Full text: St. Ingberter Anzeiger

dem referirte Herr Stopel über die Rechnung des 
Prinz Carl⸗Fonds pro 1884. Die Einnahmen 
zetragen 3376 M., die Ausgaben 3375,62 Mk., 
hleibt ein Ueberschuß von 38 Pf. Der Vermögens⸗ 
fiand Ende 1884 beträgt 84,425 M. 18 Pf. 
Mehrung gegen das Vorjahr bon 1M. 30 Pf. 
— Herr Frenßzel referirte über die Rechnung der 
Zreishilfstasse pro 1884. Einnahmen 54,948 M. 
34 Pf. Ausgaben 53,654 M. 2 Pf., bleibt 
leberschuß 1294 M. 82 Pf. Vermoögensstand 
Fnde 1884: 130,748 M. 15 Pf. Mehrung 
jegen 1888: 3169 M. 96 Pf. — Hr. v. Hofen- 
els berichtet über die Rechnung der Brandversiche⸗ 
ungsanstalt der Pfalz pro 1884. Einnahmen 
788,147 M. 42 Pf., Ausgaben 748,739 M. 
19 Pf. Demnach Einnahme⸗Uederschuß: 89,407 
M. 93 Pf. Siand des Reserbvefonds 1884: 
120,318 M. 90 Pf. — Herr Schmidt berichtet 
iber die Rechnungen der Waisenhäuser Blieskastel 
ind Homburg pro 1884. 1) Blieskastel: Ein⸗ 
nahmen: 18,683 M. 25 Pf. Ausgaben: 18,165 
M. 92 Pf., bleibt Pasfiorest 467 M. 33 Pf., 
Bermögensstand Ende 1884: 123, 313 M. 42 Pf. 
2) Hoinburg: Einnahmen: 18,296 Mk. 31 Pf., 
Ausgaben: 11,391 M. 51 Pf. Vermögensstand 
xeẽInde 18834: 179,386 M. 58 Pf. Mehrung 
gegen das Vorjahr: 5360 M. 28 Pf. — Herr 
Spies berichtet über die Rechuung des Maxima⸗ 
lians⸗Getreidefonds pro 1884. Die Einnahmen 
betragen: 62,436 Mk. 2 Pf. die Ausgaben 
32,428 M. 17 Pf., Aktivrest 7 M. 85 Pf. 
VBermögensstand Ende 1884: 391,707 M. 78 Pf. — 
Herr Mack referirt über die Pensionskafse für pfälz. 
Zreisbediensteie und deren Relicten. Die Einnahmen 
hetragen: 10.075 M. 77 Pf., die Ausgaben 
955 M. 88 Pf., Mehreinnahme: 119 M. 89 Pf., 
Bermögensstand: 16,119 Mk. 89 Pf., Mehrung 
zegen das Vorjahr 7663 M. 45 Pf. — Herr 
Zartz referirt ͤber die Rechnung des pfälzischen 
Dienstbotenstiftes pro 1884. Einnahmen: 5054 
M. 60 Pf., Ausgaben: 8054 M. 60 Pf., Ueber⸗ 
schuß: 2000 M. Sämmiliche Rechnungen wurden 
zom Landrathe genehmigt. Nächste Sitzung morgen 
Nachmittag 4 Ühr. Togesordnung: Lateinschulen. 
Rechnung über die Hilgard'sche Kreisstipendienstif⸗ 
ung. Rechnung über den Fond“ für Gemeinde⸗ 
zwecke. 
— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Die auf den 10. Novembor anberaumt ge⸗ 
vesene Ziehung der Unterstützungs⸗Lotterie ist 
zis auf den 10. Dezember verschoben worden. 
— Nach den Statuten für das pfälzische 
Ddienstbotenstift werden aus den Zinsen des 
dapitaistockes zur Belohnung braver Dienstbolen 
der Pfalz alljährlich in der ersten Woche des 
Januar Preise vergeben: 1) Um einen Aufmun⸗ 
erungspreis können jene Dienstboten sich bewerben, 
welche fich durch mindestens fünfjährige bei ein 
und derselben Herrschaft geleistete treue und eifrige 
Dienste bei stets tadelloser Aufführung ausgezeichnet 
haben und Kost und Lohn beziehend mit der 
Herrschaft im Familienverbande leben. 2) Die 
sünf Dienstjahre müssen mit dem 80. November, 
als dem äußersten Bewerbungstermine vollendet 
sein; fie werden vom vollendeten 16. Lebensjahre des 
männlichen und 14. des weiblichen Dienstboten an 
Jerechnei. Wer einen Preis erhalten, kann nach 
je weiteren fünf Dienstjahren der eben bezeichneten 
Art wieder einen solchen beanspruchen. Dienstboten, 
welche bei einer und derselben Herrschaft ihren 2. 
3. Preis u. s. w. erworben haben, erhalten auf 
entsprechende Bewerbung erhöhte Geldbelohnungen 
und bei ihrer Verheirathung eine Aussteuer⸗ Prämie. 
Soweit daher die vorhandenen Mittel reichen, 
öonnen jene Dienstboten auf eine Geldbelohnung 
Unspruch erheben, welche eine mindestens zehnjährige 
adellose Dienstzeit bei derselben Herrschaft nachzu⸗ 
veisen vermögen. Präbenden können solchen Dienst⸗ 
hoten verliehen werden, welche bei langer treuer 
Dienstzeit nach Erfüllung der Vorausseßungen für 
wei AÄufmunterungspreise billigen Anspruch auf ein 
uhiges und vor Mangel geschütztes Alter haben 
oder im Dienste verunglücten. 8) Bewerbungs⸗ 
Jesuche, welche im Laufe des Monats November 
ind — bei Vermeidung des Ausschlusses — spä⸗ 
lestens bis zum 30. November bei dem Bezitks- 
unte des Dienstortes einzureichen sind, haben zu 
nthalten: a) Vor⸗ und Zunamen, dann Geburts- 
Jafium des Diensthoten- ) MNamen. Stand und 
Wohnort der Dienstherrschaft; e) Eigenschaft, in 
velcher der Dienstbote verwendet ist; d) Angabe 
des Diensteintrittes mit der vom Bürgermeisteramte 
des Dienstortes zu destätigenden Schilderung der 
inunterbrochenen ireuen, mit stets tadelloser Auf⸗ 
ührung vom Dienstanfange bis zum Tage der 
ʒesuchstellung bethätigten Dienstleistung, welche 
Zchilderung durch ein Zeugniß der Dienstherrschaft 
u geschehen hat; e) Erwähnung etwaiger beson⸗ 
erer mit persönlicher Gefahr verbundener Dienst⸗ 
eistung, z. B. Rettung der Dienstherrschaft oder 
hrer Angehörigen aus Feuersgefahr, treue Pflege 
ind Wartung bei ansteckenden oder langwierigen 
trankheiten u. s.w. 
— Bekanntlich wurden im Jahre 1869 in 
illen Kantonen der Pfalz Volksbiblio— 
hecken errichtet. Dieselben sollten zur Hebung 
der Volksbildung beitragen. und namentlich auf 
em Lande dazu dienen, die in der Schule ge⸗ 
ponnenen Kenntnisse zu bewahren und für Zwecke 
er Fortbildung zu dienen. Diese Bibliotheken 
vurden in jedem Kantonshauptorte aufgestellt und 
ollte ihre Benützung der Bevölkerung des Kantons 
inentgeltlich gefiattet sein. In der ersten Zeit 
vurden diese Bibliotheken auch recht fleißig benützt 
ind, besonders im Wintier wurden deren Werke 
echt fleißig gelesen. Seit dem letzten Jahre ist 
s jedoch auffallend still darüber geworden. Sehr 
diele Bürger haben gar keine Ahnung von der 
rristenz der Bibliothek, noch weniger wissen sie, 
aß fie berechtigt sind, unentgeltlich sie zu benützen. 
56 wäre doch schade, wenn eine solche Sache, die 
ür die allgemeine Volksbildung von größter Wich⸗ 
igkeit ist, in Vergessenheit gerathen würde. Durch 
gertheilung von Katalogen, Bekanntmachungen in 
ffentlichen Blättern oder in den Gemeinden wäre 
em Volke; von Zeit zu Zeit von dem Bestehen 
ind dem jeweiligen Stand der Volksbibliotheken 
denntniß zu geben. Ebenso müßten die Gemeinde⸗ 
Jerwaltungen angegangen werden alljährlich einen, 
denn auch nur kleinen Beitrag zur Erhaltung und 
ẽrweiterung der Bibliothek beizutragen. Wir 
lauben sicher, daß eine Menge Leute diese Gelegen⸗ 
eit, von welcher sie vielleicht gar keine Kenntniß 
saben, mit Freuden benützen würden, um die 
angen Winterabende mit dem Lesen eines Buches 
u berkürzen. Da auch nach der gegebenen Ver— 
ügung die Post diese Bücher überall hin befördert, 
o sind für die Abholung und die Rücksendung der 
zücher gar keine Schwierigkeiten vorhanden. Der 
zweck dieser Zeilen ist, im allgemeinen Interesse 
iese Sache wieder an⸗ bezw. aufzuregen und hoffen 
vir, daß dieser Zweck hiermit erreicht wird. 
— Zweibrücken, 10. Nod. Heute Vor⸗ 
nittag um 9 Uhr hat sich in seiner am Viktualien⸗ 
narkt gelegenen Wohnung Herr Herold, der frühere 
Theilhaber der Firma Henigst und Herold, erschossen. 
Dder Verlebte war unverheirathet und soll den 
zrößten Theil seines bedeutenden Vermögens zu 
vohlthätigen Zwecken bestimmt haben. So hat er, 
vie man hoͤrt, der Stadt sein geraäumiges Wohn⸗ 
jaus, der prot. Kirchenschaffnei eine Summe von 
00,000 M. und den Armen der Stadt einen 
rheblichen Geldbetrag testamentarisch zugewendet. 
leber die Motive des unglückseligen Schrittes herrscht 
ur Zeit noch tiefe Ungewißheit. 
— Kaiserslautern, 11, Nov. Außer 
zegen die gestern erwähnten Bierbrauer wurde arich 
jegen Frhrn. v. Gienanth. Brauereibesitzer, dessen 
Zraumeister Mayer und den kaufmännischen Leiter 
darl v. Fleischbein, sämmtlich in Winnweiler, 
vegen Uebertretetung des Malzaufschlagsgesetzes 
»erhandelt. Hier handelt es sich hauptsächlich um 
zie Verwendung von Salichl und Couleur. Inter⸗ 
ssant war die Angabe eines Zeugen, wie in dieser 
Brauerei der Bock hergestellt wurde: Man nahm 
infach gewöhnliches Bier, setzte Couleur hinzu und 
der Bock war fertig. Die kgl. Staatsanwaltschaft 
»eantragte für diese Manipulation eine besondere 
Beldstrafe von 500 Mlk. gegen Herrn v. Gienanth 
ind von 3 Wochen Gefängniß gegen den Brau⸗ 
neister Mayer. 
— Ein Handwerksbursche, der sich für einen 
August Qu alibo aus Delton ausgibt, treibt 
eit einiger Zeit mit gefälschten Pfandscheinen sein 
auberes Handwerk. So verkaufte er am 31. v. 
Mis. einem Arbeiter in Kaiferslautern einen Pfand⸗ 
cchein zu 6 Mk. lautend auf eine silberne Anker⸗ 
ihr und ein schwarzer Ueberzieher taxiert zusammen 
u 50 Mk. Der Schein ist ausgestellt: Spehyer, 
en 1. Juli 1885. Paul Ahn, Hundegasse Nr. 14 
NRar wma 2FIqmen pherkanfft⸗e nun derselhe in Oeh 
mneine Frau einen gleichen Schein mit denselben 
gfandobjekten, ausgestellt: Paul Ahn, Kaisers— 
autern, Mühlstraße Nr. 18. Die Frau sandie 
einen Brief mit dem Schein zur Einlösung an 
baul Ahn, Kaiserslautern, Mühlstraße 18, derselb. 
zing jedoch, da die Adresse hier unbekannt, wieder 
cetour. Nun war die Geschichte als Schwindel 
entlarvt. Es wäre deshalb zu wünschen, wenn 
dem Schwindeler sein Handwerk gelegt und habhaft 
jemacht werden könne. Derselbe ist etwa 27 —26 
Jahre alt, groß und schmal. 
—“ NRünschweiler, 10. Nop. In der 
etzten Nacht hat ein Wolf der hiesigen Schafherde 
eine Besuch gemacht. Die um ihr Leben bangen— 
den und erschreckten Thiere brachen aus dem Pferch 
und zerstreuten fich. Mehrere jedoch fielen dem 
nordlustigen und blutgierigen Raubthiere zum 
Opfer. Eines fand man Morgens mit herausge. 
issener Gurgel, zur Hälfte aufgefressen, weit fott⸗ 
eschleift, sechs andere blos durch einen scharfen 
Biß in den Hals getödtet, bald da, dald dort zer⸗ 
treut umherliegen. Die Spuren der Verfolgung 
assen .deutlich erkennen, daß Isegrimm seine 
xlüchtlinge 10 — 15 Male umkreiste, um dann von 
Zeit zu Zeit immer eines der besten Lämmlein zu 
rhaschen. Als die meisten Thiere der Herde, 
velche sich in die nahe gelegenen Kaltkstein⸗ 
zrüche geflüchtet, ihres sie suchenden Hirten ansich- 
ig wurden, eilten sie, Schutz suchend, diesem ent⸗ 
jegen und umringten ihn so, daß es ihm eine 
Zeit lang unmöglich war, von der Stelle zu kommen. 
— Haardt. Pfarrer Dr. Th. Welsch wurde 
ils Vertreter für das Dekanat Obermoschel in die 
Zeneralsynode berufen. 
-Die an den Landrath gerichtete Petition 
im Errichtung eines Fohlenhofes zu Haßloch 
rägt bereits 1300 Unterschriften. 
— Vom Rhein, 10. Nov. Bekannklich 
vird gegenwärtig auf Veranlassung der Elsaß⸗ 
dothringischen und der Reichsregierung ein Projekt 
ür einen größeren schiffbaren Kanal von Straßbutg 
nach dem Mittelrhein ausgearbeitet. Für die 
Pfalz wurde diese Arbeit dem Straßen und Fluß 
»auamte Speyer übertragen. Dieses hat dem Ver⸗ 
aehmen nach zwei Linien geprüft, eine in der 
sthein⸗Niederung und eine links des Haardgebirges. 
WBie man ferner vernimmt, sind beide Projekte so 
veit ausgearbeitet, als es für die Bildung eines 
illgemeinen Urtheils überhaupt nothwendig ist. 
— Frankenthal, 10. Nob. EEine unga⸗ 
ante Polizei.) Viel Staub wirbelt in unserer 
Ztadt die Thatsache auf, daß durch Strafbefehl 
— ergangen auf Grund des bayerischen Polizen 
trafgesetzbuches — mehr als vierzig hiesige junge 
Maädchen, darunter verschiedene „höhere Töchter“, 
vegen unerlaubten Besuchs von Tanzbelustigungen 
zu je einem Tag Haft verurtheilt wurden. Darob 
nach der „F. Z.“ natürlich groß Jammern und 
Wehklagen unter den Betroffenen! 
— Die pfälzischen Eisenbahnen. 
deren älteste Linie (Ludwigshafen⸗Neustadt ·Speyer) 
im 11. Juni 1847 eröffnet worden ist, haben 
jeute eine Gesammt⸗Betriebslänge von 667 Kilo⸗ 
meter. Das Altienkapital beträgt rund 50 Mill, 
zas Prioritatskapital 98 Millionen Mark. Die 
Anzahl der Bahnhofs;, Stations⸗Personen und 
Büler geschieht durch 168 Lokomotiven und 6 
Zrückenmaschinen mit 393 Personenwagen und 
3765 Güter und Kohlenwagen. Die Zahl der 
gZeamten und Bediensteten beträgt über 4600. 
ievon kommen auf 1) die inneren Dienstesstellen: 
»auptkasse, Kanzlei, Kontrollbureau ꝛc. 166, 2) 
Stations⸗Personal: Verwalter, Einnehmer, Expedi⸗ 
ore, Gehilfen und Diätare 324, Portiers und 
Ibmänner 125, Stationsmeister, Rangiermeister, 
Rangicrer, Bahnhof ˖ Aufseher ꝛc. 62, Güterboden⸗ 
arbesler, funki. Rangierer, funkt. Portiets 
c. 550, 3) Fahrdienst -Personal: Zugrebi⸗ 
dren Zugfüͤhrer und Schaffner 178, Lolo⸗ 
notivführer und Lehrlinge 146, Heizer, Bremset 
ind Wagenwarter 387 4Jagenieur⸗Perso 
jal und Bahnbewachung: Ingenieure, Assisten 
en und Diätare 44, Bahnmeister 33, Vorardeiber 
239, Bahnwärter (inkl. Ersatzleute) 944, Brüden⸗ 
wvärier 24, Weichensteller (inkl. Ersatzleute) 1220 
5) Werkstätte⸗Personal: Maschinenmeister, Werl⸗ 
neister, Rechner, Gehilfen, Portiers ꝛc. 835, Wagen 
isiteure. Tenderwächter, Werlftätte ⸗Arbeiter 
221. Die Pensions und Unterstützungskasse 
ingestellten Personals zählt 2654 Mitgliedert unn 
a inen Vrrmogensstande von 2.814 300 Mart.