Full text: St. Ingberter Anzeiger

Für Deuischland hat der Verbrauch an englischem 
uͤnd schonischem Roheisen sehr erheblich abgenommen, 
das Geschafi nach der Schweiz, das hier haupt⸗ 
sächlich in Betracht kommt, hat dagegen eine wesent⸗ 
iche Aenderung nicht zu verzeichnen gehabt.“ — 
In Bezug auf die ÿᷣulberfabrikation bemerlt der 
Jahresbericht: „Die Pulverfabrikation war aähnlich 
wie in 1888 beschäftigl, doch gegen das Ende des 
Jahres trat eine Stockung ein, die auf den ge⸗ 
ringeren Betrieb der Eisenerzgruben in Luxemburg 
und Lothringen zurüdzuführen ist. Auch die Kon⸗ 
kurrenz des Dynamits hat sich fuͤhlbar gemacht.“ 
— Zum Vorsitzenden der III. Sitzungs⸗Periode 
des Schhwurgerichts der Pfalz, deren 
Eröffnung am 21. September d. J. stattfinden 
wird, wurde der kgl. Oberlandesgerichtsrath Erbel⸗ 
ding in Zweibrücken ernannt und zu dessen Stell⸗ 
verireter der kgl. Vandgerichtsdirektor Herfeldt daselbst 
bestimmi. 
— (Gfäl zuger Awrereepuren⸗ 
Vereinn) Die Mitglieder und Freunde des 
Vereins werden zu der am 830. d. M. stattfindenden 
TIV. ordentlichen General⸗Versammlung eingeladen. 
Tagesordnung nach 8 60 der Statuten. 
— Zweibrücken, 14. August. Das Ernte⸗ 
Ergebniß, welches das kgl. statistische Bureau dieser 
Tage bezüglich der Bezirksämter Zweibrücken. 
Homburg, Pirmasens und Kaiserslautern bezw. des 
Westrich veröffentlicht hat, entspricht keineswegs den 
thatsächlichen Verhälimissen, da der Ernte⸗ Ertrag 
durchschniitlich pro Morgen nicht zu zwölf, sondern 
höchstens zu sieben Zeniner angenommen werden 
darf. (3. 3.) 
— Homburg, 185. August. In der Nacht 
vom 13.714. ds. Mis. erfroren auf hiesigem Banne 
strichweise die Kartoffelblaiter, Gurken und Bohnen. 
— Kaiserslautern, 14. August. Die 
Aufnahmsprüfung an der k. Lehrerbildungsanstalt 
dahier ist heute zu Ende gegangen. Von den 46 
Praparanden, welche sich derselben unterzogen. wur. 
den 3 als nicht befähigt zurückgewiesen, die übrigen 
aufgenommen. Die Durchgefallenen vertheilen sich 
mit je 1 auf die Praparandenschulen Blieskastel, 
Edenkoben und Kusel. 
— Kaiserslautern, 17. August. Das VII. 
pfälzifche Sängerfest war außerordentlich 
stark von pfälzischen und außerpfälzischen Sünger⸗ 
schaaren, sowie von sonstigen Festtheilnehmern be⸗ 
jucht und von herrlichstem Weiter begünstigt. Am 
Samstag Nachmittag wurden die Saänger durch 
Herrn Bürgermeister Hohle in herzlichsten Worten 
begrüßt und bot der fich anschließende großartige 
Festzug einen imposanten Anblick; viele Fahnen 
uͤnd drei Musil⸗Kapellen befanden sich in demselben. 
Der Fruchthallsaal war sinnig dekorirt und der 
Schmuck der alten Barbarossasiadt ein allgemeiner. 
Das gestrige erste Fest Konzert unter Direktion von 
Dr. Farßet für den vokalen und Vierlung und 
Srambach für den instrumentalen Theil wird 
gewiß allen Zuhoͤrern in sieter schönster Erinnerung 
dleiben. Vierling's „Tragische Ouverture“ und 
Brambach's Velleda“ exrangen großartigsten Erfolg 
Die Gesammt⸗ und Halbchöre waren von packender 
Wirkung; der Chor „Wenn alle Brünnlein fließen 
mußte sogar auf allseitiges stürmisches Verlangen 
nochmals zum Vorirag gebracht werden. Der Bei⸗ 
fall war ein nicht endenwollender. Dieser gehobenen 
Stimmung gemaß verlief auch das sich Abends in 
dem Fruchthallsaale anschließende Banket; der Saal 
vermochte die große Zahl der Fefttheilnehmer 
kaum zu fassen. 
— Kaiserslautern, 17. August. Das 
finanzielle Ergebniß des Sangerfestes wird ein außer⸗ 
ordenilich günstiges werden und steht ein namhafter 
Ueberschuß zu erwarten, von dem ein Theil wohl 
auch auf das Konto der manchmal etwas zu weit 
getriebenen Sparsamkeit des Ausschusses in einzelnen 
Dingen gesetzt werden darf. (Pf. Pr.) 
gsarserstaute,rn, 17. August. Am 
Samstag Abend *7 Uhr flarb ein wohlbekannter 
Mitbuͤrger unserer Stadt, Herr Heinrich Janisch 
sen. im Alter von 74 Jahren. Durch seine uner⸗ 
mudliche Thatigkeit ein hervorragender Industrieller 
Naiserslauterns geworden, gehoͤrte er bis 1867 dem 
Siadtrathe an und erwarb sich durch seine seltene 
Thailraft die Achtung aller seiner Milbürger. Eine 
Tochter und 4 Söhne beweinen den Dahingeschiedenen 
— Kaiserslautern, 18. August. Einse 
heitere Episode, die nur den zunächst bethei— 
igten und zunächst flehenden Festgästen bemerkbar 
war, spielte fich im Laufe des Banketts im Frucht 
zalljaale ab. Der Liederkranz Franlenthal ist in 
Besitze einer Vereins⸗Schnupfdose“ von riesigen 
Dimensionen, (man muß sie gesehen haben)), die, 
vorsorglich in ein Lederfutteral verpodt, bei keinen 
roͤhlichen Sängerfahrt des Vereins fehlen darf 
Im Laufe des Abends nahte sich nun Herr Drescher 
der Tosenjunker“, dem gefeierten Festdirigenten 
herrn Dr. Faißt mit der riesigen Dose, ihm im 
Kamen des Liederkranzes eine Prise offerierend. 
Herr Dr. Faißt nahm die Ovbation freundlich auf 
und priste auf das Wohl des Liederkranzes. Auch 
an Herrn Vierling, einen geborenen Frankenthaler, 
wandie sich sodann Hert Drescher. Mit dem Aus⸗ 
rufe: „Was, die Frankenthaler, da muß ich gleich 
eine nehmen!“ griff Herr Vierling sofort zu. Die 
Frankenthaler Sangesbrüder sahen dem Vorgange 
hom Hintergrund aus eifrig zu und brachen in 
jubelnde Hochtufe aus. 5. 6Pf. Pr.) 
Zum pfaälzischen Preis⸗Hufbe⸗- 
schlagen in Karserslautern sind außer 
hen denn landw. Bezirks · Komitee Zweibrückenbe⸗ 
jstimmten 20 Mk. noch bewilligt worden: vom 
Zreis Komitee 50 Mk., von den Bezirks⸗Komitees: 
dandau 50 Mk., Kaiserslautern 50 Ml., Speyer 
50 Mil., Bergzabern 40 Mi., Germersheim 30 
Mark, Kusel 25 Mi. und Homburg 15 Mt. Daul 
dieser erfreulichen Unterstützung von Seiten des Kreis⸗ 
Hmilees und der Bezirks Komitees des landw. Ver⸗ 
eines ist der Pferdezucht · Verein in der Lage, das 
1. pfälzische Preis · Hufbeschlagen in einer würdigen 
Weise abhalten zu können. Die Preise sind so 
bemessen und gieichfalls so zahlreich, daß es sich 
für einen Schmied wohl der Mühe lohnt, diese 
Belegenheit zu benützen. um zu zeigen, daß er 
eiwas tüchtiges kann. Die erfreuliche Unterstützung 
des Unternehmens von Seiten der landwirthschaft⸗ 
lichen Vereine ist aber zugleich ein Beweis dafür— 
wie allseitig der Wunsch besteht, daß die Huf. 
schmiede durch stets wiederkehrende Anregung und 
Aufmunterung in dem Bestreben bestärkt werden 
uöchten, ihre ganze Kraft einzuseten, um ihren 
Beruf dahin zu bringen, daß er den wesentlich er⸗ 
höhten Anforderungen. die man heutzutage an den⸗ 
jelben stelli, gerecht werden kann. 
In Annweiler und in Enkenbach 
wurden dieser Tage Turnvereine gegründet. 
gwom Rhein schreibt man dem „L. A.“ 
Ein drolliges Intermezzo ereignete sich dieser Tage 
in der Kirche eines am Rheinstrom malerisch ge⸗ 
legenen Dorfes. Ein Bäuerlein, von schwerer 
Landarbeit ermüdet, wurde während des Gottes⸗ 
dienstes vom Schlafe übetmannt. Die Worte der 
Predigt drangen nur verworren an das Ohr 
des Schlafers. Plößzlich erwachend, brach das 
Bauerlein, mit der Faust auf die Bank schlagend 
schlafttunken in die Worte aus: „Ich will emo! 
jehe, dob's noch immer ka Ruh' gibt!“ Man kann 
ach die Gesichter der Andaächtigen denken. 
Srgandau, 17. August. Der Tagnei 
Burger von hier wollte am Samstag Nachmittag 
auf einem Acker in der Nähe des Eußinger Brun⸗ 
neus eine Pistole probiren, wobei er aber so un⸗ 
geschickt verfuhr, daß fich der Daumen seiner linken 
dand vollstãndig von dieser trennte. Der Ver⸗ 
dundete befindet sich in seiner elterlichen Wohnung 
in arztliher Behandlung. J 
Reustadt, 16. August. Dem Beispielt 
der Städte Kaiserslautern und Ludwigshafen folgend 
rägt man sich hier mit dem Gedanken, einen fach⸗ 
mannisch gebildeten, städtischen Lokalschulien⸗ 
pettor anzustellen, dem zugleich die Leitung der 
radtischen höheren Töchterschule, welche einer Re⸗ 
yxganisation uͤnterworfen wird, übertragen würde 
S Sypey er, 15. August. Die Anstellungs 
drüfung für die im Pfaälzischen Schuldienste ver⸗ 
vendeten Schuldienstexspeltanten und Schuldienst 
xspeltantinnen für das Jahr 18885 beginnt in ihren 
driflichen Theile am Montag den 12. Okrober l. Is., 
Vormitiags 8 Uhr in ihrem mundlichen Theile 
Im datauffolgenden Freitag den 16. dess. Monats 
in derseldena haben sich alle jene Schuldienfter 
peltanten und Exspektantinnen zu betheiligen, welche 
fich im Jahre 1881 das Zeugniß der Reife zum 
leberirin in die Schulprazis erworben haben, so⸗ 
wie jene, welche sich in fruͤheren Jahren der Prüfung 
nicht unterziehen konnten und durften, oder sich 
derselben wiederholt zu unterziehen haben. Die 
Besuche um Zulassung zu dieser Prufung sind bei 
den beir. k. Distriktsschulinspektionen längfiens bis 
X durch die einschlägigen k. 
Bezirlzamter anher in Vorlage zu bringen. 
mutterstadtt, 17. August. Heute Nach 
im 1J Uhr brach hier abermals ein Brand aus 
der noch gewaltigere Verheerungen anrichtete, alz 
derjenige vor acht Tagen. Das Feuer entstand in 
der Scheuer der Wittwe Margaretha Renner um 
cheilte sich in der rapidesten Weise den Oekonomie 
zebäulichleiien der Herren Philipp Schornes 
hissinger, Aug. Fadensohn und Peter Magin mih 
Im Gonzeun brannten 5 Scheuern, 4 Staue, un 
noch etliche kleinere Gebäulichkeiten, wie Backhaus 
Schweinställe ꝛc. nieder. Nur dem raschen Ein— 
greifen der ganzen hiesigen Bürgerschaft im Verein 
mit der Feuerwehr ist es zu derdanken, daß nicht 
noch mehrere Immobilien von dem Elemenie er. 
griffen wurden. Leider haben die Betroffenen nicht 
alle versichert und erleidet namentlich der zuleht 
genannte Peter Magin, welcher nichts verfichec 
hatte, großen Verlust. Außerdem wurden noch 
mehrere Leute, welche Frucht in dessen Scheuer 
gesetzt hatten, bedeutend geschädigt. — Auch in 
doch dorf soll heute früh eine Scheuer abge— 
—XR Cudw. Gen. Anz.) 
— Frankenthal, 14. August. Die inder— 
nationale Jury der Antwerpener Weltausstellung 
hat der hiefigen Schulbankfabrik A. Licroth und 
Cie. für exponirte Schulbanle und Kinderpulte die 
filberne Medaille — den höchsten Preis in diese— 
Branche — zuerkannt. 
Saarbrüdcken, 14. August. Ein emnt 
setzlicher Unglüdsfall hat sich gestern hier in dem 
Fcthause an der neuen Brücke, in welchem sich das 
Reftaurant „Bavaria“ befindet, ereignet. Gegen 
uhr Nachmittags vernahm man einen starken 
Znali, einem Schusse ähnlich. Die Ursache war 
eine sehr traurige; hoch oben von der Treppe war 
das 7jährige Söhnchen eines dort wohnenden 
Bergaints -Sekretärs hinabgestürzt und lag mun 
inten in seinem Blute, mit völlig zerschmettertem 
Schaäͤdel; der Tod war auf der Stelle eingetreten. 
Nach dem „St. Joh.⸗Sbr. Anz.“ war der Knabe, 
der von lebhaftem Temperament war, wahrscheinlich 
auf dem Treppengeländer gerutscht oder hatte sich 
zu weit über dasselbe hinübergebeugt und den Hall 
verloren. 
Ottweiler, 14. August. Zwei auswär⸗ 
tige Reisende kamen in einem hiesigen Laden zu⸗ 
samnmen und geriethen beim Offertenmachen in 
Wortwechsel, den fie bis zur Bahnhofsstraße fort⸗ 
führten. Dort erreichte der Disput seinen Höhe⸗ 
huntt, die beiden wurden plötzlich handgemein undzer⸗ 
bläuten sich nun aus reinem Brodneid mit Schir⸗ 
men ⁊c. die Haut so jämmerlich, daß der Schirm 
des Einen in Trümmer ging. Nachdem sie so ihr 
Muthchen gekühlt, verließen die beiden wackeren 
tampen, blutige Zeichen des überstandenen Kampfes 
im Gesicht tragend, per Bahn unsere Stadt. 
(A usswanderung.) Im ersten Semesier 
d. J. find aus Bayern 5895 Versonen (4632 aus 
dem rechtsrheinischen Bayern, 1263 aus der Rhein · 
pfalz) ausgewandert. 
Aus der Uebersicht über den Kohlendert 
tehr Deutschlands ergibt fich, daß sich die 
Frwartungen auf eine Hebung der Kohlenausfuhr 
nach Italien infolge der Eroffnung der Gotthard⸗ 
bahn bis jetzt nicht erflullt haben. Es wurden da 
hin ausgeführt in dem erften Semester 1883 
1431, 1884: 3420 und 1885: 3165 Tonnen 
Kohlen. Deuischland hat die Konkurren; englischer 
Zohle und Eisenfabrikate auf dem englischen Narkht 
bisher nicht zu besiegen vermocht. Die deutsche 
Regierung will nun durch Bahnlarifmahregeln Ib— 
zaue schaffen, findet aber bis jetzt noch Widerstand 
dei der Verwaltung der Gotthardbahn, die einel 
weitern Herabsetzung der Tarife widerstrebt. 
pKreuznach, 14. August. Der hiesn 
„General⸗Anz.“ enthält folgendes Inserat: 
junge Mädchen aus Kreuznach und dessen Umgegerd⸗ 
hie sich verabredet haben, kein Kißchen ode Zout 
nuͤre mehr zu tragen, weil sie sich nicht lange 
serunftallen wollen. biiten alle gleichgesinnten junx 
Damen, doch dieser Vereinigung beizutreten VYy 
die haßlichen Kihchen abzuschaffen. Die Verenn 
ung trägt den einfachen Namen Hinne eα 
und werden Beitritisanmeldungen unter g 
Chiffre unter Diskretion entgegengenonmmen. u 
nnen Damen jeden Aliers beitreten Re⸗ 
4 Die im Prozeß Lieske eingelegte 
plisien suhte ich haudisuchtihz auf eine shc 
nworlung einer der den Geschworenen de 
Fragen. Dieselbe lautete eiwa: In deren 
lagie schuldig, den Mord allein oder in 8 
schaft mit Anderen vorsätzlich ausgeführt zu ha 
Vermischtes.