Full text: St. Ingberter Anzeiger

Cc * 
— —* —83 
— 24 ——1— 44 —3— 40 k 4 J 
— 5* — —— 7 ——— 5 J8 — 
— — c— —————— —J 88* —32 * —5 6 
—— * 188 1 9 AI *241 AI 
2* 15 ——— — 9 T — — —858 8 
5 —6 I8 ——— —— 57 * — — JJ— — — 
8 J — 5* — 36 * —A 
— —3334 3 —— — —41833 — 
* —F Eää —— — J * 8— 7 A—— 
—X 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wdchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhauu ge 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1 AM 60 & einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 4, einschlieni 
d ⸗ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solche 
auf welche die Expedition Auskunft ertbeilt 15 4, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dremalige berechneit. 
M II.“ 
Politische Uebersicht. 
Der Reichstag erledigte in seiner Montags⸗ 
Sitzung eine Reihe Kapitel des Militäretats durch— 
veg nach den Kommissionsanträgen unter Ablehnung 
veitgehender Streichungsanträge Richters. Dem 
Ubg. v. Vollmar gegenüber rechtfertigte der 
riegsminister das Verbot, wonach die Soldaten 
sewisse politisch oder moralisch verdächtige Lokale 
nicht besuchen dürfen, aus Gründen der Disziplin. 
Wenn bei Kontrolversanmmlungen die Mahnung an 
die Mannschaften ergehe, dem Kaiser den Eid der 
Treue zu halten, so sei Das keine Wahlagitation. 
Die Abgeordneten v. Helldorf und Saro un— 
erstützen die Ausführungen des Kriegsministers. 
Richter behauptet, bei einer Kontrolversammlung 
habe der Kommandeur eine lange Rede für den 
konservativen Kandidaten gehalten. Der Kriegs—⸗ 
ninister fordert Richter auf, den Namen des be— 
reffenden Redners zu nennen; zu einem nicht kon⸗ 
tatirten Falle könne er keine Stellung nehmen. 
Der Reich sStag genehmigte am Dienstag den 
Nachtragsetat betr. die Beschaffung eines Kuͤsten— 
»ampfers für den Gouverneur von Kamerun in 
zritter (letzter) Lesung ohne Debatte und setzte als- 
vann die Berathung des Militäretals fort. 
Die bayerische Staatsregierung hat unter Wah⸗ 
ung des bayerischen Postreservatrechts ihre Be— 
heiligung an der Einrichtung von Postspar— 
assen abgelehnt. 
Der auf die Börsensteuer bezügliche Antrag 
»es Abgeordneten Oechelhäuser steht auf dem Boden 
)es Schlußnotenzwanges unter Beseitigung des ge⸗ 
ammten Kontrolapparats, den das Projekt des 
Ibg. v. Wedell ·Malchow ins Leben rufen will. Der 
eẽntwurf wünscht ferner au Stelle der Prozentual- 
teuer Firstempel in verschiedenen Abstufungen. So— 
vann schlägt er Rekurs gegen die Strafbestimmungen 
m richterliche Entscheidung vor. Schließlich wird 
in den Börsenplätzen die Mitwirkung der Handels- 
ammern für die Durchführung des Gesetzes in 
Unspruch genommen. 
Wie das „Berl. Tgbl. hört, wird der deutsche 
Feneralkonsul Rohfs noch Ende des laufenden 
Monats in Zanzibar eintreffen und erwartet 
hu dort ein feierlicher Empfang seitens des Sul⸗ 
ans. Da es sich um das Auftreten des ersten 
»eutschen Generalkonsuls von Beruf handelt, findet 
»ie Einführung des Herrn Rohlfs dorl durch ein 
»eutsches Kriegsschiff fiatt. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 18. Januar. Heute Abend fand 
m Reichstagsgebäude eine Versammlung hervor⸗ 
agender Persönlichkeiten, darunter der Reichstags⸗ 
räsident, der Gouverneur, der Polizeipräsident, der 
Oberbürgermeister, Reichstagsmitglieder ꝛc. statt, 
um über gemeinsame Hilfeleistung für die durch 
»ie Erdbeben in Spanen Verunglückten zu be— 
chließen. Der Reichztagspräsident wurde zumn Vor⸗ 
ihenden, der spanische Gesandte zum Ehrenpräsi— 
)enten ernannt. Die Versammlung beschloß, einen 
Aufruf zu Sammlungen zu etlossen. Der Gouber⸗ 
ieur gab anheim, auch die Armee an den Samm⸗ 
ungen zu betheiligen, er wolle die Erlaubniß dazu 
wei dem Kaiser erwirken, um dies durch den Kriegs⸗ 
ninister ins Werk zu setzen. Der Kronvprinz foll 
20. Jahrg. 
I5 
Donnerstag, 15. Jannar 1885. 
im die Uebernahme des Protektorats ersucht werden. 
Sodann wurde das Executivcomité gewählt. Der 
panische Gesandte machte Mittheilungen über den 
Umfang des Unglücks, durch welches ca. 40,000 
Personen obdachlos geworden seien. Er dankte für 
die Spanien erwiesene Hilfe und acceptirte das 
Amt des Ehrenpräsidenten. 
Berlin, 18. Januar. Heute ist ein Gesetz⸗ 
entwurf betreffend die Erhöhung der Getreidezölle 
beim Bundesrath eingebracht. 
Berlin, 14. Januar. Die dem Bundes⸗ 
rathe zugegangene Zolltarifnovelle betrifft nicht allein 
die Erhöhung der Getreidezölle, sondern eine ganze 
steihe von Gebrauchsgegenständen. Es sind im 
Banzen etwa zwanzig Positionen und darunter Er—⸗ 
söhungen der Zölle auf Holz, Schmalz, Honig, 
Fognac, Schaumweine, Branniwein in Flaschen, 
deinen und Baumwolle ꝛ⁊c. Es lag ursprünglich 
n der Absficht, die Vorlage, welche in einem Antrag 
zreußens bei dem Bundesrath erscheint, den Bun⸗ 
esregierungen zugehen zu lassen, ehe sie an den 
Bundesrath gelangte, doch scheint diese Absicht 
allen gelassen. Der Roggenzoll soll 2 Mark, der 
Beizenzoll 83 Mark betragen. 
Berlin, 14. Januar. In der Budgetkom⸗ 
nission erklärte der Staatssekretär Buchard bezüglich 
der Zuckersteuer: Die Regierung hätte noch keinen 
Beschluß gefaßt; sie wolle die Entwickelung der 
krisis noch einige Monate abwarten. Zunächst 
önne sie nur die Verlängerung des Gesetzes um 
ein Jahr vorschlagen. Unter dem Eindruck der Krise 
sabe die Fabrikatsteuer mehr Anhänger gefunden. 
die Melassebesteuerung halte er dagegen für un— 
urchführbar. 
Berlin, 14. Januar. Wie die „Post“ hört, 
sjandele es sich um eine Verdreifachung der Zoͤlle 
ür Weizen, Hafer und Gerste ⁊c., sowie um eine 
Verdoppelung des Roggenzolles. 
Straßzburg, 18. Januar. Der Landesaus- 
chuß für Elsaß-Lothringen wurde heute Nachmittag 
n Vertretung des Statthalters durch den Staats⸗ 
ekretär von Hofmann mit einer geschäftlichen An— 
prache eröffnet. 
Ausland. 
London, 13. Januar. Die „Times“ sagt 
hezüglich der englischen Colonialpolitik, England 
vunsche auf freundlichen Fuße mit den Nachbarn 
u bleiben und gewiß mit keinem mehr als mit 
Deutschland. Gleichwohl könne das Blatt mit einer 
uAnschauung nicht einverstanden sein, die dahin ginge, 
daß England seine Landsleute in den Colonien von 
ich stieße. „Wo wir Rerpflichtungen übernommen 
jaben, sind wir dadurch gebunden, aber wo dies 
nicht der Fall und wo der englische Einfluß durch 
gefährlichen Mitbewerb bedroht ist, sollte die Re— 
Jierung unverzüglich handeln. Das Auswärtige 
Amt darf Zanzibar nicht aus den Augen lassen, 
yor allem muß die Regierung aber die Jateressen 
Englands in Egypten sicherstellen, wenn Vorschläge, 
vie diejenigen Frankreichs, gestellt werden.“ 
den Stadtrath berufen hatte. Bei der letzten Stadt⸗ 
rathswahl war er zum dritten Male mit einer an 
kinstimmigkeit grenzenden Majorität in die Ge— 
neindeverwaltung und dann einstimmig von dieser 
als Bürgermeister gewählt worden. In der katho— 
lischen Kirchengemeinde bekleidete er Jahre lang bis 
zu seinem Tode das Ehrenamt eines Fabrikrathes. 
Mit Gewissenhaftigkeit und Eifer suchte er allezeit 
die Pflichten, womit ihn das Vertrauen seiner Meit⸗ 
»ürger beehrt hatte, zu erfüllen; der Gemeinde war 
er immer ein treuer, sorgsamer Haushalter und 
noch lange wird er von derselben als solcher in 
ehrendem Andenken behalten werden. Er ruhe in 
Frieden! 
* St. Ingbert, 15. Januar. An Stelle 
des verstorbenen Herrn Bürgermeisters Custer wird 
der erste Ersatzmann, Herr Kaufmann Louis 
Brewenig, in den Stadtrath eintreten. 
* St. Ingbert, 15. Januar. Gutem Ver—⸗ 
nehmen nach wurde Herr Lehrer Franz Hagen⸗ 
bucher dahier von der kgl. Kreisregierung mit 
der Funktion eines Hauptlehrers und damit 
nit der Leitung der allgemeinen und besonderen 
Bolksschulen der beiden Kantone St. Ingbert und 
Blieskastel betraut. Die genannten Kantone bilden 
in Zukunft einen eigenen, von Zweibrücken getrenn⸗ 
ten Konferenzbezirk. 
— Aus dem Kohlenrevier bringt die 
„Zw. Ztg.“ folgenden Artikel: Am vergangenen 
Samstag wurde in St. Ingbert Herr Peter Müller, 
Butsbesitzer vom Rothenbau bei Niederwürzbach, 
zur letzten Ruhe bestattet. Es sei mir gestattet, 
dem allgemein beliebten und bekannten Mann einen 
Nachruf zu widmen. Herr Müller war geboren in 
St. Ingbert, wo sein Vater ein größeres Wein—⸗ 
und Branntweingeschäft betrieb, welches später auf 
den Verstorbenen überging. Als einer der wohl⸗ 
habendsten Bürger dieser Stadt genoß er das Ver⸗ 
rauen seiner Mitbürger im höchsten Grade; die⸗ 
elhen wählten ihn in den Stadtrath. Im Jahre 
859 organisirte und exerzirte er die St. Ingberter 
Jugend, um nöthigenfalls die Rheinlande gegen die 
Franzosen vertheidigen zu helfen. Nachdem er 
päter sein Haus in St. Ingbert verkauft und nach 
»em Tode seiner Frau, einer geb. Lamarche, sein 
Geschäft aufgegeben hatte, zog er sich auf seine 
Befitzung Rothenbau bei Niederwürzbach zurück. 
Auch hier ehrte ihn die Gemeinde dadurch, daß sie 
ihn in den Gemeinderath wählte, wo er sich durch 
Sachkenntniß, Hingebung an das allgemeine Wohl, 
Baben zum Kirchenbau u. s. w. allgemein beliebt 
nachte. Unvergeßlich wird er auch Allen bleiben, 
velche auf Ausflügen zu seiner Besitzung ihn kennen 
zu lernen Gelegenheit hatten und denen er als Ge⸗ 
ellschafter und durch seine musikalische Begabung 
rohe Stunden bereitete. Möge dem Verblichenen 
die Erde leicht sein! 
R. Breitfurt, 13. Januar. Heute früh 
tarb in Böcweiler der seit 1860 pensionierte pro— 
eftantische Schullehrer Joh. Nik. Vogelgesang. 
Derselbe war am 11. Februar 1794 in Breitfurt 
zeboren. Der Verstorbene war schon 1808 auf 
dem Wiesingerhofe in Lothringen als sogenannter 
Winterschullehrer thätig, später zu Oberweiler im 
Thal, Kanton Wolfstein, und zu Herrstein im Birken⸗ 
eldischen. Im Jahre der Errichtung des Schul⸗ 
ehrerseminar's zu Kaiserslautern machte er seine 
Brüfung als Lehrer und wurde daraufhin im Herbste 
1818 in Böcdweiler als Lehrer eingestellt, wo— 
elbst er bis zu seiner obenerwähnten Pensionirung 
virkte. Von seinen Söhnen haben 2 den Beruf 
Bachrichten. 
*St. Ingbert, 15. Januar. Heute Vor⸗ 
nittag wurde unter zahlreicher Betheiligung der 
iesigen Bürgerschaft der am Montag Abend um 
O Uhr nach langem Leiden im Alter von 70 Jahren 
erstorbene Bürgermeister unserer Stadt, Herr Peter 
Fuster, beerdigt. Etwas über 10 Jahre stand 
ꝛer Verstorbene an der Spitze unserer städtischen 
Verwaltung, nachdem ihn schon vorher durch mehrere 
Hahlperioden das Vertrauen seiner Mitbürger in