Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Jugherter Anzein 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert, 
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her ‚St. Jugberter Snzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalr Am Wontag, Dienstag, Heocrerstag, Samstag und Sonuntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungt⸗ 
An und Sonntagt wil Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1A. 60 ⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Posß bezogen 1A 75 A, eiuschließlich 
N delungegebahr. Die Einrückungsgebühr sur die Agespaltene Saxmondzeile oder deren Raum beträgt bej Inseralen aus der Pfalz 10 4, bei außerpfältischen und solchen 
auf welche die Crpedition Auskunft ertheilt, 13, Neclamen 80 A. Bei 4mnaliger Einrickung wird nur dreimalige berechnet. 
V194. 
Bestellungen 
auf den — 
‚Zt. Ingberter Anzeiger“ 
ur das 75 
IV. Quartal 
werden von sämmtlichen Postanstalten, den Aus⸗ 
nͤgern und der Expedition entgegengenommen. 
Deutsches Reich. 
Müuünchen, 80. Sepi. Der Landtag wurde 
m 1093 Uhr durch den Präsidenten, Freiherrn 
Ow, eroffnet. Die Abgeordneten waren nahezu 
llzahlig anwesend, 153 sind im Bureau ange⸗ 
neldel. Entschuldigt wegen Krankheit sind von 
zlauffenberg und Grohe. Auf der Tribüne drang 
ih ein sehr zahlreiches Publikum. Am Minister⸗ 
iche sind anwesend Luß. Riedel, Faäustle, Crails- 
rim, Feilitsch, Heinleih. Nach der Begrüßung 
urch den Prafidenten erstattete der Finanzminister 
diedel Bericht über das Finanzgesetz. Das Budgeit 
halancirt mit Mk. 241,584,781 in Einnahme und 
duzgabhe. Das Finanzjahr 1884 weist einen 
Attibresft von über Ml. 7,000, 000 auf, ein Ein⸗ 
ahme · Plus von Mk. 4,300,000 und ein Aus 
aben⸗ Minus von Mk. 2,500, 000.... Der Etat 
Forstberwaltung“ ergab ein Mehr von Mark 
150, 000, die Pfaͤlzer Bahnen in Minus von 
Dl. 180,000. Die Finanzverwaltung hat die 
flen 8 Jahre stets mit Ueberschüssen theils bit 
l. 17,000, 000 gearbeitet. Untet den Vorlagen 
damentlich bemerkenswerth eine weitere Erleich⸗ 
mung des landwirthschaftlichen Brennereibetriebes. 
die Steuerfreiheit, soll danach von 12 auf 100 
selloliter ausgedehnt werden. Der Bericht des 
jnanzministers findet allerseits Beifall. Um 12 
ihr schließt der Präsident die Sitzung mit der 
Inlündigung, daß, wenn das Haus nicht wider⸗ 
hdreche, um 6 Uhr eine Abendsitzung stattfinden 
vderde. Dieselbe wird acceptirtrt. 
München, 30. Sept. An Stelle des 
ppellationsgerichtspräsidenten Kurz (Aschaffenburg), 
velchet aus Gesundheitsrüchsichten das Amt des 
iten Vizepräsidenten niederlegte, wählte die Ab⸗ 
tordnetenlammer am 1. Oktober den Abgeordneten 
phert (München) mit 76 Stimmen. Die Libe⸗ 
ulen gaben unbeschriebene Zettel ab (62)3. 
Berlin, 12. Okltober. Der „Reichsanzeiger“ 
tbffentlicht folgende Ordensverleihungen an louiglich 
therische Offiziere. Es wurden verliehen: der 
nigliche Kroneu⸗Orden erster Klasse: dem Kriegs⸗ 
inister, General ˖ Lieutenant von Heinleth; der 
mmigliche Kronen · Orden zweiter Klasse; dem Obersten 
keiheren v. Horn, Kommandeur des 2. Chevaux⸗ 
hert. Regiments Taxis, und dem Obersten Frei⸗ 
den von Steinling, Kommandeur des 2 
wuen Reiter ⸗Regimenis Kronprinz Erzherzog 
ae von Oesterreich; der konigliche Kronen ⸗ 
den dritter Klasse: dem Major Bogel, à la 
uite des Generalstabes, Kommandeur der Equi⸗ 
nions Anstalt dem Major Freiherrn von Branca 
Im Infanierie Leib ⸗ Regiment, und dem Major Her⸗ 
8 vom 3. Feld · Artillerie⸗-Regiment Konigin⸗ 
iter; der Rothe Adler · Orden vierler Klasse: dem 
ir Lieutenaut Freiherrn von Perfali, à la 
a des 3. Chevaulegers⸗Regiments Herzog Maxi⸗ 
n— personlicher Adjutant Sr. Königl. Hoheit des 
Aen Leopold von Bayern; sowie der loͤnigliche 
onen Orden vierter Klasse: dem Seconde⸗Lieute— 
Freiherrn bon Gebsathtel vom 1. Ulanen⸗ 
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Sonntag, 4. Oktober 18885. 20. Jahrg. 
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Regiment Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Adjutanten und dem Chef des Gendarmerie⸗Kom, 
Reiches und don Preußen. F mandos der Pfalz, Herrn Hauptmann Bausewein 
Berlin, 2. Oltober. Herr Bratianu begibt zur Inspizirung der großeren Gendarmeriestationen 
fich nach Friedrichsruh, er soll eine Rückgaängig⸗ der Pfalz von hierab.. 
machung der Bereinigung Bulgariens für unthun⸗ — Ludwigshafen, 1L. Oltober. Die 
lich. dagegen eine Kompensation Serbiens aus den Kosten für das zur Zeit der vorigen Reichstags⸗ 
aliserbischen Gebietstheilen Bulgariens für geboten wahl nach Ludwigshafen entsendete militärische 
erachten. “ Sicherheits lommando (man befürchtete damals Ruhe⸗ 
torungen seitens der Sozialdemokraten) sind endlich 
sjedeckt, nachdem es lange Zeit fraglich, ob der 
Staat oder die Stadt Ludwigshafen dafür auf⸗ 
ommen müsse. Die Staatskasse hat, der F. 83. 
ufolge, nunmehr die Dechung übernommen und die 
betreffenden Gelder dem Bürgermeisteramt in Lud⸗ 
wigshafen übermacht, so daß die nunmehr beinahe 
ꝛin Jahr ausstehenden Forderungen der Wirthe 
und sonstigen Lieferanten endlich Befriedigung finden. 
Auslaud. 
Nom, 1. Oltober. Der Verkehr zwischen 
dem preußischen Gesandten v. Schloͤzer und 
dem Vatikan ist wieder eröffnet. Der Papst em ⸗ 
ofing namlich heute Herrn v. Schloͤzer, nachdem 
dieser vorher den Kardinal Jacobini besucht hatte. 
Herr d, Keudell wurde auch vom König Humbert 
zor dessen Abreise nach Monza in längerer Audien; 
empfangen. 
London, 2. Oktober. Eine Timesa“⸗Dee⸗ 
pesche aus Paris meldet, daß nach der jüngsten 
Unterredung des Ministers Giers mit Bismard in 
Friedrichsßruh, Rußland auf die Enttrohnung deß 
Zulgarenfürsten verzichte. 
ermit tes. 
Gemeinhin wird die Mit gift, welche 
der Vater seiner Tochter gibt, als ein Geschenk 
desselben aufgefaßt, wenn dasselbe auch dereinst bei 
der Erbschaft in Antechnung zu bringen ist. Die 
veradredete Mitgift kann aber auch die Eigenschaft 
eines Vertragsablommens zwischen Brautvater und 
Bräutigam annehmen.“ Füuͤr einen solchen Fall 
jat das Reichsgericht VI. C. S. U. v. 21. V. 
1885 ausgesprochen: Die von dem Vater der 
Braut bei Abgabe seines Mitgiftversprechens dem 
Braͤutigam gegenuber ausgesprochene Vorausseßung, 
vaß derselbe ein eigenes Vermögen bestimmter Hohe 
jabe, Sist die Voraussetzung —einer Eigenschaft der 
Person des Bräutigams im Sinne des A. L. R. 
248 77. *. Ein Irrthum über dieses Vermoͤgen, 
velches ausdrücklich vorausgesetzt wurde, macht die 
Zusage des Schwiegerbaters underbindlich, wenn 
der Irrtham auch nicht durch eine Täuschung des 
Brautigams hervorgerufen is. 
Merzkirch, 29. Sepi. Daß unser letzt⸗ 
ähriger Obermoseler auch Kraft hat, weiß mit 
Bestimmtheit eine junge Frau von Trassem. Die⸗ 
jelbe kam letzten Sonntag gegen Abend von Esinger, 
wo sie dem 84er zur Feier der Nachkirmes wahr⸗ 
scheinlich, gut zugesprochen, über Dittlingen per 
Chaise, die sie selbst kutschirte, hier an. Infolge 
des 84er muß sich bei ihr die Welt in rasender 
Beschwindigkeit gedreht haben, denn denselben Weg, 
den sie in unser kleines Dorf einfuhr, fuhr sie 
auch wieder heraus, kam wieder nach Dittlingen 
zuruck und wer weiß, wohin sie noch kutschirt waͤre, 
wenn nicht einige Bauern von dort, denen ihr 
sonderbares Gebahren aufgefallen? dieselbe fesige⸗ 
halien und nach Trassem hätten eslortiren lassen. 
Wie der jungen Frau der Rausch weiter bekommen. 
ist uns bis jetzt nicht belannt. 
Kolmn.“ Vor einigen Tagen hat sich in 
kalk ein Fall zugetragen, welcher wieder einmal 
den Beweis lieferl, daß die Dummen nicht alle“ 
verden. Gewohnheitamaßig empfaͤngt eine dort 
vohnende Ehefrau allwochentlich eine Kartenschlägerin; 
diese prophezeit der leichtgläutigen Landbewohnerin 
die glückverheißendste Zulunft, Neuerdings kundigte 
ein „schwarzer Stern“ in den Karien einer der 
janzen Welt bisher verborgen gebliebenen, in den 
Räumen der Frau vergrabenen Schaß, eine Geld⸗ 
rassete, an, zu deren Hebung die Letztere der 
dartenschlägerin 6 Mark zu entrichten hat. Die 
Frau geht auf den Leim, — der Schatz liegt im 
deller verborgen und hat fie ziu desffen AÄuffindung 
nit einem Licht in der Hand rückwärts die Keller⸗ 
reppe hinunterzusteigen, alsdann rückwärts weiter 
e Maechr Iten. 
C St. Inabert, 2. Olktober. Unter all⸗ 
emeinster Teilnahme wurde am Dienstag vor acht 
Tagen die irdische Hülle des leider zu früh ver 
torbenen Reichsssrates Herrn Gustav d. Kraͤmen 
)er Erde übergeben. Nicht allein unsere Stadt, 
die ganze Pfalz fühlte und betrauerle tief den Ver 
lust. Die Verdienste, welche sich der Verewigte al⸗ 
Beschäftsleiter und Arbeitgeber, als Beamter, Bürger 
ind Mensch erworben hafte, wutden in den Blattern 
iller Richtungen mit der gebührenden Anerlennung 
jervorgehoben. Das Recht des Heimgegangenen 
iber auf unsere Thränen verdoppelt sich, nachdem 
vir von den Verfügungen über seine Hinterlassen⸗ 
chaft Kenntnis haben. „Der Distriktsgemeinde 
St. Ingbert überweise ich schenlweise zur Ver⸗ 
wendung für gemeinnuͤtzige oder wohltätige Zwech 
die Summe von 30,000 Mtk.“ Dies ist der Wort 
aut, mit welchem Herr v, Krämer in seinem am 
3. Maärz 1878 errichteten und vor einigen Tagen 
zröffneten Testamente seines heimatlichen Bezirke? 
Jedachte. Nachdem er bei Lebzeiten, wenn es dit 
Förderung der materiellen,“ geistigen und sittlicher 
Wohlfahrt des Volkes galt, reiche Summen spen⸗ 
dete, fiets ein offenes Herz und eine offene Hand 
dvem Unglücke darbot, Üüberraschte er nach seinem 
Tode seine Mitbürger mit einem so großartiger 
Bermächtnis. Wohlgetan überlebt den Tod. Dieses 
Sprichwort findet auf den Verewigten volle Un⸗ 
vendung. Er hat sich mit dieser Schenkung das 
choͤnste Denkmal errichtet, bleibender denn Erz 
zas weder Zeit noch Wetier zerstören kann, — die 
ebendige Erinnerung in den dankbaren Herzen 
vieler Tausende.. 
— Pirmafens, 2 Oktober. Heute Abend 
ereigneie sich in der Nahe des Zweidrückerthores 
ein trauriger Unglücksfall. Das Sjährige Söhnchen 
des Gerbertagners Leonhard wurde von dem 
datrinenwagen des Herxrn G. Fischer überfahren, 
ifolge dessen alsbald der Tod eintrat. Od ein 
Verschulden des Führers des Wagens vorliegt, 
onnten wir nicht bestimmt erfahren. (P. A.) 
— Speyer, 30. Sept. Gestern Abend ift 
—XRXVX 
der Pfalz Herr Oberst v. Hellingrath, Chef des 
Bendarmerie⸗Korps, hier eingeiroffen. Nach der 
eutigen Befichtigung des hiesigen Brigadefißes reiste 
stachmittags Herr Oberst d. Hellingrath mit seinem