Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltu as⸗ 
8. att und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1AM G60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 —, einschließ. 
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A 65. 
Politische Uebersicht. 
Die Reaktion auf dem Gebiete der Ge— 
verbegesetzgebung soll, nachdem den Kon— 
erbdativen der große Wurf“ mit dem Lehrlings⸗ 
Paragraphen gelungen, weiter geführt werden. 
Zungchst durch eine gesetzliche Bestimmung in 8 14 
der Gewerbeordnung, wonach der Geschäftstreibende 
nit der Anzeige von der Eröffnung seines Betriebs 
der Behörde auch den Nachweis der Befähigung 
iefern soll. Die handwerksmäßigen Betriebe, bei 
denen dies erforderlich, sollen durch den Bundes— 
rath bestimmt werden. Der Nachweis würde zu 
erbringen sein durch das Lehrzeugniß und ein Ar— 
zeitszeugniß über eine mehrjährige Thätigkeit als 
Beselle oder Gehilfe oder als Arbeiter in einem 
zem betreffenden Gewerbe analogen Fabrikbetriebe. 
Die Nachweise können auch durch ein Zeugniß einer 
taatlichen anerkannten gewerblichen Unterrichtsan— 
talt erbracht werden, sofern in derselben zugleich 
ür praktische Ausbildung gesorgt ist. — Sodann 
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tänden zu gewährenden Befugnisse sofort verliehen 
verden, sobald mehr als die Hälfte der Arbeit— 
zeber der Innung angehören. Solchen Innungen 
oll ferner auch die Berechtigung zustehen, selbst⸗ 
tändige Gewerbetreibende in dem Bezirke sowie 
hre Gesellen zur Betheiligung heranzuziehen, indem 
je den für die Innung getroffenen Einrichtungen 
zeitreten, z. B. Fachschulen, Gesellen⸗ und Meister— 
prüfungen und Unterstützungskassen. Endlich soll 
in Sonn⸗- und Festtagen eine Verpflichtung zur 
Arbeit schlechterdings nicht bestehen. Es wird ab— 
suwarten sein, was von diesen konservativen Idealen 
Verwirklichung finden wird. 
— 
Der Oechelhäuser'sche Börsensteuer-Ent— 
vurf wird in der nationalliberalen Fraktion durch⸗ 
zerathen und in der aus der Berathung hervor—⸗ 
gjehenden Form als Antrag an den Reichstag ge— 
angen. 
Die Dauer der Berliner Congo⸗Kon— 
rerenz läßt sich noch immer nicht absehen. Augen⸗ 
blicklich macht Portugal wit seinen weitgehenden 
Ansprüchen auf das Congogebiet große Schwierig— 
teiten. 
Aus Wilhelmshafen wird gemeldet, daß 
das Kriegsschiff „Habicht“ gleichsalls zur Fahrt 
iach Westafrika in Dienst gestellt würde. Die Aus— 
rüstung selbst ist Thatsache; die mit Sicherheit 
zuftretende Vermuthung über den Zweck derselben 
vird dadurch unterstützt, daß der „Habicht“ bei 
einem nur geringen Tiefgange zu Rekognoszierungs- 
ahrten an der Küste und in den Flüssen treffliche 
Verwendung finden könnte. 
In England hat die fortdauernde Arbeits⸗ 
losigkeit eine gewisse Gährung unter den beschäf— 
tigungslosen Arbeitern hervorgerufen. In Bir— 
mingham kamen zu wiederholten Malen Demon—⸗ 
trationen vor, wobei Tausende von Arbeitern und 
handwerkern die Straßen der Stadt unter den 
Rufen: „Wir wollen Arbeit“ und: „Dies wird 
hnen zeigen, ob Elend existirt“ durchzogen und 
nuch in London versammelte sich eine größere An— 
ahl von Arbeitslosen zu einem Meeting dunter 
ceiem Himmel, bei welchem sozialistische und radi⸗ 
ale Agitatoren Ansprachen an das Voltk hielten. 
der dekannte Apostel für die „Nationalisirung des 
Dienstag, 20. Jannar 1885. 
20 Jahrg. 
godens“, Henry George, benützte die Unzufrieden- 
seit der Massen, um für seine Ideen von dem An⸗ 
auf sämmtlichen Bodens durch den Staat Propa⸗ 
sanda zu machen. Es gelangten auch verschiedene 
Flugschriften, darunter auch solche extremsten In— 
alts, zur Vertheilung. Zu Ausschreitungen ist es 
is jetzt noch nirgends gekommen, wenn man von 
inem vielleicht mehr angedeuteten als wirklich be— 
bsichtigten Versuch in Birmingham, die Bäcker⸗ 
iden zu plündern, absieht, allein es liegen An⸗ 
eichen vor, daß auch unter den englischen Arbeitern 
er aufrührerische Geist, der einen großen Theil der 
ranzösischen Arbeiter beherrscht, um sich zu greifen 
»eginnt. Von einer Hilfsaktion zur Abwendung 
er Folgen der zunehmenden Beschäftigungslosigkeit 
erlautet noch nichts. In Brimingham ist wohl 
ie Bildung eines Hilfsfonds in Aussicht genommen, 
voch wird man, im Falle sich die Lage verschlimmern 
ollte. zu umfassenderen Maßnahmen greifen müssen. 
Richtung vorbereitet. — Die nationalliberale Frak— 
ion des Reichstages hat gestern Abend den Oechel⸗ 
jäuser'schen Börsensteuer⸗Gesetzentwurf berathen, ist 
ndessen noch nicht zu definitiven Beschlüssen ge— 
ommen, in welcher Gestalt der Entwurf an den 
Reichstag gebracht werden soll. Es steht aber be⸗ 
reits fest, daß schon die Fraktion verschiedene wichtige 
Aenderungen vornehmen wird. 
Ausland. 
Wien, 18. Januar. Der zum Alttaché bei 
der Botschaft in Berlin ernannte Graf Theodor 
Andrassy, Sohn des früheren Ministers des Aeußer 
Frafen Andrassy, hat sich auf seinen neuen Posten 
egeben. 
Paris, 19. Januar. Der Verein gegen 
Bertheuerung von Brod und Fleisch hielt am Sonn⸗ 
ag eine Versammlung ab, welcher Leon Say prä⸗ 
idirte. Alle größeren Städte Frankreichs waren 
durch Delegirte vertreten. Mehrere Senatoren und 
Deputirte schrachen sich gegen Erhöhung der Ge—⸗ 
reides und Viehzölle aus. Die Versammlung be— 
dloß eine Resolution im nämlichen Sinne. 
Newyort, 18. Januar. Nach einem Tele— 
zramm aus Panama hat sich der in Kolumbia aus— 
zjebrochene Aufstand bereits auf 5 Staaten ausge— 
)ehnt. Die Auffständischen halten Barranquila be— 
etzt. Die Stadt Carthagena, deren sich die Auf— 
tändischen ebenfalls bemächtigt hatten, ist von den 
Kegierungstruppen wieder erobert worden. 
Am letzten Sonntag im Dezember hat Mo st 
n Philadelphia über die Konsequenzen ge— 
prochen, welche die Anarchisten aus der Verurtheilung 
on Reinsdorff und Genossen zu ziehen hätten. 
zr nannte R. den „Vater des deutschen Anarchismus“, 
childerte dessen „große That“ und malte mit sata⸗ 
niischem Behagen den „Knalleffekt' aus, den das 
helingen des Niederwald-Attentats uud das Indie— 
uftfliegen der Fürsten ꝛc. hervorgebracht haben 
vürde. Reinsdorff stehe da wie ein antiker Held, 
eine That werde ein Markstein sein in der Geschichte 
der sozialen Revolution. Seine Parole sei kurz 
ind bündig gewesen: dem Verräther den Strick, 
em Büttel den Dolch, dem Pfaffen das Gift, dem 
Jrotzen die Kugel und dem Fürsten die Bombe.“ 
— Wenn es richtig ist, daß der ermordete Polizei⸗ 
ath Rumpff in Frankfurt an der Entdeckung des 
siederwald⸗Attentats wesentlich betheiligt war, so 
rängt sich die Annahme auf, daß Most bei dem 
Frankfurter Mord seine Hand im Spiel gehabt hat. 
die europäischen Regierungen aber werden sich endlich 
illen Ernstes die Frage vorlegen müssen, was zu 
hun sei, um die Freistatt, welche die Vereinigten 
Staaten den Anarchisten bieten, wo dieselben ihre 
Mordpläne unbehelligt schmieden und predigen 
urften, aufzuheben. 
Lokale und vpfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 20. Januar. Wie wir 
jören, läßt Herr Reichstagsabgeordneter Herr Oskar 
drämer den ihm gehsrigen Freisingerhof bei 
BZöckweiler zu einer Villa umbauen. Plan und 
kostenanschlag zu dem Neubau hat Herr Bauschaffner 
dausser dahier ausgearbeitet, der auch Submiffionen 
entgegen nimmt und den Bau leitet. 
mou. Das Töchterinstitut der beiden 
Fräulein Ilgen, welches bisher den Charakter 
iner Privatschule hatte, soll von kommenden Ostern 
in durch einen zweiten Kurs, in welchen Mädchen 
vom 10. Lebensjahre an eintreten können, erweiiert 
ind in eine öffentliche Lehranstalt mit den obliga— 
orischen Lehrgegenständen der Töchterschulen umge— 
vandelt werden. Zu diesem Zwecke gedentt das 
Suratorium dieses Instituts, mit Hinzuziehung 
ines Fachmannes und der Geistlichen beider Con— 
essionen ein Statut zu entwerfen, welches alle durch 
zie Erweiterung der Schule neu geschaffenen Ver— 
zältnifse regelt. Einige tüchtige Lehrkräfte unserer 
Ztadt zu gewinnen, wird außerdem das eifrigste 
Bestreben des Curatoriums sein. Vorerst jedoch 
vird eine Liste zirkulieren, welche unter Bekannt— 
Jjabe der bisherigen Aufnahmsbedingungen die zur 
Erweitung des Instituts notwendige Frequenz er— 
nitteln soll. Wir wünschen dem jungen Unter⸗ 
aehmen, das bestimmt ist, einem wirklich gefühlten 
Bedürfnisse abzuhelfen, den besten Erfolg und em⸗ 
ofehlen dasselbe dem Wohlwollen unserer Mitbürger. 
Möge vor allem unsere städtische Vertretung dem 
Institute die regste Teilname zuwenden und wenn 
es not thun sollte, ihm auch ihre Unterstützung 
nicht versagen. 
Das Oratorium „Die heiligen Drei— 
könige“ wird auf allgemeines Verlangen am 
nächsten Sonntag, den 25. d. M. im Oberhauser'- 
chen Saale wiederholt aufgeführt. Den tiefen 
Lindruck, den diese herrliche Composition mit den 
ehenden Bildern auf jeden Theilnehmenden macht, 
vird am besten Derjenige schildern, der am Sonn— 
Deutsches Reich. 
Berlin, 17. Januar. Die drei Kaisermächte 
icceptirten den französischen Vorschlag über die 
»gyptische Anleihe. — Der Kongostaat ist von 
Rußland und Schweden anerkannt worden. 
Berlin, 17. Januar. Hinsichtlich der Vor⸗ 
hereitungen für ein Nationalgeschenk an den Fürsten 
Bismarck hoöͤrt das „Frkf. J.“, daß ein Central⸗ 
omité unter dem Vorsitz des Herzogs von Ratibor 
n der Bildung begriffen ist, welches in kürzester 
Zeit mit einem Aufruf hervortreten und voraus- 
ichtlich die anderen zu demselben Zweck bereits 
ebildeten Comités in sich aufnehmen wird. Es 
esteht die Absicht, der Angelegenheit möglichst den 
zarteipolitischen Charakter zu benehmen und darum 
uch angesehene Männer aus der deutsch-freisinnigen 
ind der- Zentrumspartei aufzufordern, dem Comitè 
eizutreten. Der durch Sammlungen aufgebrachte 
zonds soll dem Reichskanzler zur freien Verfügung, 
hne Bestimmung eines Zwecks, übergeben werden. 
— In der neuen Zollvorlage sind Vorschläge über 
ẽErhöhung der Viehzölle nicht enthalten. Wie wir 
wören, wird aber seitens der „wirthschaftlichen Ver— 
nigung des Reichstaas“ ein Antrag in dieser