Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Sams tag und Sonntag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
galt und Sonntags mit Sseitiger illuftrirter Beilage. Das Blat Lostet vierteljahrlich 14 60 ⸗ deinschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 758 4, einschließlich 
O ⸗Zuflellungsgebuhr. Die Einrücknugsgebühr sur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Erxpedition Auskunft ertheilt. 18 H, Neclamen 30 H. Bei 4maliger Einrückung wird nur vreimalige berechnet. 
Dienstag, 30. Juni 1888s8. a 20. Jahrg. 
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Deutiches steich. — 
Berlin, 27. Juni. Gegenüber der von russi⸗ 
chen Blättern kolportirten Nachricht, daß Deuitsch⸗ 
and einen Hafen auf Quelpart an der Küste 
doreas oder auch diese ganze Insel okkupiren werde, 
dlärt die Nordd. Allg. Zig., in amtlichen Kreisen 
deutschlands sei niemals auch nur der Gedanke 
zesprochen worden. einen Hafen. eine Jusel oder 
dand an den Meeren, von welchen Korea bespuült 
vird, zu erwerben. 
Dem „Hamb. Handelsbl.“ wird folgendes 
naͤhere über die von dem „Norddeutschen Lloyd“ 
chließlich eingegangen Bedingungen mitgetheilt, unter 
velchen dieser Gesellschaft die von dem Reiche zu 
ewaͤhrende Subvention für die Post- 
jampfer übertragen werden soll. Es ist dem 
Rorddeutschen Lloyd“ gestattet. fieben seiner älteren 
dampfschiffe, nachdem dieselben den Erfordernissen 
Nes tropischen Klimas entsprechend eingerichtet sein 
verden, in die Linien nach Ostasien und nach 
lustralien einzustellen. Außerdem hat derselbe drei 
jeue große Dampfer, welche nach Schnelligkeit und 
zinrichtung den fremden Postdampfschiffen wirklich 
benburtig sind, bauen zu lassen. Diese drei Dampfer 
ollen 14 Knoten Geschwindigkeit haben und für 
120 Passagiere 1. Kajüte und emsprechender Zahl 
. Kajute eingerichtet, auf deutschen Werften zu 
rbauen sein. Außerdem hat der Lloyd für die 
zwischen⸗ und Anschlußfahrten, im Mittellandischen 
Reer, zwischen Hongkong und Japan, und in der 
S„udsee 6 kleinere Dampfer zu fiellen, welche 
benfallz in Deutschland neu zu bauen find. 
Auslaud. 
Wien, 28. Juni. Gestern Abend versuchte 
an großer Czechen ⸗ Trupp in Brünn das dort ge⸗ 
eiere deutsche Sangerfest, welches sich 
iberaus großartig gestaltet und zu dem auch zahl⸗ 
eiche Gaste aus Preußisch⸗Schlesien erschienen find, 
u stören. Der Czechen⸗Trupp, darunter Studenten 
and Kaufleute, zog. czechische Hetzlieder singend, 
zurch die festlich dekorirten und illuminirten Straßen, 
ind begann die Fahnen und den Blumenschmuck 
on den Häusern abzureißen. Das deutsche Pu⸗ 
lilum trat den Excedenten energisch entgegen; 
uuch schritt die Polizei bald ein, Jersprengte die 
8B Tumuliuanten und verhaftete vier Lürm⸗ 
nacher. 
Paris, 28. Juni. Im, Intrasigeant“ theilt 
kochefort mit, er erfahre von einem aus Egypten 
uruckkehrenden Freunde, daß Olivier Pain er⸗ 
nordet worden sei. Rochefort glaubt, der Mord 
ei in Folge Anreizung des englischen Obersten 
Schmidt verübt worden, Olivier Pain hatte Debjeh 
erlafsen und wurde nicht im Sudan, sondern in 
rẽahpten ermordet. 
Madrid, 27. Juni. Gestern kamen hier 4 
ẽrkranlungen und 1 Todesfall an Cholera vor; 
uus Murcia (Provinz) werden 254 Erkrankungen 
ind 121 Todesfälle, aus der Provinz Castellon 
06 Erkranlungen und 46 Todesfälle; aus den 
Stadten von Valencia 56 Erkrankungen und 10 
LTodesfälle und aus der Provinz Toledo 24 Er⸗ 
trankungen und 10 Todesfalle gemeldet; auch in 
Liempozuelas, Arraniuez und Alicante kamen einige 
älle vor. 
„Beters burg, 28. Juni. In schwungvollen 
Leitartileln begrüßt die hiesige Presse die Auf⸗ 
sebuug der Kopfsteuer, wodurch nunmehr 
die letzte Schranke der Leibeigenschaft gefallen sei 
und der Bäuerendand duf dem alle Lallen 
ruhten, endlich frei aufathmen könne. Auch von 
der damit zusammenhängenden Aenderung des 
Paßsystems hofft man das Beste. Bisher erhielt 
ein Vauer, welcher Abgaben schuldete, einen Paß 
ind mußte unweigerlich in seinem Dorfe bleiben. 
die „Nowoje Wremja““ dankt speziell noch dem 
Finanzminisier für seine Befürwortung dieser Maß⸗ 
eegel, die desto höher anzuschlagen sei, da der pro 
1886 entstehende Ausfall von faft 50 Millionen 
stubel in den Staatseinnahmen bei der Finanzlage 
kußlands sicherlich nicht leicht zu verschmerzen sein 
vürde. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*Si Ingber!, 80. Juni. Wie uns mit⸗ 
etheilt, erhalt mit dem morgigen Tage Herr 
ẽngel, bisher Gensdarm dahier, in provisorischer 
Weise die Direktion der hiesigen Bergkapelle. Herr 
Sonntag, welcher schon seit 1837 als Kapell- 
neister der Bergmusik fungirt, triit als solcher mii 
vem genannten Tage in Pension. 
— Nachstehend theilen wir die Namen der am 
Freitag, den 26. dss., Nachmittag auf Grube 
Dudweiler verunglückten und getödteten Berg 
eute mit: 1. Philipp Baldes, 2. Franz Lux, 8. 
dikolaus Eifler, 4. Julius Becker, 8. Mathias 
Zuenten, 6. Johann Baldes, 7. Ludwig Büch, 
3. Johann Hoffmann alle aus Dudweiler; 9. Johann 
Mofer, 10. Friedrich Lofi beide aus Herrensohr; 11 
Nitolaus Diendorf, Weißlirchen; 12. Peter Sauer 
Fonfeld; 18. Michael Kammer, Bubenheim; 14 
Johann Hewer, Steinbach; 15. Peter Krämer 
Oberlostern; 16. Jakob Kraß, Düppenweiler; 17. 
MNathias Latz, Coßenbach; 18. Peter Riewer, 
Michelbach. Von den 37 Mann, welche von der 
xxpiofion betroffen wurden, konnten 19 Mann 
zerettet werden; 18 davon waren unverletzt einer 
agegen und zwar Karl David von Dudweiler, 
rlin bedeutende Verletzungen. Die Leichen der 
getodteten 18 Bergleute sind nun alle geborgen. 
hon den auf so traurige Weise Umgekommenen 
varen 7 verheirathet, und 11 ledig; die Verhei⸗ 
cathelen hinterlassen 7 Wittwen mit 23 Kindern. 
— Blieskastel, 26. Juni. Durch die 
tzerufung des Herrn Lehrers Wüst von Hier nach 
daiserslautern koͤmmt zur sofortigen Wiederbesezung 
die beste prot. Schulverweserstelle der Pfalz 
agalserslautern, 27. Juni. Nachdem 
zie Zimmerleute wieder zur Arbeit zurückgekehrt, 
eginnt es unter den Schreinern zu gaͤhren und de 
die Meister einem Strike vorbeugen wollen, sind sie 
mit den Möbelfabrikanten zu einer freien Vereinig⸗ 
ing zusammengetreten, um allenfallfigen ihnen zu 
veint gehenden Forderungen der Arbeiter entgegen⸗ 
utreten. Der Fachverein der Schreiner bemuh 
ich, dem gegenüber für die Gesellen einzutreten und 
ollen demnächst Versammlungen abgehalten werden, 
im die nothigen Schritte zu berathen, damit die 
Meister keinen Druck auf demselben Angeboͤrende 
süben. 
— Der Pferdezucht⸗Verein der Pfalz 
n Verbindung mit den landwirihschaflichen Ver— 
inen veranstaltet gelegentlich seiner Generalver— 
ammlung Ende Augusi d. J. in Kaiserslautern 
in Weitschmieden im Hufbeschlag, woran fich 
Schmiede aus der Pfalz, ausgenommen Militär— 
chmiede im atktiven Dienst, betheiligen koͤnnen 
lußer einem ersten Preise von 100 M. werden 
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heisluna kommen 
— Dahn, 27. Juni. Gelegentlich der Feld⸗ 
dienftübungen des 17. Inf.-Rgis. wird am 4. 
Juli das- 8. Bataillon, in Hinterweidenthal, das 
.und Ain Dahn und Ersweiler einquartirt. 
— Albersweiler, 29. Juni. Der Ver⸗ 
valter der hiesigen Eisenbahnstation, Herr Joh. 
Urich, ist in Folge eines Blutsturzes, von welchem 
r am Samstag befallen wurde, in der ver gangenen 
Nacht gestorben .... 
AMus daer Pfalz, 25. Juni. Zu Nutz und 
Frommen von Auswanderungslustigen 
heilt der „L. A.“ eine Sielle aus einem von Ant⸗ 
verpen aus geschriebenen‘ Briefe mit; dieselbe 
autet: „Wenn sich unser Logisherr und unser 
Zauptagent nicht sehr für mich verwendet hätten, 
däre ich hier sitzen geblieben, während meine 
Schwester hätte abreisen müssen. Wenn viele Aus⸗ 
vanderer da sind, so werden nur Diejenigen auf's 
Schiff genommen, welche bei deutschen Agenten Ver⸗ 
trag abgeschlossen haben und solche mit amerikani⸗ 
schen Freikarten zurückgewiesen. Bei unserem Schiff 
wurden 16 Personen abgewiesen und wer weiß 
wie lange es währt bis sie fortkommen; deswegen 
'agt es überall, die Leute sollen fich Geld siatt 
Schiffskarten schicken lassen, es ist besser für fie, 
venn es auch theuerer ist.“ 
— Edenkoben. In Burrweiler hat ein 
gZjahriger Bursche seinem jüngeren Bruder in 
Folge eines Streites mit dem Bickel derart auf 
den Kopf geschlagen, daß der Tod eintrat. 
— Neustadt, 26. Juni. Der Stadtrath 
hat in Angelegenheiten des pfälz. Brandversicher⸗ 
ungswesens (Anschluß an dasjenige im jenseitigen 
Bayern) von einer Anzahl pfalzischer Städte Gut⸗ 
achten eingefordert (u. A. von Speyer. Dürkheim, 
Landau), welche sich saͤmmtlich gegen die Einführ⸗ 
ung der rechtsrheinischen Bauordnung aussprechen. 
Der Stadtrath faßte einen Beschluß, der im 
Wesentlichen lautet: Der Stadtrath erachtet eine 
gerechtere Vertheilung der Brandversicherungsbeitraͤge 
der Pfialz für geboten, bei welcher wenigstens der 
Befährlichleit der Betriebe Rechnung getragen wird, 
erkennt auch die Zwedmaßigkeit mancher Bestimm⸗ 
ungen der rechtsrheinischen Bauordnung an, kann 
sich aber ebenso wie die anderen pfälzischen Städte 
trotzdem nicht der Ueberzeugung verschließen, daß 
die Einführung der rechtsrheinischen Bauordnung 
in der Pfalz sehr erschwerend und drückend wirken 
and viele laͤstige Neuerungen und Beschränkungen 
m Gefolge haben würde. Dagegen würde der 
Stadtrath mit dem Erlaß einer allgemeinen 
pfälzischen Bauordnung durchaus einverstanden sein. 
— Der neueste Beleidigungsprozeß der beiden 
Neustadter Zeitungsschreiber schloß damit, daß der 
Redakteur der Neustadter Zeitung“ zu 14 Tagen 
Jefaͤngniß, der Redakteur der „Bargerzeitung“ zu 
2 Monaten Meftmaniß verurtheilt wurde. 
Vermißchtes. 
1Reichsgerichtsentscheidungen. 
1) Konkurbrecht. 8 207 Abs. 1 bet Konkursord⸗ 
nung bestimmt: „Besitzt ein Schuldner, über dessen 
Vermoͤgen im Auslande ein Konkursverfahren er⸗ 
offnet worden ist, Vermögensgegenstände im Inlande, 
'o ist die Zwangsvollstreckung in das inländische 
VBermögen zulässig. Demgemäß können im Inlande 
nuch weiter Klagen gegen den ausländischen Ge— 
neinschuldner anhängig gemacht werden, vorausge—⸗ 
etzt, daß ein Gerichtsstand im Inlande begründet 
ss. Diese Klagen find nicht gegen die Konkurs— 
nasse. bezw. den Konkurßverwaltfer, sondern geger