Full text: St. Ingberter Anzeiger

anders, es rauften sich drei Mädchen um einen 
ungen Mann; für den betr. Burschen muß es ein 
chwieriger Standpunkt gewesen sein, welcher von 
en holden Kampferinnen er seine Gunst zuwenden 
woslle. 6G. A.) 
— Herr Oekonom Schmidt auf dem Deutsch⸗ 
hjo fe vertaufte vor. Woche 3 Zir. Hopfen zu 50 
Mark per Zentner nebst 10 Mark Trinkgeld. — 
In Mannheim wurden für Primawaare 60. Se⸗ 
Umda 45, Tertia 37 Mtk. bezahlt. 
Speyer,17. Sept. Dem ESchiffer 
August Kief ist heute früh 10 Uhr auf dem Rheine 
rin großes Unglück zugestoßen· Derselbe wollie 
eine Ladung Sieine aus der Gundschen Ziegel⸗ 
fabrik hier nach Worms transportieren. Bei Al⸗ 
ripp kam ihm ein Dampfboot der Gesellschaft 
Tifch aus Mainz nach, welches, trotz strompolizei⸗ 
licher Vorschrift, so stark fuhr, daß Kief mit seinem 
Nachen perschlagen wurde und sofort sank. Die 
Maunschaft, bestehend aus 4 Personen, konnte sich 
sur mit der großten Lebensgefahr retten.“ Der 
Nachen mit Geschirr, ohne Steine, ist im Werthe 
bon ungefähr 1000 Mt. und wird die Gesellschaft 
Tisch dafür auflommen müssen. 2 
Grünstadt, 17. Sept. Gelegenilich des 
letzte Woche siatigehabten israel. Neujahrsfestes 
wurden von der Post hier sehr viele Einwohner 
hon hier bei Empfang von Graͤtulationskarten mit 
Strafporto bedacht; es waren nämlich diese Karten, 
welche mit Dreipfennigmarken beklebt waren, von 
den Absendern beispielsweise Herr und Frau N. N. 
mit Familie beschrieben worden. Diesen letzteren 
Zusaß nun fand die hiefige Post für unstatthaft 
ind velegte die Empfänger dieser Karten theils mit 
õpfq. Strafe und solche in Kouverts aber offen 
mit 17 Pfg. Ein hiesiger Bürger, der Gewißheit 
haben wollte, sandie seine Karten an das k. Ober⸗ 
postamt Speyer und erhielt den Bescheid zurück. 
daß fragl. Strafporto nicht zu erheben und von 
der Post wieder zurückzuer statten sei; in Folge 
dessen werden hier sehr viele Empfänger solcher Karten 
bei der Post um Rückhzahlung von Strafporto vor⸗ 
stellig werden. 
Ludwigshafen, 19. Sept. Seine 
tönigl. Hoheit Prinz Luitpold haben Seine Excellenz 
den kgl. Regierungsprasidenten der Pfalz, Herrn 
Staaisrath d. Braun gebeten, —XXVB 
für den freundlichen Empfang in der Pfalz allen 
Hetheiligten auszusprechen. Se. Excellenz haben 
in folgendem Erlaß den erfreulichen Auftrag erfüllt: 
Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold von 
Bayern waren von der begeisterten Aufnahme 
waährend Höchst Ihren jüngsten Aufenthaltes in der 
Pfalz und von den aͤllenthalben so warm und 
herzlich dargebrachten Beweisen rührender Anhäng- 
uͤchieit und wahrer Loyalitat tief ergriffen. Die er⸗ 
hebenden Kundgebungen sowohl in den Stäadten 
Speyer, Kaiserslautern, Zweibrücken und Ludwigs⸗ 
hafen, als auch in den von Sr. Koͤnigl. Hoheit 
nur durch einen kürzeren Aufenthalt beehrten oder 
Jüchtig berührten übrigen Orten haben Höoͤchst 
Dieselben als ein beredtes Zeugniß der treuen und 
ergebenen Gefinnung der Pfalzer Bevolkerung hoch 
rfreut. Mit bewegten Worten haben mir der 
Prinz bei Hoͤchst ihrem Scheiden aus der Pfalz 
ju eriennen gegeben, wie wohlthuend diese Bethatig⸗ 
ang echt patriotischen Sinnes gewesen und wie 
Sr. Kgl. Hoheit die schönen, in der treuen Pfalz 
verlebien Tage unvergeßiich bleiben werden. Se. 
Kgl. Hoheit haben mich zugleich beauftragt, Allen 
den innigsten Dank auszusprechen. 
— — — — 
paleinrosseln, 15. Sept. EKin Berg 
ibeiter der hiefigen Grubengesellschast hat sich auf 
die leichtsinnigste Weise heute wahrscheinlich um sein 
Augenlicht gebracht. Ihm verfagte ein Spreng⸗ 
chuß und sollte er deshalb ein neues Loch bohren 
ndladen. Wahrscheinlich war ihm dieses zu viel, 
veshalb er das alte Loch wieder zu einer neuen 
dadung herrichten wollte. Der in dem Bohrloche 
hefindliche Schuß ging aber los und beschädigte 
die beiden Augen des Unglüclichen so, daß er 
wahrscheinlich dlind werden wird. Er ist zwar 
ogieich in die Augenllinik des Herrn Dr. Hoͤderath 
nach Saarbrüdcen verbracht worden, allein man hat 
venig Hoffnung, dem Verunglüdten die Sehkraft 
u erhalten oder ihm wieder zu verschaffen. 
FIn eine nicht geringe Aufregung wurde 
or einigen Tagen ein Wachtmeister vom Dragoner⸗ 
Kegiment Nr. Y versetzt, als ihm ein Dragroner 
Bermischtes. 
zeiner Eskadron in aller Frühe meldete, sein Pferd 
ei aus dem verschlossenen Stalle verschwunden. 
die sofort angestellten Nachforschungen blieben er⸗ 
olglos; schließlich wurde der Stall, in dem das 
gferd gestanden, nochmals einer genauen Revision 
interzogen und machte dabei der Wachtmeister die 
5nideckung, daß die Vorderbeine eines Pferdes durch 
ie über dem Stalle befindliche Bodendielung her⸗ 
orragten. Auf dem Boden angekommen, fand 
nan das Pferd in einer sitzenden Stellung, mit 
en Vorderbeinen durch die durchbrochene Dielung 
leckend. Wie jetzt das Pferd herunterschaffen ?* 
ragte der Wachtmeister die inzwischen herbeige⸗ 
ilten Unteroffigiere und Dragoner, da ein Herab— 
assen des Pferdes wegen der eng aneinander lie⸗ 
jenden Balkenlage nicht ausführbar war. — Rath⸗ 
os standen sie da, keiner wußte einen guten Aus⸗ 
beg. Plotzlich tönte es aus der Mitte von einem 
Dragoner: „Dach abdecken.“ Im Nu war auch 
in Theil des Daches abgeriffen, das Pferd wurde 
ebunden und⸗ mit Obergurten und Stricken au einer 
Zeitenwand heruntergelassen, bis es ohne Verletzung 
ind wohlbehalten auf dem Erdboden anlangte. Das 
gferd hatte sich in der Nacht vom Halfterstrick los⸗ 
erissen, in auf der vom Stalle aus nach dem 
zutlerboden führenden 16 Fuß hohen, steilen, 
chmalen Treppe heraufgeklettert und hat fich dort 
in dem daselbst lagernden losen Hafer gütlich gethan. 
dassen wir den Vorfall als Beweis dafür gelten, 
peich hohen Grad die Ausbildung unserer Cavallerie⸗ 
Bferde im Klettern erlangt haa. 
Saargemund, 20. Sept. Der Lehrer 
gauer in Keskastel hat in diesem Jahrgange von 
0 Bienenstöcken 15 Centner reinen Schleuderhonig 
sewonnen. Der Ernteertrag hätte noch gesteigert 
berden koͤnnen, wenn die Zahl der Bienenbevölke⸗ 
ung nicht von 50 auf 80 gebracht worden wäre. 
7 Metz, 18. Sepi. Auf dem Lothringer 
Fisenwetken in Ars ist der Betrieb fast gänz 
ich eingestellt. Während im Anfange des Jahres 
—E— 
ind 24 Puddelöfen in Beiriebe standen, und nach 
»er ersten Kündigung vor 6 Wochen noch 12 Oefen 
n Thatigkeit blieben, ist jetzt der Betrieb auf 4 
Zuddelöfen reducirt. Von den 3 Hochöfen der 
Verke ist nur noch einer, von den 14 Schweiß⸗ 
fen nur noch 2 in Betrieb. Die Gießerei St 
Jenoit ist seil vorgestern geschlossen. Die Gesammt⸗ 
ahl der auf dem Werk verbleibenden Arbeiter be⸗— 
rägt 150, nachdem 250 Arbeiter und 10 Ober—⸗ 
neister durch die gestrige Kündigung zunächst brod⸗ 
os geworden sind. Die Kündigung wäre nicht 
ollzogen worden, hätte die Geschäftslage für die 
zächste Zukunft Besserung verfprochen. 
In welch! eigenthümlicher Weise manche Leute 
hr Geld aufzubewahren pflegen, dabon ein Beispiel. 
im Mittwoch Abend wollte in einem Karls⸗ 
duher Kaffee ein, dem Gefolge des Kaisers an⸗ 
ehörender Herr sich entfernen, konnte aber seinen 
dut nirgends finden, weßhalb er schließlich ge⸗ 
wungen war, einen fremden Hut mitzunehmen. 
Als er denselben am anderen Morgen des Nahern 
esichtigte, schaute ein Papier unter dem Schweiß⸗ 
eder hervor und waren unter diesem bei naherer 
Antersuchung — wer beschreibt das Erstaunen des 
xroviforischen Hutinhabers — zwei 50. Markscheine 
»erborgen. Bis jetzt konnte der wirkliche Eigen⸗ 
hümer des inhalischweren Hutes, allem Anschein 
nach ein Fremder, noch nicht ermittelt werden. 
FHalle, 19. Sept. Der im Hochverraths- 
zrozeß gegen Reinsdorff und Genossen mitverur⸗ 
heüte Schuhmacher Holzhauer erhängte fich in der 
siesigen Strafanstalt. 
7 Bamberg, 15. Sept. Se. Maj. der 
dönig hat das Begnadigungsgesuch der im Ott'schen 
Nillionenprozeß zu drei Jahren Zuchthaus verur— 
irtheilten Gräfin v. Baudisffin abschlägig beschieden. 
Munchen, 17. Sept. Ein von den Ma⸗ 
obern nun zurückgekehrter Offizier hat mit Hilfe 
es Schrittzaͤhlers herausgefunden, daß er von Be— 
inn der diesjaͤhrigen Herbstübungen bis zum 
Hiedereintreffen in der Garnison rund 630 000 
zchritte gemacht, also einen Weg don 500 Kilo⸗ 
neiern zuruckgelegt hat; es treffen auf den Tag 
m Durchschnitte 40 Kilometer; hiebei ist das 
hehen bei ileineren Dier stverrichtungen im Kanton ⸗ 
jement nicht in Ansatz genommen. 
pMunchen, 18. Sept. Se. Maj. der 
doͤnig hat genehmigt. daß fortan zur Feldausrlist⸗ 
ing aller Offiziere ein Revolver und zur Ausrüst⸗ 
ing der Offiziere der Stäbe sowie der fechtenden 
Truppen der Feldarmee ein Doppelfernrohr gehoͤren 
soll und daß ferner den Offizieren gestattet ist 
zußer dem Armee-Revolver M83 auch Revboldez 
mderen Modells zu führen und die Wahl d— 
Modells für das Doppelfernrohr sowie einer de 
nimmten Trageweise für beide Stücke freigegeben 
leitlt. 
fGoch ein Vermißter von 1870) 
Bor einigen Tagen wurde der Militärbehörde 
—A 
»em Ausbruche des Krieges gegen Frankreich im 
Jahre 1870 dort in Garnison stand. Er gehörie 
einer Zeit der ersten sechspfündigen Vatterie an 
Bei dieser machte er den Feldzug gegen Franlreich 
nit. In Frankreich geflel es ihm so gut, daß er 
ahnenflüchtig wurde. Er blieb in einem Orte be 
dijon und nahm hier Arbeit. Selbstverstänblich 
nußte er in den Reihen seiner Kameraden, welche 
eine Ahnung von der Flucht hatten, als vermißt 
zelten. Ob die Sehnsucht nach der Heimath ihn 
urückgeführt hat, oder — wie verlautet — er außz 
Frankreich ausgewiesen worden ist, wird die gegen 
hjn eingeleitete Untersuchung wohl feststellen. * 
7 Bremen, 16. Sept. Der betreffende 
Dffizier, welcher beschuldigt wird, die Rettung eines 
in der Militär⸗Badeanstalt ertrunkenen Soldaten 
interlassen zu haben, trotzdem ihm dies, wie be⸗ 
jauptet wird, ein Leichtes gewesen wäre, muß fich 
dieser Tage deßhalb vor dem Kriegsgerichte veranb 
worten. Er hat übrigens bereits seine Entlassung 
Jenommen. Der Ertrunkene wat der einzige Sobr 
iner armen Wittwe in Stade. 
Audreas Acheubach, bekanntlich einet 
unserer großten Marinemaler und auch als Land⸗ 
schafter ausgezeichnet, soll der „B. B.-Ztg.“ zu⸗ 
'olge bei der demnächst stattfindenden Feier seines 
fiebzigsten Geburtstages in den Adelsstand erhoben 
verden. Diese Art der Auszeichnung wird in 
ungster Zeit Künstlern und Gelehrten häufiger zu 
Theil. als es vordem der Fall war. Man erinner⸗ 
sich nur an Camphausen, Frerichs, Helmholz. 
Eameruner Spazierstöcke.) 20,000 
Morgen Land hat eine Berliner Firma für 8000 
MNk. in stamerun gekauft. Sie will dort Oliven 
inpflanzen, die zur Verfertigung von Stoͤcken be⸗ 
timmt sind. 
ꝓ Eine hübsche Scene aus der Kinder 
tube erzählte, wie die „T. R.“ berichtet, kürzlih 
ßrinz Wilhelm bei seinem Besuche des Kloster⸗ 
deiligengrabe im Kreise der Stiftsdamen. Der 
zreijährige Erstgeborene des prinzlichen Ehehaares, 
Prinz Friedrich Wilhelm, pflegte bis vor Kurzem 
allabendlich seine Puppe als Schlafkameraden mi 
in sein Bettchen zu nehmen. Eines Abends frag 
F die Wärtetin, welche ihn zu Bette bringt: 
Haben die Soldaten auch Puppen?“ — Nein, 
zie haben keine Puppen mehr.“ — „Was haben 
sie aber dann?“ — „Die Soldaten haben ein 
Bewehr!“ — „Danm will ich auch ein Gewehr 
haden.“. Mit diesen Worten warf der kloine Prinj 
hie Puppe verächtuch zur Erde, so daß sie zerbraqh 
Et schlaͤft seildem siets mit seinem Gewehr in 
Arm. Was ein Haten werden will.krümmt fih 
bei Zeiten 
J Man schreibt dem „Berl. Tgbl.“: Ihre It 
36 beirachtet es als den Gipfel der —X 
wenn lachende Erben in eine Weinstube gehen 
stach meiner Ansicht gibt es noch viel absurder: 
Dinge. Z. B.: 
Denn ein Eskimo ein römisches Bad nimmt, ode. 
Wenn ein Rheinländer Walzer tanzt, oder 
Wenn der Kaiser Konigskuchen ißt, oder 
Denn ein Bagfisch einen Rabendater hat, oder 
Denn kin Frieche mit seinem datein zu Ende in 
oder 
Wenn Einer zweifelt, oder 
Denn ein Zimnmermann im Freien arbeitet, oder 
wenn ein dramose die engusche Krantheit hat, odn 
Denn Jemand einem entfernten Verwandien die 
Hand reicht, oder 
Wenn dine Muner ihre Tochter underwandt en 
blickt, odde n 
Wenn ein Bildhauer einem nichts abschlagen lan 
oder son 
Wenn ein Portraitmaler ohne Ansehen der Perso 
malt, oder uhre 
Wenn ich bie Leser noch weiter ad absurdum 8 
4(heherrlich) In einer großen ve 
ainzialstadi stieg kürzlich eine Frau die a 
chweren Marktkorb trug, in einen Wagen 
ßferdebahn, in welchem alle Siztze been 
rin Herr stand auf, um der Frau seinen 8 
uͤbieten, als sich ein anderer sehr dicker