Deutsches Reich.
Berlin, 3. August. Die Meldung süddeut—
scher Zeitungen von einer Verwundung oder einem
Unglüdsfall des deutschen Kronprinzen in Zürich
stellt fich als unwahr herass.
Angsland.
Pest, 2. August. Gestern wurden hier zahl⸗
reiche Sozialissten verhaftet. Einer derselben,
aus Chicago gekommen, leistete der Polizei heftigen
Widerstand. ..
Eondon, 3. August. Der „Standard“
meldet aus Kuchan vom 22. Juli. ein anderweitig
noch unbestätigtes und unerwähntes Gerücht von einem
husichafgbanischen Zusammenstoße unweit Merut⸗
ak.
Simla, 2. August. Gutem Vernehmen nach
ist der Plan, ein verschanztes Lager im Pitschin⸗
Thale zu errichten, nicht einer plötzlich eingetretenen
Veranderung in dem Stande der englisch⸗russischen
Unterhandlungen zuzuschreiben; derselbe bildet viel⸗
mehr einen Theil des allgemeinen Planes zum
Schutze der Grenze.
Z⸗rale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 3. August. Das königl.
Eisenbahn⸗Betriebsamt Saarbrücken beabsichtigt, am
nmächsteen Sonntag den 9. d. einen Ertra—
Ju g von Volklingen ꝛc. bis Rüdesheim abzulassen
wenn eine genügende Betheiligung an demselben
ficher gestellt ist. Einfache Billets gelten für Hin.
und Rügfahrt. Meldungen find spätestens bis
Freitag Abend bei den beir. Billet-Expeditionen zu
nachen.
*Si. In gbert, 8. August. Eine seltene
Ausnahme fuͤr die Bestimmung des Ostern ⸗Termines
ritt im nächsten Jahre zutage. Wie es wohl be⸗
jannt sein dürfte, findet die Fesisetzung des erfien
Dfterfeieriages nach der Bestimmung statt, daß
hierzu allemal der Sonntag nach dem ersten Voll
mond des Fcühlings gewählt wird. Dieser Sonn⸗
lag kann nur zwischen den 21. resp. 20. März
incl. und 25. Äpril inch., als allerletztes Datum,
fallen. Der erste Fall. 21. März, hat schon, wenn
nuch nicht zu oft, so doch mehrere Male seit Christi
Beburt, der zweite, 258. April, bis jetzt noch nie
statigefunden. Im nächsten Jahre finden sich alle
Momente ein, um den 1. Osterfeiertag auf das
Letzte hinauszuschieben. Der Frühlingsanfang wird
am Samstag, den 20. Mätz eintreten, —X
wenige Minuten vorher der Vollmond stattgefunden
hat. Wurde das Letztere eine kurze Zeit später
eintreten, dann hätten wir wieder am 21. März
Dstern. Nun müssen wir aber infolge dessen noch
volle 8 Wochen auf Ostern warten. denn der
nachste Vollmond trifft auch wieder so ungünstig
ein, daß er erst lurz nach Mitternacht des Samstags
den 17. Apri, also schon am Sonntag. den 18
Upril statifindet. Infolge dessen haben wir ersi
am nächsten Sonntag, den 25. April Ostern.
— Obiges Faltum ist aus allen schon erschienenen
Nalendern zu ersehen und war auch schon im
Anfange der z0er Jahre in den Zeitungen zu
lesen.
u wWie der „Homb. Anz.“ erfährt, wird am
16. de. Mis. in Homburg das erste pfalzische
Nadfahrer · Wettrennen abgehalten.
DdDie Apothele in Laͤndst uhl, welche der
jetzige Besitzer vor etwa 10 Jahren um 50.000
Mart kaufie, ist jezt um 125,000 M. in den
Befitz eines Apothelers aus Aalen übergegangen
Ein recht gutes Geschäftchen das. J
Am Donnersiag Abend wurde der ledige
2ojahrige Dauenhauer von Bunde nthal beim
Nachhausefahren vom delde durch einen gewissen
Maierhofer bon Schlettenbach, mit dem er verfeindet
war, durch einen Steinwurf getödtet. Dauenhauer
war dem S. W.“ zufolge ein allgemein beliebter
junger Mann, welcher im Begriffe stand, sich dem
nachst zu verheirathen. Er hinterlaͤßt eine arme
alle Wutter, für die er bisher sorgete..
— Bezuͤgiich der Aus stellung von Brau⸗
gerse geiegentlich des diesjährigen Herbst⸗Saat ·
Jutmarkltes in Kaiserslautern macht das landwirth⸗
schaftliche Kreiskomite belannt: Um die nöthige
Zeit zut chemischen Untersuchung und zur Keimprobe
der auszustellenden Gerstensorien zu gewinnen,
werden die Herren Producenten, welche beabsichtigen,
die Ausstellung zu beschicken, ersucht, ihre Gersten⸗
proben à 5 Pfund bis laängstens 16. d. M. an
die landwirthschaftliche Kreisversuchsstation Speher
tinzusenden. Wuͤnschenswerth ist ea. daß möglichfi
viele Proben vor dem oben angegebenen Termin
einlaufen, da sonst die zuletzt eingehenden wegen
Mangel an Zeit event. nicht mehr zur Untersuch⸗
ung gelangen könnten und deßhalb auch nicht an
der Prämirung theilnehmen könnten.“
— In Kaiserslautern erhängte sich, wie
die „Pf. P.“ berichtet, ein zehnjähriger Knabe,
Namens Alfred Hupfer. Was das Kind zu diesem
entsetzlichen Schritte trieb, konnte man nicht erfahren
.— Neustadit, 3. August. Beim Ein—
fahren des Zuges Nr. 23, weicher Abends 9 Uhr
35 hier ankommt, wurde am Samstag am Ueber⸗
zange in der Nähe der Correll'schen Mühle ein
fcemder Mann, dessen Familienname und Wohnors
bis jetzt noch nicht ermittelt werden konnten, von
der Loklomotive erfaßt und derart am Kopf ver⸗
wundet, daß er sofort den Geist aufgab. (R. Bztg.
— Dürkheim, —1. August. Die Fest
kollekte bei dem kürzlich hier gefeierten Gustav
Adolfsfeft ertrug M. 241. —; die beim Festmah
von Herrn Divbisionspfarrer Büttel veranstaltet
Sammlung für die Retscherkirche brachte M. 114. —.
— Rheinzabern, 1. August. Heut
Nacht um 12 Uhr brach ein furchtbarer Brand aus.
die Schwarz'sche Malzfabritk sammt Scheuer und
ODekonomiegebäuden, sowie auch die Scheune und
Wirthschaftsgebäude des Herrn Dr. Kreichgauer
vurden sammt allem Inhalt ein Raub der Flammen
der Schaden wird sich auf viele Tausende von
Mark belaufen. Ueber die Entstehung des Brandes
veiß man nichts.
— Speyer, 2. August. Die theologische
Aufnahmsprüfung für die protestantischen Pfarr-
amtskandidaten der vereinigten Kirche der Pfalz pro
1885 soll am Montag den 28. September nächst⸗
din beginnend dahier abgehalten werden. Derselben
jaben sich außer den Studierenden der prot. Theo⸗
logie, welche ihre Studien vorschriftsmäßig vollendel
haben, auch die im Vorjahre bedingt aufgenommenen
zu unterziehen. Den ungesäumt einzureichenden
Zesuchen um Zulassung find außer den Studien⸗
eugnissen der Geburtsschein und ein in lateinischer
Z3prache abzufassender Lebenslauf beizufügen. -Die
Probepredigten, für welche den Kandidaten der Terl
nit der Zulassung bekannt gegeben wird, haben bis
pätestens am 10. September bei der Kirchenbehörde
n Vorlage zu kommen. Bezüglich der Prüfungs⸗
Irdnung besteht die Absicht, die Kandidaten nach
yer schriftlichen Prüfung auf einige Tage in ihre
dheimath zu entlassen, um sie nach erfolgter Censur
hrer Arbeiten gruppenweise wieder zur mündlichen
Brüfung einzuberufen. (Pf. Pr.)
— Der „Pfalz. Pr.“ geht in Bezug auf die
von genanntem Blatte gebrachte Nachricht üder ein
Mordattentat mehrerer Lateinschüler auf ihren
tlassenlehrer von authentischer Seite folgende Dar
tellung des Vorganges zu: Speyer, 2. August
cinem Schüler der hiesigen 3. Lateinklasse wurde
von seinem Klassenlehrer wegen offenlundigen
Betruges bei der Fertigung einer Schulaufgabe dit
inschlägige Note herabgesetzt. Darüber ärgerlich
zußerte er gegenüber mehreren Mitschülern, er wolle
in den Ferien aus seinem Heimathsorte hierher
reisen, um dem verreisten Lehret Fenster einzuwerfen
einen ihm näher stehenden Kameraden lud er ein
dabei „mitzuthun“. Hiefür wurde er durch Lehrer⸗
rathsbeschluß mit der Androhung der Dimissior
bestraft.
— Ludwigshafen, 30. Juli. Ein
Gesetz, von dessen Existenz nicht Jedermann unter⸗
richtet sein dürfte, wurde gestern gegen den 48
Jahre alten Zigarrenmacher Friedrich Jaky von
Oggersheim von der Strafkammer in Frankenthal
— unseres Wissens zum ersten Male — in An⸗
vendung gebracht. Jaky hatte nämlich seit laängerer
Zeit ein Quantum Schießbaumwolle in Besitz und
nach Einführung des Sprengstoffgesetzes es unter⸗
assen, der Behoͤrde Anzeige zu machen, was nach
ziesem Gesetze strenge geahndet wird. Er hatte
ibrigens keine Verwendung für diesen Sprengstoff,
nuch konnte ihm nicht nachgewiesen werden, daß er
nit demselben die Ausführung eines Verbrechens
zeabsichtigte, obwohl er — wie durch Zeugen be⸗
undet wird — zu verschiedenen Malen Drohnngen
jegen Polizeikommissar Schäffer in Oggersheim
und andere Personen ausstieß. Der Angeklagte
vurde unter Zubilligung mildernder Umstande zu
iner Gefänanißstrafe von 4 Monaten verurtheilt
Vermischtes.
fSt. Johann, 30. Juli. In origineller
Weise führte am Sonntag Nachmittag, wie die
„:St. Joh. Zig.“ erzählt, das Kindermädchen eir
hier wohnenden Familie den Auftrag aus
dem seiner Obhut anvertrauten Kinde einen —*
zang zu machen. Es fuhr letzteres in e
Zinderwagen zur Bahn, gab diesen als —2*
zut nach Dudweiler auf, löste sich nach dae
Station ein Bislet und fuhr mit dem —*
zuter Laune dorthin. In Dudweiler nahm dat
Mädchen den Wagen wieder in Empfang, fetzte da—
rind hinein und fuhr nach einer Wirihschas
Dort wurden Kind und und Wagen in ceincn
Privatzimmer ·untergebracht; das Mädchen abe
eilte zum Tanze und schwang sich gemüthlich mit
den Bergknappen im Kreise herum. So— gan
zlatt sollte die Vergnügungsreise aber nicht —8
Die im Glauben, ihr Kind gut behütet zu wissen
befindichen Eltern Nerhielten Rachricht don des,
eigenthümlichen Kinderwartung, kurzbesonnen fuhl
der Vater an Ort und Stelle und holte sein Kind
nach Hause zurück, wahrend das pflichtvergessen-
Mädchen spaäter seinen Denkzettel erhielt.
F Metz. Die Jünger St. Huberts dürfen fich
freuen, denn die Aussichten auf die bevorstehend
Jagdzeit sind ausgezeichnet. Das Rebhuhn isi au
merkwürdige Weise gerathen. Man trifft allenb.
halben zahlreiche Völker, deren Kopfzahl sich durch—
schnittlich auf 16 stellt. Die letzten Gewitter haben
dem Federwild keinen Schaden gebracht und man
darf getrost auf eine brillante Zeit hoffen.
FThailen, 830. Juii. Noch nie dage—
wesen! Vor einigen Tagen, am frühen Morgen,
stand auf einem freien Platze in unserem Dorft
eine Riesendamenbude. Alles staunte: Wie kommi
die hierher? Der Besitzer der Bude sitzt hinter
Schloß und Riegel wegen einer Messeraffaire, welch
vor einiger Zeit die Bechinger Gegend in Aufregung
versetzte. Die Bude wartet auf ihren Besitzer. Di
Geschäfte müssen hier schlecht gegangen sein, denn
andern Tages ging das Bedienungs-Personal der
Riesendame, welche sich nennt „Die Blume von
Zroatien? fechten, um den Hunger ihrer schönen
Athletin zu stillen.
F Straßburg, 1. August. Heute Vormit
lag lief durch Privatkreise die Mittheilung, der
deutsche Kronprinz sei in Zürich schwer verwundel
worden. In ihrem Nachmittagsblatte erwähnte die
.Straßb. Post“ dieselbe Nachricht, selbstverständlich
mit allem Vorbehalt. Auch in Basel soll das selt
same Gerücht kurfirt haben. Bis heute Abend?
Uhr lag eine Besiätigung nicht vor. Das Gerüch
flang um so sonderbarer als das nächste Reiseziel
der kronprinzlichen Familie, die bereits vor einigen
Tagen den Bahnhof Basel passirt hat, Andermah
war, und es undenkbar erscheinen mußte, daß si
der Kronprinz von Andermatt nordwärts nad
Zürich begeben hätte. Sollte dem Gerüchte über
haupt irgend etwas Thatsachliches zugrunde liegen
so dürfte es sich wahrscheinlich darauf beschränken,
daß dem Kronprinzen bei irgend einer von Ander⸗
matt aus unternommenen Bergtour am Gotthatd
oder an dessen Ausläufern ein kleiner Unfall zuge
stoßen ist, dessen Kunde nach Zurich gebracht
wurde und in vergrößerter Form. bis Straßbur—
gedrungen ist.
fGEin hübsches Einkommen.) E—
dürfie von Inieresse sein, zu erfahren, daß z. 8.
der Braumeister einer großen Privatbrauerei in
Munchen jahrlich 13 000 Vit. festen Gehait bezieht
3000 Mk. Christgeschenk erhält und aus dem Ver
tauf des sogen. Zeug (Hefe), der Hopfensäche u.
w. zum mindesten ebenfals 20 000 Mt. etlöß
sodaß sich sein jährliches Einlkommen auf 40 000
Nark belauft.
Zu bem Kronprinzen Ludwig, spätet ab
stonig don Bayern seines Namens der Erfte
rat an einem Abend ein Wanderbursche mit de
Ditie um Untersiuüzung. Hoho“, bemerlte der
Prinz, „Sie sind nicht von hier. — Nein, id
bin aus Sachsen“ — Wie lommt es, daß Ei
betteln ?? — gJa, schaun's, gutes Herrchen, dara—
ist eigentlich de Polizei schuld. Ich bin bereit⸗
musgeschiagene funf Dage in Munchen und de
Polezei difirt mer mein Wanderbuch zur Weiterreist
nicht. Se bestellt mer immer uf den folgender
Dag And wird grob, wenn ich Vorstellungen mache.
—Der Kronprinz schüttelte den Kopf, reichte d
Sachsen einen Gulden und bestellte ihn zum sol
Jenden Tag punktlich um 11 Uhr auf die Polnn
ls der Handwerker in das Bureau eintreten
klopft ihn sein Bekannter vom vorigen Tage
die Schuiter nimmt ihm dad Wandecbuch ah,nn
sagt, sich das Taschentuch vor das Gesicht halten