Full text: St. Ingberter Anzeiger

mschalteapparaten aufgestellt ist, erzeugt. Der 
nieb der Maschine erfolgt von der Achse des 
gens aus. Die Dynamomaschine hat bei einer 
sawindigleit des Zuges von 30—- 70 Kilometer 
er Stunde eine sich gleich bleibende Drehge⸗ 
windigkeit, während unter 30 und über 70 Kilo ⸗ 
er Zuggeschwindigkeit sich automatisch ein 
ccumulatorstrom einschaltet, welcher auch bei 
ligem Stillstande des Zuges das Licht liefert. 
—— 
sühlampen versehen, welche das Lesen in allen 
zeilen der bekanntlich sehr langen würtembergischen 
igen gestatteten. Die Lampen in den Wagen 
n eine Stärke von 10 Kerzen; oben auf den 
ntformen der Wagen von 5 Kerzen. Der Ver 
ist so befriedigend ausgefallen, daß die Ein⸗ 
tung auf der Strecke StuttgartEmendingen be⸗ 
ßz langeret Erprobung regelmaßig eingeführt wird. 
ꝙᷣ ist die Aussicht vorhanden, daß die würtem⸗ 
ergischen Züge, welche bisher von allen deutschen 
dnen am mangelhaftesten beleuchtet sind, in der 
lcuchtung — mit Ueberspringung des Gaslichtes, 
igz nur ganz beschränkte Aufnahme in unseren 
Hagen fand — einmal die erste Stelle einnehmen. 
Die „Kl. Pr.“ erzählt folgende hübsche und 
q glaubwürdige Wett-Geschichte: Ein Maurer⸗ 
nling, welcher neben seinem Handwerk noch aller⸗ 
brodlose Künste treibt und — wie man zu 
gen pflegt — ein wahrer Teufelsjunge, im Ueb⸗ 
gen aber eine grundehrliche Haut ist, ging mit 
dem Backsteinfabrikanten eine Wette ein, welche 
zten Sonntag zum Austrag gebracht wurde. Der 
unge hatte näͤmlich behauptet, daß jeder Hund, 
Ibfi der bösartigste, vor ihm die Flucht ergriffe, 
ich wenn sein Herr denselben auf ihn hetze. Nun 
alie er der Wette zufolge der sehr bissigen Dogge 
5 Backsteinbauern gegenüber diese Probe bestehen. 
der Hund wurde von seinem Herrn von der Kette 
zgemacht und auf den in einiger Entfernung 
henden Maurerlehrlig gehetzt. Derselbeblieb 
ihig stehen und ließ den Hund auf etwa zwanzig 
oAthtitte an sich herankommen; da flogen plötzlich 
ie Beine des Burschen in die Höhe, die Hände 
uf dem Erdboden und mit der Mütze im Munde 
ing er in dieser Stellung auf den Hund los. 
Reser stutzte einen Moment, nicht wissend, wo er 
inen Gegner nach dessen Umwandlung anzugreifen 
cbeꝝ als derselbe noch ferner auf ihn zuging, 
nachte der Hund Kehrt und eilte zu seiner Hütte, 
us der er nur wieder mit vieler Mühe herauszu⸗ 
angen war. Sobald er aber des unheimlichen 
zastes ansichtig wurde, verschwand er in seine Hütte 
id wen nicht zue dewegen, noch einen Angriff auf 
enselben zu unternehmen, sodaß der Lehrling seine 
hette, die um einen Hektolitet Bier ging, glänzend 
ewonnen hatte. J 
»Warzburg, 10. Sept. Einer Mittheil⸗ 
mg des K. v. u. f. D.“ zufolge, wurde der 
sJanlier Scheidt in Lübeck aufgegriffen. Die Frau 
ez Scheidt liegt schwer krank darnieder. 
fBamberg, 8. Sept. Man exzählt sich 
ier einen Scherz, der jüngst in einer Jagdgesell⸗ 
haft ausgeführt warden. aber schlecht ausgefallen 
in soll. Mehrere Jagdfreunde saßen Ende ver⸗ 
angenen Monats bei zwei frisch geschossenen Prä⸗ 
uenhäschen und hatten dazu zwei Bekannte ein⸗ 
tladen. Nach dem froͤhlichen Mahle entfernte sich 
er der Nimrade und kam nach kurzer Zeit mit 
inem Katzendelze zurück, dabei die beiden einge⸗ 
denen Herren „rikend,“ daß fie eben eine Katze 
e einen Hasen verspeist. während die übrigen 
ischgenossen den wirklichen · Hasen verzehtt hatten. 
Ar eine der Katzenvertiiger gab sofort den ge⸗ 
usenen Braten auf nicht ungewoͤhnlichem Wege 
ieder, der andere aber liegt seit jener Zeit an 
mem gaftrichen Fieber darnieder. 
Anknupfend an das in Munchen vor 
vrzem vorgelommene Pistolen⸗Duell mit dem 
annten blutigen Ausgang, läßt ein Vater, der 
lbst zwei Söhne auf der Universität hat, Worte 
ter Warnung und Mahnung dernehmen. Der⸗ 
be schildert die Angst, in weicher die Eltern von 
udirenden fortwährend schweben, in ergreifender 
reise und spricht die Erwartung aus, daß das 
uell durch die Sitie, wie es in England zur 
ade geworden ist, schließlich auch bei uns 
p werde. In dem Artikel heißt es dann 
ich: Ich weiß, es wäre eine Thorheit, mit 
—— — die Beseitigung des Duelles zu 
e obwohl ich fest davon übetzeugt bin, auch 
4 eutsche werden dahin kommen, daß wir 
en Rest des Faustrechtes zum übrigen Rüstzeug 
des Mittelalters werfen. Aber Eines waͤre jetzt 
schon möglich und 'lleicht durchführbar. Wenn 
denn schon zwei Männer mit den Waffen in der 
dand sich gegenüberstehen müssen, so treffe man 
och Vorkehrungen, daß wenigstens der schlimmste 
Fall nach Menschengedenken nicht eintreten kann. 
MNan vermeide es, die Forderung mit so scharfen 
Jestimmungen zu stellen, daß der Tod der wahr⸗ 
cheinliche Ausgang ist. Wir lesen in neuerer 
Zeit so überaus viel von Pistolenduellen, von 
zweikämpfen mit dreimaligem und öfterem Kugel⸗ 
vechsel, ja uns ist einer in Erinnerung, wo 18 
»der 20 Mal geschossen werden sollte. Wie wei 
ind solche Duelle noch vom vorbedachten Mord 
entfernt? Und wie weit Diejenigen, welche diese 
Beftimmungen treffen oder zu ihrer Ausführung 
Borschub leisten, noch von Mördern? Ein ver⸗ 
vernünftiger Zusammenhang zwischen der Schwere 
der Beleidigung und der Gefährlichkeit des Duells 
läßt sich ja doch nicht entdeden; sonst müßte man 
sa schließiich zu noch ganz anderen Arten des 
Iweilampfes kommen, wie sie jetzt üblich. Es er⸗ 
cheint uns als eine gebieterische Pflicht wahrer 
Fhre für alle Diejenigen, welche bei so traurigem 
dandel betheiligt find, mit aller Kraft darauf zu 
zringen, daß der Ausgang des Duelles nicht ein 
Menschenleben physisch, ein anderes moralisch ver⸗ 
nichte und ganze Familien in den trostlosesten 
Jainmer versetze. Welch entsetzliches Bewußtsein 
muß es sein, die Hand dazu geboten zu haben, 
»ein Menschenleben zu zerftören! Wird über solche 
Schuld einen Mann von Herz und Gewissen der 
illige Gedanke trösten, nach den Regeln eines 
xͤhrenkoder gehendelt zu haben, dessen Fundamente 
uur auf dem Sandboden landläufiger Meinungen 
nufgebaut sind? Und hier liegt für uns die Ge— 
vißheit, daß es einst anders kommen muß! Der 
gesunde Sinn unserer Jugend wird fich durch— 
cingen zu der Erkenntniß, daß die Ehre des 
Mannes nicht ein Gut ist, das ein leichtfertiges 
Wort oder die thätliche Beschimpfung eines An—⸗ 
zeren ihm rauben kann: die Mannesehre ruht so 
est in der eigenen Brust, daß nur er selbst sie 
jerabwürdigen und vernichten kann. Diese Er⸗ 
enntniß zu verbreiten und zu befestigen ist eine 
vichtige Äufgabe der Erziehung, zu deren Erfüll 
ing Eltern und Lehrer fich einmüthig die Hand 
reichen sollen. Bis diese Reife der Anschauung 
ꝛber Gemeingut geworden, müssen wir uns, sollen 
nicht wir Eliern mit Furcht und Zagen unsere 
Zöhne aus der Hut unseres Hauses treten sehen 
neines Erachtens damit begnügen, daß wenigstens 
ine Milderung des Duells durchgesetzt, daß das 
Ppistolenduell grundsatzlich auzgeschlossen wird. If 
as erreicht, so hoffen pa werden die weiteren 
Schritte zum Eüdziel: der hänzlichen Beseitigung 
des Duells. nachfolgen! z — 
CGEin ungehenresBernmbgen.) Nach 
iner Mittheilung der „Brest. Morgen⸗Ztg.“ soll 
ich herausgestellt haben, daß der kürzlich in Bre s⸗ 
au detstorbene Großgrundbesitzet Graf d. Burg 
jauß ein Baarvermögen vons 50 Millionen Mark 
ind darüber hinterlassen habe, während man nur 
3 Mill. Mark vorzufinden etwartete. — 
fOppeln, sOo Sept.“ Beti der am 6. d. M. 
zaltgefundenen Exercit 8 der gemischten 
Teuppengattungen zwischen ¶ Salrau und Czarno⸗ 
— 
heili, ein Mann' des Schlef. Ulanen Regiments 
sier. 2 so unglücklich vom Pferde, daß ihm die 
zanze in die Bruft eindrang und zum Rücken hin⸗ 
obtam.“ Der Unglückliche gab noch während des 
Tranaportes nach dem Czarnowanzer „Heinrichs⸗ 
tift seinen Geist auf. —W 
Pirna a. d. Elbe, 10. Sept. Eine im 
zenachbarten Dorfe abgehaltener Leichen⸗Gotte s⸗ 
zienst hatte sein Ende gefunden und eben waren 
zie Leidtragenden daran, das Gotleshaus wieder zu 
erlassen, als plötzlich ein furchtbarer Donnerschlag 
erdröhnte. Der Bliß hatte in die Kirche geschlagen 
ind zwar derart, daß die ganze Decke des Kirchen⸗ 
chiffes durchlochert wurde. Die Verwirrung unter 
)en Anwesenden — in Folge des heftigen Regens 
var erst der kleinere Theil der Leidtragenden außer⸗ 
alb der Kirche — nahm unbeschreibliche Dimen⸗ 
ionen an. Der Gutsbesitzer Scheumann aus Wilsch⸗ 
orf, sowie der Wirthschaftsbesitzer Roch au⸗ 
S„chmiedefeld wurden auf der Stelle getödtet, wäh 
reud von den übrigen Personen 10 schwer und 
gegen 20 leichter verletzt resp. betäubt waren 
Anter den Schwerverletten befinden sich die Gattin 
des Pastors, sowie der Lehrer des Ortes und der 
Butsbesitzer Rußig. Das Pfarrhaus, wo die Ver⸗ 
etzten zuerst hingebracht wurden, glich einem Lazareth. 
27 Berlhin, 12. Sept. Bevor man die 
Zreuzerkorvetie, Augusta“ amtlich als unterge⸗ 
gangen erklärt,“ sollen noch die erbetenen Draht⸗ 
nachrichten von den südlich von Ceylon belegeneu 
Inseln abgewartet werden. Die Aussicht, daß 
das Schiff erhalten geblieben, ist leider nur eine 
geringeee.. 
fBerssin. Die Tournure als — Geld⸗ 
schrank ist das Neueste auf dem Gebiete der 
Mode. In dem Cül emer vor Kurzem in der 
Scharnhorststraße vorstorbenen Dame fand man 
inerwarteterweise — deren gesammte Hinterlassen⸗ 
schaft, bestehend in baarem Gelde, Werthpapieren 
und Pretiosen sorgfältig vetwahrt. Endlich einmal 
— wie man sieht — eine praktische Verwendung 
des unschönen Auswuchses an der modernen Da⸗ 
mentoilette! 
f Berlin, 12. Sept.“ Wie der „Reichsan⸗ 
eiger“ berichtet, ist der für untergegangen erklaͤrte 
damerundampfer „Nachtigal“ im Hafen von Fal⸗ 
mouth angekommen.·... 
Von Gustav Nachtigal, dem so früh 
derstorbenen Vorkämpfer der Afrikaforschung, wird 
uns aus kompetenter Quelle folgendes Bonmot mit⸗ 
getheilt. Der derühmte Reisende gerieth einst, als 
er sich vorübergehend in Deutschland aufhielt, mit 
einem Bekannten in ein Gespräch, worin dieser 
vehauptete, daß doch eigentlich die Europäer mit 
hren wissenschaftlichen Theorien und ihrer Ver—⸗ 
tandsklügelei so recht geeignet seieu, den Pessimismus 
zroß zu ziehen, während in Afrika die Menschen 
in Hinblick auf die einfache Größe der unverfälschten 
statur Optimisten werden müßten. „Glauben Sie 
das nicht.“ erwiederte Nachtigal lachend, „gerade 
unter den Negern ist jeder Einzelne Pessimist, denn 
wenn die Eingeborenen sich gegenseitig ansehen, 
dann werden sie ja unwillkürlich — Schwarz⸗ 
seher!“ 
Auf Grund des Sozialiffengesetzes hat das 
königliche Polizei-Präsidium in Berlin die unter 
dem Titel: „Pimmel, Herrgott, Sakra— 
ment, oder: Fort mit den Gespensternl von 
Julian Apostata Popengisel, Pfarrer, im Selbst⸗ 
zerlage des Verfafsers,“ ohne Angabe des Drucd⸗ 
zxtes in gelbem Umschlage erschienene 26 Oktav⸗ 
Druckseiten umfassende Broschüre verboten. 
FEine Oase im Czechenland ist die 
Salzmann'sche Bierstube in Pil sen. In ihr wird 
das beste Puͤsener Vrdugeschanktur d Deuische 
und Czechen sind Stammgaste und vertragen sich 
unweigerlich, denn in diesen heil'gen Hallen dars 
bei Strafe des Ausschlussege⸗pon Politik nicht ge⸗ 
sprochen werden, und über, den, der den Frieden 
des Hauses stoͤri, wird ein Jahr lang das Bier 
verbot berhängt · und das risliert keinetr. An 
bem Stammtisch der Pilsener Philister sitzen seit 
ben Mandödern abends nach der Hoftafel die öster⸗ 
reichtschen Offiziere und ihre vornehmen Gaste und 
elbss der Kaiser läßt sich manches Glas holen zum 
Nacutrunk. — 
Züxich, 9. Sept. Laut den Mittheilungen 
vom heuͤtigen Missionskest kommen in Afrika auf 
auf Finen Missionaͤr 18 getaufte Heiden, in China 
418 in Indien nicht einmal 2. obwohl der 
Auftdand an Geld und Menschenkraft für Indien 
der —9— ist. Das Kastenwesen stellt in Indien 
den Missiondren w die aur. sachuchsten ¶ Hinderniff 
eutgegen/ auch nyre Bekehrte in jeder Hinsicht 
ein Nusgeftoßener, d n damili⸗ und Eigenthum 
verzichten und froh sein muß, wem er im Anschluß 
an hie Missiondre seines Lebens sicher ist. Es habe 
ungeheuces Aufsehen gemacht, erzählten die heute 
yredigenden Basler Missionsleiter. daß jungst ein 
früherer Polizeimeister. ein Muster von Stolz und 
Selbstsucht, Christ geworden und als solcher den 
Verfolgungen trotzend in seiner Heimath geblijeben 
sei. Die Basler Heidenbekehrer dauen darauf ihre 
Hoffnungen betreffs Indien, welches ihnen durch 
seine Hartnäcigkeit zu einem Defizit von 80,000 Fr. 
im Basler Missionshaus verholfen hatrLetzteret 
ist heute jinz 71. Jahr feiner Vereinsthätigkeit ein⸗ 
zetreten und nimmt natürlich Veranlassung, die 
Bläubigen um ein Geburtstags⸗Geschenl für Dech 
ung des indischen Defizits“ amugehen. 
Wie außerst gefährlich es ist, mit ausländ⸗ 
schen Lebensdersicherungs. Gesellschaften in Bezieh⸗ 
ung zu treten, beweist deutlich der schmähliche 
Zusammenbruch einer der größten franzö— 
fischen Lebens und RentenversicherungsGesell 
ichaften, des Credit viagor. Tros der in Frank⸗