Full text: St. Ingberter Anzeiger

xt. Jugherter Amzeiger. 
Aumtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der ‚St. Jugberter Anzeiger“ erjscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
blatt und Sonntags mit Sseitiger illufstrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljaährlich 1 A 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 75 H, einschließli 
A Zufttellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzelle oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 ⸗ bei außerpfalzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auckunft ertheilt, 181⸗, Neclamen 30 B. Bei 4maliger Einrudung wird nur dreimalige berechnet. 
M 2208. 
Deutsches Reich. 
München, 6. Nop. In den Einlauf der 
tammer der Abgeordneten gelangt ist eine Bitte 
deßs Pferdezuchtvere ins der Pfal z um 
gewilligung der Mittel zur Errichtung einer Huf⸗ 
veschlagschuie in der Pfalz, sowie eine Bitte der 
aihol. Kirchenfabrikrathe in Leimersheim und 
Neupfotz in der Pfalz um Bewilligung der Mittel 
zur Errichtung einer Kaplanei bei— der kathol. 
hfarrei Leimershein. 
Muͤnchen, 6. Nov. Der Finanz⸗Ausschuß 
ar den Rechnungs⸗Nachweisungen zum Etat des 
onigl. Hauses pro 1883 auf Antrag des Refe⸗ 
renten Frankenburger ohne Debatte die Anerkenn⸗ 
ing ertheilt und den Etat des koöͤniglichen Hauses 
mit 5,.340 576 Mk. auf Antrag desselben Refe— 
renten ohne Diskussion bewilligt. Damit dürften 
alle Gerüchte von angeblichen Mehrforderungen für 
die königl. Civilliste endgiltig beseitigt sein. 
Muͤnchen, 6. Norb. Die Kammer der Ab⸗ 
geordneten verwies das Gesetz, betreffend die Flur⸗ 
hereinigung, an eine Kommission von 21 Mitglie⸗ 
dern und nahm ferner nach längerer Debatte den 
Gesezentwurf, — betr. Bahnbau Passau⸗Freyung in 
erster Lesung an. Nächste Sitzung am 10. No⸗ 
bember. J — 
Aus Bayern, 4. Nov. Das Ministerium 
ꝛes Innern gibi betreffs der Abgaben für Wander⸗ 
zewerbescheine bekannt, daß in den Fällen, in 
welchen es sich um einen Gewerbebetrieb im Um— 
herziehen in mehreren in verschiedene Verwaltungs⸗ 
hezirke gehörigen Orten oder in mehreren zu ver⸗ 
chiedenen Regierungsbezirken gehörigen Verwal⸗ 
mungsbezirken handelt, die hiefür festgesetzten be—⸗ 
sonderen Abgaben zur Behebung zu bringen sind 
ohne Rücksicht darauf, daß der Gewerbebetrieb nur 
nuf einen Theil des Gebietes der in Beiracht 
ommenden Verwaltungs- bezw. Regierungsbezirke 
erftrekt werden soll. Ausnahmsweise wird jedoch 
geftatiet, daß denjenigen Personen, welche im 
nachstvorangegangenen Kalenderjahre Wanderge⸗ 
verbescheine in den in Rede stehenden Fällen 
jegen eine besondere Abgabe von 9 bezw. 18 M. 
ausgestellt erhalten haben,“ diese ermäßigte Abgabe 
uuch ferner bewilligt werde, wenn deren Gewerbe⸗ 
xetrieb nur in einer geringen Anzahl von Orten 
rerschiedener Verwaltungsbezirke bezw. in höchstens 
3 zu verschiedenen Regierungsbezirlen gehörigen 
berwaltungsbezirken stattfindet. 
Berlin, 7. Nov. Die „Kreuzzeitung“ erhält 
in Telegramm aus Rom, wonach Deutschland in 
jer Karolinen-Angelegenheit einen Gegenvorschlag 
jemacht habe. ma 
Berlin, 6. Nov. Es sind nunmehr sämmt-⸗ 
ache 433 Wahlen zum Landiage bekannt. Gewähit 
ind im Ganzen: 141 Konservative, 60 Freilon⸗ 
ervative, 99 Klerikale, 70 Nationalliberale, 44 Frei⸗ 
innige, 14 Polen, 2 Dänen und 3 Welfen. 
Ausland. 7 
Wien, 7. Nov. Die Londoner Diplomaten⸗ 
reise halten die Konferenz für aussichtslos und 
lauben, daß nur mehr eine Sitzung stattfinden werde. 
Paris, 7. Nov. Prasident Grevy hat das 
xkntlassungsgesuch des Ministerinms abgelehnt; 
dasselbe wird daher vot den Kammern erscheinen. 
London, 7. Nov. Rußland fordert von den 
wroßmächten die Absetzung des Fürsten Atexander 
von Bulgarien. 
Belgrad, 7. Nod. Der strategische Auf⸗ 
nacsch der Armee ist vollendet mit 100,000 Mann. 
Anfangs nächster Woche erfolgt die Ueberschreitung 
Montag, 9. November 1888. — 20. Jahrg. 
der Grenze, da Bulgarien die Acceptirung des 
status quo verweigert. 
Konstantinopel, 7. Nowo. Die heutige 
—AVVVV0 21 
Stunden. Ueber den Verlauf derselben ist noch 
nichts hekannt. 
Augenblick krachte der Schuß und der Unglückliche 
wurde durch losgesprengte Felsstücke schwer. jedoch 
nicht lebensg fährlich verletzt. Durch die Fürsorge 
des Herrn Verwalters Naumann dahier wurde er 
alsbald im Lazareth zu St. Wendel untergebracht. 
— Kaiferslautern, 6. Nov. Klingen⸗ 
den Dankesausdruck erhielt Hert Theodor Seitz von 
hier, welcher seinerzeit einen Scheidegruß an Se. 
igl. Hoheit den Prinzen Luitpold gerichtet hatte. 
derrn Seitz wurde nicht nur der Dantk schriftlich 
zusgesprochen, sondern auch ein namhaftes Geldge⸗ 
schent durch das Hofsecretariat Sr. Hoheit zugestellt. 
— Ein Berliner Ballet wird — wie bereins 
gemeldet — demnächst in der Pfalz gastiren. 
Herr Theaterdirektor Bittler in Speyer hat, wie 
die „Sp. Ztg.“ berichtet, die Balletgesellschaft des 
Friedrich ⸗Wilhelmstädtischen Theaters in Berlin zu 
— 
Jagiert. Das genannte Theater legt in den letzten 
Jahren ein Hauptgewicht auf die Kultivierung des 
Ballets und macht sogar der Berliner Hofoper er⸗ 
iolgreiche Konkurrenz. An der Gastspiel⸗Tournöe 
zetheiligen sich 16 Personen und zwar: als Prima 
Ballerina FIrl. Qualiz von dem Skalatheater in 
Mailand, wie versichert wird, eine Künstlerin ersten 
Ranges. Sodann zwei weitere Solotänzerinnen, 
ein Balletmeister und Solotänzer umd zwölf 
Balleteusen. Herr Bittler hat mit den Gästen, 
die zwischen den Tänzen kleinere Lustspiele auf⸗ 
führen, zunächst zwei Vorstellungen in Aussicht 
genommen. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 9. Nov. Unser gestriger 
Zirchweihsonntag war vom Wetter so ziemlich be⸗ 
rünstigt und hatte sich unsere Stadt eines rech! 
ebhaften Besuches von auswärts zu erfreuen. Aus 
den Straßen herrschte reges Leben und Treiben 
und Schau⸗, Glücks- und Verkaufsbudenbesitzer 
machten gute Geschäfte. Die Reitschulen waren 
on der lieben Jugend immer stark besetzt. Auch 
die Wirthschaften waren des Tags über bis spät 
'n die Nacht gut besucht und sowohl der Ballsaal 
hei Baumann wie auch die übrigen Tanzmusiken 
jatten sich seitens der Tanzlustigen eines starken 
Zudranges zu erfreuen. Hoffentlich macht die 
Witterung heute keinen Strich durch die Kirchweih · 
reuden. 
*Sit. Ingbert, 9. Nov. Wie wir hören, 
st wegen des Einsturzes des Fabrikgebäudes von 
Zeer und Wohlgemuth und des in Folge desselben 
‚orgekommenen Unglüdsfalles gerichtliche Untersuchung 
eingeleitet und waren dieser Tage schon der kgl. 
Staatsanwalt wie der kgl. Bauamtmann zur Fest⸗ 
lellung des Thatbestandes hier anwesend. 
*unter den vielen aufgestellten Vergnügungs⸗ 
Schaubuden heben wir besonders das Da hlmann'⸗ 
che Panoptikum und das Lau 'sche Volks 
museum hervor. Letzteres bringt neben vielen 
chönen Kunst- und Wunderwerken das vor nicht 
janger Zeit in unserer Umgegend vorgekommene 
urchtbare Grubenunglück auf Camphausen zur 
Anschauung. In einem Nebenkabinet werden die 
etannten Mädchenmörder Schlossareck und Huge 
Schenk in Wachs und zwar mit gradezu erstaun⸗ 
licher Aehnlichkeit nachgebildet, gezeigt. Der Besuch 
des Museums das des Interessanten viel bietet 
st nicht allein für Kinder, sondern auch füt Erwach 
ene, wirklich anzurathen, und hoffen wir, daß Herr 
Zauck noch recht zahireichen Zuspruch haben wird. 
Am Freitag Morgen gerieth das vierjahrige 
Soͤhnchen des Kalkbrenners Joh. Adam Hart in 
Ommersheim so unglücklich in das Goͤpelwer! 
der in Betrieb befindlichen Dreschmaschine, daf 
eine Amputation des einen Beinchens erforderlich 
wurde und noch weitere Verletzungen das Wieder⸗ 
auftommen des tief zu bedauernden Kindes zweifel⸗ 
haft erscheinen lassen. J 
— Z3weibrücken, 6. No. Ein „ge⸗ 
wvichtiges Schwein“ fand gestern dahier in der 
Metzgerei des Herrn Moschel den Opfertod. Das 
720() Pfund wiegende Thier stammt vom Trup⸗ 
pacherhof. —BW 
— Zweibrücken, 7. Nop. Das Frank' 
eche Haus am Hallplatz ist bei seiner gestrigen 
Zwangsversteigerung um den Preis von 31,100 M. 
durch Herrn Bankier Oskar Henigst dahbier er⸗ 
standen worden. 8 
Breitenbach, 3. Nov. Gestern Vor— 
nittag verunglücte in der Grube Labach (Eigen⸗ 
humer HH. Banlier Froͤhlich u. Comp) ein in 
HParth wohnhafter älterer Bergmann, ein Familien⸗ 
bater durch Unvorfichtigkeit. Derselbe hatte einen 
Felsen mii Pulver zu sprengen. Da die Ladung 
sange nicht losgehen wollte, ging er näher hinzu, 
um'nach der Ursache zu schauen. In demselben 
Vermischtes. 
7 St. Avold, 4. Novd. Gestern hatte 
Herr Steuerempfänger Zimmermann von hier ein 
auch sonst von St. Hubertus begünstigter Jäger, 
das Glück, in seiner Jagd im Kammerer Wald 
einen kapitalen Wolf zu erlegen. Ein zweiter, im 
Treiben vorher angetroffener ging leider in zu 
großer Entfernung durch. 
Frankfurt a. M. In Bockenheim 
wurde ein seit 1868 daselbst von einem Sonder⸗ 
ling hinterlegtes Testament eroͤffnet. Derselbe be⸗ 
dachte seine alte Dienerin mit 12,000 Mk.; außer⸗ 
dem wurden in seiner Wohnung hier in Lappen 
ꝛc. eingewickelt im Bett, Schrank, Commode⸗Ecken 
versteckt, noch 11,055 Mk. gefunden. Die Werth⸗ 
papiere zu zählen brauchte das Gericht vier volle 
Stunden. Das etwa eine Million betragende Ver⸗ 
mögen geht an lachende Erben nach Auswärts. 
7 In Chemnitz Gachsen) tauchte kürzlich 
ein fünfjähriger Wunderknabe auf, der, ohne eine 
Note zu kennen, Alles, was ihm vorgesungen wird, 
meisterhaft auf dem Klavier nachspielt. Der Knabe, 
Sohn eines armen Maschinenarbeiters, hat schon 
jetzt die Aufmerksamkeit kunstverständiger Personen 
in hohem Grade erregt. Die Königin Carola von 
Sachsen, auf das Kind aufmerksam gemacht, hat 
beschlossen, für seine fernere musikalische Ausbildung 
zu sorgen. 
f Aachen. Ueber drei Opfer des Schnaps⸗ 
seufels berichtet der ‚„Aach. Anz.“: Am vorletzten 
Samstag wurden zwei hiesige Kaufleute von vier 
kckenstehern angesprochen, etwas zu traktieren. Die 
zanze Gesellschaft begab sich hierauf in eine Wirth⸗ 
chaft der Alexanderstraße, und die Vier fingen dort 
an, den Fusel sogen. „Aachener Wachholder“, aus 
zeeichten Zweizehntel Litergläsern, in denen sonst 
Bier verzapft wird, zu trinken. Gegen Mittag 
'amen noch zwei Bummler und sprachen den her⸗ 
umgehenden Gläasern stark zu. Ein und eine halbe