Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Jugheyter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er ‚St. Jugberter Anzeiger“ erlcheint wbchentlich füunfmalz Am ontag, Dienstag, Donnerstag, aAmstag und Souutag; 2mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungß⸗ 
jatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1.AM 60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 4, einschließli 
d A Zußellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solch n 
auf welche die Crpedition Auskunft ertheilt, I8 H, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrackung wird nur dreimali ze berechnet. 
211. Dienstag, 27. Oktober 188835. 20. Jahrg. 
DSeutsches Reichchh. 
Berlin, 25. Oktober. Der diesseitige Ge⸗ 
andte in außerordentlicher Mission am däanischen 
hofe, Legationsrath Stumm, hat sich nach mehr⸗ 
aͤgigem Aufenthalte heute früh von hier auf seinen 
dosten nach Kopenhagen zurückbegeben. 
Berlin, 26. Oktober. Das Reichsversicher⸗ 
uigsamt hat mittelst Rundschreiben den Vorständen 
er Berufsgenossenschaften mitgetheilt, daß als 
entralbehörde in Preußen im Sinne des Unfall⸗ 
ersicherungsgesetzes das Handelsministerium zu 
etrachten, und alle Mittheilungen an den Minister 
ir Handel und Gewerbe, Fürsten v. Bismarck, 
u richten sind. Da einzelne Agenten bestehender 
Irivat⸗ Unfallversicherungsgesellschaften noch immer 
ersuchen, die Leiter versicherungspflichtiger Betriebe 
ur Fortführung der pribaten Unfallversicherung 
u bewegen, werden die Betriebsleiter gewarnt, da 
ur dieselben aus dem Fortbestehen der Doppel⸗ 
ersicherung unnütze Kosten erwachsen. 
Kamenz, 24. Okltober. (Der Regent von 
zruunschweig.) Prinz Albrecht von Preußen em⸗ 
sing die Abordnung der braunschweigischen Landes⸗ 
ersammlung und erklärte, nachdem ihm von der⸗ 
elben die Regentschaftswürde angetragen worden 
dar, daß er die auf ihn gefallene Wahl annehme. 
- Eine Versammlung sammtlicher Krieger⸗ 
andwehrvereine Braunschweigs zur Feier der Wahl 
jes Prinzen Albrecht sandte dem neuen Regenten 
n Begrüßungs⸗Telegramm. 
Köln, 25. Okltober. Offiziös bestätigt die 
olnische Zeitung, daß der amerikanische 
zeschäftsträger in Madrid der spanischen 
degierung eine Note überreicht habe, in welcher 
ie dereinigten Staaten schon jetzt die Zusicherung 
on Spanien verlangen, daß, falls die Ober⸗ 
wheit über die Karolineninseln Spanien 
uerkannt werde, die dort befindliche amerikanisch⸗ 
rotestantische Mission beschützt und von 
hanischer Seite keine die freie Religionzübung be⸗ 
hränkende Maßregeln getroffen würden. 
Hanau, 25. Oktober. Die heute hier abge⸗ 
altene Generalversammlung der deutschen Volks- 
artei (Demokraten) wählte aus der Pfalz in den 
lusschuß: Kobelt (Kirchheimbolanden). Der nächste 
barteitag findet in Fürth statt. 
Ausland. 
Wien, 25. Oktober. Bis Mittag 12 Uhr 
ig im hiesigen auswärtigen Amte noch keine offi⸗ 
ielle Bestätigung jener Meldungen vor, welche die 
ingebliche Ueberschreitung der bulgarischen 
zrenze und den Vormarsch der serbischen Truppen 
etgen „Trin“ signalisirten. 
Wien, 26. Oktober. England nahm die 
tonferenz an. Die letzten bulgarischen Regimenter 
burden nach Sofia berufen, um das Lager bei 
tivnitza mit den nöthigsten Truppen zu versehen. 
die serbische Armee nahm gegenüber Zaribrod (die 
cste bulgatische Stadt auf der Strecke Priot⸗Sofia) 
me derartige Position ein, daß sie jeden Augenblick 
le Aktion eröffnen kann. — Die „Times“ meldet 
us Nisch, die Türkei und Rußland würden die 
abische Aktion in Bulgarien nicht beanstanden. 
Die Zeitung „El Imparcial“ veröffentlichl ein 
ciegtamm aus Rom, nach welchem Papst 
»ed XIII. in seiner Eigenschaft als „Vermitt⸗ 
»“ einen Brief an die Regierungen in Madrid 
utd Berlin gesandt habe, in welchem er angeblich 
arlegt. daß gemäß den Urkunden der Mission 
Spanien während zweier Jahrhunderte die Ober⸗ 
joheit über die Karolinen- und PalaosInseln aus⸗ 
Jgeübt habe; der Papst werde aber seine Entscheid⸗ 
ang erst nach nochmaliger Prüfung der Urkunden 
reffen. Das wird auch sehr nöthig sein, denn 
—— 
dissen, als die spanische Regierung selbst, welche 
a diese Oberhoheit erst im August ds. Irs. hatte 
wusrufen lassen wollen. 
London, 22. Oktober. Den Iren kommen 
vieder Wahlgelder aus Amerika zu Hilfe. Vor—⸗ 
jestern ist in Newyork eine Versammlung abge⸗ 
alten worden, in deren Verlauf an Parnell eine 
depesche abgelassen wurde, daß eine Anweisung von 
400,000 Mk. an ihn abgesandt worden sei. 
Konstantinopel, 24. Oktober. Die Kan⸗ 
erenz dürfte frühestens Mittwoch zusammen⸗ 
reten. Die Verhandlungen zwischen den Mächten 
auern fort. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Der Bezirksbauschaffner Adolf Stumpf aus 
dusel ist zum städtischen Baurath in Würzburg 
ewählt worden und wird in allernächster Zeit sein 
lImt antreten. 
— Pirmasens, 24. Oktober. Gestern 
zurde der verheirathete, zur Zeit von seiner Ehe⸗ 
rau getrennt lebende, 52 Jahre alte Schuster 
zebhard Bauer von hier wegen Diebstahls (er 
ignete sich nämlich einen Regenschirm an) in das 
Holizei⸗Verwahrungslokal verbracht. Als eine 
Veile darauf der Polizeidiener das Lokal betrat, 
uim denselben zum Verhör abzuführen, bot sich ihm 
in keineswegs erfreuender Anblick dar. Der Ver⸗ 
aftete hatte nämlich sein Taschentuch in einzelne 
Ztreifen zerschnitten, dieselben zusammengeknüpft 
ind an der so gebildeten Schnur sich erhängt. 
— Kaiserslautern, 24. Oktt. In der 
ßebr. Kayser'schen Nähmaschinenfabrik dahier 
st dieser Tage eine Maschine vollendet worden, 
pelche für die jungvermählte Prinzessin Beatrice 
zestimmt ist. Es ist eine Familienmaschine mit 
knopfloch⸗ Apparat und es wird dieselbe durch einen 
Motor getrieben. Knopfloch-Apparat und Motor 
ind Erfindung des Herrn John Kayser, sie sind 
das Vollkommenste, was hierin bis jetzt geschaffen 
vurde. Das Möbel der Maschine, welches zugleich 
inen Schreibtisch bildet, ist eine Kunstarbeit aus 
der Werkstätte der Gebr. Andre und ist in deren 
Schaufenster ausgestellt. 
— Landau, 24. Oktober. In der guten 
ilten Zeit, vor etwa 15 Jahren, betrug die Ge— 
ammisteuer nach dem „A.“ der hiesigen Bevölker 
ung ca. 48,000 Mk. — und jetzt 180,000 Mt. 
— Wenn nun ein Statistiker aus dieser Steigerung 
der Steuern die üblichen Schlüsse auf gleiche 
Zunahme der Steverkraft, der Wohlhabenheit 
u. s. w. ziehen wollte!! 
— Neustadt, 24. Oktober. (Schriftensuche.) 
deute fanden an verschiedenen Stellen dahier 
chtzehn Haussuchungen nach verschiedenen (Ezial⸗ 
stischen) Druckschriften statt. Auffallend dabei ist, 
aß, wie man der „N. Ztg.“ versichert, die hie⸗ 
igen Sozialisten schon zwei Tage vorher davon 
interrichtet waren!! 
— Speyer, 24. Oktober. In der „Allg. 
Zrauer⸗ und Hopfenzeitung“ veröffentlich Herr Dr. 
zmil Pott, eine bekannte Autorität auf diesem 
ßzediete, eine längere kritische Abhandlung über die 
tzthin stattgefundene Hopfens und Gerste⸗Ausstellung 
m Münchener Glaspalast. Ds freut uns, daß 
auch bei dieser Gelegenheit wiederum unserer Pfalz 
ühmend gedacht wurde. „Sehr klein, aber mit 
im besten und jedenfalls am lehrreichsten hat die 
Kheinpfalz exponirt“ — so schreibt Dr. Pott — 
indem man mit den durchaus sehr guten Gersten⸗ 
zxoben deren chemische Analysen vorführte.“ Wir 
soffen und wünschen, daß dieses Lob, das von be⸗ 
onderem Werthe scheint, nur anregend und för⸗ 
ernd auf die so überaus wichtige Gerstenkultur in 
inserer Provinz wirken möchte. 
— Ludwigshafen, 23. Oltober. Heute 
st der 40 Jahre alte Schwimmlehrer Vögele hier 
m Rhein ertrunken. 
— Ludwigshafen, 23. Oktober. Heute 
stacht wurde in der Wirthschaft zum „Prinz Lud⸗ 
vig“ eingebrochen und sind folgende Gegenstände 
»ntwendet: im Wirthslokal 200 Cigarren, 15 Pfd. 
Frankfurter Wurst. 3 Pfund Schwartenmagen, 2 
diter Wein und eine Flasche Schnaps; im Keller 
12 Limburgerkäse, 82v10 Liter Schnaps; ferner 
vurden ca. 30 Liter Schnaps und eiwa 40 — 50 
diter Wein auslaufen gelassen. Der Schaden be— 
uuft sich auf 80—90 Mark. Die Spitzbuben 
erunreinigten vor ihrem Abschied das Lokal in 
niserabler Weise. Unserer rührigen Polizei ist es 
noch im Laufe des Tages gelungen, die Einbrecher 
u erwischen; es sind zwei Bursche im Alter von 
twa 20 Jahren, mit Namen Jakob Bappert und 
zranz Stuck. Dieselben hatten unter der Frucht⸗ 
alle der Pfälzischen Eisenbahnen in der Nähe des 
hafens ihr Lager aufgeschlagen. Die beiden Bur⸗ 
chen sollten demnächst zum Militär einrücken und 
volslten sich vermuthlich noch Vorräthe an Viktu⸗ 
nien und Geld zusammenholen. 
— Das Frankenthaler Polizeikommissa⸗ 
iat hat folgenden Erlaß veröffentlicht: „Den hie⸗ 
igen Tanzlehrern wird bekannt gegeben, daß auf 
söhere Anordnung der Tanzunterricht nicht mehr 
vie bisher mit Herren und Damen beisammen er⸗ 
heilt werden darf, sondern getrennt, Herren allein 
ind Damen allein. Wenn am Schlusse die Herren 
Tanzlehrer ihre Schüler zusammen tanzen lassen 
vollen, so haben sie der Polizei hier Anzeige zu 
rstatten. Diese Bekanntmachung haben saämmtliche 
Herren Tanzlehrer zu unterschreiben“. Das wird ja 
mnorm vergnüglich werden, namentlich wenn die 
Herrn mit einander tanzen. 
Vermischtes. 
fOstern 1886 fällt auf den 25. April. 
Solche späte Oflern sind nicht seit 1734 dagewesen 
und fie werden sich erst im Jahre 1948 wiederholen. 
fStraßburg, 24. Oktober. Die hiesige 
Tabaksmanufaktur hatte in diesem Jahre 
ersaumt, ihr Markenzeichen — eine schwarze Hand 
— im Markenschutzregister zu erneuern, und hatte 
die Firma „Schaller u Bergmann“ diese Marke 
ür ihre Waaren eingetragen. Auf erhobene Ein⸗ 
prache stand heute Gerichtstermin an. Der Ver— 
reter der Tabaksmanufaktur bezüglich der „schwar⸗ 
zen Hand? stützte sein Recht darauf, daß neben 
dem Markenschutzgesetz der Artikel 1382 des Code 
rivil bestehe, durch welchen nach französischer Juris⸗ 
drudenz der illoyalen Konkurrenz, wie sie in der 
Handlungsweise der Beklagten sich dekumentire, 
mit Erfolg entgegengetreten werden kann. Die 
Vertreter der Firma Schaller und Bergmann be— 
zründeten das Recht derselben mit dem formellen 
Recht, des Markenschutzgesetzes und bestritten, gestützl 
uuf ein Urtheil des Reichsgerichts. neben dem