Full text: St. Ingberter Anzeiger

Zugbherter Amziger. 
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‚St. Ingberter Vnzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
204. 
Sonntag, 18. Oktober 188588s. 20.. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
ein mit seiner gleich gesinnten Gattin seinen Schiffsbericht der Red Star Line. 
Nächsten Gutes thut. So hat er u. A. in Wachen⸗ Mitgetheilt von 
Jeim eine Raiffeisen'sche Darlehenskasse gegründet Jeam Veerter Daupt- Pafsage Agentur St. Insbert. 
ind das Geld hiezu vorgeschossen; dieselbe gedeiht Der Po stdampfer Noordland. welcher am J 
oelreffuͤh Weiterz haneremit Aufwand von Oktober von Antwerpen direlt abging, ist am 15. 
28 000 Mt. Lin Spital gebaut und es der Siadi Oktober wohlbehalten in New⸗Mork angekommen. 
Pachenheim geschenkt. Dahier bauten die Gatten —7 
ine große Wohlthätigkeitsanstalt, legten mit Auf⸗ 
zand voa mindestens 50,000 Mik. am Abhang des 
dollenberges eine große Kunststraße an, welche für 
insere Stadt einen herrlichen Spaziergang bildet. 
dazu wollten die Hauber'schen Ehegatten den 
anzen Abhang des Nollenberges in eine großartige 
Obstanlage nur nach den besten Mustern umwan⸗ 
deln, wosür eiwa 50,000 Mk. in Aussicht ge⸗ 
nommen waren. Das letztere Projekt bleibt leider 
mausgeführt, weil es die beiden Wohlthäter der 
Pfalz endlich doch verdroß, für all' das Gute nur 
Andank in der abscheulichsten Form zu ernten. 
Jede Schöpfung des Hauber'schen Ehepaares wurde 
aämlich von giftigen Lokalgrößen und klatschsüchtigen 
Fraubasen dazu benützt, die Stifter in der nied⸗ 
rigsten Weise anzugreifen, ja man entblödete fich 
aicht, die Frau Hauber in persoönlicher Weise zu 
berunglimpfen. Wer will es da den beiden edlen 
Menschen verargen, wenn sie sich zurückziehen? 
— Frankenthal, 15. Oktober. Vor 
dem hiesigen Landgericht kem folgender Fall zur 
Verhandlung: Magdalena Koenig, 24 Jahre alt, 
edige Büglerin aus Speyer, war angeklagt des 
erpressungsversuchs, verübt durch zwei an Dr. 
Welz, prakt. Arzt in Speyer gerichtete Briefe. Der 
Z„achverhalt ist nach Ergebniß der Beweisaufnahme 
olgender: Herr Dr. Welz unterhielt mit der 
„amals 19 Jahre alten Koenig, die bei ihrer 
Tante — an der Schwimmschule bezw. Bleiche 
— domicilirt war, ein intimes Verhältniß das — 
jach bestimmtec Angabe der Angeklagten — nicht 
hne Folgen geblieben sei. Bei ihrer Niederkunft, 
zie in Heidelberg erfolgte, zahlte Herr Dr. Welz 
ille Kosten und will, trotzzdem er sich dazu durch⸗ 
ius nicht verpflichtet fühlte, ca. 4000 Mk. an die 
Angeklagte gehüngt haben. Dieselbe wurde, nach⸗ 
zem sie eine Reise nach Amerika angetreten und 
vieder zurückgekehrt war, mit ihren Geldforderungen 
mmer dreister und frecher, die Sache kam der 
Familie des Herrn Doktor W. zu Ohren, was 
ziesen veranlaßte, die zwei letzten Briefe, mit denen 
Erpressungen versucht wurden, dem Staatsanwalt 
zur weiteren Amtshandlung zu übergeben. — Ur⸗ 
heil: 4 Monaie Gesängniß, (davon gehen jedoch 
a. 3 Monate Untersuchungshaft ab) und Kosten. 
Muͤnchen, 15. Oltober. GBayerischer Land⸗ 
„Die zur Vertheilung gekommene Sitzordnung 
Abgeordneten mit beigefügter Parteibezeichnung 
ist 77 Abgeordnete von der Fraltion der Rechten, 
9 Liberale, 4 Konservative und 9 ‚Wilde“ 
unter 1 Agrarier) auf. Es sind also doch 
och Einige (früher der damaligen äußersten Rechten 
igehörig) aus der Fraltion der Rechten ausge⸗ 
seden. Die Gesammtzahl der Abgeordneten be⸗ 
igt 159, die absolute Mehrheit berechnet sich auf 
M, eine Zahl, welche von der Fraktion der Rech⸗ 
m für sich allein alse nicht mehr erreicht wird. 
Der Reichsskanzler Fürst Bismarck 
det seit einigen Tagen wieder an seinem alten 
ibtl, an rheumatischen Gesichtszügen. — Aus 
itraßburg wird zur Uebernahme des Statt⸗ 
ilterpostens durch den Fürsten Hohenlohe offiziell 
meldet, daß derselbe die landesherrlichen Befug⸗ 
se vom 16. d. M. ab wahrnehme. Bezüglich 
r übrigen Geschüfte wird der neue Statthalter 
aͤhrend seines bis Ende Oktober reichenden Ur⸗ 
ubes durch Staatssekretär v. Hofmann vertreten sein. 
Ausßland. 
Die Allgemeine Versorgungs⸗Anstalt zu 
karlsruhe, unter den deutschen Lebensversicherungs⸗ 
Anstalten nunmehr hinfichtlich der versicherten 
zumme die 53., während sie nach ihrem Alter die 
32. ist, hat soeben ihren Rechenschaftsbericht für 
884 ausgegeben. Die Geschaäftsergebnisse waren 
ibermals sehr günstig. Das Kapitalvermögen hat 
im 3,948,596 Mk. zugenommen und beträgt nun⸗ 
nehr 42, 109,8538 Mt. Bei der Hauptabtheilung 
er Anstalt d. i. beider Leben Sversicherung 
anden statt 5906 neue Anmeldungen mit 
23,563, 656 Mk. Kapital, wovon 4925 Personen 
nit 19,476,338 Mk. Kapital Aufnahme fanden. 
Der reine Zuwachs an Versicherungen betrug 3734 
nit 15,083,377 Mk. Kapital. Hiernach stieht die 
bersorgungs-Anstalt bezüglich des reinen 
zugangs in der ersten Reihe der Deutschen Lebens⸗ 
icherungs⸗Anstalten. Der Gesammtversicherungs⸗ 
Bestand — erreicht in 20 Jahren — stellt fich 
iunmehr auf 39,284 Versicherungen mit 
157,492,219 Mk., wovon auf die letzten 10 Jahre 
islein 122,978,240 Mk. entfallen. Die Sterblich⸗ 
eit verlief sehr günstig. Nach den der Rechnung 
u Grunde liegenden Sterblichkeitstafeln sollten 407 
Bersonen mit 1,713,325 Mt. Kapitali sterben; in 
Wirklichkeit starben aber nur 303 Personen mit 
1,133,820 Mk. Kapital; sonach 104 Personen 
nit 579,505 Mk. Kapital weniger. Der statutarische 
Deckungsfonds beträgt 17, 9006,271 Mk.; der reine 
Leberschuß ergab 1,306,002 Mk., wovon 578,941 
Mark als Dividende an die Versicherten vertheilt 
verden; nach deren Vertheilung besteht die Reserve, 
velche im Falle einer, bei der Versorgungs⸗Anstalt 
edoch noch die eingetretenen Uebersterblichkeit Zu⸗ 
chusse gewährt und sonst zur Sicherstellung der 
Dividenden dient, noch in 3,288,903 Mt. d. i. 
in nahezu Zfacher Höhe des statutarischen Maxi⸗ 
nums. Die im Dividendenbezug stehenden Jahr⸗ 
zänge (1864 — 1880) erhalten wie in den 2 letzten 
Jahren eine Dividende von 496 ihrer Deckungs⸗ 
apitalien; umgerechnet auf die Prämie der ein⸗ 
achen Lebensversicherung ergibt dieser Satz durch⸗ 
“nittlich 55 — 12 04 
Wien, 16. Okltober. Ein Theil der nächst 
ich konzentrirten serbischen Armee hat gestern 
chmittag die Grenze (2) überschritten. Serbien 
Restirte gegen die Beschlüsse der Botschafter — 
ie in Berana befindlichen fürkischen Bataillone 
erden in Eilmärschen nach Pristina dirigirt. 
Wien, 16. Oltober. Eine Monturlieferung 
zehntausend Mann wurde von Serbien mit der 
inderhank abgeschlossen. 
An diesem Sonnabend oder Sonntag wird 
er zar aus Dänemarckin Petersburg 
rückerwartet und die Idylle von Fredensborg er⸗ 
icht hiermit ihr Ende. Ueber das geheimnißvolle 
Aitentat“, welches angeblich im Parke von Fredens⸗ 
arg gegen den russischen Herrscher versucht worden 
ist lkeine Auftklärung erfolgt. Vermuthlich wird 
waber nicht sehr ernfter Natur gewesen sein, denn 
aandern Falle würde Alexander III. bei seiner 
lannten mißtrauischen Natur schwerlich noch so 
nach dem Vorfalle in Fredensborg geweilt 
Uen 
—X— 
O Schnappach. Sicherem Vernehmen 
ach soll Herr Direltor Weyrich einen Kürbis be⸗ 
jen, der bei 1,43 Mir. Umfang nicht weniger 
48 Pfund wiege. Gewiß ein Kuriosum, das 
ni der Si. Ingberter Fruchtausftellung auch hätte 
einen Platz behaupten koönnen. 
Der Münchener „N. Nachr.“ wird aus 
eustadt geschrieben: Daß Undank der Welt 
hn ist, mußle der auch in München wohlbekannte 
agenieut Hauber erfahren, und zwar ist in diesem 
Ale der Undank um so kränkender, weil er ge⸗ 
den wurde für großartige Wohlthätigkeitsspenden 
d don den engeten Landsleuten des Spenders. 
ugenieur ¶ Hauber, aus der Rordpfalz geburtig. 
sacht belannilich von dem großen Vermoͤgen, das 
durch die Verheirathung mit der Wittwe des 
toß grumdbefiherd Heinrich Wolj aus Wachenheim 
warb. den scöönsten Gebrauch indem er im Ver⸗ 
Vermischtes. J 
f Stuttgart, 15. Oktober. Generallieute⸗ 
jant a. D. v. Reitzenstein, Führer der Württem⸗ 
erger bei Champigny, ist gestorben. 
FMünchen, 12. Oktober. Der Gemeine 
darl Schneid des 3. bayer. Inf.Regis. vergriff 
ich in der Trunkenheit thätlich an einem ihn zur 
stede stellenden Unteroffizier, indem er demselben 
nehrere Schlage und Stiche mit seinem Yatagan 
eibrachte, die jedoch keine erheblichen Folgen hatten. 
der Thäter wurde vom hiefigen Militärbezirksgericht 
u 5 Jahren 7 Monaten Gefängniß verurtheilt. 
Viele Personenklagen darüber beim 
AUufstehen von Husten, Rauheit und Druck im Halse 
und auf der Brust belästigt zu werden. Dieses 
rührt daher, daß sich während der Nacht die Schleim⸗ 
drüsen der Luftroöhre füllen und die meist zähe 
Masse nur mit großer Anstrengung, welche sich oft 
bis zum Erbrechen steigert, zu entfernen ist. Als 
außerordentlich losend und erleichternd erweist sich 
hier einziger Schluck des ächten rheinischen Trauben⸗ 
Brust⸗Honigs von W. H. Zickenheimer in Mainz. 
Dieses Traubenpräparat ist nicht allein als das 
»equemste und wirksamste anerkannt, sondern zeichnet 
sich auch aus durch koöstlichen Geschmack und ist 
owohl Erwachsenen wie Kindern qleich dienlich. 
r die Nedaktion verantwortlich: F. X. Demeg. 
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