Full text: St. Ingberter Anzeiger

Aus Floß, 30. Juni, wird der „Raabztig.“ 
zeschrieben: Gestern wurde Lehrer Riebel — der 
iltefte Lehrer der Oberpfalz — im Schul⸗Garten 
zahier von einem Bienenschwarm überfallen. Lehrer 
dehner fand seinen armen Kollegen vor dem 
Bienenhause liegend und ganz mit Bienen bedeckt 
dehrer Lehner, welcher natürlich sofort ärztliche 
hilfe leistete, wurde ebenfalls überfallen und alle, 
welche in die Nähe kamen. Es hatte sich der 
Bienen eine foͤrmliche Wuth bemächtigt. Nachdem 
man Riebel weggebracht, holte man sofort ärztliche 
Hhilfe und soll Dr. Blanralt nicht weniger als 
1240 Stachein aus dem Körper des bedauerns⸗ 
verthen alten Hetrn entferut haben. (Wie aus 
einer Traueranzeige im „Amb. Tgbl.“ zu ersehen, 
ist Lehrer Riebel, im 84 Lebensjahre stehend, am 
30. Juni bereits gestorben 
rHamburg, 2. Juli. Als vor einigen 
Tagen die „Westphalia“ mit amerikanischen Czechen 
an Vord hier einlief. fand wie bekannt eine Revi— 
sion derselben statt, weil der österreichischen Botschaft 
in Berlin telegraphisch aus Newyork gemeldet wor⸗ 
den war, daß sich auch eine Anzahl Anarchisten 
eingeschifft hätte. Bei jener Schiffsrebision sind 
bier Personen verhaftet worden, welche sich nicht 
legitimiren konnten. Während zwei alsbald auf 
freien Fuß gesetzt wurden, befinden sich die zwei 
anderen noch immer in Haft, weil sie nicht nur 
aicht Legitimationspapiere besitzen, sondern auch, 
veil fie falsche Angaben über Namen, Wohnort, 
Keiseabficht und dergleichen machten. Man meint 
sier thatsachlich einen anarchistischen Fang gemacht 
zu haben. 
jerbeigeführten Ueberfüllung der Hirnblutgefäße nach 
venigen Stunden eintrat. Das Reichsgericht ist 
zieser Entscheidung beigetreten. 
f(Dat's min Nadel!) Im Anschluß 
in die Demonstration eines jungen Madchens, das 
ine Stecknadel verschluckt hatte, erzählte Professor 
Bardeleben folgende interessanten Erlebnisse aus 
seiner chirurgischen Vergangenheit. Bei dem durch 
steuter bekannten Gutsbesitzer Fritz Peters war 
eine Taglöhnerfrau beschäftigt, die eines Tages 
ihr 1 Jahr altes Kind allein in der Stube zurück⸗ 
ließ. Auf dem ˖ Fußboden neben dem Kinde lag 
'hr Umschlagetuch mit einer großen Tuchnadel. Als 
sie von der Arbeit zurückkommt, findet fie ihr Kind 
ind ihr Tuch wieder, die Nadel fehlt. Daß das 
zind die Nadel verschluckt hat, will außer ihr 
Niemand glauben, weil das Kind völlig munter 
ist. Nach einiger Zeit bekommt das Kind Leib— 
schmerzen und Krämpfe. „Dat's min Nadel!“ 
zehauptet die Frau. Die Symptome gehen indeß 
inter ärztlicher Behandlung bald zurüct. In seinem 
ehnten Jahre bildet sich in der Gegend der rechten 
darmbeinschaufel des Kindes eine Geschwulst. 
„Dat's min Nadel!“ sagt die Frau, die von der 
Imgebung als von einer fixen Idee besessen 
hetrachtet wird. Der Knabe wird zur Operation 
n die Klinik nach Greifswald zu Bardeleben ge⸗ 
zracht, und dieser findet beim Einschneiden des 
Abscesses eine lange Nadel, deren Kopf sich durch 
Auflagerung von Salzen so vergrößert hat, daß 
die Mutter nun meint: „Dat's nich min Nadel!“ 
Rach Entfernung der Auflagerungen erkennt sie 
iber doch endlich ihr langvermißtes Eigenthum. — 
Der zweite Fall betraf eine Schiffertochter, der die 
Mutter an einem dunklen Morgen Bittersalz in 
inem Glase zurechtgemacht hatte, das zugleich auch 
ils Aufbewahrungsort für Nähnadeln gebrauch 
vurde. Durch Schläge wurde das Kind gezwungen 
die Lösung, die furchtbar im Halse stach, zu schlucken. 
Erst später, als man die Nähnadeln brauchen 
voslte, wurde das Unglück entdeckt. Das Mädchen 
jat vielfache Beschwerden von dem Abführmittel 
gehabt. Im Laufe der Zeit find im Ganzen 16 
RNadeln an den verschiedensten Körperstellen, die 
letzte am Oberschenkel, zum Vorschein gekommen 
und dann mit Leichtigkeit herausgezogen worden 
* Kiel, 3. Juli. Die hier liegenden drei 
cinesischen Panzerschiffe wurden heute durch der 
Gesandten China's unter religiosen Ceremonien ge. 
weiht und traten heute Nachmittag die Reise ma 
China an. 
f Wien, 3. Juli. In Horodenka (Galizien 
sind über 600 Häuser abgebrannt; 5000 Menschen 
meistentheils arme Juden, sind obdachlos und orod— 
los. Zwei Menschen verbrannten, mehrere Kinder 
verden vermißt; es herrscht große Noth. 
7 .Im Ganzen gibt es noch 250,800 Roth— 
häute in den Vereinigten Staaten, die wilden Söhn— 
Thams in Alaska ausgenommen. 127,000 davon 
also mehr als die Hälfte tragen Hosen, Röcke umd 
hüte. 123,800 hingegen kleiden sich immer nod 
aach der Weise der Väter in „Blankets“, d. 6 
wickeln sich in Decken oder Felle ein. 
Dienstesnachrichten. 
Der temporär pensionierte Oberamisrichter 
datig in Homburg wurde wegen Krankheit fin 
inmer im Ruhestand belassen, der proteftantische 
Pfarrer und Dekan Welsch in Odernheim wurde 
auf Ansuchen unter Anerkennung treu geleisteten 
Dienste seiner Funktion als Dekan enthoben und 
diese Funktion dem Pfarrer Schäfer in Ober— 
moschel übertragen, die protestantische Pfarrstell 
in Rockenhausen wurde dem Pfarrer Brand— 
stetter in Großsteinhausen verliehen, Förster 
Vogel in Sippersfeld auf Ansuchen nach Nexn— 
hemsbach versetzt. 
F(Gegen den Trunk.) Der erste Staats⸗ 
inwalt zu Ratibor erläßt eine amtliche Warnung 
an Gastwirthe und Schankwirthe, dem unmäßigen 
Schnapstrinken in ihren Lokalen in keiner Weise 
Vorschub zu leisten, da er in allen zu seiner Kennt⸗ 
niß gelangenden geeigneten Fällen die strafrechtliche 
Berfoigung einleiten werde. Die Strafkammer da⸗ 
celbjst verurtheilie einen Gastwirth wegen fahrlässfiger 
Tödtung zu einer Gefängnißstrafe von drei Mo⸗ 
naten, weil er in seinem Lokale innerhalb ganz 
surzer Zeit eine so große Menge Schnaps einem 
Baste verabfolgt hatte, daß der Tod des Letzteren 
ijn Folge der durch den unmäßigen Schnapsgenuß 
Fur die Redalktion verantwortlich: F. x Deme ß. 
Endlich einmal eine Lotterie, welche den zahlosen 
Alagen des Publikums, die in dem einen Saz gipfelt 
„Wenn ich nur wenigstens 100 oder doch 20-10 Mar 
Jewinnen könnt!“ in noch nie dagewesener Weise Rechnung 
wrägt. Die Kaiserslauterer kath. Kirchenbau 
lofterie hat 857 Treffer allein, die zwischen 1000 und 
10 Mark gewinnen. Ueberhaupt gewinnt schon jedes zehnh 
Loos Zwei Haupttreffer zu 30,000 und zu 10,000 Mark 
Das Loos kostet blos 2 Mark. Ziehung unwiderruflich an 
* Juli 1885 — liebes Publikum, was willst du nod 
mehr! 
Mebhlpreife. 
dontag Abend 8 Uhr 
—IIIAE 
zeim Hännes. 
Um zahlreiches Erscheinen ersuchen 
ringenst 
Mehrere Junggesellen. 
Tüchtige Agenten 
zum Verlauf von Kaffee an Private 
verden gesucht. Proviston 1006 
jebst einem Firum von M. 400 
Ifferten zub F. 777 an 
8L bDauhba Co., samkurg. 
Ber durch die Kunst erfreut und gehoben, nicht aber durch langatmige Abhand⸗ 
sungen und anwiderndes Parteigezaͤnk geaͤrgert sein will; 
Wer zuverläßig und rasch orientirt sein möchte, über interessante Vorgänge und 
— dedemsamen personeen und litterarischen Erscheinungen auf dem Gebiete 
der Kunst; 
Wer sich Anregung und Unterhaltung schaffen will durch fesselnd geschrieben 
BVerichte Biographien aus dem Leben beruhmser Tontunstler, über fachliche Musik 
deren Pflege, und sonstige Begebenheiten auf dem Gebiete der Musik, in feuille⸗ 
toniftisch gefärbter und allgemein verständlicher Darstellungsweise; 
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