diese Doppelfrage wurde von den Geschworenen /
ch mit „Ja beantwortet, während doch eine
Erwägung eines jeden der beiden Fälle
m fiaufinden müssen. I—
„'Raiser Wilhelm führt folgende Titel:
zutscher Kaiser, König von Preußen, Markgraf
Hrandenburg, Burggraf zu Nürnberg, Graf zu
henzollern. souveraner und oberster Herzog bon
llesien wie auch der Grafschaft Glatz, Großherzog
n Rtiederrhein und Posen, Herzog bvon Sachsen,
asfalen und Engern, zu Pommern, Lüneburg,
sfein und Schleswig zu Magdeburg, Bremen,
ern, Cleve, Juͤlich und Berg. sowie auch der
iden und Kassuben, zu Crossen, Lauenburg,
lenburg, Landgraf zu Hessen und Thüringen,
niraf der Ober⸗ und Niederlausitz, Prinz von
ien, Fürst zu Rügen, zu Ostfriesland, zu
derborn und Pyrmont, zu Halberstadt, Münster,
den, Osnabrüch, Hildesheim, zu Verden, Cammin,
da, Nassau und Mors, gefürsteter Graf zu
neberg, Graf der Mark und zu Ravensberg,
Zohenstein, Tecklenberg und Lingen, zu Mans—
Sigmaringen und Veringen, Herr zu Frankfurt.“
Die Kartoffeln bei den Berlinern
zweihundert Jahren. In einem in
n an der Spree, 1682 durch Georg Schultzen
cuckten hoch hinteressanten Werke des berühmten
urforschers Johann Sigismund Elsholtz, betitelt
naetiticon, das ist Newes Tisch⸗Buch“, findet
auch der Kartoffel Erwähnung gethan. Es
ihält namlich der stattliche Quarthand eine aus-
siliche Beschreibung aller zurmenschlichen Nahr⸗
g dienenden Gegenstände: Pflanzen, Thiere, Ge⸗
inte, Gebäcke u. s. w. u. s. w., meistens auch
it gar nicht so schlechten Abbildungen. Es ist
z Buch auch schon um deshalb bemerkenswerth,
xil es wohl das älteste derartige ist, welches in
etlin in deutschet Sprache zum Zwecke der Ver⸗
ifung naturwissenschaftlicher Kenntnisse geschrieben
id gedrudt worden ist. Um nun auf die Kar⸗
zeln zurückzukommen, so heißt es in dem Kapitel:
hon den Küchenwurzeln“ unter Nunmmer XX:
dattuffeln. Dieses ist gleichfalls in den alten
reuterbüchern nicht zu finden, sondern ein newes
ewechs aus Peru. Man muß aber allhier nicht
eftehen die Erdmorcheln (es sind damit die echten
crüffeln gemeint), ohne Stengel und Bleiter, als
elche von den Welschen auch Tartuffeln genennet
etden, sondern die jenigen, so ein vollkommen
wechs sind, und unter das geschlecht der Nacht⸗
atten gehören. Hievon ist noch eine art vor⸗
nden, nemlich Tartuffeln mit weisen Blumen und
tAhen Wurzeln: da an der ersten die blumen pur⸗
ut, und die Wurzeln roht sind.“ Ueber die
igenschaften dieser neuen Nahrungspflanze wird
itgetheiltz „daß sie in ihren Qualiteten ziemlich
nperiret, und ob schon etwas blehafftig, doch sonst
ine endre schedliche Eigenschaft bey fich habe, dem
enschlichen Leib eine gute und geschwinde Nahr⸗
ig gebe.“ — Von besonderem Interesse ist aber
ih, was Elsholtz von der Verwendung ber, Tar⸗
seln“ sagt: „Man isset sie theils zur! Luft nnd
renderung, theils als eine nährende Speise, weil
nunmehr ziemlich gemein bey uns worden. Ihre
bereitung geschiehet fürnehmlich also, daß man
erstlich in Wasser mürbe siedet, und wan sie er⸗
ltet, so ziehet ihnen die auswendige Haut ab:
idan giesset Wein drüber, und lafsset sie mit
atter, Saltz. Muskatenblumen und dergleichen
würtz von newen kochen: so sind sie dereit.
urnach kan man sie mit Hühner⸗, Rind⸗ oder
alFleisch ⸗ Brühe kochen und abwürhen: oder sie
uh an Rind- und Hammelfleisch hhun. Oder
un schneidet die abgekochte Tartuffein in runde
iben und bratet sie in der Pfanne. Oder man
sueidet Zwiebeln un Essig daran, und lässet es
so durchbraten·..Auifallend erscheint
bitei die Bemerkung, daß schon vor mehr als
dihundert Jahren die Kartoffeln in der Mark
nandenburg (Elsholtz lebte und wirlte als kur⸗
mzlicher Leibmedikus in Verlin) ziemlich gemein
disen sein sollen. Jedenfalls aber kann man
ud den angeführten Kochrezepten darauf
Iten. daß sie nur von den höheren Ständen
Wwar als ein feines und neuartiges Gericht
—XE
Ein interessanter Prozeß ist kürzlich
— is zwischen dem Homdopaten Dr. Anastafio
unn und der Herzogin von Medina⸗Celi ent⸗
g. worden. Der Arzt hatte für eine kurze
apn der Herzogin ein Honorar von 600, 000
verlangt und seinen Anspruch mit dem bhe⸗
'annten unermeßlichen Reichthum der Patientin—
»egründet. Die Herzogin hatte die Forderung et⸗
pas phantastisch gefunden und der Arzt war zur
dlage geschritten. Der Gerichtshof erkannte dem
dläger ein Honorar von 84,000 Franks zu und
egte ihm auch die Prozeßlosten auf. Dieser Aus⸗
all wird für Dr. Alvarez um so ärgerlicher sein,
ls die Herzogin von Medina⸗Celli, um dem Auf-.
hen erregenden Prozesse zu entgehen, ihm ein be—⸗
»eutend höheres Honorar freiwillig angeboten hatte,
ils ihm gerichtlich zugesprochen wurde.
f In Lissabon ist die Nachricht von einer
Nassenermordung von Weißen an der Westküste
on Afrika eingegangen. Berichte aus St. Paul
de Loando, datirt 16. Juli, besagen, daß der
dönig von Coanhama Huilla plötzlich starb und
»aß die Eingeborenen, welche das Hinscheiden des
dönigs wie gewöhnlich der Zauberkraft der Weißen
uschrieben, eine Metzelei veranstalteten. Sie über⸗
ielen die Europaer und tödteten 20 derselben,
arunter drei Patres der Mission von Huilla. Mr.
Biktor Gerard, ein Engländer, entkam mit seiner
Tochter, aber zwei seiner Kinder wurden ermordet.
7 London, 15. August. Ueber Philadelphia
wird der „Times“ gemeldet, daß in dem Vulkan
Cotopaxi (der Vulkan liegt in den Anden von
ZQuito, ist 17,700 Fuß hoch, hat einen Krater von
2800 Fuß Durchmesser und ist beständig in Thätig⸗
eit) am 23. Juli eine ernstliche Eruption stattge⸗
sunden hat. Lavaströme. Asche und Steine fielen
iuf Chimbo und zerstörten Hunderte von Häusern.
Giele Menschen kamen um, doch ist die Zahl der
VHerunglückten noch nicht bekannt. Thüren und
Fenster rasselten und die durch die Eruption her⸗
orgerufene Erschütterung wurde in Gayaquil, in
iner Entfernung von 185 Kilometer, wahrge⸗
ommen. Das Geräusch glich einem ununter⸗
rochenen Artilleriefeuer.
Schnee in Schottland. In den
vestlichen Hochlanden von Schottland hat sich flarker
S—chneefall eingestellt. Die Spitzen des Ben Nevis
ind des Ben Lawers sind mit Schnee bedeckt. Die
WBitterung ist so unwirthlich geworden, daß Tou⸗
risten massenhaft die Umgegend verlassen.
7 Der älteste aktive Turner der Welt
ȟrfte Herr Stoppel, in Amerika unter dem Namen
Turnvater Stoppel“ allgemein bekannt, sein. Der⸗
elbe ist 1805 in Württemberg geboren, also ein
deutscher von Geburt, und Begründer zahlreicher
Turnvereine, welche heute noch aller Orten in
deutschland blühen. Im Jahre 1850 wanderte
renach Amerika aus, wo er der Turnerei allent
salben Eingang zu verschaffen suchte und den ersten
Unstoß zur Errichtung einer Turnschule in New⸗
hork gab. Aus diesen kleinen Anfängen ist die
roße Masse turnerischer Vereinigungen in Amerika
erborgegangen, deren Mitglieder auch bei dem
etzten deutschen Turnfeste in Dresden zahlreich er⸗
chienen waren. Vater Stoppel, welcher trotz seines
sohen Alters auch heute noch turnt, soll an Rüstig⸗
eit einem Burschen von zwanzig Jahren nicht nach⸗
tehen.
(Ende eines Millionärs. In San Fran⸗
isco starb vor kurzem in tiefstetr Armuth Johann
Skae, ein Mann, der vor 7 Jahren zehnfacher
Nillionär gewesen. Skae kam sehr jung nach Ka⸗
ifornien und erlernte das Geschäft eines Telegra⸗
histen. Er arbeitete für die Kalofornia Telegraph
dompagny, als die vier Bonanza⸗Könige — Flood,
D'Brien, Mackah und Fair — die Hülfsquellen
ser Silberminen von Virginien und Kalifornien
ntwickelten. Mackay und Fair, welche die Opera⸗
jonen von Virginia City überwachten, waren in
estaͤndigem telegraphischen Verkehr mit Flood und
)'Brien in San Francisco, und da es wünschens⸗
vetth war, die wirllichen Zustände in den Minen
seheim zu halten, bis die Spekulation zur Reife
elangt sei, bedienten sich die vier Geschäftsfreunde
iner Geheimchiffre in ihren Depeschen. Johann
Zkae, der die Depeschen in Virginia City vom
Drahte nahm, brachte es fertig, diese Chiffre zu
erdoslmetschen, so daß er von jeder Bewegung in
»en Minen unterrichtet war und von dem in Aus⸗
icht stehenden großen „boom“ mehrere Tage eher
denntniß hatte, als das allgemeine Publilum. Ge⸗
tützt auf diese Kenntniß legte er all das baare
Beld, welches er auftreiben konnte, in die Altien
et zwei Minen an, und als das Mischen der
darten beendet war und die Aufregung sich ein
venig gelegt hatte, war Johann Skae im Befsitz
ines Vermögens von 3 Millionen Dollars. Aber
er Krach folagte Johannvy wurde Buchhalter in
ꝛinem Blatteruhospital im Distrikt Kolumbus. Als⸗
)ann verschwand er aus dem öffentlichen Gesichis⸗
reise, bis ihn vor etwa einem Jahre ein Polizist
in San Francisco hülflos berauscht auf der Straße
'and. Er wurde nach der Polizeistation gebracht,
vo es sich herausstellte, daß der Mann, der vor
7 Jahren seinen Check für 10,000,000 Dollar
interzeichnen donnte, nicht 5 Doll. besaß, um sich
damit seine vorläufige Freilassung zu erkaufen.
Ein Petroleumstrom.) Eines der außer⸗
Identlichsten Ereignisse, die je in den Jahrbüchern
zes Oellandes (Pennsylvanien) verzeichnet wurden,
reignete sich jungst in Titusbille. Der Armstrong
unnen war durch eine sehr trockene Lage von
Schieferstein getrieben worden, als seine Eigenthümer
die Idee hatten, eine Sprengung in diesem Schacht
zu versuchen, und 50 Quart Nitroglycerin darin
»erbrannten. Augenblicklich antwortete der Schacht
zuf die Explosion mit einer riesigen Oelsäule, die
ich über die Böschung des Brunnens ergoß und
einen ganzen Oelstrom bildete, der eine zeitlang
nutßlos in den Sand floß. Bald aber dirigirte
hu ein Bataillon von Arbeitern in Behälter, in
zie er sich mit einem Erträgniß von 9000 Barrels
er Tag ergießt, eine Quantität, welche das gün⸗
tigste bisher erzielte Erträgniß um 2300 Barrels
iberschreitet.
f Gemüttlich. Der Doktor, der Apotheker,
der Forsimeister und der Gerichtsnotar sitzen um
Lija Uhr noch beim Schoppen. Der Polizeidiener
ommt zum zweitenmale mit strenger Amtsmiene
serein: „Meine Herren, jetzt ijcht aber d' Polizei⸗
tund' ganz gewiß vorbei; — aber Se könnet no'
net furt, s' regnet g'rad saumäßig!“
* Literarisches.
Das pfälzische Sonntagsblatt „Die Heimath“
Verlag von Aug. Gotthold, Kaiserslautern) enthält
n Nr. 46 (Fefl ⸗· Nummer): Dem Festdirigenten
‚or 255 Jahren und von heute. (Mit dem Bild⸗
nisse von Professor Dr. Faißt.) Willkommgruß
‚um Sängerfefste. (Festspiel. Die Braut vdom
Musikfeste. (Ein pfälzer Geschichtchen aus dem
Jahre 1860.) Das Sängerfest in Kaiserslautern
860 und 1874. Vom Badergesellen bis zum
Ippellationsgerichts-Präsidenten. (Johannes von
Hirnbaum.) Eine gefährliche Hochzeitsreise. Ein
alentvoller Musiker. (Rudolf Drumm in Kaisers⸗
autern.) Die Festmedaille. „Der sidele Pfalzer“
Deklamationsbuch.) Rundschau im Pfaälzer Land.
Zlätter und Blättchen. Ins Merkbuch. Räithsel
und Festrebus. Gedächtnißtage. Briefkasten.
Fur die Redaktion verantwortlich: F. XR. Demeß.
Von bestem Erfolg gekrönt.
Neustadt a. d. Haardt (Pfalz). Hochgeehrter Herr
Ihrem Wunsche gemäß theile ich Ihnen mit daß ich Apo⸗
cheker R. Brandt's Schweizerpillen gegen Obstruction (VBer⸗
lopfung) und Schlaflosigkeit mit dem besten Erfolge ange⸗
vendet habe. Ich werde nicht ermangeln, fur Ihre Pillen
n dem Kreise meiner Belannten Propaganba ju machen.
dochachtungsvollst Becker, Profefsor.
Man versichere fich stets, daß jede Schachtel Apotheker
R. Brandt's Schweizerpillen (erhältlich a Schachtel Mi. 1
in den Apothelen) ein weißes Kreuz in rothem Feld und
en Ramenszug R. Brandt's trägt und weise alle anders
erpackten zurück.
Kalender⸗Literatur.
Ran sagt nicht zu viel, wenn man behanptet, daß der
m Berlage von J. H. Geiger (Moritz Schauenburg) in
dahr erscheinende „Große Volkskalender des Lahrer Hin⸗
enden Boten“ an Gediegenheit und Mannigfaltigkeit des
Inhaltz wie der Ausstattung allen andern Literatur⸗Gr.
eugniffen gleicher Art fiegreich die Spitze bietet. Das be.
veist wiederum der soeben erschienene Jahrgang 1886. In
xraktischer Weise ist das überfichtlich zusammengefiellte und
nit Notizen und Sprüchen derse hen⸗ Kalendarium mi
utem Schreibpapier durchfchossen, so daß neben jedem Monai
iwaige Vemerkungen an passender Stelle verzeichnet werden
dnnen. Der unterhaltende und belehrende Teil, reich an
„ortrefflichen Illustrationen namhafter Künftler, bietet eine
'ast überschwengliche Fulle des Guien und Schönen, und
war alles Momente, die aus dem tiefen und ursprunglichen
dorne des Vollslebens geschöpft find und nun in jener
nur dem ‚Lahrer Hinkenden“ eigenen echt vollstumlichen
Veife dargestellt werden, deren Ton so sehr zum Herjen
ringt und das Gemüt ergreift und fesselt. Da finden wir
leich anfangs eine prächtige, mit 7 Jüuftrationen verzierte
krzählung Balduin Möllhausens, die uns ein interessanies
Stück aus dem nordamerikanischen Anfiedlerleben dvorfuhrt.
ferner außer vielen humoriftischen Skizzen eine alle rliebste
odelle Nach 22 Jahren“, der eine ergötliche Humoresie
Der geheimnißvolle Besuch im Pfarrhause“ von Albert
jaenich mit 8 Bildern von W. Claudius folgt. Ganz vor⸗
refflich ist auch die Dorfbumoreßske aus dem Qc3.