Full text: St. Ingberter Anzeiger

der Zusammenkunft gewählt — handelt es sich zur 
Zeit um diese oberen Strecken und um den Aus⸗ 
ritt des Rheines aus dem Bodense. 
Ausland. 
Mom, 24. Juni. (Deputirtenkammer.) De⸗ 
pretis theilte mit, daß der König ihn beauftragi 
habe, ein neues Kabinet zu bilden und er den 
Auftrag angenommen habe. 
London, 25. Juni. Die „Times“ erfährt, 
»aß Nathaniel von, Rothschild, Edward Varing, 
Fhef des Bankhauses Gebrüder Baring und Samuel 
Morley, inden Pairsstand erhoben werden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
s Die für das Jahr 1884 zur Erhebung ge⸗ 
jangenden Brandafsekuranzbeiträgæe 
betragen 15 Pf. von 100 Mark Versicherungs⸗ 
kapital. Hierauf sind schon erhoben 10 Pf. und 
bleidt sonach noch der Reft mit⸗SPfrogn erheben. 
Für das Jahr 1885 ist dagegen ein Vorschuß von 
lo Pf. pro 100 Mark Versicherungslapital zu 
rheben. 
* Nächsten Sonntag und Montag, den 28. 
und 29. Juni findet im Ausstellungs 
zarten des Gartenbauvevreins in der 
herrenallee in Saarbrücken eine große Rosenaus 
dellung statt, worauf wir Blumenfreunde hesonders 
ufmerksam machen. 
— Lauterecken, 23. Juni Heute Vor⸗ 
mittag beschäftigte sich der 18jährige Sohn des 
Mübhlenbesitzers Briegel mit der Jagd auf Ratten rc. 
mitielst einer Zimmerbüchse. Derselbe hatte soeben 
um halb 11 Uhr eine Ratte ‚auf dem Korn“, 
indes war seine Visirlinie nicht frei, sondern in 
zerselben befand sich seine Schwester im Alter von 
etwa 4 Jahren. In gutem Glauben, die Ratte zu 
treffen, feuerte der junge ungeübte Schütze ab — 
und traf sein armes Schwesterchen so in die Stirn, 
daß an seinem Aufkommen gezweifelt werden muß. 
Aerztliche Hülfe konnte, da jeit 14 Tagen kein 
Doktor mehr hier, nicht geschafft werden. An diesen 
Unglücksfali knüpfen wir die Warnung, Kinder 
mit solchen gefährlichen Insirumenten spielen zu 
assen. Derselbe Knabe hat erst vor etlichen Tagen 
nit der betreffenden Büchse einem Erwachsenen dicht 
am Kopfe vorbeigeschossen. 
— Speier, 24.“ Jun. Mit dem Beginn 
der Obstzeit beginnt auch die Gefahr für Ge⸗ 
sundheit und Leben der Kinder. Und kaum werden 
die Kirschen als Obstsorte verkauft, so ist auch be⸗ 
reits ein trauriger Fall zu verzeichnen. Ein 5. bis 
zjähriger Knabe verzehrte vorgestern eine Portion 
»er verlockenden Frucht und trank unmittelbar dar⸗ 
auf Wasser — die Folge davon war, daß er 
krank wurde und starb! Möchte dieses betrübende 
kreignitß allen Eltern zur Warnung dienen und 
ie zu größter Vorsicht aneifern! 
— Berg zabern, 23. Juni. Das Sün⸗ 
der'sche Anwesen im Thal dahier — sammt Zu⸗ 
Jehör eine Flache Land von.2 Morgen —' ging 
im den Preis don 8500 Mti. in den Befitz der 
Diakonissen⸗Anstalt zu Speyer über und wird nun⸗ 
nehr an dessen Stelle ein Schweizerhaus als Erhol⸗ 
ingsstation für Diakonissinen erbaut werden. (L. A.) 
Vermischtes. 
Saarbrücken, 24. Juni. Heute fand 
iu der Tonhalle hierselbst die vom Reichsversicher⸗ 
ungsamte einberufene Generalversammlung der 
südwestdeutschen Eisen-Berufsge— 
nossenschaft statt. Als Vertreter des Reichs⸗ 
versicherungsamtes fungirte der Herr Regierungs⸗ 
rath Berg. Anwesend waren 38 Personen mit 
552 Stimmen. Die Aufgabe der Versammlung 
erstreckte sich nach der Sbr. Ztg. auf die Wahl des 
probisorischen Genossenschaftsvorstandes, sowie auf 
die Berathung und Beschlußfassung des Genossen ⸗ 
chaftsstatutes. In ven provisorischen Vorstand 
vurden gewählt: der Geheime Kommerzienrath 
Stumm als Vorsitzender, Herr Generaldireltor See⸗ 
zohm als stellvertretender Vorsitzende, Herr C. 
darcher · St Johann als Schriftführer, Reichsrath 
B8. v. Krämer und die Herren Direktor Rexroth, 
Beorg Heckel, Mor. Karcher aus Ars zu Beisitzern. 
Der durch den diesseitigen Delegirten Herrn Ge⸗ 
Jeimrath Stumm im Einvernehmen mit dem Reichs⸗ 
hersicherunggamte ausgearbeitete Statutenentwurf 
wurde im großen und ganzen von der Versammlung 
angenommen. Das ausführliche Protokoll der 
Beneralversammlung wird in der nächsten Nummer 
vog (Rewoerhekloftes erscheinen 
Aufpaßt! Die Reichs⸗Schuldenverwaltun 
erneuert die nachstehende Bekanutmachung vom 1. 
April 1884 er.: Die Besitzer der unterm 11. 
Juni 1874 ausgefertigten Deutschen Reichs⸗ 
assenscheine werden daran erinnert, daß die⸗ 
elben nur noch bis Ende Juni dieses Jahres bei 
einer der Reichskassen und der Kasse eines Bundes⸗ 
taates in Zahlung genommen, oder bei der Reichs⸗ 
»auptkasse gegen baares Geld eingelöst werden. 
'om 1. Juli d. J. ab ist nur noch die Koniglich⸗ 
zreußische Kontroles der Staatpapiere in Berlin 
3W. Oranienstraße 92, ermäachtigt, soiche Scheine 
anzunehmen und einzuloösen. 
FMannheim. Die hiesigen Freimaurer, 
velche seither kein eigenes Lokal besaßen, haben sich 
aunmehr in dem neuen Villenviertel ein monumen⸗ 
ales Logenhaus erbaut, welches dieser Tage festlich 
röffnet wurde. Von etwa 30 auswärtigen Logen 
varen Über 100 Delegirte anwesend,« aus allen 
Weligegenden liefen zahlreiche Telegramme ein. 
FMannheim, 23. Juni. Zum Mord der 
Margaretha Ries hört der „M. A.“, daß gegen⸗ 
värtig wieder eine lebhafte Untersuchung gepflogen 
vird, da man ganz gewichtige Anhaltspunkte ge⸗ 
zunden zu haben glaubt. 
Darmstadt, 23. Juni. Gestern erschien 
in der Hauptstaatskasse der Gerichtsvollzieher W. 
im den Fiskus wegen einer bedeutenden Schuld⸗ 
orderung der Illig'schen Etben aus Eberstadt zu 
»fänden. Es wurden 4 Geldschränle versiegelt, 
ine Exekution, die naturgemäß einerseits große 
deiterkeit, andererseits aber auch gerechtes Aufsehen 
Jerdorruft. 
FStuttgart, 15. Juni. Ein komischer 
zwischenfall, der sich dieser Tage auf der Königs- 
traße abspielte, gibt heute noch in verschiedenen 
kreisen reichen Stoff zum Lachen. Ein Herr in 
Jägerkostüm schritt gravitätisch die Straße entlang 
zer unter den hinteren Rockflügeln eine ‚Tournüre“ 
rug, wie sie gegenwärtig hei der Damenwelt mo—⸗ 
jern ist. Eine bedeutende. Menschenmenge hatte 
tich um den Spötter versammelt; die Herren lachten 
iber diesen Mummenschanz und riefen Bravo, 
vährend die Damen mit lauten Zurufen ihrer 
zroßen Entrüstung Worte verliehen. Schließlich 
nischte sich ein Schutzmann in die Sache, wohl 
wegen des immer gröger werdenden Auflaufes, 
und fragte den Herrn, wie er zu dieser absonder⸗ 
lichen Tracht komme, welche soviel Aufsehen und 
in weiblichen Kreisen großen Anstoß errege. Der 
derr erwiederte jedoch kurz, er konne sich tragen, 
vie er wolle, diese Tracht sei ja, wie man bei den 
imstehenden Damen sehen könne, zur Zeit modern, 
ind er verbitte sich deßhalb jede Einmischung. Der 
S„chutzmann sah wohl ein, daß der Mann Recht 
jatte, und ließ ihn deßhalb ungehindert seines 
Weges ziehen, während der Skandal weiter ging. 
Als aber eine Dame mit großer ,Tournüre“ in 
einer Nähe in die Worte ausbrach: „Wie ab—⸗ 
—XDB 
rklärte allen Ernstes: „Grade von Ihneu habe 
ch die Mode abgeguckt!“ und schritt dann, stolz 
vie ein Fürst ob des gelungenen Scherzes, di⸗ 
Straße fürbaß. —W 
FWäürzburg, 22. Juni. Die auf heute 
ingesetzte Apothekerprüfung fiel wegen Kandidaten⸗ 
nangels aus. — 
F München, 23. Juni. Dem Andenken 
an den verstorbenen Statthalter von Elsaß⸗Lothringen 
Beneralfeldmarschall v. Manteuffel hat der 
dönig besondere Ehrung erwiesen durch die Anord⸗ 
iung, daß die in den Reichslanden garnisonirenden 
hayerischen Offiziere auf vierzehn Tage Trauer 
mzulegen haben. 
F Von einer zahmen Forelle? weiß der 
„Bair. Kur.“ zu berichten: Herr Steinmeztzmeister 
Zonrad Kirchmaier in Tölz hält seit vier Jahren 
eine Forelle in einem Brunnenbehälter, die er ganz 
lein erhalten hat. Das Thierchen ist nun zu 
iner etwa zweipfündigen Forelle herangewachsen 
ind was das Merkwürdige ist, sie ist völlig zahm 
jeworden und kennt ihren Herrn. Sobald dieser 
in den Behälter tritt, kommt sie, lebhaft mit dem 
-„chweife schlagend, hervor, erhebt den Kopf über 
;as Wasser, läßt sich ruhig den Rücken streicheln, 
chnappt dargebotenes Futter, Würmer, Brod und 
ergleichen aus der Hand, kurzum erweist sich als 
ollkommen zutraulich und ohne alle Scheu. Das 
Lhier kennt seinen Herrn am Schritt und weif 
ffenbar zwischen ihm und Andern zu unterscheiden 
haäbhert vch BRVemand dem Weßbäölter iong siseihe v4 
Thierchen ziemlich ruhig und folgt wohl auch dem 
dockrufe; kommt aber sein Herr, so äußert es sein 
Freude ersichtlich durch lebhafte Bewegungen. r 
Für den Monat Juni mit seinen ziemlich kuhlen 
Tagen ist die „Jahme Forelle“ schon eine —* 
ichtbare journalistische Leisftung . * i 
Frankfurt, 28. Juni. Mit dem gesir 
zen Tage ist die Judengasse und der Juden morh 
in Frankfurt oerschwunden. Auch der Name —E 
geimerstratze · ¶ wutde getilgt. Die Schilder mi 
den ersten Namen wurden entfernt und an deren 
Stelle neue mit der Aufschrift „Börnestraße“ um 
„Börneplatz“ geseßtt. — 
F Dresden, 22. Juni. Ein schlechtes Ge. 
chaft. Ein Kaufmann in Zielenzig, welchet Hame 
mit Krebsen betreibt, erhielt Anfangs dieses Ronch 
aus Riesa an der Elbe dafür einen Auftrag d 
Zielenziger Krebse, im Werthe von 9. 80 M., tralen 
am 6. d. M. die Reise an, fanden aber am 8 
in Riesa keine freundliche Aufnahme, vielmehr wurd⸗ 
die Annahme des Korbes verweigert. Da Krehse 
zu den leicht verderblichen Waaren gehöreh, so wun 
von der Postanstalt deren freihandiger Verlauf 
sofort vorgenommen, welcher einen Ertrag von 1383 
Mark brachte.“ Von diesem Gelde zieht die Pof · 
instalt für gehabte Unkosten, Porto u. s. w. 1.10 
Mark ab, so daß noch 23. Pf. nach Zielenzig zu 
befordern waren, dazu ist eine Postanweisung notß 
wendig, und so wurde denn auch von dem Bestande 
der 23 Pf. für Porto 20 Pf. gekürzt, so daß der 
Naufmann statt erwarteter 9.80 Mark eine Pos 
anweisung mit 3 Pf. erhielt. — 
Der berühmte Schachspieler Dr. Zucker 
jori hat im Schloßkeller zu Reudnizz dei Teipzit 
eine Simultanpartie mit 29 Gegnetn gespielt, dih 
er hai mit 29 Gegnern gleichzeitig je eine Partie 
gespielt. Um 8 Uhr 20 Minuten wurde das Spiel 
zröffnet, Zuckertort begab sich auf die Wanderun 
bon Breti zu Brett und um 11 Uhr 40 Minuten 
haite er 26 Gegner geschlagen, 2 Partiern blieben 
unentschieden und eine Partie hatte derselde ver 
loren. Die kürzeste Partie hatte nur 10 Züge: 
F Kafsel, im Juni. Unsere Stadfk wurde 
vor wenigen Tagen durch ein äußerst brutales 
Verbrechen in Aufregung versetzt, das von zwe 
jungen Mädchen, Arbeiterinnen der Hirrsch'schen 
riolinenfabrik, ausgeführt wurde. Diefelben über 
ielen in der Wolfhagerstraße ein anderet junget 
Madchen, das ebenfalls in genannter Fabrik thatig 
var, warfen es zu Boden und bearbeiteten dasselbe 
derart mit Faussschlägen und Fuzkritten auf den 
deib und die Brust, daß die Aermste' nach dem 
dandkrankenhaus geschafft werden mußte, wo fie 
alsbald den schweren innerlichen Verletzungen erlag 
Die beiden Thaäterinnen wurden noch an demselben 
Tage verhaftet. Wie man erzählt, ist Eifersucht 
die Triebfeder dieser scheußlichen That gewesen. 
Dortmund, 22. Juni. Auf offenet 
Straße wurde gestern abend ein Arbeiter,- der sich 
achend mit seiner Braut unterhielt 0von tinen 
voruber sehenden Manne, der das Lachen auf fich 
zezogen hatte, erstochen. Der Thäter entfloh und 
hat man bis jetzt keine Spur von ihm. 
4Koln, 22. Juni. In einer hiesigen Wirth⸗ 
schaft kehrte gestern Abend ein Ehepaar, von 
zuswärts ein. In der Nacht machte der Mann 
seinem Leben durch 17 Messerstiche in die Bruf 
und in den Kopf ein Ende. Der Unglücliche 
war am Tage vorher in Düren getraut? worden 
und befand sich mit seiner Frau auf det Hochzeit— 
reise. Er war 28, seine Frau 28 Jahre alt. In 
der Nacht gegen 2 Uhr wurde der: junge Mann 
ploͤtzlich waͤch und klagte über sehr heftige Kopf 
schmerzen. Dann nahm er ans seinet Hosentasch 
sein Taschenmesser und ehe man es verhüten konnte, 
hatte er sich alle die Stiche beigebracht, von denen 
zer letzte das Herz traf. Wie nicht anders ange 
nommen werden kann, ist der Selbsimörder ploßzlich 
don Geistesumnachtung befallen worden; d 
Mutter leide auch an Geistesstorung und deiinde 
sich in einer Irrenanstalt. 
fF Berlhin, 28. Juni. Das Progtamm F 
aim 28. uund 29. Juni in Posen —A 
BSeneralversammlung der Gesellschaft sp 
Verbreitung von Volksbildung, welcher auch 
meisten pfälzischen Bildungs; und Gewerteveren 
ngehöten, ist nunmehr endgiltig festgestellt re 
zeichnet sich durch große Reichhaltigkeit aus. 
angezeichneten Referate behaandeln durchweg re 
ssante Gegenstände: 1. Knabeu⸗ und — 
horte und Heime (Referent: Herr Stadtchulinsn 
dr wig w.lin: Hotteferent: Herr Han