesem J der englischen Regierung stattfand, wie dies die 
Volitische Uebersicht. ae aen und * bindenden Kraft, welche Beschränkung unserer Okkupation auf das südliche 
*Der Abgeordnete Payer hat folgenden das Gee⸗ sonst die verschiedenen Theile eines Staates zun. Feftade beweist . Wie h nmeer Fall in 
rihtskosttenwesen betreffenden Antrag im sammenhält und sie mit gleichartigem Geiste erfüllt, Bezug auf andere Luͤnder sein mag, in Neu— 
Feichstage eiugebracht · Der Reichstag wolle be⸗ entbehrenden Staatsgebilde ist eine solche, daß man Guinea wenigstens hat Deutschland sich den fein— 
esolnion Nd Reicho von einem „Kriege Aller gegen Alle“ sprechen sten Bissen gesichert. Der größte Theil der süd⸗ 
ages vom 14. Juni 1881 abermals die Erwartung ann. Das neue Staatsgrundgesetz, welches das lichen Küste von Neu-Guineaist nach der Ausfage 
auszusprechen, daß die verbündeten Regierungeü Reich nach dem Muster der „Vereinigten Staaten D'Albertis und Anderer niedriggelegen, fumpfig 
spate stens in der nächsten Session Vorfchlage machen 4 Norde Amerika“ umbildete, hat sich nicht ein. und absolut ungeeignet für europasche Kolonifatson, 
werden. Welche eine durchgreifendere Ermätigung hen hne Vier Einzelstaaten sind bereits ab aber längs der nordöstlichen Kuste, an den Abdach 
der Gerichtsgebühren herbeiführen, als durch das zefallen und auch der Staat Panama, feit Langem ungen des Charles Louis Gebirges, finden fiqh, 
Gesetz vom 29. Juni 1881 gewãhri worden ist hae Schmerzenskind des Reiches, versucht sich los- wie neuere Forscher berichten, viele vortreffliche 
und welche mit der Revifion des Gerichtskosten — zureißen, so daß ein völliger Zerfall der Republik Landstrecken, wo der Ansiebler die Höhe und das 
eseßes ine solche der Gebühren-Ordnung für drogt. In der That besteht eine Partei im Lande, Klima sich aussuchen kann, die ihm“ am desten 
sechtsanwälte verbindet. welche die Trennung der Staaten der columbischen zusagen, und woselbst die Vegetation durch Flusse, 
Union und das Protektorat der großen nordameri- die von den hohen Gebirgen des Inneren kommen, 
kanischen Republik, besonders über Panama, an- fortwährend grün erhalten wird. Der Werth Angra 
trebte. Daß unter solchen Verhältnissen der Wohl⸗ Pequenas mag etwas zweifelhaft sein, an der Nord— 
stand des Landes leidet und der Handel lahmge- küste Neu-Gnineas jedoch hat sich Deutschland sicher⸗ 
legt wird, bedarf keiner Begründung. Die fort lich eine ausgezeichnete Stelle für den Beginn 
währenden inneren Kämpfen haben es so weit ge- deutscher Kolonisation ausgesucht.“ Wenn diese 
bracht, daß die Republik, welche nächst Peru die Werthschätzung der deutschen Erwerbungen auf Neu⸗ 
reichsten Golde und Silberminen Süd-Amerikas Guinea richtig ist, so steigt damit die Bedeutung 
besizt, gezwungen ist Papiergeld einzuführen. der in der Südsee engagirten Interessen ganz außer— 
Eine Interveution der Rereinigten Staaten von ordentlich. Was uns disher noch immer fehlte, 
Nordamerika gilt unter solchen Umständen für wahr· und auch in Westafrika noch nicht gefunden ist, das 
cheinlich. sind Ländereien, die sich zur Kolonisation durch 
deutsche Auswanderer eignen. Ob dies in Bezug 
auf Neu-Guinea zutrifft, wollen wir indeß einst 
weilen noch abwarten. 
Ausland. 
Madrid, 12. Januar. Die Zeitungen sprechen 
den Dank für die anläßlich des Erdbebens kund. 
gegebenen deutschen Sympathien und für die von 
dem deutschen Komité beabsichtigte Hülfe aus. — 
Der König ist in Granada und Malaga enthusia— 
stisch empfangen worden. 
London, 11. Jau. Der „Observer“ meldet: 
Der Botschafter Graf Münster ist gestern nach 
Sandringham gegangen, um dem ältesten Sohne 
des Prinzen von Wales anläßlich seiner Mündig⸗ 
keitserllärung, seitens des deutschen Kaisers den 
Schwarzen Adlerorden zu überreichen. 
London, 11. Januar. Die Meldung des 
Pariser „Temps“, daß Deutschland, Oesterreich, 
Rußland und Frankreich eine identische Note 
wegen der egpptischen Frage an England richten 
verden, ist gutem Vernehmen nach unrichtig 
Eine derartige schroffe Form für die Beantworiung 
der englischen Vorschläge war niemals beabsichtigt; 
richtig ist dagegen, daß die genannten vier Konn. 
nentalmächte über den England zu ertheilenden 
Bescheid grundsätzlich bereits einig sind, und so 
durfte letzterer allerdings ziemlich aͤhnlich ausfallen, 
ohne jedoch die Form identischer Noten anzunehmen. 
London, 12. Jan. Alle Zeitungen sprechen 
sich zustimmend zu den Erklärungen des Fürsten 
Bismarck in der Sitzung des Reichstags vom Sonn⸗ 
abend aus. Die „Times“ sagi, sie beeile sich, 
das richtige Gefühl und den guten Sinn 
der Ecklärung hervorzuheben. Daß Linzelne delikate 
Fragen zwischen England und Deusschlaud entstehen 
önnten. sei wohl möglich, doch liege kein Anlaß 
zu ernstlichen Mißverständnissen vor. England sei 
verpflichtet, die legitimen Rechte der übrigen Mächte 
zu kolonialer Ausdehnung zu achten. In Europa 
habe England Deutschland stets als große Sicher⸗ 
heit für den Weltfrieden angesehen. Ebenso liege 
auch in der Entfaltung der Kolonisationsunterneh— 
mungen seitens Deutschiand kein Anlaß zu Beun⸗ 
ilai ear fire ι 
Aus Kamerun kommen, wie der Telegraph 
meldete, Nachrichten, welche das höchste Interesse 
beanspruchen. Die Kolonifationsangelegenheit tritt 
pon Tage zu Tage mehr auf das Gebiet der That⸗ 
sachen und Deutschland mußte bereits in den letzten 
Tagen des verflossenen Jahres zeigen, daß es durch 
eine Flotte den überseeischen Besitzungen energischen 
Schutz angedeihen zu lassen start genug und allezeit 
bereit ist. Die Schiffe „Bismarck“ und „Olga“ 
des westafrikanischen Geschwaders unter Kontre— 
udmiral Knorr haben am 21., 22. und 23. Dez. 
n ernsten Kämpfen aufrührerische Negerparteien 
n Kamerun niedergeschlagen. Der „K. 3.“ geht 
iber das Ereigniß noch folgende Depesche aus 
damerun, 23. Dezember zu: „Unsere Kriegsschiffe 
Bismarck“ und „Olga“ langten am 18. Dezember 
n Kamerun an und landeten am 20. daselbst 320 
Nann mit 4 Kanonen, weil Hickorytown und 
Foßtown den König Bell verjagt, die Kaufleute 
dedroht und Belltown verbrannt hatten. Hickory⸗ 
own wurde bei geringem Widerstande ohne Verluss 
Jewonnen. Ein Offizier der „Olga“, Riedel, 
welcher erfahren hatie, daß die Foßleute Woer⸗ 
mann's Agenten Pantenius gefangen genommen, 
beschloß, mit seiner Abtheilung dessen Rettung zu 
v»ersuchen. Unter heftigem Feuer landete die M. 
heilung in Belltown und sftürmte einen hunderi 
Fuß hohen Abhang mit Verlust von einem Todien 
und sieben Verwundeten. Sechzig Mann hielten 
das Plateau zwei Stunden lang gegen 400 aus 
Buschwerk und englischen Missionen feuernde Feinde. 
die Munition würde knapp, als Unterstützung vom 
Bismarck“ anlangte; Foßtown wurde mit Hurrah 
gestürmt und niedergebrannt. Inzwischen ermoͤrdeten 
die Empörer Pantenius. Nach Verlust von zwanzig 
Todten und vielen Verwundeten eutkam der Feind 
ins Innere. Am 21. Dezember wurde das ver⸗ 
ödete Foßtown abermals besetzt; am 22. bombar⸗ 
dirte die „Olga“ den Fluß befahrend Hickorytown. 
die Ordnung ist jetzt völlig hergestellt. Die Neger 
beginnen die bethörten Genossen auszuliefern. Eine 
Lekanntmachung des Admirals verbuelet den Waffen⸗ 
derkauf und droht weißen Helfern der Empörung 
mit Ausweisung.“ — Wenuͤ wir überhaupt darau 
Weifeln könnten, daß hier englische Hetzereien im 
Spiele waren, so würde dieser Zweifel dadurch be— 
ritigt. daß sich die englischen Missionsstationen den 
Luffländischen als Rückhalt zur Verfügung stellten. 
Der Plan ist gründlich mißglückt und die deutsche 
Flaage hat imm Ehrentag zu verzeichnen. 
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Telegraphischen Nachrichten aus Panama 
zufolge haben die unaufhörlichen Unrushen und 
Secessionebestreb ungen in den „Ver— 
einigten Stonten han sFolumhsen“ mieder 4