ferner den dortigen Fischern ihrer treuen Anhäng-
lichleit halber das Recht, in der Saale zu fischen,
ind zwar von einer Meile unter Sulza an bis
sufwaͤrts zum Schlosse Greviconsten (Giebichenstein),
Hesgleichen in dem Flusse Unstrut, von dem Aus
lusse derselben anderthalb Meilen weit. Die kgl.
Regierung zu Merseburg hat diese Urkunde aner—
annt und das Schöffengericht sprach darauf die
angeklagten Fischer frei.
F Zittau Eachsen), 8. Mai. Anläßlich
ines am vorigen Sonntag abgehaltenen Wettrennens
iner hier gastirenden Kunstreitertruppe waren eine
Anzahl von Soldaten der hiesigen Garnison als
Chaineposten aufgestellt worden. Gewiß hatten sich
dieselben zu dieser Thätigkeit freiwillig gemeldet, es
läßt sich wenigstens kaum annehmen, daß dieselben
zierzu „lommandirt“ worden sind. Nach Beendiq
ung des Rennens wurden die Posten eingezogen und
die Soldaten nahmen an einer für das Cirkusper
sonal reservirten Seite am Rennplatze Aufstellung
Prötzlich brach eines der Pferde aus und sprang
miiten unter die Soldaten, zwei derselben mit den
dufen niederschlagend. Beide Soldaten befinden
ach im Lazareth in ärztlicher Behandlung — sie
haben ihre Thätigkeit als Chaineposten schwer büßen
müssen.
Ii
nd:
Un.
jes
n⸗
F Eine hübsche Erzählung von der vergeblichen
Mühe eines Lehrers in einem sächsischen Dorfe,
einem sechsjährigen Knaben das Verständniß der
Addition klar zu machen, enthält folgenden Dialog:
Lehrer: „Wenn Du einen Strumpf an dem einen
Beine hast, und dann noch den andern anziehst,
wiebiel hast Du naher Strümpfe an?“ Schüler:
„Ich trage gar geene Schdrimbe nich.“ Lehrer:
„Aber wenn Dein Vater ein Schwein im Stalle
hat und kauft noch eins dazu wieviel Schweine
hat er dann?“ Schüler: „Mer fiddern gar geene
Schwein.“ Lehrer: „Oder wenn Du erst eine
Jacke hast und Deine Großmutter schenkt Dir
zu Weihnachten noch eine, wieviel Jacken hast Du
zann?“ Knabe: „Die schengkt mer geene.“ Lehrer:
„Aber lieber Junge, wenn Du ein Taschentuch hafi
ind Dein Vater schenkt Dir noch eins, wiebiel
jast Du alsdann Taschentücher?“ Knabe: „Mer
chneizen uns in die Finger.“ Lehrer: Aber wenn
einen Apfel hast und Deine Muitter schenkt Dir
noch einen, wiebviel Aepfel hast Du dann?“ Knabe:
„Unsere Aebbel sind meerschtendeels sauer. Ich
krieg Leibschmerzen. Ich magk geene.“ Lehrer:
„Kin armes Bettelktind bekommt von Dir ein
Stückchen Brod, aber es hat schon eins in der
Tasche wieviel hat es dann?“ Knabe: Mei Brod
ßßeich allene“
fAus Hessen, 8. Mai. Ein Wunder⸗
oktor treibt nach einer Mittheilung der „Hess.
Morgenztg.“ in Erten bei Rinteln sein Wesen.
Das leichtgläubige Volk läuft in Schaaren zu dem⸗
selben und wird viel Geld bei ihm los. Et nimmt
325 Mark für das Rezept! Danu kommt noch
die Apotheke hinzu; der Apotheker, der die Rezepte
des Heilkünstlers ausführt, ist der Redakteur des
konservaliven Kreisorgans in Rinkeln, welcher sonft
in wüthender Feind der Gewerbefreiheit isft, dem
ie in diesem Falle aber sehr gut gefällt
Vom Großherzogthum Hessen schreibt das
„Berl. Tgbl.“ haben wir schon mehrfach in bezug
auf Schul- und Lehrerverhaͤltnisse ãußerst günslig'
Nachrichten mittheilen können. Wie wir in ir74
derichteten, wollte man die Pension der Lehrerwitwen
üuf 450 Mark pro Jahr erhöhen. In Preußen
bekommt eine Volksschullehrerwitwe trotz des schwer
drückenden 25 Prozent; Abzugs jeder Lehrergehalts⸗
ulage nur 250 Mark pro Jahr. Was man in
Hessen wollte, das hat man auch ausgeführt. Ende
Narz stimmte die zweite Kammer der definitiven
kerhöͤhung der jährlichen Lehrerwitwen-Pension von
au2 auf 450Vviari zu. In letzter Zeit hatte
nan zwar in liberalster Weise stati 812 Mark fast
mer 400 gezahlt. — O, Hessen glückliches Hessen!
Köln, in Mai. D Komponist Ferdinand
FNiller ist gestern gestorben.
fBerlin., 9. Mai. Allgemeines Aufsehen
n weiten Kreisen erregt folgender Vorfall, der erst
eßt zur öffentlichen Kenniniß gelangt und der um
¶einlicher ist. als mil demselben der Name des
onrewigten. hochgeschatten Schahe Veihschbectuihn
E Vor Schluß des April fand in dem Mobilien.
des Lepke'schen Auktionshauses, Kochstraße
8u—5 gelegentlich einer Kunstausstellung auch die
esichtigung einer Nachlaßmasse statt. welche am
30. v. M. unter den Hammer kommen soollte.
Zwar war der Name des bisherigen Besitzers auf
dem Verzeichniß nicht genannt, wohl aber erkannten
Freunde des verstorbenen Schulze⸗Delitzsch, daß es
der Nachlaß des Volksfreundes sei. Da befund sich
»arunter das von ihm stetig benutzte Cylinderbureau.
ein Feuerzeug mit dem Portrait des alten Grabow.
eine Tasche mit dem Familien-Namen und manches
undere Stück. was der Verstorbene in täglichem
Bebrauch gehabt. Pliötzlich erschien in öffentlichen
Blättern die Notiz. daß, zum Bedauern bieletr
auflustiger, die bereits den Kommissionären Ordre
zu verschiedenen Ankäufen gegeben, der Termin
nufgehoben sei. Der Grund, weßhalb die Auktion
nhibirt wurde, ist nun der, daß dem Generalbe—
»vollmächtigten der Wittwe von dem inzwischen ein⸗
gesetzten Kurator das Recht zum Versteigerz des
Rachlasses entzogen wurde. Die Sachen stehen
jetzt nach wie vor, der Entscheidung und der Ver—
steigerung harrend, im Saal Nr. 9 des Auktions
hauses, und zwar, wie behauptet wird, auch unter
Siegel.
fWie aus Fachblättern zu ersehen ist, kommen
aus den Provinzen Klagen über das Fehlen der
kleinen Reichskassenscheine zu 5. und zu 20 Marl
und es wird als Folge solchen Mangels das Dar⸗
niederliegen des Goldverkehrs in gewerdlichen Kreisen
bezeichnet. Man wünsche daher, daß die Regierung
der Zurüuckbehaltung jener kleinen Scheine endlich
ein Ziel setze. Daran ist die Erinnerung zu knüpfen,
)aß die 1874 ausgegebenen Reichskassenscheine zu
», 20 und 50 M. vom 1. Juli d. J. ab aus—
chließlich bei der Kontrolle der Staatspapiere in
Berlin umgetauscht oder zurückgenommen werden
ind vom letztgenannten Tage ab keine Reichs- oder
Landeskasse sich damit zu befassen hat.
F Auf daß Du Fritze immer kennst!“
Vor einer Kunsthandlung in Verlin, Unter den
Linden, ftand, so derichtet ein Augenzeuge der
NeZig., eines Tages kurz vor der Bismaré-Feier
ein Schusterjunge und betrachtete stillvergnügt und
vohlgefällig die dort ausgestellten Bilder. Ein
Iffizier sah ihm zu und fragte ihn, auf das
Portrait des Kaisers deutend, wer denn das wäre.
Das ist ja unser Kaiser“, erwiderte der Knabe.
— „Und weißt Du auch, wen dieses Bild vor—
tellt?“ fragte nunmehr, auf das Bild des Kron—
Zrinzen deutend, der Offiziet weite. — „Na,
sollte ick denn unsern Fritze nich kennen!“ gab der
Junge schlagfertig zur Antwort. — „So sie mich
einmal an, mein Sohn, gleiche ich nicht dem Bilde?
Ich bin ja der Kronprinz.“ — „Na,“ lachte hier—
anf der Junge, „da koͤnnte ja ein jeder kommen
ind sagen, er wäre Fritze,“ und dem Offizier ein
Schnippchen schlagend, nahm er Reißaus, gefolg!
von einem in der Nähe postirenden Schutzmann,
velchem der Kronprinz einige Worte zugeflüfter!
hatte. Der ängstlich gewordene Junge blieb aus
den Zuruf des Behelmten stehen und nicte freudig,
us ihm dieser eine Mittheilung machte. Ins
ronprinzliche Palais beschieden, erhielt der Knabe
»on dem lentseligen Kronprinzen nebst klingender
Spende auch dessen Photographie mil der Unter
ichrift: „Auf daß Du Fritze immer kennst!“
FKönigssderg, 11. Mai. Der komman—
dirende General des ersten Armeekorps, v. Gott
berg, ist nach achttäaiger Krankbeit an der Kopf⸗
rose gestorhen.
7FEin neuer Schnellläufer ist in
Wien aufgetaucht. Bei seinen Bekannten stand er
schon im Rufe bedeutender Leistungsfähigkeit in
dieser Richtung, weshalb ihm einige derselben ein⸗
Wette vorschlugen, um seine Fähigkeit als Läufer
»inmal festzustellen. Der junge Mann, ein Kassirer
n einem Konfektionsgeschäfte auf der Mariahülfer
Straße, namens Otto Theimer, ging auf die
Wettecin. verblüffte aber seine Freunde vollständig,
uden er erklärte, mit niemand Geringerem weti⸗
laufen zu wollen, als mit dem Gespanne eines
Wiener Fiakers, und zwar verpflichtete er sich, mit
dem Fiaker die Strecke von Wien nach Korneuburg
mitzulaufen. Samstag früh, Schlag 7 Uhr. wurde
diese originelle Wette ausgetragen. Die Freunde
und zugleich Schiedsrichter nahmen in einem an—
deren Fiaker Plaß und — von einem Brigittenauer
Gasthause aus — setzte sich diese Gesellschaft, der
sich auch zwei Offiziere zu Pferde anschlossen, mil
dem neuen ‚Käpernik“ in Bewegung. Die Abfahr!
»ersammelte vor dem Gasthause eine beträchtlich
An⸗ahs Noengieriger. die den Schnellläufer oh fein⸗
hörichten Beginnens weidlich auslachten. Herr
Theimer stellte bloß die eine Bedingung, daß der
Fiaker keinen Galopp einschlagen. im zallerschärfsten
Trab jedoch fahren dürfe. Der phänomenale
Schnellläufer gewann die Wette in glänzendster
Weise. Er durchlief die Strecke von Wien bdis
Korneuburg in 1 Stunde 21 Minuten und 30
Sekunden. Er kam um 4 Minuten und 30 Se—
kunden früher ans Ziel, als der Fiaker, trotzdem
die Pferde knapp vor Korneuburg eine Strecke von
400 bis 500 Schritt im Galapp zurückgelegt haiten,
weil sie die Peitsche zu kosten betamen.Ein ge⸗
meinsames Gabelfrühstück vereinigte dann qe
Theilnehmenden an dieser sonderbaren Weite in
zinem Korneuburger Gasthofe. Der Chef des Herrn
Otto Theimer soll dabei geäußert haben daß, wenn
er den Charakter seines Kassirers nicht genau keunen
würde, er nach dieser Leistung ihm die — Kassen⸗
geschäfte wohl niemals anderlrauen möchte.
. Meteorfall in Südtyrol. Eine
iberraschend schöne Meteor⸗ Erscheinung wurde
kürzlich in Ala um 11 Uhr Abends beobachtet.
Eine Feuerkugel von ziemlicher Größe fiel plötzlich
mit großer Schnelligkeit vom sternenklaten Firma⸗
nente und überfluthete für einige Sekunden die
ganze Gegend mit blendend weißem Lichte Die
Kugel, deren Glanz so intensid war, daß das
Auge ihn nicht zu ertragen vermochte, beschrieb
einen Bogen von Südosten uach Nordwesten, wo
sie unter sprühartigen Feuererscheinungen anscheinend
wwischen den Bergen verschwand, ohne daß es
jedoch den Beobachtern dieses interessanten Phäno⸗
mens gelungen wäre. den betreffenden Punkt genau
zu präzisiren
fNizza, 5. Mai. Die Bank von Monte—
carlo feiert heute ein trauriges Jubiläum ; das
fünfzigste Menschenleben in dieser Saison, d. h.
also seit Dezembet 1884, ist hier zum Opfer ge⸗
fallen. Der Unglückliche, welcher einem Gerüchte
zufolge 8300 000 Lire im Spielsaale verloren hatte,
erhäugte sich in einem Zimmer des Hotel de Russte
in Montecarlo. Die hiesigen Blätter haben natürlich
in Erfahrung gebracht, daß es ein Lebensmüder
var, der fich schon lange mit Selbstmordgedanken
trug und die Absicht sich das Leben zu nehmen auch
in einem Briefe ausgesprochen habe; es sei rein
uufällig. daß dieser Entschluß in Montecarlo zur
Ausführung gekommen sei. Demgegenüber bemerkt
Il Secolo mit Recht, daß man solche Schachzüge
eicht durchschaue und daß es sich dabei nur darum
zandle, die durch die Spielhank bedingten traurigen
Zustände zu verschleiern
EGindersegen) Der König von Siam
ist noch nicht 30 Jahre alt und hat vereils 262*
Kinder.
FNewyork, 7. Mai. Kapilän Boyton,
der Erfinder des Schwimmanzuges, in welchem er
J. Z. den Kanal nach Dover durchschwamm, er—
laubte sich gestern um Mitkernacht einen Spaß.
Er schwamm nämlich, angethan mit seiner Gummi⸗
leidung, im Hafen von Newyork nach dem dort
vor Anker liegenden britischen Kriegsschiffe „Gacnet“,
ohne daß der Wachtposten an Bord des Schiffes
ihn bemerkte. Dort gelang es ihm, einen unge⸗
ladenen Torpedo an einen schwimmenden Sparreu
zu befestigen, der den Bug des Fahrzeuges schützte,
worauf er unbemerkt zurückschwamm. Ddie Fluth
trug den Torpedo unter. die Mitte des Schiffes,
wo er später bemerlt wurde, was nicht geringen
Lärm verursachte. Vohton hat zugegeben, den Spaz
aus Rache gegen die englische Admiralität ausge⸗
führt zu haben, da diese Behörde seine Erfindung
nicht gehörig gewürdiagt haftel
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß.
Hauschlag (Pfalz). Sehr geehrter Herr! Die Apo⸗
lheker ReBrandt's Schweijerpillen wurden bei meiner
Frau angewandt, wegen Appetitlosigleit, Verstopfung und
Müdigleit in den Gliedern. Dieselben bewirlien nach und
nach einen regelmäßigen Stuhlgang, infolge dessen auch
wieder Eßlust, dabei verlor sich auch die Müdigkeit, so daß
diese Uebel jetzt vollständig beseitigt sind. Ich kann mich
aljo über Ihre Scheizerpillen (erhältlich à M. 1 in den
Apotheken) nur belobend ausdruden, Hochachtungsvols
zeichnet Wolif, Lehrer.
Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquet
ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenstue—
V Rrondieez —4