St. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. — J
J *
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M 113.
Volitische Uebersicht.
* Es unterliegt keinem Zweifel, baß sich
det Bundesrath demnächst auch mit der Wah⸗
rungsfrage beschäftigen und Untersuchungen anstellen
vird, ob vielleicht an Stelle der jetzigen Goldwäh⸗
rung die Doppelwahrung zu treten habe. — Auf
den Antrag Bremens ist dem Bundesrathe auch ein
gesetzenwurf zugegangen, welcher Bremen ermaͤch ·
nigen soll, im Falle vom Hansestaate Bremen eine
Regulirung der Un terweser vorgenommen wird,
einen Schiffszoll von den betreffenden die Unter⸗
weser passirenden Fahrzeugen zu erheben. Unter
naheren noch zu vereinbarenden Bestimmungen
zurfie der Bundesrath diesem Antrage Bremens seine
zZustimmung gewaͤhren. *
⸗ Die Unfallversicherung, so wird uns
zerichtei, beschaftigt das Reichsamt des Innern
janz besonders. Diese Aufgabe ist es, welche die
aeuerdings erfolgte Berufung weiterer Arbeitskrafte
Landräthe Barthels und v. Rheinbaben) in dieses
Lefsort noihwendig gemacht hat, und noch weitere
Berufungen nothwendig machen wird. Es hat sich
ei der praktischen Anwendung des Gesetzes so viel
Rangel herausgestellt, daß man, wenn man auf
ine ersprießliche Wirksamkeit des Gesetzes rechnen
vill. keine Zeit verlieren darf, um diese Mangel
ibzustellen. Es wird deshalb eine Novelle vorbe⸗
reitet, die dem Reichstage in der nächsten Session
vrgelegt werden soll. Außerdem wird ein neuer
gesekentwurf borbereitet, welcher die Unfallverfiche⸗
ung auf die Arbeiter in der Land⸗ und Forfi⸗
vbitthschaft ausdehnen soll und zu welchem der
keichsregierung ⸗ Material durch »die Berathungen
jeboten wird, die in der Unfallversicherungs⸗Kom⸗
des Reichstags in der leßten Sesfion satt⸗
zefunden.
Am Moniage in der Kaisser von Oester⸗
eich in Munchen eingetroffen und sogleich nach
deldafing zum Besuche seinet bohen Verwandten
veitergereist.
— ——
Die französiche Nepublik hat jeßtzt
umen recht seltsamen Konflitt mit Italien.
er aber wohl nicht viel bejagen wird. Nach einer
heatervorsteilung in Tunis. in welcher eine italie
nische Operettengesellschaft dadurch, daß sie fran⸗
osenfeindliche Gefinnungen zur Schau trug, einen
kheil der Zuschauer verleßzt hatte, schlug am Aus⸗
jange des Theaters ein Italiener, angeblich ohne
Abs provozirt worden zu sein, einem franzöfischen
difiger ins Gesicht. VDer: Angreifer wurde vor
bericht gestellt und zu sechs Tagen Gefängniß ver⸗
nrtheilt, einer Strafe, die im Hindlick auf die
Sqwere der Beleidigung alderdings gering erscheinen
nuhte. Der lommandirende General Bonianger
nachte denn auch sofort dem Kriegsminister Anzeige
ind beschloß, den geschlagenen Offigier mit einer
hweren Sirafe zu belegen, falls die Untersuchung
aoeben sollie, daß er sich seiner Wafse hätte be—
Renen können. Zugleich erließ der General einen
—XRX Tagesbefehl, durch welchen angeordne
vird, daß die Offigiere in Jutunft sofort bei der
jeringten Probetation dlank iehen müssen.
Die technische Kommissidm der in
om tagenden internafionalen Gefund—⸗
its tonferenz. hat ihre Arbeiten vollendet, so
aß in diesen Tagen die anseren u ne vicnat.
Donnerstag, 11. Juni 18885. —
20. Jahrg.
ißung zusammentreten und die internationalen Ver⸗
inbarungen zum Schutze gegen die Verschleppung
insteckender Krankheiten festsetzen kann. Da alle
Länder ihre befähigsten Forscher nach Rom gesandt
haben, so darf man hoffen, daß die Thätigkeit der
ntecrnationalen Gesundheitskonferenz eine ersprieß⸗
iche sein wird. Der Stand der Gesundheitsver⸗
zältnisse in Europa. wie auch in den angrenzenden
andern ist zur Zeit ein guter, nur in der spani⸗
chen Provinz Valencia ist die Cholera ausgebrochen,
jat aber bis jetzt glücllicher Weise einen gefähr
ichen epidemischen Charakter nicht erreicht.
Dectctiches Reich.
Berlin, 9. Juni. Am heutigen Vormittagt
aahm der Kaiser die Vorträge des Hofmarschalls
Braf Perponcher und auch des Geheimen Hofrathes
Bork entgegen und arbeitete von 2 Uhr abe mit
dem Chef des Militarkabinets Generallieutenant
v. Albedyll. Am spaäteren Nachmittage unternahm
Se. Majestät, nachdem das Wetter sich etwas ab⸗
Jekühlt, wieder eine Ausfahrt. — Heute früh7
ühr ist der Kronprinz mit seinen Begleitern wohl⸗
behalten wieder im Neuen Palais eingetroffen, von
vpo er Nachmittags nach Berlin kam, um den
Zaiser zu begrüßen. — Die Frau Großherzogin
don Baden hat nach mehrwöchigem Aufenthalte
jestern Abend 8 Uhr Berlin wieder verlassen, um
aach Baden zurüchzukehren. Vor der Kbreise hatte
der Prinz Ludwig Wilhelm seiner erlauchten
Mutter noch einen Besuch im koniglichen Palais
ibgestattet und Höhbstdieselbe daun von dart zum
Bahnhof begleitet.
Berlin, 9 Juni. Bekanntlich ist das
daftpflichtgeseß bezuüglich aller derer Per⸗
onen außer Kraft gesetzt, welche unter das Unfall⸗
persicherungsgesetz fallen. Deßhalb haben — wie
die Polit. Nachrichten“ melden — viele Genoffen⸗
chaften in ihre ⸗Statutendie Bestimmung aufge⸗
wmmmen, daß die Versicherungspflicht auch auf
olche Personen ausgedehnt werden soll. welche
mehr als 2000 Mk. Jahreseinkommen haben, bis
vohin das Gesetz die obligatorische Versicherung
erstredt hat. Auf diese Weise kommt das Haft⸗
flichtgeseß auf diese Personen kicht mehr in An⸗
vendung und bei solchen Betrieben regeln sich alle
Anfalle nach den Vorschriften des Unfallverficher⸗
ungsgesetzeß.
Berlin, 10. Juni. Vom Führer der leßten
Berliner Expedition in Oftafrila, Regierungsbau⸗
meister Hoerniche. ist Nachricht aus Lamun unterm
weiten südlichen Breitengrad vom 11. Mai ein⸗
jetroffen, wonach die Expedition am 5. Mai in
Zanzibar anlangte- worauf die Karawane mit 160
cingebvyrenen und Tragern und funfmonailicher
Ausruftung in das Innere aufbricht.
Auslaud.
Paris, 9. Juni. In der Kammer theilt
Freycinet mit, daß die Regierung eine Depesche
Patenotre's erhielt, laut welcher der Vertrag zwischen
Frankreich und China heute um 4 Uhr in Tientfin
interzeichnet sei.
Paris, 10. Juni. Das Wahlkommoͤ der
Anhänger des Prinzen Viltor erließ ein Manifest,
worin jede Gemeinschaft mit den revolutionären
Tendenzen zurücgewiesen und an alle Gegner der
Republik appellirt und denselben der entsprechende
Antheil an den Wahllisten zugesagt wird. Das
Programm gipfelt in der Aufforderung zur Be⸗
Ampfung der republikanischen Partei.
Eondon, 9. Juni. Die ‚Pall Mall Gazette“
ichreibt: Gladstones Ministerium habe aufgehört
zu leben; selbst wenn eine Neubildung desselben
dattfande, würde die seit 1880 bekannte Form
nicht wiederkehren. Das Blatt glaubt, Lord
Zalisbury werde an Gladstones Stelle treten.
2 und pfalzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 10. Juni. Der katho⸗
ische Kirchenbauverein-Kaisers⸗
autern macht uns folgende Mittheilung:
Wenngleich der Loosabsatz unserer drinten Collecte
ein ziemlich befriedigender ist, so können wir den
nollständigen Ausdverkauf nur erreichen, wenn wir
noch ein paar Wochen Zeit dazu haben. Infolge
dessen beschlossen wir, entgültig und defi—⸗
nitid die Ziehung auf den 15. Jülil.
J. zu verlegen“ — Es in mehr und mehr zur
Kegel geworden, daß ein großer Theil des Publi⸗
kums erst dann Loose kauft, wenn die Ziehung
—XXECC
zat nun auch die Kaiserslauterer Lotterie zuleiden.
Der Zweck der leßteren kann aber nur erreicht
verden, wenn die Loose ziemlich ausverkauft sind,
denn von dem Erträgnisse dieser letzteren Collekte
hängt es ab, ob der Kirchenbauverein noch in diesem
Jahre in die Lage kommt, den Grundftein zu dem
dringend nothigen Kirchenbau zu legen. Wir wollen
darum hoffen, daß die Ziehung durch regeren Loose⸗
absaz nunmehr bestimmt am 15. Juli stattfinden kann.
Das Kaiserslauterer Lotterie⸗Unternehmen, selbst
venn man von dem schoönen Zwed desselben absehen
wollte, bietet ja außerordentlich gute Gewinnchancen,
ndem bereits auf 10 Loose ein Treffer kormmt und
dazu eine verhaltnißmaßig große Zahl hoher Ge⸗
wvinne vorgesehen ist. Es dürfte sich also schon
zerlohnen, einen Einsatz zu wagen! — Auch das
dischöfliche Ordinariat Speyer nimmt
sich der Sache in einem Rundschreiben sehr warm
an, indem es zunächft auf den kirchlichen Nothstand
der katholischen Pfarrgemeinde Kaiserslautern hin⸗
veist und sodann auf die Prämien⸗ Kollelte zum
Besten eines neuen Kirchenbaues in Kaiserslautern
aufmerksam macht und zu einer kraäftigen Unter⸗
Jutzzung dieses Unternehmens ermuntert. —
[JI Shnappach, f0. Juni. Am Sonntage
varen für dieses Jahr die etsten Vereine dahier.
xs waren dies der Gesangverein von Gersweiler
ind det Turnverein von St. Ingbert. Das Ziel
zeider war der Eisel'sche Wald, der sich hiezu auch
zanz besonders eigne. 9pr
— Zweibrücken, 8. Juni. Echwur⸗
zericht. Vormittags 9 Uhr: Verhandlung gegen
dudwig Walter, 483 J. a., früher Posibote in
Niederkirchen. Anllagesache: Verbrechen bezw.
Bergehen im Amte.
Dem Angeklagten werden —folgende Neate zur
daft gelegt: Im Juni 1884 übergab Wirth Weber
ju Heimkirchen dem Postboten Walter 138 Mark
36 Pf. mu der Weiiung, diese Summe bei der
Postexpedition Niederlirchen als Postanweisung an
inen gewissen Catoir in Großkarlbach einzuzahlen.
kin Eintrag hieruber war zwar durch den Post⸗
doten im Annahmebuch gemacht, jedoch später bis
jur Unleserlichkeit geaͤndert; im September dessel den
Jahres erhielt Walter von M. Kolter in Seelen
5Ml. 5 Pf. nebst 20 Pf. Frankatur zur Ein⸗
ahlung an die Apotheke zu Offenbach, ferner um
ieselbe Zeit eine Summe don 9 Mt. 50 Pf. zur
kinzahlung an Peter Arnold auf dem Bildschacher⸗
zoft, im Olt. 1884 endlich einen Bettag bon 75