Full text: St. Ingberter Anzeiger

gine versengende Hitze und ein starker Sturmwind 
Agen dazu bei, daß das Feuer mit Blitzesschnelle 
herbreitete, so daß schon nach Verlauf weniger 
inuten an eine Rettung nicht mehr gedacht wer⸗ 
onnte. Feuerfunken, brennende Holzstücke, 
Rapiere, Fetzen ꝛtc. flogen in der Luft, vom Winde 
Ztere Kilometer weit getragen. Das Weinen 
ddas Jammergeschrei welches von allen Seiten 
dnte, spottet jeder Beschreibung. Erst nach vier 
zunden, nachdem die Hälfte der Stadt bereits ein 
suub der Flammen geworden, begann das Feuer 
achzulassen. Der niedergebrannte Stadttheil war 
st ausschließlich von sehr armen Juden und Häus- 
n bewohnt, die den Verlust ihrer ganzen Habe 
—* E bildete sich sofort ein Hülfskomité, 
sen eiste Aufgabe die Stillung des Hungers der 
aglücllichen war. Bis jetzt wurde nebst vielen 
iüen schweret oder leichterer Verwundungen kon⸗ 
cürt, daß 11 Personen in den Flammen ihren 
od fanden; es ist jedoch zu befürchten, daß noch 
weilere Opfer aus dem Schutte zu Tage befördert 
erden, da man noch viele Kinder vermißt. 
Weltstatistisches.) An jeden Gebil⸗ 
zien stellt unsere Zeit die Anforderung, daß er 
ntetrichtet sei über die wichtigsten und neuesten 
vlinsch geographischen Verhältnisse der Erde. Da 
sich aber hierbei um Faktoren handelt — man 
nte nur an die Einwohnerzahlen — die nicht 
r in gewissen Zeiträumen. sondern fast alljährlich 
ger Veränderung unterliegen, so hält es schwer, 
ftets informiren zu können und die besten Lehr⸗ 
cher veralten in kürzester Zeit. Dem gegebenen 
cdürfnisse helfen nun entschieden ab die alljährlich 
neuer Auflage erscheinenden „Geographisch⸗ 
nistischen Tabellen aller Lander der Erde“, nach 
— herausgegeben von dem Innsbrucker Uni⸗ 
cstäts⸗Professor von Juraschek. Auf den neuesten 
hlungen fußend und wo solche nicht vorhanden 
o, die Schätzung heranziehend, enthalten diese 
ibellen auf engem Raume eine solche Fülle 
gtischer Zahlen, daß den weitgehendsten Ansprüchen 
dnung getragen ist. Die angestellten Vergleiche, 
hhe hauptjsüchlich den europũischen Continent be⸗ 
aen erhöhen das Interesse. Die 1475 Millionen 
n, der ganzen Erde gehören 71 Ländern 
verschiedensten Regierungsformen an, worunter 
ebenso viele Republicken als konstitutionelle 
despotische Staaten sind. Das größte Reich 
nErde ist das russische mit 21,8 Millionen 
ndtattitometern welchem Großbritannien mit 
Millionen ebenbürtig ist. Diesen mächtigen 
er Complexen unter einem Oberhaupte steht 
Fürstenthum Monaco mit nur 22 Onadrat⸗ 
iem als winzigfter Staat gegenüber. In 
8 die Bevölkerung nimmt China weitaus 
J ein mit 403 Millionen; ihm folgen 
m w nnn Rußland, Frankreich, die 
α taaten und Deutschland, letzteres mit 
Millionen Einwohnern. Am bevöllertsten i 
daien mit 19 e 
mit 194 Bewohnern pro Quadratkilometer, 
in sehr vielen Landern (Arabien, Argen⸗ 
dhen Tripolis, Sahara) auf den Qua—⸗ 
— un blos ein Mensch lommt. Auf der 
3 e gibt es unter den regierenden Häup· 
* nisen— 19 Konige, 12 Großherzoge und 
3 Fürsten. sowie 21 Präsidenten von 
—* n. Als Nester unter den gekrönten 
—JFJ steht unser greiser Kaiser an der Spitze; 
vn nriethren ist Pedro . Kaiser von 
e 831 den Thron bestieg der älteste. 
China, Kuang—sü, ist der jüngste 
. zu In er als vierjähriges Kind im Jahre 
—8 gienung gelangte. Die größte Haupt⸗ 
ad gleich die größte Stadt der Erde ist 
—8* reiche London, welches jetzt 4, 084,000 
—* hir Im Anfange dieses Jahrhunderts 
—2 eine Million. Ueberhaupt gibt 
An onstädte, groß genug, um namenilich 
un zu werden; darunter: London (9). 
—* Peking .6). Canton (1,6), Berlin 
* Ien , ), Wien mit Vororten (1,)). 
—* eee 19 Städte haben mehr als ⸗ 
im, mehr als 100.000 Einwohner. 
——— mnt unter allen Städten der Erde die 
31 vn Ganz besonders erwähnenswerth 
—— n der Volksbewegung (Geburten, 
wn rauungen). Es mag hervorgehoben 
* in Portugal die meisten, in Bos⸗ 
a 85 Frauen gibt. Heirathslustige 
hod J erbien zu wandern; dort treffen 
2 inwohnet 118 in Spanien dagegen 
Deutschland 77 Trauungen. Die 
meisten Sterbefälle in Europa weist Ungarn auf 
nit 360, die wenigsten Schweden 172 (Deutsch⸗ 
and 260) auf je 10,000 Bewohner. 
WEin Donauquellen-Forscher.) 
Qui vive“ (Wer da?) heißt der papierne Kahn, 
n welchem am 9. Juli Herr Tanneguy de Wogan 
ich in Paris gegenüber dem Louvre im Beisein 
iner zahlreichen Menge eingeschifft hat. Der Rei⸗ 
ende will mit seinem Boote die Marne hinauf 
urch den Marnekanal nach dem Rhein und (wenn 
s geht) nach den Schweizer Seen. Hierauf will 
r e„die wahre Quelle der Donau“ entdecken und 
ann durch Neckar, Rhein, Nordsee, Kanal und 
beine wieder nach Paris zurücksegeln oder rudern. 
HDie Reise ist auf zwei Monate berechnet — vor—⸗ 
nusgesetzt, daß die Auffindung der Donauquelle 
lücklich gelingt und daß nicht gerade Ebbe in der 
S„chloßküche von Donaueschingen eingetreten ist. An 
gord des Papierkahns befindet sich außer dem Rei⸗ 
enden noch sein Gepäck: Kleider, Wäsche, Waffen, 
in Photographieapparat, Angelzeug. Schwimm⸗ 
ürtel, Nothsignale u. s. w. Diesem drolligen 
Wer da?“ wird wohl allenthalben ein „Gut 
rreund“ antworten. 
7 GKönig und Kinderfrau) Die 
World“ erzählt Folgendes: „Als König Alfonso 
ius Aranjuez zurückkehrte, erbat sich die oberste 
Wärterin der Jnfantinnen eine Audienz, in welcher 
ie den König erinnerte, daß der spanischen Hof⸗ 
tiquette zufolge Jedermann, der in der Nähe konta⸗ 
ziöser Kranken geweilt, für eine bestimmte Zeit von 
em Verkehr mit den kleinen Prinzessinnen ausge— 
hlossen sei. „Für wie lange?“ fragte der König. 
Darüber muß ich mich genau erkundigen.“ „Gut, 
hun Sie dies sofort und bringen Sie mir binnen 
iner Stunde die Nachricht.“ Die Alte ließ sofort 
inspannen, um beim obersten Ceremonienmeister 
Anfrage zu halten. Als sie zurückkehrte, hörte sie 
aß der König einstweilen ihre Stelle vertreten — 
nit der Prinzessin von Asturien und ihrer kleinen 
-„chwester Fangball gespielt. 
F Ottawa, 12. Juli. Kin Graf Esterhazh 
zat mit der kanadischen Regierung die Abmachung 
jetroffen, daß 20,000 Ungarn längs der Kanadia⸗ 
zJacific-Eisenbahn auf einem Gebiete von 200,000 
cres bei Fort On Appelle angesiedelt werden 
ollen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um 
diejenigen Ungarn, welche jetzt in den Minenbezirken 
on Pennsylvanien so große Noth leiden. 
fF Geleimt. Ein berüchtigter Wucherer 
vollte einen Bauern pfänden lassen, doch fand der 
herichtsvollzieher nur eine Kuh vor, die er dem 
Zzauer als nothwendiges Inventar belassen mußte. 
da trifft auf einem Wochenmarkte der Wucherer 
einen Schuldner, bemitleidet ihn ob seiner Noth⸗ 
age und meint, da er soviel verliert, so käme es 
uf einige Mark nicht an. Als Beweis seiner 
vroßmuth schenkte er dem Bauer eine Ziege im 
Berthe von 25 Mark. Der Bauer eilt glücklich 
nit seinem Geschenk zum Dorfe. Hier verbreitet 
ich schnell das Gerücht von der Besitzvermehrung 
»es Genossen und der Name des Gebers. Der 
Schulze, ein gar schlauer Mann. merkt jedoch die 
Absicht des Wucherers und gibt seinem Freunde 
)en Rath, die Ziege schleunigst zu schlachten, da 
onst die Kuh für den Gerichtsvollzieher pfandbates 
Objekt sei. Gesagt, gethan. Am nächsten Morgen 
schon erscheint der Beamte, woylunterrichtet, daß 
nmif dem Hofe jetzt neben der Kuh eine melkbare 
Ziege vorhanden sei. Siegesbewußt jedoch meldet 
der Bauer, daß er die Ziege gleich nach der Heim⸗ 
ehr habe schlachten müssen zur Mahlzeit für sich 
ind feine zahlreiche Familie. — Der Wucherer soll 
über diese zweite fruchtlose Exekution, obgleich er 
o geschickt vorgearbeitet zu haben glaubte, nicht 
onderlich erbaut gewesen sein. 
tin Wort über die Abrohne der Feiralhen. 
Die „Dorf.Ztg.“ erhielt vor Kurzem eine in⸗ 
eressante Statistik über die Abnahme der Heirathen 
n den letzten acht Jahren und führt als Grund 
»afür den wirthschaftlichen Niedergang innerhalb 
er letzten Jahre und die vielen Ansprüche an, die 
etzt von den Mädchen in Bezug auf den Luxus 
jestellt werden. Diese Behauptung veranlaßt nem 
inen Dr. H. in derselben Zeitung zu einer Er⸗ 
viderung, die auch für weitere Kreise interessant 
ein dürfte: „Es ist mir ebensowenig wie jedem 
Andern. der ein Auge für die Verhältnisse des 
nenschlichen Lebens hat, unbekanni, daß der Luxus 
zei den Frauen gegen früher bedeutend aestfiegen 
ist. Wir machen diese Beobachtung in allen Ständen, 
von der Magd bis herauf zu den vornehmen Adels- 
und Börsenkreisen. Wie das Bauernmädchen städti⸗ 
sche Tracht nachahmt, wie wir Sonntags oft kaum 
ein Diensimädchen von der Dame äußerlich zu 
unterscheiden vermögen, so stellt bei mancher vor⸗ 
nehmeren Dame der Bedarf an Kleidern einen 
Werth dar, der dem Gehalt manches respektablen 
Beamten gleichkommt. Das alles ist richtig und 
doch ist die fragliche Beschuldigung eine ungerechte. 
Denn ist etwa der Luxus bei dem weiblichen Ge— 
schlechte allein gestiegen ? Doch gewiß nicht; das 
männliche Geschlecht laborirt in gleichem Maße an 
jenem Fehler. Schon das Büblein von 5 Jahren 
hat, wenn es die Straße betritt, seinen Ueberzieher, 
seinen Mantel, seine Pelzmütze, vielleicht sogar 
einen Muff und dergl. Mit den Jahren steigt 
der Luxus auch beim Knaben; von zwei Kindern, 
velche in die Schule gehen, kostet der Anzug des 
naben unzweifellos mehr, als der des Mädchens. 
sach der Konfirmation treten an das Mädchen 
allerdings etwas größere Auforderungen in Bezug 
nuf Toilette heran; allein auch der Jüngling bleibt 
nicht zurück, er kommt in das Alter der Glacçe- 
handschuh · Kultur, wenn er solche nicht schon als 
zunge getragen hat, sein Tuch wird feinet, sein 
stock moderner. Wo ist die Einfachheit in der Be— 
leidung gegen früher geblieben! Als Schreiber 
dieses die Universität bezog, wurde sein Altagsrock, 
in dem er dort auftrat, aus einem wohlkonservirten 
stock seines seligen Großvaters gefertigt. Ein 
jeutiger Studiosus würde mit einem Blick der Ver— 
ichtung über einen solchen Rock zur Tagesordnung 
ibergehen. Seine Bekleidung koftet sicherlich mehr, 
nindestens ebensoviel, als die einer jungen Dame. 
ibgerechnet natürlich Modenärrinnen, von denen hier 
nicht die Rede is. Was hat aber nun — und 
amit kommen wir zum Hauptpunkt in der vor— 
iegenden Frage — ein junger Mann von heutzu⸗ 
age sonst noch für Beduͤrfnisse im Vergleich zu 
ꝛenen eines jungen Mädchens? Ihre Zahl ist 
degion. Er spielt Abends Billard. Kegel oder 
rarten — das Mädchen näht zu Hause; er trinkt 
wischen 4 und 10 Seidel Bier (wenn er sich nicht 
zu einem kostspieligerem Getränk versteigt.) das 
Mädchen trinkt Wasser oder Thee zu Hause; er 
peist Abends ein Beefsteak oder Wiener Schnitzel 
im Hotel, daß Midchen ißt ein einfaches Butter⸗ 
hrod zu Hause. Dieses Register ließe fich beliebig 
rweitern. Auf welcher Seite ist also der großte 
Luxus, bei dem männlichen oder bei dem weiblichen 
Beschlecht? Mir haben schon Dutzende von jungen 
Männern gesagt: „Wenn ich eine Frau nehmen 
soll, so muß ich eine haben, die Geld hat; denn 
was ich einnehme, brauche ich für mich allein. 
Und hier kommen wir auf den Krebsschaden unserer 
—I Materielle; der 
Mann hat zu viele Bedürfnisse und setzt bei seiner 
jukünftigen Frau zu viele voraus, darum heirathet 
x lieber nicht, weil er meint, er habe es so besser. 
Die Frau übertrifft, wie in manchen anderen so 
zuch darin den Mann—, sie lann sich leichter etwas 
entsagen, wie der Mann; wenn sie den Mann, 
dem sie folgt, liebt, so findet sie sich mit Leichtig⸗ 
keit in alle Verhältnisse. Mit der Heirathsziffer 
vird es also nicht eher besser werden, als bis der 
einfache alte Sinn zurückkehrt, welcher denkt: „Ar⸗ 
»eitsamkeit und Anspruchlofigkeit auf meiner (des 
Mannes) Seite, Zusammenhalten des Vorhandenen 
nuf Seite meiner Frau und dazu den Segen von 
oben — dann wirds schon gehen.“ So lange 
dieser Sinn in unserer männlichen Jugend fehlt, 
so lange hilft alles Reden nichts. Darum. wenn 
Sie in Zukunft zur Beseitigung des Luxus bei 
der weiblichen Jugend mahnen — und dagegen 
dabe ich ganz und gar-⸗ nichts, — so fügen Sie, 
bitte, auch die münnliche Jugend bei 
Verloosungen. 
Unter Leitung des kgl. Notars Herrn Otto 
iand am Mittwoch in München im mittleren Schrannen⸗ 
»avillon die 3. Ziehungen der Kaiserslauterer Kirchen⸗ 
aulotterie statt. 1. Haupttreffer Z30, 000 M ge⸗ 
vinnt Nr. 83,604. 2. Haupitreffer 10, 000 M. 
jewinnt Nr. 127,740. 8. Hauptireffer 23900 M. 
zewinnt Nr. 124033. — Je 1000 Marl ge— 
vinnen Ne. 190,183, 33. 197, 126. 827. Je 300 
Mark gewinnen Nr. 159,351, 33,606 161,804, 
105, 126, 83,977, 18,077. DJe 200 Mart ge⸗ 
vinnen Nr. 115,981. 798,211, 78,467, 29, 662 
22. 142. 132,586, 56,877, 121,903. Je 100 
Mark gewinnen Nr. 6477, 7517, 10004 32528