vzt. Ingherter Azeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Iugbert. F
xt ‚St. Jugberter Anzeiger“ erjcheint wochentlich fünfmalz Am Tontag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und ontag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich A G60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Pos bezogen 14 76 , einschließli
A Zustellungzgebühr. Die Einrückungsgebühr far die 4Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solche
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, Iß H, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
205. Montag, 19. Oktober 1888. 20. Jahrg.
Politische Uebersicht.
die Berufsgenossenschaften sind,
achdem das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli
884 laut kaiserlicher Verordnung vom 25. Sep⸗
mber d. J. mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft
etteten ist, zur Zeit mit ihrer Organisation voll⸗
uf beschäftigt. Dabei stellte sich heraus, wie uns
on betheiligter Seite mitgetheilt wird, daß viele
amentlich klleinere Betriebe noch gar nicht zur
meldung gelangt sind, wahrscheinlich, weil sich
e betreffenden Inhaber nicht für versicherungs⸗
flichig halten. Wir möchten deshalb darauf
fmerksam machen, daß unter die Bestimm⸗
agen des Unfallversicherungsgesetzes alle Betriebe
llen, in denen mindestens zehn Arbeiter, wenn
ich mit Handbetrieb, regelmäßig beschäftigt wer⸗
en, sowie ferner alle Betriebe ohne Rücksicht auf
je Zahl der beschäftigten Personen, in welchen
sampfmaschinen“ oder andere Motoren zur Ver⸗
endung kommen. Das Reichs⸗Versicherungsamt
rdert in Nr. 23 seiner „Amtlichen Nachrichten“
om 1. Oktober d. J. nochmals auf, zur Vermeid⸗
g einer Ordnungsstrafe bis zu dreihundert Mark
och nicht gemeldete Betriebe den zuständigen un⸗
ren Verwaltungsbehörden schleunigst zur Anzeige
bringen, und es ist allen Betheiligten im eigenen
nteresse zu rathen. dem nachzukommen.
Der deutsche Kronprinz beging
essern, Sonntag, den 18. Oktober, die Feier seines
4. Geburtstages im engsten Familienkreise. Die
erzlichsten Glückwünsche der Nation begleiten den
itterlichen Erben des deutschen Kaiserthrones bei
jnem Eintritte in ein neues Lebensiahr.
»In Spanien scheinen die antideutschen
)emonstrationen aufgehört zu haben, weni sstens
mnichts mehr hierüber bekannt geworden. Dagegen
reibt in den spanischen Kolonien eine deutschfeind⸗
iche Clique noch ungestört ihr Wesen, wie dies
„B. auf der Insel Cuba der Fall ist. In der
Jauptftadt Havanna wird von der dortigen Presse
-selbst das Organ des Gouverneurs schließt sich
ezeichnender Weise diesem Preßfeldzuge an — der
dtieg gegen Deutschland geradezu gepredigt und
die unsinnige Hetze gegen alles, was deuisch heißt,
wempörender Weise fortgesetzt. Es fehlt dabei
ineswegs an Angriffen auf die Monarchie in
panien und es wird die Lage so dargestellt, als
b Spanien bereits so herabgekommen sei, daß es
nut aus einem Kriege Vortiheil erlangen könnte.
luch scheuen sich Havanaser Bläiter nicht, die
hubaner aufzuhetzen, daß sie von den Deutschen
ichts mehr kaufen sollen, und manche Journale
tmahnen sogar das Publikum, nur dann von
deutschen zu kaufen, wenn hiermit von vornherein
ie Absicht verbunden werde, die entnommenen
daaren nur auf Credit zu nehmen und — nicht
u bezahlen!“ In dieser höchst ehrenhaften Weise
lauben die neuspanischen Patrioten zur Ehre ihres
ndes den deutschen Handel schadigen zu können
ind doppelt erfreulich ist es darum, daß sich die
eutsche Regierung, mit dem Madrider Kabinet
segen der Karolinenfrage zu einem freundschaftlichen
dlommen zu gelangen, durch ein solches ihörichtes
jehahren nicht im mundeften beeinflufsen läßt.
Auslaud.
Wien, 17. Oktober. Der Temps“ meldet:
in der Umgebung des Koönigs Milan spricht man
ion Abdankung. Man ist hetreffs Oesterreichs ent⸗
äuscht. Wenn der König fällt, sei die Anarchie;
zie Folge und Oesterreichs Einfluß werde dann
tark geschädigt. Die Militärkreise Belgrads drängen
ur Aktion, die Truppen sind daher in ihrer Po⸗
ition bereits angelangt.
Wien, 18. Oktober. Die bulgarischen
Truppen in Ostrumelien haben Befehl erhalten,
nach Bulgarien zurückzu gehen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 19. Oktober. Die gestern
Abend im Baumann'schen großen Saale stattge⸗
jabte musikalisch⸗theatralische Unterhaltung des Land⸗
vehrvereins war außerordentlich zahlreich besucht.
Wie wir hören, waren die Theilnehmer von dem
jelungenen Verlaufe derselben sehr befriedigt.
[*1 Schnappach, 17. Oktober. Gestern
Morgen ereignete sich auf der Straße zwischen
A
yon sechs Eichen folgender Unglücksfall. Die in
—öA
vollte mit einem Wagen Kartoffeln nach Sulzbach
uuf den Wochenmarkt fahren. Auf der Bergseite
nach Schnappach idste sich der Mechanismus am
Wagen los. Dieser kam zu sehr in Schuß. Die
Frau gerieth unter ihren Wagen und wurden ihr
zie Unterschenkel überfahren. Auf einem andern
Wagen wurde sie dann nach St. Ingbert und in
hre Behausung gebracht.
— die Jandwirthschaftlichen Be—
riebe vertheilen sich in der Pfalz mit Bezug auf
hren Umfang wie folgt: Nur ein Eigenthümer
efitzt über 500 Hektaren Grundstücke, dagen 37
I00- 500, 5679 10 - 100, 11,552 5- 10,
443385 1-5 und 45,470 nur bis 1 Hektar.
Insgesammt 107,124 Betriebe mit 142,598 Haus-
Jaltungen. Das pfälzische Getreideland beziffert
sich auf 123,482 Hektaren. Gegenüber den an⸗
deren bayerischen Kreisen ist der Grund und Boden
in der Pfalz am meisten zersplittert; die land—
virthschaftlichen Betriebe unter einem Hektar Grund⸗
besitz betragen 42,44 pCt. und diejenigen von 1
dis 5 Hektaren 41,43 pCt. sämmtlicher Betriebe
zer Pfalz.
*— die landwirthschaftliche Bezirks—
schule Zweibrücken beginnt ihren Unterricht
ür das Jahr 1885 86 am 3. November nächsthin.
— In Zweibrücken stürzte nach dem
Zw. T.“ ein Lehrling aus dem 4. Stocke des
sohrbacher'schen Neubaues und fiel in eine soge⸗
annte Mörtelpfanne. Der Junge, welcher gerade
ein Vesperbrod verzehrte, ließ sich durch diesen
Fall nicht im Mindesten verblüffen, sondern aß
zachdem er aus der Pfanne herausgekrochen war,
ein in den Handen behaltenes Brod in aller Ge—⸗
müthsruhe zu Ende.
— Der Landtags⸗ und Reichstagsabgeordnete
derr Dr. Groß in Lambsheim ist nach den
Münch. N. N.“ von einer schweren Rippenfell⸗
ntzündung befallen,
— Die Irrenanstalt Klingenmünster
hloß das Jahr 1884 mit einem Stand von 566
Ifleglingen gegen 579 am Anfange des Jahres.
27 wurden entlassen, 48 starben. Die Gesammt⸗
innahme beziffert sich auf 312,2385 Mk.. die Aus⸗
gaben auf 300,892 Mk. Der Kostenaufwand für
inen Pflegling betrug im Durchschnitt der ver⸗
hiedenen Verpflegungsklassen 508 Mk. Das In⸗
entar nebst Immobilien hat einen Werth von
27059921 Mkt
Die Kreis⸗Armens und Kranken⸗Anstalt der
Pfalz zu Frankenthal schloß das Jahr mit
Stand von 631 Pfleglingen (19 Blinde, 77
Taubst. 19 Wahns., 217 Blöds., 86 Fallsücht.,
2 Hyst. 129 Gebrechl. und 82 Kranke anderer
Art.) Die Gesammtzahl im Laufe des Jahres
betrug 246,893, die Durchschnittsziffer für den
Tag 676, 81 wurden entlassen, 82 starben. Die
Einnahmen betragen 212,194, die Ausgaben
202,311 Mtk. Der jährliche Aufwand für Pflege
ines Kranken betrug durchschnittlich 67 Mk. Das
Inventar nebst Immobilien stellt einen Gesammt⸗
verth vor von 491,887 Mt. 7
— In einigen Orten am Rhein wurde aus⸗
geschellt, daß Kartoffeln an die Bahn geliefert
verden könnten, per Zentner 1 Mark. Das ist
en Leuten denn doch zu wenig, allein viel höher
rauchen die Handelsleute nicht zu gehen.
Vermischtes.
7 Die Witwe des unglücklichen Kai⸗—
sers Maximilian, die wahnsinnige Kaiserin
Charlotte, ist schwer erkrankt. 7
—Ein Wucherprozeß.) Auf Antrag der
dortigen Staatsanwaltschaft beschäftigt fich die
Berliner Kriminalpolizei seit etlichen Tagen
mit einer großen Wucher-Affaire. Angeschuldigt
find nicht weniger als fünfzehn, der bekanutesten
Berliner „Geldleutes; darunter' befindet sich ein
Amerikaner. welcher dergleichen „Geschäfte“ nach
überseeischer Manier betrieben zu haben scheint.
Der betreffende Strafantrag ging nicht von Privat⸗
personen aus, sondern von einem Ministerium,
dessen Beamte zum Theil von den Angeschuldigten
auf geradezu unerhörte Weise „geschröpft“ worden
ind. Ein Wechsel, der ursprünglich auf 300 Mk.
autete, ist beispielsweise binnen zwei Jahren durch
Prolongirungen ⁊c. auf 1800 Mk. gebracht worden.
Aus Tyrol kommen wiederum betrübende
Nachrichten über Verheerungen, welche durch aus⸗
zetretene Flüsse, namentlich durch die Etsch, ange⸗
richtet worden sind. Offenbar trägt die Waldver⸗
vüstung, die man in diesem Alpenlande überall
»eobachten kann, mit die Hauptschuld an den
gerade für Tyrol so charakieristischen Ueberschwemm⸗
ungen.
Innsbrud, 17. Oktober. Folgende
Nachrichten über Hochwasser und Ueberschwemm⸗
ingen liegen vor: Die Etsch bei Verona ist im
Steigen, mehrere Straßen sind dereits über⸗
chwemmt. Aus der Provinz Belluno wird das Wach⸗
en des Piave⸗Flusses gemeldet. — Durch das Austre⸗
en der Etsch und ihrer Nebenflüsse sind in den Be⸗
irken Roveredo. Tione, Riba und Cles viele
Zäuser weggerissen und Straßen, Brücken und
—A
»en aus mehreren Bezirken das Sinken der Ge—⸗
vässer und eine Verminderung der Gefahr. —
Aus mehreren Theilen Oberkärnthens wird von
reuerlichen Ueberschwemmungsschäden berichtet. —
Uteran ist von dem Hochwasser nicht betroffen
vorden, der Wagenverkehr vor Landeck und Brixen
st. ungestört offen, die Unterbrechung der Südbahn
bei Waidbruck und Brixen dürfte vorau sichlich
bald behoben sein.
7 Der Kurjer Warsze“ berichtet über ein in—
eressantes Duell zwischen einem Hertn und einer
Dame. Ein gewisser A. hatte einen Groll auf
ine junge Dame, weil seine Heirathsanträge von
hr abgewiesen worden waren und verbreitete ehren⸗
uhrige Gerüchte über dieselbe. Von derschiedenen