Full text: St. Ingberter Anzeiger

xt. Jugherter Amziger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs- 
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221. — Dienstag, 10. November 1888. 
Deutsches Reich. 2 
München, 8. Noßd (Ginlauf der Kemmer 
der Abgeordneten.) Petition der Kreisfeuerwehr⸗ 
wertreter der sieben diesrheinischen Kreise, die Er⸗ 
ichtung einer staatlich geleiteten Mobiliar Brand⸗ 
ersicherungsanstalt betreffend. — Petition der 
mmmilichen prot. Pfarrer der Pfalz um Aufbesse⸗ 
cung ihrer Gehaltsbezüge. — Petiition der kath. 
dekanate der Pfalz um Neurcgulirung der Gehalts⸗ 
derhältnisse der kath. Pfarrer der Pfalz. — Peti⸗ 
ion des Präsidiums des bayer. Handwerkerbundes 
im Beseitigung resp. Verringerung des Gewerbe⸗ 
etriebes in den Strafanstalten. 7 
München, 8. Nov. Wie den „N. N.“ von 
rohlunterrichteter Seite geschrieben wird, wird das 
triegsministerium dem Landtage eine weitere Kredit- 
orlage betreffs umfassender Neubauten auf dem 
Narsfelde zugehen lassen; dieselbe wird sich ins⸗ 
esondere mit der Verlegung des Kadettenkorps und 
er sämmtlichen Militär⸗Bildungs-⸗Anstalten nach 
nanntem Platze befafsen, wodurch das bisherige 
adetlenkorps⸗Gebäude ꝛc., wofür 22,000 Mark 
hiethe bezahlt werden muß, frei wird. Vor einigen 
zahren wollte die Militärverwaltung den sogenann⸗ 
en Herzogen Garten vom Sekundo⸗-Genitur⸗Fidei⸗ 
ommisse erwerben, auf Antrag des damaligen 
deferenten Dr. Frankenburger beschloß der Landtag 
ider den Ankauf des sehr werthvollen Objektes für 
)en Staat, so daß nun die Civilverwaltung den 
iang gesuchten Platz für das Justiz Gebäude hat, 
zu dessen Erbauung ein Theil des Komplexes ver⸗ 
wendet werden soll. 
Aus dem Elsaß berichtet man der Berliner 
Post“, daß die großen und noch immer andauern⸗ 
jen Verluste, welche die franzöfischen Trnppen in 
conting erleiden, bei den dortigen Franzosenfreunden 
me sehr heilsam ahkühlende Wirkung ausüben. 
zekanntlich dienen viele Elsässer in der Fremden⸗ 
egion und gerade diese, welche ja von jeher als 
danonenfutter benutzt wird, soll sehr beirächtliche 
detluste aufweisen. Jedenfolls ist dieser Umstand 
ehr geeignet, die Zahl derienigen, welche sich der 
deutschen Wehrpflicht entziehen. noch mehr zu ver 
tingern und die Lust, in französische Dienste zu 
teten, aufs nachhaltigfle abzukühlen. J 
Auslaud. 
Wien, 8. Nopv. Die ofjfiziöse, Montags⸗ 
ievue“ führt aus, Fürst Alexander von 
dulgarien dürfte sich nicht verhehlen, daß die 
frage der Unterwerfung beziehungsweise der Auf⸗ 
chnung gegen die Sommation der Mächte zugleich 
e Frag seiner fürstlichen Existenz in sich schließt. 
die Streichung aus den Listen der russischen Armer 
meine absichtliche Beschimpfung nicht nur des 
ulgarischen Fürsten, sondern der ganzen bulgarischen 
ation. Die Streichung erfolgle, weil die maß⸗ 
gebenden Kreise Rußlands von, dem Standpunkte 
usgehen, daß Fürst Alexander sich nicht nur einen 
druch der Verträge, sondern auch einen Bruch 
emer persönlichen Verpflichtungen gegen den Czaren 
eind die russische Regierung zu Schulden kommen 
. Allerdings sei diese Auffassung eine indivi— 
nelle und insbesondere sei England nicht geneigt, 
zugeben, daß praktische Konsequenzen aus der— 
ulhen gezogen würden,. Aber selhst dem Ministe⸗ 
num Salisbury würde es schwer fallen, seinen 
et zu Gunsten der Erhaltung des Fürsten 
crander auf dem Thron geltend zu machen, wenn 
der den Konferenzbeschlüssen keine Waffengewalt 
rgegensetzen würde. Nur absolute Unterwerfung 
sönne noch Einiges für die Bulgaren retten. Jede 
Auflehnung gegen die Kouferenz oder gegen die 
Pforte würde in den Untergang aller nationalen 
Wünsche der Bulgaren auch den Untergang des 
Fürsten Alexander himeinziehen. P 
Paris, 8. Nob. Ein Artikel des „Journal 
des Debats“ tadelt die Politik Lord Salisbury's 
ebhaft, welcher den Krieg im Orient zu entfesseln 
vage, und glaubt. daß die Wiederherstellung des 
ztatus qno ante, wie Rußland vorgeschlagen, 
das einzige Mittel sei. um Komplikationen vorzu⸗ 
deugen. 
London, 9. Nov. Die englische Regierung 
hjat den Krieg an Birma erklärt. 
London, 9. Nov. In Folge der feindseligen 
Antwort des Königs von Birma auf das Ultima⸗ 
tum werden englische Truppen möglichst bald die 
Grenze überschreiten; vier Regimenter fahren bereits 
den Irawaddy hinauf. 
Konstantinopel, 9. Nov. Die erste Kon⸗ 
ferenzsitzung verlief bedeutuungslos. Said Pascha 
detonte das Vertrauen der Türkei auf die Bemüh- 
ungen der Mächte zur Erhaltung des Friedens. 
Zine Berständigung über die wesentlichste Punkte 
ist vorher nicht erfolgt. Zwischen den beiden 
Nordmächten herrscht Einverständniß, dagegen 
desteht eine Meinungsdifferenz mit England, ein 
Erfolg der Konferenz ist daher zweifelhaft. 
Konstantinopel, 9. Noo. In der Sam⸗ 
stags⸗Sitzung der Konferenz wurden bezüglich der 
an geregten Wiederherstellung des status quo als 
Berathungsbasis allgemeine Ansichten ausgetauscht 
und wurde anerkannt, daß es vorzuziehen sei, die 
Berathungen nicht einzuschränken. Es gilt als 
wahrscheinlich, daß die Konferenz sich für den stbatus 
Juo ausspricht. Zwangsmaßregeln wurden noch 
nicht diskutirt. 
Lokale und pfälzische Rachrichten. 
GO.St. Ingbert, 10. Nop. Durch Hohe 
önigliche Regierungsverfügung wurde der Haupt⸗ 
ehrer für den Bezirk St. Ingbert — Blieskastel 
dert Lehrer Franz Hagenbucher auch zum 
tellvertretenden Hauptlehrer für den Bezirk Zwei⸗ 
hrücken — Hornbach ernannt. 
* St. Ingbert, 10. Nov. Wie wir hoͤren, 
sstt unsere Stadtverwaltung an zuständiger Stelle 
im die Errichtung eines kgl. Rentamtes 
am hiesigen Platze eingekommen. 
* Bekamntlich trägt man sich hier vielseitig mit 
der Hoffnung, den Kanton St. Ingbert durch die 
Zutheilung der Orte Kirke! und Neuhäusel 
dergrößert zu sehen. Die Sache scheint jedoch ihr 
däckchen zu haben, wie aus dem folgenden Artikel 
des Zweibr. Tgbl.“. der die Anlegenheit bespricht, 
herborgeht: „Die Gemeinde KirkelNReuhäusel, 
welche früher zur Bürgermeisterei Liem bach und 
zum Postbezirke Homburg gehörte, seit ca. 4 
Monaten aber ein eigenes Bürgermeisteramt hat 
und dem Postbezirke Lautzkirchen zugetheilt 
ist, hegt neuerdings die Absicht, nunmehr auch die 
Uusscheidung aus dem Kantone Walo—⸗ 
mohr bei kompetenter Stelle zu beantragen, um 
uUsdann St. Ingbert zugetheilt zu werden. 
Sicherem Vernehmen nach kommt man auch seitens 
»er St. Ingberter Stadtverwaltung sympathisch 
entgegen. indem dieselbe gemeinsam oder wenigstens 
zleichzeitig diesbezüglichen Antrag stellen will. 
Dabei wird mancher denken: dieses Kirkel⸗Neuhäuseler 
Waldvoölkchen ist aber auch gar nicht zufrieden zu 
tellen; heute eine eigene Bürgermeisterei, morgen 
20. Jahrg 
Lostrennung vom früheren Vostbezirk und nun noch 
zar Austritt aus dem seitherigen Kanton und was 
illes noch weiter kommen möchte. Aber wahrlich, 
wenn irgend ein Wunsch, so ist doch der gerechi— 
jertigt, von dem Kantone Waldmohr ausgeschieden 
zu werden. VLiegt doch Kirkel ⸗Neuhäusel im füd⸗ 
ichsten Winkel des sich wie ein langer Streifen 
in der Westgrenze des Verwaltungsbezirkes Homburg 
jinziehenden genannten Kantons, eine halbe Meile 
von Biieskastel, eine Meile von Homburg, eiwas 
weniger weit von St. Ingbert, hingegen 11 Meilen 
veit von Waldmohr entfernt, wohin auch von 
dirkel Neuhäusel aus nicht der geringste Verkehr 
herricht. In regster Verkehrsverbindung steht aber 
diese Gemeinde mit St. In gbert, theils durch 
die Beschäftigung von Arbeitern auf Grube und 
düttenwerk daselbst, theils durch den Besuch des 
allwöchentlich zweimal stattfindenden Wochenmarktes, 
owie endlich durch die vielen Kohlen· und 
holzfuhrwerke. Nichtsdestoweniger dürfte die Rea— 
isirung der geplanten Bestrebungen zweifelhaft er— 
cheinen. Warum wohl? Kirkel⸗Neuhäusel gehort nicht 
allein zum Kantone Waldmohr, sondern, wie 
bekannt, auch zum Verwaltungsbezirke Homburg, 
wahrend St. Ingbert aach Zweibrücken gehöri. 
Fine Ausscheidung aus dem Kantone hätte darum 
auch jedenfalls eine solche aus dem Amisbezirke 
zur Folge. Hiedurch würde darum auf allen 
damit zusammenhängenden Aemtern und Bureaur 
eine namhafte Störung hervorgerufen, die sich 
längere Zeit hinauszöge. — Auch erhielt die 
Gemeinde Kirkel⸗Neuhäusel Ende der 70et Jahre 
einen Distriktsstraßenneuhau über Eschweilerhof dis 
zur preuß. Grenze, welcher aus Distriktskasse einen 
Beitrag von über 80,000 Mark erforderte. Wenn 
nun diese Gemeinde von dem Kantone losgetrennt 
würde, so ware selbstredend der Distrikt Waldmohr 
insofern im Nachtheil, als die Beiträge jener Ge 
meinde in die Distriktskasse in keinem Verhältniß 
zur angegebenen Bausumme stehen, weßhalb auch 
darauf bestanden werden wird, daß die bezügliche 
Differenz durch das Partizipiren der Gemeinde 
dirkeleNeuhäusel an zukünftigen anderweitigen 
Straßenbaulasten der Distriktsgemeinde Waldmohr 
mit der Zeit allmälig ausgeglichen werde. Also 
auch nach dieser Seite hin ein Hinderniß.“ 
* St. Ingbert 10. Rovb. Auch der 
gestrige Kirchweihmontag war vom Weller recht 
begünftigt und herrschte den ganzen Tag über auf 
den Straßen ein lebhaftes, fröhliches Treiben. Der 
Kirchweihmarkt hatte eine Ausdehnung gewonnen, 
vie noch selten und die Verkänfer mochten auch, 
nach ihren lächelnden Mienen zu schließen keine 
chlechten Geschäfte machen. Ausnehmen davon 
nüssen wir freilich eine Frau, der eine Gesellschaft 
angfingeriger Jungen allerhand Dinge, von einem 
Besammiwerte von gegen 40 Mark. wegstibitzten. 
Auch die Schaubuden u. s. w. waren gestern wieder 
tart besucht; in gleicher Weise hatten sich auch die 
Reitschulen eines lebhaften Zuspruches seitens junger 
und alter Kinder zu erfreuen. Im Ganzen verlief 
)Rie heurige Kirchweih in der schönsten Weise, ohne 
»ak Ausschreitungen gröberer Art vorgekommen 
vären. 
— Aus der Südpfalz. Die Pelition 
am Aufhedung des Einnehmer Instituts in der 
ßfalz erregt allgemein heftigen Unwillen und großes 
Aufsehen. Wohl befürchtet man nicht, daß ein 
olches Gesuch irgend welche Folgen haͤben könnte; 
iber man ist, so schreibt der „L. A.“, unwillig 
zarüber, daß an pfaälzischen Inftituten. welche sich