Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Ulm. Der vermuthliche Urheber des Post⸗ 
diebstahls vom 23. Dez. v. J. — eines Werth⸗ 
zriefes von ca- 14,000 Mk. Inhalt — ist in der 
Person eines Sergeanten Sautter des Inf.Reats. 
dönig Wilhelm (6. württ.) Nr. 124, der von der 
Militärbehörde zur Aushilfe bei der Post komman— 
»irt war, in Waiblingen, wo er sich auf Urlaub 
„efand, verhaftet worden. 
Ein Reichsfechter. Große Heiterkeit 
rregte im Sitzungssaale des Nürnberger Amtsge⸗ 
ichtes einer der dortigen zur Aburtheilung geführ— 
er Bettler. „Derselbe legte nämlich, unzweifelhaft 
in der Hoffnung, hierdurch straffrei belassen 
zu werden, dem Gerichte den Nachweis vor, daß 
er Mitglied der deutschen Reichsfechtschule sei. 
Allein trotzdem verurtheilte ihn das Gericht, weil 
nachgewiesen wurde, daß er das „Gesammelte“ 
nicht zum Besten jenes Instituts, sonbern für seine 
eigene Pe son verwendet hatte. 
F Auch bei dem Festmahle, welches die Stadi 
rrankfurt a. M. am 8. ds. dem berühmten 
Afrikaforsche Stanley gegeben, nahm derselbe 
)as Wort; nachdem er für die Ehre herzlichst ge— 
zankt hatte, ging er auf die Congofrage ein. Die 
Idee, den Congostaat zu neutralisiren, sei eine 
deutsche. Dieses sei der einzige Weg, den Congo— 
taat nützlich zu machen. Den Mann, der diesen 
Hedanken aussprach habe er hier nicht nöthig zu 
sennen. „Sie Alle wissen, wen ich meine.“ Por— 
ugal habe sich gegen diese Idee gesträubt und wehre 
ich mit Händen und Füßen dagegen. Portugal 
teife sich darauf, daß vor 400 Jahren einer seiner 
Schiffsführer dort an der Küste angelaufen sei; es 
»oche darauf, daß es die alten Briefe besitze, und 
arauf hin wolle Portugal Niemand in seine Be— 
itzungen einlsassen und auf Waaren Zölle bis 
200 pCt. erheben. Alle Länder, die von Portu— 
ziesen besetzt sind, werden ausgesogen und tragen 
doch Nichts ein. Während Portugal Afrika ruinire, 
sabe England jährlich 600 Millionen Einkünfte 
nus seinem Handelsverkehr mit Indien. Deutschland 
sabe nun mit dem neutralen Congostaat der Welt 
eine neue Idee gegeben, wie überhaupt Deutsch- 
and der Führer der zioilisirten Welt sei. Es be— 
itze den Friedensmacher“ und den „Friedenserhalter“ 
»er Welt. Deutschland sei jetzt zwar erst wie ein 
unger Mann, der seine Muskeln befühle, ob sie 
tark seien, ein junger Aar, der seine Schwingen 
rprobe, ehe er seinen Flug beginne. „Bald aber 
vird der ausgewachsene Adler emporschweben zur 
Sonne des höchsten Völkerglückss! Deutschland 
lebe hoch! 
FKupferdreh, 8. Januar. Vor einigen 
Tagen war der Hofbesitzer P. in einer Ortschaft 
n der Nachbarschaft gestorben, und der Arzt hatte 
»en Tod constatirt. Die Zeit der Beerdigung nahte 
heran und hatten sich im Hause des P. die Nach— 
yarn eingefunden, um den Rosenkranz für den Ab 
gjestorbenen zu beten. Da tritt plötzlich der ver—⸗ 
neintliche Todte in den Kreis der Beter, das langt 
deichengewand umhüllte erschreckend die unerwartete 
Erscheinung. „Ich bin nicht todt“, brachte der 
Biedererstandene mühsam keuchend heraus. Alles 
satte der Unglückliche in der langen Zeit des 
Scheintodtes, der ihn gefesselt hielt, gehört, die 
—Xu— 
und Nachbarn, die Vorbereitungen zu seinem Be— 
gräbniß. Alles hatte er mit erschreckender Deutlich 
ieit vernommen und den Moment mit Schaudern 
erwartet, wo sich der Sarg für immer über ihm 
ichließen und er in die Erde hinabgesenkt werden 
würde. Eine gütige Vorsehung hat dies entsetzliche 
Schicksal abgewendet, aber der Schrecken, die Angst, 
velche der Scheintodte gelitten, haben seine Sinne 
imnachtet und eine benachbarte Heilanstalt hält 
jetzt den Geisteskranken in Hut, der dem schauder⸗ 
vollen Lebendigbegrabensein noch eben entgangen ist 
F Köln, 10. Januar. Ueber die neueste 
Modethorheit, die auch hier schon Anhänger hat, 
wird folgende Mittheilung gemacht: „Die Herren⸗ 
armbänder, welche seit einiger Zeit getragen werden, 
sind meistens breite silberne Ketten; häufig wird in 
die Mitte ein Georgsthaler eingeiassen; hier in 
Köln tragen es ca. 25—30 Herren, darunter 
mehrere Cürassiroffiziere; am meisten wird es ge— 
kragen von den Konigshusaren und den Borussen 
in Bonn. Die Offiziere erhalten es von den Damen 
als Geschenk, sehr viel als Vielliebchen, und tragen 
es als neue Mode.“ 
F Siegburg. Schlechte Acustik. Komml 
da kürzlich ein Kölner Musiklehrer in ein kleines 
Nest an der Sieg. um dork mit dem von ibm diri— 
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zirten Gesangverein ein Concert zu geben. Ein 
Mitglied des Gemeinderaths führt den Dirigenten 
zum Tanzsaale des Ortes: „No, wie gefällt üch 
dä Saal?“ „O, ganz gut,“ meinte der Musik— 
oerständige, „aber die Acustik ist sehr schlecht.“ 
„De Acustik,“ meint der Andere und glotzt den 
Sprecher anfangs verständnißlos an, dann aber 
nickt er und, wie ein Jagdhund mit aufgehobener 
Nase umherschnuppernd, meint er: „De Acustik? 
Jo, ich rüchen et och!“ (Ich rieche es auch.) 
FParis. Bei der Lotterie der decorativen 
stünste hat ein armer 56jähriger Arbeiter Namens 
Claude Breton das große Loos von 500,000 Franc⸗ 
gewonnen. Diesmal hätte Fortunag also einma 
ein Einsehen gehabt. Breton ist oder war bisher 
ein armer Teufel, sechsfacher Großvater und seine 
Frau hatte einen Stand in den Markthallen 
lebrigens war Breton auf eine merkwürde Art in 
den Besitz des Glückslooses gekommen. Er hatte 
es für 50 Centimes vom einem Freunde erstanden, 
welcher es aus Wuth, daß er bei der ersten Ziehung 
nichts gewonnen, zerr ißen wollte. Dem auf diese 
Weise um den Gewinn Geprellten hat Breton 
10,000 Francs als Schmerzensgeld gegeben. 
F Ein lustige Geschichte wird aus Riga ge— 
neldet: Auch die dortigen Deutschen haben eine 
Adresse an den Fürsten Bismarck gerichtet. Als 
dieselbe nun auf dem Consulat zur Unterzeichnung 
uuslag, ersshien auch ein deutscher Reichsangehöriger, 
»er jedoch meinte, er müsse sich geniren, zu unter⸗ 
chreiben, weil man dies für eine Verspottung halten 
möchte. Zuletzt entschließt er sich, ergreift die 
Feder und schreibt seinen Namen hin: — — 
Fugen Richter! 
F(Ein vabylonischer Thurm.) Bour— 
dais, jener französische Architekt, welcher den Tro— 
radero-Palast im Jahzre 1878 gebaut hat, will dem 
Comité der Exposition Unwerselle ein seltsames 
Projekt vorlegen. Bourdais will in der Nähe der 
Lhamps Elisées einen Thurm aus Granit in der 
)öhe von 355 Meter erbauen, um Paris, oden 
»ielmehr Theile desselben elektrisch zu beleuchten 
In der Höhe von 300 Metern joll sich der Be 
leuchtungsapparat mit seinem parabolischen Spiegel 
hefinden. Der Thurm soll 500 Meter Durchmesser 
saben und vier Aufzüge sollen zur Spitze des 
Thurmes führen, dessen Plattform im Stande sein 
soll, vielen Personen zugleich einen Ausblick auf 
Patis zu gewähren und dorl auch eine Art von 
Luftkur zu geuießen. Die Mauern dieses Thurmes 
ollen in der Tiefe zwei Meter, in der Höhe, 0,80 
Centimeter weit sein. Bourdais will mathematisch 
hbeweisen, daß sein Thurm nicht durch Stürme um⸗ 
zeworfen werden kann. Der Pian dieses hoch—« 
ttreheuden. Architekten ist sicher ein sehr kühner. 
wenn man bedenkt, daß der Kölner Dom nur eine 
Höhe von 155 Meter erreicht. 
F (Vornehme Kunstreiter.) In Frank 
reich deschränkt man sich nicht mehr auf Dilettanten- 
heater, man errichtet Dilettantencircuse. Im 
„Circus Moliere“ in Paris retrutiren sich die frei— 
willig mitwirkenden Künstler aus den ersten Familien 
des Landes. Lille, die reiche Fabrikstadt, ist be— 
reits nachgefolgt. Söhne und Töchter der reichsten 
ind vornehnisten Familien der Stadt haben einen 
olchen Liebhaber⸗Cirkus errichte und eine Vor— 
tellung zu Gunsten der Armen gegeben. Sie 
„arbeiteten“ so wacker wie die Clowns, Gymna— 
ticker und Schulreiter von Profession. 
F Edison hat wieder eine Erfindung ge⸗ 
nacht; die neueste Rummer der „Lumireé éléctrique“ 
yerzeichnet dieselhe. Es handelt“ sich um ein in 
einen Wirkungen furchtbares Sprengmittel, welches 
man erhält, indem man einen Platindraht von 
seder Seite in eine hilb mit Wasser gefüllte Röhr⸗ 
inführt und dieselben mit einem Dynamo verbindet. 
Die Elektricität zersetzt das Wasser, das sich sofort 
in ein Sprenggas verwandelt. Die näheren An— 
Jaben fehlen indeß noch. 
F Aus Schotttand. In Dalkeith starb 
vor 17 Jahren eine durch ihre Schönheit ausge— 
zeichnete Frau. Ihr Manu, Herr Keith, ward 
darob tiefsinnig, entließ seine zahlreichen Diener 
aund lebte seitdem einsam, theils in London, theils 
in Dalkeith. Kohlen und Lebensmittel ließ er sich 
an die Hausthür bringen, kochte sich sein Essen 
srelbst und hielt im Uebrigen seia Haus hermetisch 
derschlossen. In der vorigen Woche klopfte sein 
Lieferant vergeblich bei ihm an, und da mehrere 
Tage lang keine Antwort erfolgte, wurde die Thür 
aufgebrochen und man entdeckte den Eigenthümer 
rodt in seinem Bette. von den Ratten überall auf, 
gefressen, inmitten eines Haufens von Unrath, der 
sich seit 17 Jahren angesammelt. Denn keine 
äubernde Hand hatte seit dem Tode der Frau das 
Haus berührt, die Kleider der Verstorbenen hingen 
noch an derselben Stelle, wo sie bei ihrem Hin— 
scheiden waren; die Spiegel waren mit Schmutz 
überklebht, und der abgeñagte Eigentsümer selbst 
lag anf einer aus alten Kleidungsstücken gebildeten 
Matratze, mit vor Unrath kohleuschwarzem Nacht⸗ 
hemd und Mütze bekleidet, die vor Zeiten weiß umud 
roth gewesen waren. Im Uebrigen war er eines 
natürlichen Todes, am Herzschleg gestorben, reiche 
Habe an Geld und Ländereien hinterlassend. 
GEin See entdeckt.) Labrador ist gegen⸗ 
wärtig der Schauplatz von Forschungen, die jeden⸗ 
falls ein neues Licht auf diesen vernachtässigten 
Theil des amerikanischen Kontinents werfen werden. 
Eine wichtige Entdeckung ist, wie der „Engeniee⸗ 
ring“ sagt, neulich von dem kanadischen Forschungs- 
reisenden F. H. Bignall, der aus den nordöstlich 
von Quebek gelegenen Regionen zurückkehrt, gemacht 
worden. Herr Bignall fand nämlich einen großen 
don niedrigen Ufern eingeschlossenen See zwischen 
Quebek und der Küste von Labrador vor. Dieser 
See, von welchem er eine 120 Meilen lange Strecke 
beschiffte, scheint von bedeutender Ausdehnung zu 
sein, und Gerüchte von seinem Vorhandensein kur— 
irten seit langer Zeit unter den Indianuern und 
Jägern jener Gegend, doch war wenig Gewisses darüber 
bekannt. Herr Bignall sieht den See als eine Er— 
weiterung des Rupertflusses an und sagt, daß er 
nur einen Theil seiner Oberfläche aus eigener Be—⸗ 
»bachtung kenne. 
F (Amerikanisches.) Die Zahl der Mäuse⸗ 
Geschichten hat kürzlich in Pittsburgh die von einer 
ortigen Zeitung gemeldete nachstehende Bereicherung 
rfahten. Eine Dame entdeckte, daß sich in dem 
altbewährten Familien-Melfaß des Hauses eine 
Maußs eingenistet hatte und eilte sofort mit der 
uinheimlichen Neuigkeit zu ihrem Manne. Ein 
seriegsrath wurde gehalten, dessen Ergebniß darin 
destand, daß der Mann seine Jagdflinte ergriff, 
seinen Hund rief und sich unter Führung der Frau 
nach der Speisekammer begab. Hier nahm er zwischen 
dem vermausten Mehlfaß und der Thüre Aufstellung, 
vährend die Frau einen Stuhl bestieg und von 
diesem erhöhten Standpunkt aus mit einem langen 
Stock gegen das Mehlfaß schlug. Die Maus leistete 
denn auch dieser dringenden Aufforderung die er— 
wartete Folge, verließ das Faß und lief unter dem 
lauten Billen des Hundes und den prompt abge—⸗ 
gehenen Schüssen des Mannes rathlos im Zimmer 
umher, ohne die offene Thüre zu sehen. Im nächsten 
Moment lag der Hund heulend in seinem Blut, 
war die Frau ohnmächtig von ihrem Stuhl neben 
das verendete Thier gesunken, hatte der Mann, im 
Wahn, er habe seine Frau getroffen und getödtet, 
das Weite gesucht, um seitdem nicht wieder gesehen 
zu werden, und war eudlich die Maus, die in ihrer 
Angst noch immer nicht die offene Thüre eutdedl 
hatte, wohlbehalten in das Mehlfaß zurückgeschlüpft. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Landau Frau Emilie Jung, 
geb. Kiefer; in Kriegsfeld die Gattin von Augusi 
Asvenschied, Karoline, geb. Sundheimer, 30 
J. a.; in Clausen Joh. Blau, 21 Jh a. 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X Demeßz. 
A 
Anñicht eines erfahrenen Prakttikers. 
Egeln bei Magdeburg. Sehr geehrter Herr! 
Sie hatten die Güte, mir vor längerer Zeit eine Schachtel 
Ihrer Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen zur Prüfung 
und Anwendung zu übersenden; ich finde mich veranlaßt, 
deshalb meinen Dank abzustatten. — Ich nahm Gelegen— 
heit, diese illen bei meiner Frau anzuwenden, da dieselbe 
an Anschoppungen in den Unierleibsorganen, an Blutüber⸗ 
jüllun im Pjiortadersystem, an Hämorrhoidalzuständen und 
deren Folgen litt. — Das Resultat durch den Gebrauch 
Ihrer Schweizerpillen, Abends 2 Stück., war schon nach 
turzer Zeit ein auffallend gunstiges und ist meine zͤrau jetzt 
fast ganz von ihrem langen Leiden befreit. Auch ich bin 
lüber die so rasche Aenderung ihres leidenden Zustandes 
sehr erfreut und überrascht und häbe deshalb di⸗ so vor⸗ 
zülichen Schweizerpillen bei ähnlichen Leiden empfohlen ꝛc. 
Hochachtungsvoll und ergebenst Dr. med. Brauer. Man 
achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein 
weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug Rich 
Brandt's träat.