Full text: St. Ingberter Anzeiger

Altenburg (bei Leipzigh), 20. Januar. 
GFestern Mittag starb hierselbst nach längerem Leiden 
der General der Infanterie von Treskow, einer 
derjenigen Generale, die im Feldzuge 187071 oft 
—Wo wurden. Derselbe zeichnete sich besonders 
hor Belfort aus und war zuletzt Commandeur der 
3. Infanterie-Division zu Danzig. 
Das tragische Ende eines jungen Mannes 
in Lichterfelde, welcher dort vor einigen Tagen 
beerdigt wurde, erregt allseitige Theilnahme. Der—⸗ 
selbe befand sich kuͤrz vorher auf einem Tanz⸗ 
änzchen, bei welchem ein Freund von hinten 
plötzlich auf den jungen Mann zutrat und ihn heftig 
uf die Schultern schlug. Hierdurch erhielt er einen 
so gewaltigen Schreck, daß er nach seiner Wohnung 
Fschafft werden mußte, woselbst er kurze Zeit darauf 
verschied. 
Aus einer Hohenlohe'schen Kirche. 
An dem Kapitäl einer hölzernen Säule, welche die 
Empore der um 1560 erbauten Kirche des zum 
Bezirke Künzelsau gehörigen Dorfes Hermuth— 
hausen trägt, ist das nachstehend verzeichnete Räth— 
elspiel mit der Jahreszahl 1741 angebracht: 
3. 8. M. 8. 6. 
3. 8. P. 8. 8. 
A. DE. M. EB. M. 
8. 8. P. 8. 8. 
G. S. M. S. 6G. 
Dasselbe soll von einem Verurtheilten hecstam— 
men, der sich dadurch vom Tode rettete. Die 
Buchstaben bedeuten folgende Worte bezw. Sätze: 
Goit sei mir Sünder gnädig! So stirbt ein 
Sünder selig. Mein einiger Mittler, erlöse mich! 
So stirbi ein Suünder selig. Gott sei mir Sünder 
gnädig!“ Jede Zeile kann von oben nach unten 
und umgekehrt, sowie von links nach rechts und 
ückwärts gelesen werden. Die erste Zeile: Gott 
ei mir Süder gnädig! ergibt sich beim Lesen in 
jeder Richtung, auch in den beiden Diagonalen. 
(Eine romantische Geschichte.) Im 
Waisengericht in Philadelphia, Ps., wurde Anfangsẽ 
dieses Monats von einem gewissen Charles F. Her 
bert der Antrag gestellt, eine Kommission zu er— 
gennen, welche sich nach Deutschland begeben und 
Erkundigungen betreffs der Heirath von Adelina 
Herbert, Tochter des Barons von Bunsen in Ober— 
vesel bei Koblenz und Mutter des Antragstellers, 
einziehen soll. Ädelina Herbert war als Kind be— 
reits von den Eltern mit dem Sohne eines benach- 
barten Gutsbesitzers verlobt worden. Im Jahre 
1859, im Alter von 18 Jahren, verliebte sie sich 
in einen amerikanischen Maler, Namens Herbert, 
Sohn eines Kaufmanns in Philadelphia, welcher 
in München studirte. Da Baron von Bunsen von 
dem Verhältniß nichts wissen wollte, ließ sich das 
Paar heimlich trauen, was zur Folge hatte, daß 
der Vater die Tochter verstieß. Adelina reiste in 
Folge dessen mit ihrem jungen Gaiten nach Phila— 
delphia, woselbst das junge Ehepaar, da der Vater 
Herbert's Bankerolt gemacht hatte und gestorben 
war, in große Noth gerieth. Als der Bürgerkrieg 
ausbrach, trat Herbert, um seine Gattin und einen 
inzwischen geborenen Sohn besser unterhalten zu 
können, in die Unionsarmee ein und fiel in der 
Schlacht bei Antietam. Frau Herbert ernährte sich 
und ihren Sohn durch Ertheilen von Musikunter: 
richt, bis sie im November des Jahres 1882 das 
Zeitliche segnete, ohne jemals etwas von ihrem 
Vater gehört zu haben. Vor einigen Monaten er⸗ 
hielt der junge Herbert die Nachricht, daß sein 
Großvater gestorben sei und seiner Tochter testa— 
nentarisch 60,000 Mark vermacht habe. Diesen 
Nachlaß beansprucht nun der Sohn der verstorbenen 
Frau. — So dberichtet die .Newyorker Handels— 
zeitung“. 
4 Darf man im Gerichtssaal die Hand in der 
Kleidertasche behalten? Diese an sich gewiß unbe— 
deutende Frage erlangt eine gewisse Bedeutung, wenn 
man ein Urtheil, welches das Schöffengericht zu 
Potsdam fällte in betracht zieht. Als der Stein⸗ 
händler V., der sich wegen einer ganz unbedeutenden 
Uebertretung zu verantworten hatte und von dem 
Vorsitzenden, nach den Vorführungen des Amtsan⸗ 
walts, das Wort zu seiner Vertheidigung erhielt, 
odon seinem Platze sich erhob, behielt er, wohl nur 
aus Versehen, die rechte Hand in den Taschen seines 
Ueberziehers, während er zu sprechen anfing. V. 
wurde von dem Vorsitzenden mit den Warten unter—⸗ 
drochen: „Zunächst nehmen sie die Hand aus der 
Tasche, worauf V. entgegnete: „Ich bitte, daß sie 
mich mit dergleichen Ausführungen verschonen. Wenn 
ich zuf ällig die Hand in der Tasche habe, glaube 
ich Sie dadurch nicht zu beleidigen. Ich verbitte 
mir das, daß Sie mir darüber Vorschriften machen.“ 
Der Gerichtshof zog sich nach den weiteren Aus— 
ührungen zur Berathung zurück und verkündigte, 
rachdem zuvor der Amssanwalt darauf verzichtet 
zatte, wegen des Zwischenfalls einen Antrag zu 
teslen, daß V sich nach 8 179 der Ungebühr 
chuldig gemacht habe und dafür mit einem Tag 
daft zu bestrafen und daß diese Strafe sofort zu 
vollstracken sei. Die Ungebühr findet der Gerichts⸗ 
zof darin, daß V. auf die Vorhaltungen des Vor— 
itzenden nicht um Entschuldigung gebeten, vielmehr 
u der Weise, wie geschehen, geantwortet hatte. 
Hamburg, 21. Jan. Vergangene Nacht 
11 Uhr drach im Speicher der Fitma G. A. Groß⸗ 
mann & Co. Feuer aus, welches bis heute 
Nachmittag noch fortwüthet. Der gesammte Schaden 
vird auf weit mehr als eine Million beziffert. 
Fin Feuerwehrmann fiel in den brennenden Speicher 
sinein; die Leiche ist noch nicht aufgefunden worden. 
Zwei Feuerwehrmänner sind leint verletzt. So⸗ 
etannt, sind nur englische Gesellschaften an dem 
Schaden hetheiligt. 
Herr F. A. Lüderitz, welcher in Gemein⸗ 
chaft mit dem Commandanten Schiel am Sonn⸗ 
cbend Berlin verlassen, hat vorher in der Berliner 
Filiale der Solinger Waffenfabrik von Meyersberg, 
dirschbaum u. Ko. ein prachtvolles Geschenk für den 
Zulukönig anfertigen lessen, welches Montag, 
irekt nach seinem Bestimmungsorte abgegangen ist. 
Es ist dies ein schwerer Kavalleriesäbel, dessen Korb 
»on gediegenem Golde gearbeitet und in dessen 
Znauf die Krone des Königs eingeschnitten ist. 
Fine silberpolirte Stahlscheide hält die prachtvolle 
„Tamaszenerklinge“, welshe speziel für diesen Zweck 
mden Werkstätten der obenerwähnten Fabrik ange— 
ertigt ist. Am Korbe ist folgende Inschrift einge— 
chnitten: F. A. Lüderitz seinem Freunde Dinizulu, 
dönig von Zululand, Januar 1885. 
FEine interessante Wette ist vor 
inigen Tagen seitens mehrerer Mitglieder des 
xErsten Berliner Bicycle-Klub entrirt worden. Es 
zaͤndelt sich um eine Fahrt per Bicycle von Berlin 
zach Hamburg, welche einer der Wettenden in 24 
Stunden ausführen will. Die Distanz beträgt 
ca. 300 Km., eiwas über 40 Meilen. Die Wette 
vird im Sommer zum Austrag gebracht werden 
4— Ein sensationeller Mord ist, wie aus Buda⸗ 
pest telegraphisch gemeldet wird, in Reregs z483 
— 
Präsidenten wurde von einer Nebenbuhlerin ermordet. 
4 Wie aus Paris mitgetheilt wird, hat sich 
zu Carcassone der seltene Fall ereignet, daß ein 
Regiment eine namhafte Erbschaft gemacht hat. 
Die Mutter des Generals Aymard, die Baronin 
Aymard, welche am 4. Januar starb, hinterließ 
dein ehemals von ihrem Sohne geführten 63. Linien- 
Regimente die Summe von 200,000 Franks. Den 
zlücklichn Erben wurde das unerwartete Ere igniß 
mittelst Tagesbefehl kundgemacht. 
— Ueber Lawinenstürze und Schnecverschüttungen 
varen in Rom von mehreren Seiten Berichte einge⸗ 
jangen. In der Gemeinde Frassinese bei Siesa 
durden 15 Häuser durch Schneelawinen verschüttet 
ind 11 Personen getödtet. Zwischen Mojola 
Provinz Cuneo) und Demonte wurden 3 Arbeiter 
erschüttet. In Frassino (Proviz Cuneo) wurden 
30 Leichen aus dem Schnee gezogen, 10 verschüttete 
Bersonen wurden gerettet, gegen 40 sind noch ver— 
chüttet und es ist wenig Hoffnung zu deren Rettung. 
CGEisenbahnunfälle in Großbri— 
annien.) Ein eben veröffentlichtet parlamen- 
arischer Ausweis über die Eisenbahnunfälle in 
Froßbritannien, die in der Zeit vom 1. Januar 
is Ende September 1884 zur Kenntniß des bri— 
ischen Handelsamtes gebracht worden, liest sich wie 
‚as Bulletin über eine große blutige Schlacht. In 
»em erwähnten Zeitraum kamen nämlich durch 
Fisenbahnunfälle aller Art, wie Entgleisungen, 
Follisionen u. s. w. nicht weniger als 889 Men— 
chen um's Leben und 5832 trugen mehr oder 
minder erhebliche Verletzungen davon. Unter den 
Todten befanden sich 108 Passagiere und 395 
Bahnbedienstete, unter den Verletzten 556 Passa⸗ 
ziere und 1743 Bahnbeam!e. 
Der Chefredakteur des japanesischen Blattes 
Jiji Schimbo, Herr Fuku Sewa, veröffentlicht 
in der letzten Nummer seines Blattes einen Aufruf 
an seine Landsleute, in dem er sie auffordert, 
nachdem nun der Mikado seinem Reiche volle 
Glaubensfreiheit gewährt hat, dem Heidenthum und 
Hötzenkultus gänzlich zu entsagen und en mssao 
zum Christenthum überzutreten. „Haben wir“, so 
heißt es in diesem Aufrufe, „von den Christen ihre 
teidung, ihre Lebensweise, ihre Bildung, ihre 
Besittung u. s. w. angenommen, so machen wir 
noch den letzten Schritt und nehmen wir auch ihren 
Blauben an!“ Herr Fuku Sewa zeigt zugleich an, 
daß er mit gutem Beispiele voranzehen wolle und 
daher in den nächsten Tagen schon mit seiner 
zanzen Familie zur analikanischen Kirche übertreten 
werde. 
Jedes Ding hat zwei Seiten. (Alte 
ingarische Historie) Janos: dervus, Bruder! 
— Ferenz: Wie geht's Dir, Bruder? — Janos: 
Danke, schlecht! — Ferenz: Worum den schlecht? 
— Janos: G'heiroth' hob' ich! — Ferenz: Dos 
st gut! — Janos: Nit gor gut! — Ferenz: 
Worum denn, Bruder? — Janos: Hob' ich Olte 
riegt! -— Ferenz: Dos is schtecht! — Janos: 
Nit gor schlecht! — Ferenz: Worum denn, Bruder? 
— Janos: Hot sie Haus g'hobt! — Ferenz: Dos 
s gut! — Janos: Nit gor gut! — Ferenz: 
Worum denn, Bruder? — Janos: Is Haus ob—⸗ 
brennt! — Ferenz: Ah! Dos is schlecht! — 
Janos: Nit gor schlecht! — Ferenz: Worum denn, 
Bruder? — Janos: Olte is mitverbrennt * 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 22. Jan. (Fruchtmittelpreis und Vik— 
sualienmartt.) Weizen O M. — Pi. Korn 7 M. 88 Pf., 
Gersie zweireihige O M. — Pf. vierreihige O M. — Pf., 
Spelz 0 M. — Pf., Spelzkern — M. — Pi—., Dinkel 
— . — Pf. Mischfrucht O M. — Pf., Hafer 7 M. 
10 Pf., Erbsen O M. — Pf., Wicken — M. — BVs., 
Heus M.“-Pjf., Stroh J. Qual. 2 M. 10 Pf., II. Qual. 
IM. 80 Pf., Kartoffeln O M. — Pf., Weißbrod 15 Kils 
50 Pf., Kornbrod 3 Kilo 60 Pf. Gemischtbrod 83 Kils 
75 Pf., paar Weck 90 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
30 Pf., II. Qual. 56 Pf., Kalbfleisch 50 Pf. Hammel⸗ 
leisch 60 Pf., Schweinefleisch 50 Pf., Wein J Liter 80 Pf., 
Hier 1 Liter 24 Pf., Butter 3 Kilogr. 0O M. 90 Vi. 
Homburg, 21. Jan. (Fruchtmittelpreis und Viktua⸗ 
ienmarkt., Weizen 8 M. 60 Bj., Korn 7 M. 50 pf., 
Spelzkern — M. — Pf. Spelz 0O M. — Pf., Gerste 
dreihige O M. — Pf., Gerste 4reihige O M. — Pf., 
dafer 7 M. 68 Pf., Mischfrucht M. — Pf., Erbsen 
— M. — Pf. Wicken — M. — Pf. Bohnen 0 M. 
— pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
30 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf., Ochsenfleist —-Pf. 
Kindfleisch 30 Pf., Kalbfleisch 50 Pf., Hammelneisch — Pf. 
Schweinefleisch 416 Pf. Butter 1 Pfund 1M. 00 Pf. 
2artoñeln ver Aeniner 1 M. 60 VPif. 
Kaiserslautern, 20. Jan. (Fruchtmittelpreis und 
Viktualienmarkt, Weizen 8 Mt. 60 Vf., Korn 17 M. 
35 Pf., Spelztern — M. — Pf., Svpelz 6 M. 29 Pf., 
herste 8 M. 78 Vf., Hafer 7 M. 10 Pf. Erbsen 0O M. 
Pf., Wicken O M. — Bf., Linsen — M. — Pf.Klee⸗ 
amen — M. — Vf., Schwarzbrod 6 Pfund 66 Pi., 
z Ppfd. 33 Pf., Gemischtbrod 3 Pfund 88 Pf., Butter pro 
Pfd. O M. 95 Pf. Eier per Död. 84 Pf. Kartoffein per 
Zentner 1M. 80 Pf., Stroh J. Qual. 2 M50 Pf., 
I. Qual. 2 M. 25 Pf., Heu pro CEtr. 2 M. 70 Pf. 
Zleeben O M. — Pf. 
Briefkasten der Redaktion. 
Preisräthsel betr. Da die beiden eingelaufenen 
Lösungen nicht vollständig korrekt waren, so findet 
die Verloosung nicht statt und wird der Preis für 
später zurück gelegt. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeßz. 
Aus allen Kreißen 
der Bevölkerung stammen die Anerkennungen und Dankes-⸗ 
schreiben, we che dem Apotheker Brandt zu Theil werden, 
uind mögen die Leser auf das nachfolgende Schreiben be—⸗ 
onders aufmerksam gemacht sein. Euer Wohlgeoren! be⸗ 
tätige ich, in Erwiderung Ihrer geehrten Zuschrift vom 
15. d. M. daß ich Ihre sog. Schweizerpillen schon seit 
Jahr und Tag in meiner Familie eingeführt und solche 
mir und meiner Frau ganz vorzügliche Dienste ge⸗ 
leistet haben. Dieselben sind bei Störungen der Verdau— 
ing und des Stuhles, ebenso bei Kopfsichmerzen und Schwindel⸗ 
anfällen, welche Folgen dieser Störungen sind, von aus— 
nezeichneter Wirkung und haben den eminenten Vorzug, 
daß sie nicht im Geringsten belästigen oder quälen und 
auch mit Leichtigkeit von Jedermann genommen werden 
fönnen. Ich benützte dieselben zeitweise auch ohne weitere 
Veranlassung als Kur in der Art, daß ich alle 2—3 Monate 
acht Tage lang täglich Abends vor dem Schlafengehen 122 
Stück nehme. Die Wirkung ist eine treffliche. Bei mangeln— 
»em Appetit gibt es nichts Besseres als solch' eine Kur. 
Ihr ergebenster C. Goetz, königl. bayer. Notar. Buchloe 
Man achte genau darauf. daß jede Schachtel als Etiquett 
ein weißes Kreuz in rothem Feld und den Namenszug R 
BRrandt träat.