— Zweibrücken, 21. August. Die In—
aber von Ersatzreservescheinen bezw. die—
—8 Leute, welche im Jahre 1880 der Ersatz⸗
reserbe J. Klasse überwiesen wurden und derselben
also fünf Jahre angehören, werden darauf auf⸗
merksam gemacht, rechtzeitig d. h. vor dem 1. Ok
tober sich durch den k. Bezirksfeldwebel in die Er⸗
satzreserve II. Klasse überweisen zu lassen.
— Contwig; 24. August. In der letzten
Gemeinderathssitzung wurde der frührere Gemeinde⸗
schreiber in Schifferstadt, Heinrich Leiser, unter 7 Be⸗
werbern einstimmig als Lehrer der oberen katholischen
Schule dahier in Vorschlag gebracht.
S⸗ Kusel, 25. August. Die sogenannte
„Walkmühle“ wurde am Freitag hier um 6000
Mark ersteigert. An diesem Anwesen gingen im
Laufe eines Menschenalters etwa 100.000 Mark
verloren.
- Die Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen
gibt bekannt, daß am Sonntag den 80. August c.
aͤus Anlaß des in Lampertssmähle stattfin⸗
denden Kirchweihfestes nachstehender Extrapersonen⸗
zug von Kaiserslautern nach Lampertsmühle und
jzuruck gefahren wird: Kaiserslautern Südbahnhof
ab 4 Uhr 45 Minuten Nachmittags, Westbahnhof
an 4 Uhr 57 Minuten, Westbahnhof ab 5 Uhr.
Lampertsmühle an 5 Uhr 15 Minuten. — Lam⸗
pertsmühle ab 10 Uhr Abends, Kaisersmühle ar
10 Uhr 10 Minuten, ab 10 Uhr 11 Minuten
Kaiserslautern Westbahnhof an 10 Uhr 18 Min.
ab 10 Uhr 23 Minuten, Südbahnhof an 10 Uhr
33 Minuten Abends.
— Herr Oberförster Allbrecht auf Johannis—
kreuz wird seine Wirthschaft aufgeben. Eine
Aktiengesellschaft, meist Kaiserslauterer Herren, hat
fich deshalb zur Erbauung eines Hotels auf Johan⸗
niskreuz gebildet.
—dDer pfalzische Forstverein hült am 19. und
20. September d. J. in Kirchheimbolanden
seine XI. Versammlung ab, wozu Einladung an
alle Forstmänner und Freunde des Forstwesens ergeht
— Am Westbahnhofe in Landau entstand,
wie der ‚L. A.“ berichtet, am Dienstag Abend
ruhestörender Lärm durch einen Soldaten der 1.
Kompagnie des 18. Inf.Regts. Namens Johann
Fröhler, welcher auf die Pferde einer den Bahn⸗
Uebergang überfahrenden Chaise eines dortigen
Arztes mit dem Yatagan schlug und, als er von
deren Besitzer zur Rede gestellt wurde, auch diesen
angriff. Der Festnehmung durch den Bahnwärten
und Oktroiaufseher widersetzte er sich aufs heftigste,
und als es dem ersteren gelang. ihm den Yatagan
zu entreißen und ins Bahnbüreau zu bringen, eilte
er dahin nach und konnte nur mit Mühe bewältig
werden. Der Ruhestörer hat schon einmal 1 Jaht
auf der Militärstrafanstalt Oberhaus zugebracht.
— Neustadk, 25. August. Heute Mittag
fuhren einige hiesige Herren auf einer Spazierfahrt
vom Schönthal nach Hause, als plötzlich das Pferd
scheute. Einer der Insassen, Herr Kaufmann
Heinrich Wolf, versuchte aus dem Gefährt zu
springen, Kürzte aber dabei so unglücklich, daß er
einen komplizitten Beinbruch erlitt. Telegraphisch
angerufene Celebritäten der Heidelberger Universität
sind leider auf Reisen. Auf Verlangen des Ver⸗
unglückten wird sein Jugendfreund, der in der
Knochenheilkunde wohlerfahrene Reichstagsabgeordnete
Dr. Groß aus Lambsheim. an das Krankenbet!
gebeten.
— Neustadt, 26. August. Wie die „N.
Zig.“ vernimmt, wird Herr Bezirksarzt Dr. Reisch,
eine unermüdliche ärztliche Kraft und allseitig be⸗
liebter Gesellschafter, seine Wirksamkeit als Arzt
aufgeben und sich nach seiner Vaterstadt Kempten
in den Ruhestand zurückziehen. Herr Dr. Reisch
soll in seiner amtlichen Eigenschaft durch einen
Wolfsteiner Arzt ersetzt werden.
— Die Jahresversammlung der füdwest⸗
deutschen Konferenz für innere Mis—
fion, welche am 22. und 23. September nächsthin
in Speher stattfinden wird, veroͤffentlicht ihr
Programm, aus dem wir Folgendes entnehmen.
Am 22. des Morzens 10 Uhr wird eine Sitzung
der vereinigten Ausschüsse abgehalten werden, wo⸗
bei Divisionspfarrer Dr. Rocholl aus Koln über
den „Verein für christliche Vollsbildung in der
Rheinprovinz“ das Referat erstattet. Um 8 Uhr
wird im Wittelsbacherhof „die Frage der oͤffentlichen
Sittlichkeit“ besprochen werden. Referenten find:
Militär ⸗Oberpfarrer Fingado aus Karlsruhe und
Bfarrer Stursbera aus Düsseldorf. Zu gleichen
Zeit wird im Dialonissenhaus für Frauen eine
Besprechung „üer die Rettungsarbeit an den ver—
orenen Töchtern unseres Volks“ stattfinden. Abende
b Uhr predigt Dekan Guth von Grünstadt in der
hl. Geisttirche. Am 23. wird nach Erstattung der
Jahresberichte um 10 Uhr in der hl. Geistlirche
Dr. Rocholl „über die Aufgabe der inneren Mission
in den wirthschaftlichen Kaͤmpfen der Gegenwarft
mit Beziehung auf die Sonntagsfrage“ sprechen
und hierauf Pfarrer Stursberg den Kampf gegen
die Trunksucht“ behandeln. Um 3 Uhr ist gemein⸗
schaftliches Mittagsmahl im Wittelsbacher Hof.
Vermisctes.
St. Johann. Die „St. Joh. Ztg.“
berichtet: Ein lothringischer Jagdberechtigter
hatte an einen Saarbrücker Wildprethändler 8 Hasen
zeschickt, deren Erlegung, da die Schonzeit im
dortigen Bezirk abgelaufen ist, nichts im Wege
deht. Da nun der Adressat keine Hasen, sondern
einen Rehbock bestellt hatte, verweigerte er die An⸗
rahme der Sendung. Nicht genug damit, fiel der
dothringer noch weiter hinein: die Hasen wurden
polizeilicherseits auf die Eilgut⸗Erpedition beschlag⸗
nahmt, da hier die Schonzeit noch andauert, und
zjemäß einer uns allerdings nicht recht einleuchten⸗
den gesetzlichen Bestimmung zu Gunsten der Stadt
tasse versteigert.
F Nürnberg, 25. August. In der inter⸗
nationalen Edelmetall⸗Ausstellung erfolgte heute an
önigs Namenstag durch das Preisgericht unter
dem Vorsitze des Ehren⸗Präsidenten Regierungs—
Prasidenten v. Hermann im Auftrage Sr. Maj.
zes Königs die feierliche Preisvertheilung. Goldene
Medaillen erhielten 25 Ausstellee, wovon auf Deusch
land 9 entfielen. Silberne Medaillen wurden 151
vertheilt, wobon auf Deutschland 9 entfielen. Silberne
Medaillen wurden 151 vertheilt, wovon auf Deutsch⸗
land 89 entfielen, Ehrendiplome sind 2 verliehen
und zwar an die Kunstgewerbeschule Pforzheim und
in Offterdinger ⸗Hanau. Ehrendiplome an Mitar⸗
hbeiter wurden 72 vertheilt. Nach der Preisver⸗
heilung brachte der Kommerzienrath Kugler einen
Toast auf den König aus; später fand Festesser
und Konzert statt, Abends Festbeleuchtung des
Ausslellungsparks.
F Als Kuriofum erwähnt das „Schw. T.“
daß ein Einwohner von Schweinfurt, welcher vor
noch nicht langer Zeit die vierte Frau geheirathe
hat, zum Vogelschießen die sümmtlichen vier Schwie⸗
germütter zum Besuch erhielt.
fF Aus Württemberg, 22. August. Nach
der „Soc.Korr.“ hat eine neue Armenindustrie,
welche von Pfarrer Faulhaber in Lippoldsweiler
dei Backnang begründet worden ist, bereits in sechs
Ortschaften fich ausgebreitet und sehr wohlthätig
zjewirlt. Es werden nämlich von armen 8⸗ bis
14.jährigen Kindern vernickelte Drathbeutelchen
angefertigt, welche zu 50 —-80 Pfg. verkauft
verden. Die Kinder spinnen den Drath, schneiden
hn zu, stricken aus den Eisenringchen die Beutel
zefestigen fie am Schlosse, helfen bhei der Vernicke⸗
ung und polieren die Waare. Die ersteren Ar—⸗
zeiten gehen in den verschiedenen Häusern vor sich
die letzteren beiden in der Pfarrwohnung.“ Wich
tiger noch als der Verdienst erscheint die den Kin⸗
dern zufließende Arbeitserziehung, denn bekanntlid
erweist sich als ein großer sozialer Uebelstand, dal
gerade die meisten unserer ärmsten Familien für
ihre Kinder beides nicht finden können und diest
darüber verlottern, während dort mittelst der Be—
schaftigung eine Anzahl bisher fauler Tauchenichse
zu arbeitswilligen, fleißigen anstelligen Arbeitern
purden. Auch Sparsamkeit erwächst auf diesem
Boden. Selbstverständlich wird streng darauf ge⸗
ehen, daß habsüchtige Eltern ihre Kleinen nich
beranstrengen.
fF Worms, 28. August. Das unheimliche
Abenteuer, welches neulich eine hiesige Putzmacherin
exlebt haben will, wird nach den juͤngsten polizei⸗
ichen Ermittelungen auf sehr unromantische Weise
yor Gericht abschließen. Die angeblich mit ano⸗
aymen Briefen bedrohte Person, welche letzthin so⸗
jar von einem Unbekannten im Laden ein Betäub⸗
ungsmittel erhalten haben wollte und deren mystisches
Fẽrlebniß das ganze Stadtquartier in Aufregung
yersetzt hatte, ist, wie sich jezt ergeben, die phan⸗
rasiereiche Urheberin der obigen nebst noch vielen
anderen in diesen Tagen an die Polizei abgeliefer⸗
ten anonymen Drohbriefen selbst. Um die Sach
echt graufig zu machen, war einer der Briefe mit
IAchsenblut besudelt und solches auch da und dor“
im Hofe vergossen. Dieser „besondere Saft“ ub
ührte gerade auf die Spur der Verfasserin. Wo
letztere mit ihren Albernheiten im Grunde bezweck
weiß man nicht.
fF Worms, 26. August. Die Polizei la
gestern bedeutenden Diebstählen, welche an den m
der Bahn beförderten Waaren verübt wurden, ar
die Spur. Ganze Päcke Kleiderstoffe und Leine
wurden bei dem Weichenwärter dahier in desse,
Wohnung durch die Polizei gefunden. Der Thäh
wurde verhaftet und soll bereits ein umfassende
Geständniß abgelegt haben. Ein zweiter Bahnb,
diensteter der ebenfalls betheiligt ist, wurde auf
dingfest gemacht. Für die Bahnbehörden ist X
Entdeckung wieder von besonderer Wichtigkeit,
derartige Diebstähle fast ununterbrochen vorkommen
ohne daß denselben Mittel zur Abwendung zu 9.
bote standen.
F Kleinblittersdorf, 25. August.) I
große Aufregung wurde heute unser kleines Don
bersetzt, da die Frau des Gendarmen Hühner mit
theilte, daß sie ihren Mann seit Sonntag morgen
vermisse. Hühner, ein überaus humaner, pfliqht—
eifriger Mann, begab fich am Sonntag imn der
Frühe auf Patrouille und kehrte bis jetzt noch
nicht zuruck. Man vermuthet, daß derselbe den in
hiesiger Gegend überhand nehmenden Wilderern
zum Opfer gefallen ist.
r7 Unterschreibe nicht mit Kopier
tinte! Ein Frankfurter Chef erschrak nicht wenig,
als ihm ein acceptirter Wechsel zum Zahlen vor⸗
gelegt wurde, von dessen Existenz er gar keine
Ahnung hatte. Und doch war seine Unterschrift
entschieden echt, wenn er sich auch nicht erinnerte,
seinen Namen unter ein solches Schriftstück gesezzt
zu haben. Er wollte gerade gute Miene zum bösen
Spiel machen und zahlen, als er den Sachverhall
aufgeklärt bekam. Man hatte, natürlich nur zum
Spaß, seine eigene mit Kopiertinte vollzogene Unter⸗
schrift von einem anderen Schriftstück auf die Ko—
piermasse eines Vervielfältigungsapparates über⸗
tragen und den Namen auf den Wechsel kopiert.
Man wollte nur den Beweis liefern, wie mit Hilfe
eines Vervielfältigungsapparates die größten Fälsche
ungen vorzunehmen fsind.
F Lerpzig, 24. August. Gestern ward hier
die 1. ordentliche Genossenschaftsversammlung der
Deutschen Buchdruckerberufsgenos—
senschaft abgehalten, in der 83 Abgesandte an⸗
wesend waren. Der seitherige Genossenschaftsvor⸗
stand ward endgültig als Vorstand gewählt. Als
Drt der nächstjaͤhrigen Versammlung ward Hamburg
gewählt. — An die Versammlung schloß sich eint
außerordentliche Generalversammlung des Deutschen
Buchdrucerbvereins an, welche den Ent
wurf des durchgesehenen Vereinsstatuts in Bausd
und Bogen annahm. Auch dieser Buchdruckerverein
vählte Hamburg zum Sitz seiner nächstjähriger
Beneralversammlung.
pIn Coblenz kam kürzlich das seltene Er—
eigniß vor, daß Drillingsschwesiern ihren 70. Ge—
hurtstag in voller Rüstigkeit feierten.
pHamburg, 24. August. Endliqh sind
die Bautdiebe, in deren Besiß noch 100,000 Ml
gefunden wurden, am 21. ds. in Paris verhafte!
und auf dem Transport nach hier begriffen. Zr
ihrer Ermitlelung srug haupisachlich der Umstand
bei, daß es dieselben Diebe sind, welche in Stot
holm vor anderthalb Jahren einen Bankdiebstah
berübt und deßhalb eine Reihe von Monaten Gefang
niß dort verbüßt haben. Ich Stockholm kam die Polize.
gleich auf den Verdacht, daß die Hamburger Bank⸗
Jebe mit den Siodhoimern identisch seien, und
sandte deßhalb die Photographien der Leßteren an
die Behorden der größeren europäischen Städte
welche dann weiter recherchirten. Die Verhaftun
des eines Diedes erfolgie, als derselbe in Paris au
einen Chek einer Bant Geld erheben wollte.
pBerlin. Die „Nordd. Allg. Ztg. “schreibt:
Außerordentlich erfreulich ist die Wahrnehmung
zaß der Reichsdeuische seine sommerlichen
jreuden jetzt weit mehr im lieben schönen Vatetlan
jucht als frühet. Es war einst als ob die
nirgends erquickender sein konnten, die Berge nirgen
erhabener, als in der Sweiz; jetzt haben wir 8
sehen, daß wir im herrlichen Baherlande v—e
eigene Schweiz besitzen. und daß wir unter unsenn
biederen liebenswürdigen Landsleuten besser a
hoben find. als sonst irgendwo. Es ift be
zugleich ein nationales Genügen, das uns in
bayerischen Gebirge zu heistiger und lorb
cher Erbolung führt.“