ðSl. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingber.
hder ‚St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich funfmalz Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungk⸗
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljahrlich A 60 einschließlich Traägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 , einschließtu
d A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 H, bei außerpfalzischen und solchen
I auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 d, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einruckung wird mir dreimalige berechnet.
185.
Deutsches Reich.
Berlin, 19. Sept. Auch England hat nun⸗
uegr der spanischen Regierung erklärt, es mache
die Anerlennung der Oberhoheit Spaniens auf die
darolinen ⸗Inseln von der Entscheidung eines
-chiedsgerichts abhängig.
Berlin, 19. Sept. An Zöllen sind seit dem
April 1881 bis zum 831. Augusi d. J. 92,118,818
MNark, und zwar an Tabaksteuer 2,782,357, Salz⸗
jeuer 13,912,753,* Brannweinsteuer 9.010,701,
Brausteuer 8,148, 646, Spielkartenstempel 311,080,
Bechselstempelfleuer 2,768,632. Stempelabgaben
ür Werthpapiere, Schlußnoten ꝛc. 4,471,210 Marht
ingegangen. Die Rübensteuer hat einen Ausfall
don 12,087,007 Mark gebracht.
In verschiedenen Blättern wird neuerdings
wieder Graf Herbert Bismarckals moͤglicher
lachfolger des Fürsten Hohenlohe auf dem Pa⸗
riser Botschafterposten angegeben. Gleichzeitig
meldet man aus dem Elsaß, daß Graf Wilhelhm
hismarck, sobald er sich zu Hanau in die
andraths⸗Geschaäfte eingearbeitet haben wird. dazu
usersehen sei, den Posten eines Unterstaatssekretärs
in der Abtheilung des Innern in Straßburg zu
bernehmen. Beide Nachrichten haben Manches für
ich — wenn man die personlichen Beziehungen der
ugendlichen Staatsmanner in Betracht zieht. Jeden⸗
als scheint Herr d. Radowitzz, der eine Zeit⸗
ang als der begünstigte Kandidat für den Pariser
hoften galt, mit seiner Bewerbung in den Hinter⸗
srund gedrängt zu sein. Anfang Oktober dürfte
ibtigens das Hangen und Bangen in schwebender
hein, welches zur Zeit die gesammte diplomatische
Belt des Reiches gefangen hält, sein Ende finden,
enn dann soll jn die große Verschiebung im Bot⸗
chafter⸗ und Gesandten⸗Personal endgiltig werden,
von der nun schon seit Monaten geflüstert und ge⸗
XXX
Ausland. .
Paris, 18. Sept⸗Die Pariser Journale
egen einem kurzen Ausfluge des deutschen Bot⸗
chafters Für sten Hohenlohe, eine besondere
zolitische Bedeutung bei, während in Wirklichkeit
det Botschafter am Mitiwoch Abend nach Straß⸗
zurg gereist ist, um dort mit seiner von München
ommenden Gemahlin zusammenzutreffen. Nach
besichtigung der in dem Palais des Statthalters
wgenblicklich vorgenommenen Einrichtungen haben
er Fürst und die Fürstin Hohenlohe ihre zukünf⸗
ige Residenz wieder verlassen und sind heute
Norgen in Paris eingetroffen. Die Fürstin ist
ierher gekommen, um die Uebersiedelung des Haus⸗
jandes nach Straßburg anzuordnen und sich von
hren Pariser Bekannten zu verabschieden. Dem
banket, welches die deutsche Kolonie morgen zu
Ehren des scheidenden Botschafters im Palais Royal
deranstaltet ¶ werden auch die von den franzoͤsischen
Mandvdern zuruckgekehrten deutschen Offiziere, Gene⸗
rallieutenant von Albensleben und Oberstlieutenant
vvn Lutcken beiwohnen. —- Heute zirkuliren wieder
veniger günstige Berichte uͤber den Stand des
eutsch · spanischen Konfliktes.
Paris, 19. Sept. Ein Telegramm aus
Sofia von heute meldei: Ein Ukas des Fürsten
befiehlt die Mobilmachung der Armee und beruft
ie Kammer auf den 22. d. M. noch Sofia ein.
duf Aufforderuug der probisorischen Kegierung
mnd der rumelischen Armee hat der Fürst Varno
unlasen und begibt sich in Begleitung des Prasidenten
ies Ministerraihs nach Philippopei.
Montag, 21. September 7725.
Madrid, 20 Sept. Der Kriegsminister hat
dem General Salamanca wiederholt seine Miß⸗
zilligung deßhalb zu erkennen gegeben, weil dieser
nuf der Zurücksendung seines deutschen Ordens
jartnäckig besteht. Gegen diejenigen Offiziere,
velche seinem Beispiel folgten, sind disciplinarische
Maßregeln ergriffen. Die Offiziere, die im Militär⸗
tasino den Antrag gestellt haben, die deutschen
Prinzen und Offiziere aus der Liste der Ehrenmit⸗
jlieder zu streichen, haben Ordre erhalten. binnen
24. Stunden ihren Wohnsiztz nach entfernten Pro⸗
dinzialstädten zu verlegen. — Die Presse fährt fort,
lebhaft gegen eine schiedsrichterliche Entscheidung
und eine europäische Konferenz zu protestiren. —
Braf Benomar hat aus Berlin günstige Auffassung
der Lage telegraphirt, und man glaubt in offiziellen
streisen, daß die Grundlage eines Arrangements
bilden werden: die Anerkennung der Rechte Spaniens
auf die Karolinen und für Deutschland die Handels⸗
und Schifffahrtsfreiheit, unter Theilnahme Eng-⸗
lands an den kommerziellen Vortheilen.
Madrid, 20. Sept. Die Antwort Deutsch⸗
ands wird nicht vor Ende nächster Woche erwartet.
kin Erlaß des Gouverneurs von Madrid beschraänkt
den Zeitungsverkauf auf den Straßen. Nur groß⸗
jährige und mit einer Autorisation versehene Ver⸗
äufer werden zugelassen. Erst gestern wurde gegen
sechs Journale gerichtlich eingeschritten. Damit
sleigt die Zahl der dis jetzt verfolgten Blättet auf
70 und ebenso hoch beläuft sich die Zahl der wäh⸗
rend der letzten 14 Tage verfolgten Provinzialblätter.
Sofia, 189. Sept. Nachrichten aus Philip⸗
popel zufolge nahmen die Aufftändischen den Ge⸗
veralgouverneur Cristic⸗Pascha gefangen.
Lerele und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 21. Sept. Eine erschüt⸗
lernde Trauerkunde durchlief gestern Abend
unsere Stadt. Herr Hüttenwerksbesitzer Gusst a v
don Krämer, Reichsrath der Krone Bayern,
wurde unerwartet nach kurzem Unwohlsein durch
einen raschen Tod in Folge eines Ge⸗—
hirnschlages im Alter von 57 Jahren dahin⸗
Jerafft. Mitten in rästigster Manneskraft, in
hatkraftigstem Wirken unterbrach hier der jahe Tod
ein Leben, dessen Verlust man nicht blos im engen
reise unserer Stadt und unserer heimathlichen
Provinz, sondern weit darüber hinaus schmerzlich
mpfindet. Die Armen kannten den Verblichenen
ils warmherzigen, allzeit zum Helfen bereiten Wohl⸗
häter. An der Spitze des hiefigen Eisenwerls
lehend war er seinen zahlreichen Arbeitern in guten
ind schlimmen Zeiten ein fürsorglichetr, humaner
Arbeitgeber. Die Stadtgemeinde, in deren Verwal⸗
ung er mit Einstimmigkeit von der Bevölkerung
jewählt worden war, verliert in ihm einen warmen,
influßreichen Fürsprecher. Jahrelang wirkte er als
Diitglied des pfalzischen Landrathes, als Verwaltungs
rath der pfaͤlzischen Eisendahnen, des Gewerbe⸗
nuseums u. s. w. für das Wohl unserer heimath⸗
ichen Probinz. In Anerkennung seiner großen
Berdienste berief ihn S. Maj. der Koͤnig unter
Berleihung des personlichen Adels auf Lebenszeit
n den Reichsrath des Königreichs Bayern, um hier in
jervorragender · Stellung im Dienste des Vater⸗
andes mit Rath und That zu wirken.So floß
as Leben des Verstorbenen dahin reich an Ehren,
aber auch reich an Arbeit und edlem Wirken, und
zie Theilnahme, die das plötzliche Ableben des
derrn von Kramer in allen Schichten der hiefigen
Zevölkerung hervorrief, ist darum eben fo zahlreich,
vie aufrichtig und herzlich.
20. Jahrg.
4
— Ludwigshafen, 17. Sept. In den
„Allgemeinen Bestimmungen“ zum Hauptverzeichniß
der Koupons für kombinirbare Rundreisebillete im
Zebiete des Vereins Deutscher Eisenbahnverwalt⸗
ungen sind nachstehende Aenderungen in Kraft ge⸗
reten: 1) Der erste Satz der Ziffer 8 ist wie
olgt zu ändern: „Die kombinirbaren Rundreise⸗
illete werden während des ganzen Jahres ausges
jegeben“; 2) Ziffer 4 ist wie folgt abzuandern:
„Die kombinirten Rundreisebillete haben eine Gil⸗
tigleitsdauer von 45 und bei Rundreisen von über
2000 Km. von 60 aufeinander folgenden Tagen,
den Tag der Abstempelung mitgerechnet.
Vermischtes.
x Bei dem Parisser Geschworenengericht er⸗
zignete sich am 16. September der seltsame Fall,
daß die Sitzung um drei Uhr Nachmittags noch
nicht eröffnet werden konnte, da es an Geschworenen
ehlte. Von den 40 ausgeloosten Geschworenen
ür die Schwurgerichtspeciode der zweiten Hälfte des
September waren 17 am Sitzen verhindert aus
den verschiedensten Gründen: J todt, 1 verschwun⸗
den, 4 krank, 1 schreib⸗ und leseunkundig u. s. w.
25 Ergänzungsgeschworene wurden darauf frisch
nusgeloost, und die Gendarmen sezten sich nach
illen Richtungen in Bewegung, um die neuen
Beschworenen herbeizuholen.
FGeschenk an den General Sala—
manca. Der spanische General Salamanca, von
dessen Existenz zwar bis jetzt außerhalb Spaniens
vohl Niemand etwas gewußt hat, der aber offen⸗
zar, wie seine heldenhafte That, die Zurücksendung
eines preußischen Ordens, zeigt, eine ebenso durch
nilitärischen Takt wie politisches Verständniß her⸗
orragende Persoͤnlichkeit ist, wird voraussichtlich
vohl kaum Gelegenheit haben, mit seiner Drohung,
ich anstatt des preußischen Ordens im Kriege gegen
die derhaßten Deuschen einen andern zu verdienen,
krnst zu machen. Das hat bei einigen lustigen
sürnbergern recht großes Mitleid erregt. Und
um ihm Gelegenheit zu geben, seine Tapferkeit
jegenüber deutschen Soldaten zu erproben, haben
ie in feierlicher Sißzung den Beschluß gefaßt, dem
Beneral eine Sendung wirkliches deutsches Militär
irelt nach Madrid zu senden, Infanterie, —XXC
Artillerie, sogar die Pioniere und der Train sollen
nicht fehlen — freilich Alles nur in Blei. Die
Sendung ist bereits abgegangen und wird mittler
veile wohl in des Deutschen fressenden Generals
Ddande gelangt sein. Vielleicht har er die armen
Beschöpfe bereits sammt und sonders massakrirt.
*ar die Redaltion verantwortlis: F. X Demeß. F
Schiffe bericht ⸗er Red Dar ues.
Mitgetheilt von Jean Peters, Haupt · Pafsage · Agentur
St. Ingbert.
Antwerpen, 12. September; der Postdampfer
Wefternland“, Capt. Randle, ift nach New⸗ York a bgegangen.
RewePYork, 12. September; der Postdampfer
Noordland“, Capt. Nickels, ist nach Antwerpen abge⸗
angen. J
ja ———* erpen, 16. September; der Postdampfer
„Nhynland“, Capt. Jamison, ist von New⸗ Vork ange⸗
ommen.
Philadelphia, 17. September; der Vostdampfer
Switzerland', Capt. Buschmann, ist von Rew⸗Port an-
Jelommen. J *
RBew-⸗PYort, 18. Septembet; der Postdampfer
Waesland“, Capt. Ueberweg, ist don Antwerpen ange⸗
ommen.
Schisssbericht der Red Star LSine
leitget heilt von dem Agenten Hermann La nr, St. Ingbert.
Der kgl. Postdampfer, Waesland“, Kapitän Ueberweg,
velcher am 5. September von Antwerpen abging, ist am
7. September wohlbehalten in New⸗York angelommen.