Full text: St. Ingberter Anzeiger

f Ein seltenes Wild erlegie dieser Tage der 
Foͤrstet Medow zu War zenbach am Burg⸗ 
de. nämlich im Forstorte Wallenberg einen 
neeweißen Fuchs mit feuerrothen Lichtern und 
ustandig weißen Branden. — — 
NAus Bayern? Im „Amperboten“ findet 
¶ solgende ergötzliche Redaktionserklaärung: „In 
areff des Inserates in Nr. 90 des „Amperboten“, 
ß in Unterweikertshofen ein Dresch⸗Cylinder zu 
sen sei, welcher auch als Feuerspritze verwendet 
Iden könne, erhalten wir vom Bürgermeister 
siater in Unterweikertshofen folgende Berichtig- 
ngs⸗Zuschrift; .Derjenige, welcher bekannt macht. 
z hierorts ein Dresch⸗Cylinder, welcher auch zur 
uerspritze verwendet werden kann,“ zur Einsicht 
st, ist ein Lügner oder gar noch viel mehr, soll 
auch so rußig und schwarz wie der T.... 
sbet sein, da das Inserat nur ein Hohn auf ein 
ersehen ist, welches der hiesigen Feuerwehr beim 
zten Brande in Migersbach passirte, indem die⸗ 
be in der Eile statt der Feuerspritze einen Wagen 
it einem daraufliegenden Dreschmaschinen⸗Cylinder 
aspannte und eine Strecke weit fuhr, ehe der Irr⸗ 
uum wahrgenommen wurde.“ Wir bedauern, daß 
ir den Schelm, der uns das Inserat einsandte, 
ist nach dieser Zuschrift erkannten. Wir hielten 
z leider im Jahrhundert der Neuerungen und 
rfindungen für nicht unmöglich, daß man Dresch⸗ 
ylinder, die zu gleicher Zeit als Feuerspritze zu 
etwenden wären, fabriziren köͤnne und verlierea 
uun noch obendrein 2 Mt. 20 Pf. Inseratengebühr. 
zo geht es, wenn man den Erfindungen der Neu⸗ 
eit gar zu großes Vertrauen schenkt.“ 
Auf der Grabstätte eines Ehepaares im 
lumer Friedhofe steht ein Kreuz mit folgender 
Inschrift: 
Hier liegt ein Ehepaar 
Das lang beisammen war. 
Nun gönnen sie einander Ruh', 
Im Leben kam es nie dazu. 
-(Auf der Flucht gefangen.) Wie 
et „Bayer. Kur.“ meldet, ist der russische Kol- 
egienrath Greffen, welcher aus dem Wiener Ge⸗ 
angniß entspcungen, an der bayerischen Grenze 
urch den Gemeindediener eines kleinen Ortes ver⸗ 
aftet worden, der sofort die Anzeige darüber hier⸗ 
er erstattet hat. Die 3000 Rubel, welche für 
en Gefangenen⸗Aufseher, der Greffen zur Flucht 
erholfen hat, deponirt worden war, sind vom 
herichte bereits mit Beschlag belegt. Das Geld 
var von der in Frankreich lebenden Schwester des 
ztüchtigen gekommen. und Greffen war eben auf 
er Flucht nach Frankreich begriffen. 
FMünchen, 16. Nob. Se lgl. Hoheit 
)x. Herzog Karl in Bayern wird gegen Weih 
achten aus Wien zurückkehren und von Neujahr 
in seine augenärztliche Praxis in Tegernsee fort⸗ 
zen. Wie man uns von zuverlassiger Seite mit⸗- 
heilt, werden bis dahin wieder Anmeldungen von 
luhenkranken zur Aufnahme in das Tegernseer 
lugenspital Berücksichtigung finden können. 
Braunschweig, 18. Nov. Die Nachricht 
aes Münchener Blattes, daß mehrere braunschwei⸗ 
asche Offiziere anläßlich der Einsetzung des Prin⸗ 
en Albrecht zum Regenten den Dienst quittiert 
ätten, um in österreichische Dienste überzutreten, 
st, wie das „Braunschweigische Tageblatt“ auf 
zrund bester Informationen versichert, völlig aus 
et Luft gegriffen. 
Berlin, 18. Nov. Freiherr von der 
‚ʒoltz gibt in seinem Buche „Das Voll in Waffen“ 
on der Größe der deutschen Armee folgendes 
zild: Das ganze deutsche Heer der Gegenwart, als 
me eng aufgeschlossene Marschkolonne gedacht, wäre 
o lang, daß, wenn seine Spitze in Mainz ein⸗ 
uͤdte, das letzte Glied eben erst Eydtkuhnen an 
er russischen Genzt zu verlassen im Stande wäre. 
Wenn'es unaufhörlich Tag und Nacht durch ein 
Thor marschirte, so würde es zum Durchgange 
mes vollen Monats bedürfen. Zu seiner Unter⸗ 
unft sind, auch wenn Ort bei Ort mit Truppen 
nelegt wird, 200 Geviertmeilen Landes nothwendig. 
die heutige franz. Armee ergäbe in ziemlich enger 
nelung eine Front, die von Verdun bis Epinal 
eicht. 
f6800 Kilometer auf dem Bicyclhe ist in 
nesem Jahre der Geschäftsreisende der Berliner 
Niederlage der Howe Machine Co. Limided, Mr. 
z. M. dumstreh, der zugleich die Stellung des 
jahrwarts des Deutschen Radfahrer⸗Bundes ein⸗ 
immt, gefahren. Mr. Dumstrey bereist ganz 
)eutschland nur mit dem Zweirad und hierdurch 
ist es ihm möglich, auch solche Ortschaften bequem 
zu erreichen, welche keine Eisenbahnverbindungen 
haben. Er befindet sich oft Wochen und Monate⸗ 
lang hinter einander auf der Tour und führt die 
Bedürfnisse für die Reise in einer an das Velociped 
geschnallten Ledertasche bei sich. 
4 Der Riese Franz Winkelmeyer, der 
gegenwärtig in Berlin auftritt, hat sich einen neuen 
Anzug bestellt. Die Armlänge beträgt 114 Centi- 
meter, die Seitenlänge der Hose 170 Centimeter, 
ilse die vollstandige Größe eines gut ausgewach⸗ 
enen Menschen. X 
Was zur Volkszählung gehört!) 
das Statistische Amt in Berlin hat zur Volks- 
ahlung in Preußen anfertigen lassen: 85,250,000 
zählkarten; 7,500, 000 Haushaltungslisten, 
300, 000 Anleitungen und Umschläge, 255,000 
inweisungen fütr die Zähler, 510, 000 Zählerkon⸗ 
rosllisien, 95, 000 Ortslisten, 95,000 Ortslisten 
Muster) und 95,000 Anweisungen für die Be⸗ 
jörden. Die Druchsachen kosten 109,178 Mart 
ind wiegen nahezu 3505 Zentner. 
Wien, 18. Nov. Oberst Kropatschek, der 
xẽẽtfinder des bekannten Repetirgewehres, wurde 
seistebkrank in die Gräfenberger Heilanstalt gebracht. 
Derselbe soll außer sich darüber gewesen sein, daß 
eine Erfindung durch eine neuere überflügelt wor 
den ist. 
F Von Christine Nilsson erzählt der „Pest. 
Aoyd“ ein ganzes Häuflein von Apekdoten. Vor 
Fahren, in Amerika, als Christine Nilsson drüben 
zie kleinen Fußspuren Adelinas etwas breiter aus⸗ 
cat, saß sie eines Abends in einem glänzenden 
Zalon, dessen Mittelpunkt sie war. Plötzlich öffnete 
ich die Thur, und ein Mann trat herein, den Nie⸗ 
nand geladen hatte. Der Unbekannte eilte mit der 
Sicherheit eines Yaukee auf die Diva los, schloß 
je in seine Arme und küßte sie leidenschaftlich auf 
zen Mund. Vor Schrech erstarrt, standen die Gäste 
imher, wie bei einem Natureigniß, gegen das man 
ich ohnehin nicht wehren kann. Nur Cbristine 
and fich alsbald wieder. Mit ihren beiden Recken ⸗ 
rmen ergriff sie den Eindringling, hob ihn in die 
zuft wie ein Kind und trug ihn aus dem Saale 
inaus durch das Vorzimmer bis auf die Treppe, 
uf deren oberste Stufe sie ihn auffallend un⸗ 
auft niederstellte. Ruhig, als wäre nichts geschehen, 
ehrte sie dann zur Gesellschaft zurück. Als man 
päter nachforschte, was für eine Art Mensch jener 
Zerwegene eigentlich gewesen, stellte es sich heraus, 
aß er irrsinnig war und in Orphelien eine holde 
Unglücksgefährtin liebte . .. Ein andermal, in 
Bien, bemerkte sie wiederholt, daß ihr bei ihren 
zpaziergangen auf der Ringstraße ein unbequemer 
-chatten foigte. Ein Schatten in elegantem Pelz 
ind von zudringlichsten Manieren. Eine Weile 
uldete sie es, als aber der Verfolger galant zu 
berden begann, wandte sie sich plötzlich zu ihm, 
lug' in AÄuge, zeigte ihm den sogenannten Biceps⸗ 
Nuskel an ihrem Oberarm und sagte in ihrem ge— 
rochenen Deutsch: „Was wollen Sie? Glauben 
Sie etwa, daß eine Frau mit einem solchen Arm 
ch nicht selbst vertheidigen kann ?“ Alsbald ver⸗ 
hywand der Schatten, wie vom Pflaster verschlungen. 
zin anderes Kraftstück aus dem Konzert, das sie 
um Besten der Pariser Blinden im Trocadero⸗ 
Palast gab. Sie sang ihre erste Acie und es er⸗ 
job sich ein Beifallssturm, ein allgemeines „bis“, 
zas sich gar nicht legen wollte. Sie mußte sich 
ogleich entschließen, an dieser Stelle eine Zugabe 
inzuschieben. Es war ein Lied, das sie selbst auf 
em Klavier zu begleiten gedachte. Sie seßt sich 
m den Flügel und beginnt ihre bis an die Schulter 
sinaufreichenden Handschuhe aufzuknöpfen. Eine 
angwierige Arbeit, an jedem Arme ein paar 
Ddutzend Knöpfe zu lösen. Sie fühlt das Komische 
ines solchen ledernen, zugeknöpften Intermezzos 
ind hat kaum einige Knöpfe freigemacht, als sie 
jen ganzen Handschuh ergreift, sich ihn mit einem 
räftigen Riß, daß die Knöpfe wie Graupenhagel 
im sie herprasseln. vom Arm reißt und hinweg ⸗ 
chhleuderi. Das Alles sah so inprovisirt aus, ge— 
chah mit so eigenthümlichem Chic und sie lachte so 
inbefangen troßzig dazu, daß das Publikum neuer⸗ 
zings in einen Sturm von Beifall ausbrach. Ihrem 
inermüdlichen Impresario Alfred Fischhof sagte sie 
inst, weil er ihr statt 3000 Francs für den Abend 
ucht 6000 bewilligen wollte („Wenn ich 5000 
verth bin, bin ich auch 6000 werth; wenn ich 
3000 nicht werth bin, bin ich gar nichts werth“, 
ies war die Gegenmeinung) — sie sagte ihm also 
achend: „Aber, mein Freund, Sie sind ja ein 
interessario.“ 5000 Francs den Abend, das ist 
'ein gewöhnliches Honorar, besonders da alle Speser 
rür sie und die drei Personen ihrer Begleitung nod 
zinzukommen. In ihren Vertragsbriefen sind diese 
Dinge immer höchst genau festgestellt, es fehlt z. B. 
niemals die Equipage,. „mit zwei Pferden“ darin, 
o daß sie niemals in die Verlegenheit kommen kann. 
twa einspännig fahren: zu müssen. Ihr früherer 
Anternehmer, der alte Strakosch in Amerika, hat 
nit diesen „Spesen“ manche herbe Erfahrung gemacht. 
kines Tages fand er in die Wochenrechnung des 
dotels das Sümmchen von 400 Franks für — 
erdbeeren eingestellt, welche sie (es war im Winter) 
nnerhalb acht Tagen verspeist hatte. Nicht einmal 
der letzte Mohikaner hat sich jemals dergleichen er⸗ 
aubt. Dieser Erdbeer Verbrauch bewog ihn, das 
Verhältniß so bald als möglich in weniger dehn— 
jyare Form eines Pauschale zu kleiden, worauf in 
Erdbeeren und Champagner sogleich ein gewaltiger 
Rückgang eintrat. 
f(GWas Trinkgelder einbringen!) 
In der Restauration Gruber zu Antwerpen, die 
wvährend der Ausstellung geöffnet war. waren 14 
ellner angestellt. Sie kamen überein, alle Trink⸗ 
gelder, mit Ausnahme der bei außergewöhnlichen 
Anlässen gegebenen, in eine verschlossene Büchse zu 
thun und nach Schluß der Ausstellung unter sich 
u gleichen Theilen zu vertheilen. Jett hat der 
Wirth die Büchse geöffnet und er fand — 43,000 
Fr., so daß jeder Kellner über 3000 Fr. erhalten 
Jat. Uebrigens hat der Wirth selbst ein sehr gutes 
Beschaft gemacht, nämlich gegen 400.000 Fr. 
verdient. 
Ein Riesenprozeß.) Letzten Freitag 
hegaun in Pudua die Schwurgerichtsverhandlung 
wegen Betrugs⸗Reate zum Nachtheil der venetia⸗ 
nischen Bank. Die Untersuchung dauerte über zwei 
Jahre und die Akten darüber wuchsen zu nahezu 
50 Bänden an. Die 12 Angeklagten, von denen 
aber nur 10 anwesend find, werden durch Crispi 
und andere berühmte Advokaten, vertheidigt, die 
238 Zeugen wurden aus Paris, Manchester, Lon⸗ 
don, Alexandria und Nizza zitiert; die den Ge⸗ 
ichworenen, von denen zwei nicht erschienen und 
deßhalb zu je 600 Lire Strafe verurteeilt wurden, 
porzulegenden Fragen sind ungefähr 1300. Wenn 
eine Zwischenfälle eintreten, hofft das Gericht diesen 
Prozeß in etwa fünf Monaten bewältigen zu können. 
F Die Armeeleitung Englands hat 
— echt englisch⸗militärisch — vergessen, dem gegen 
Birma marschirenden Heere Puhver mitzu—⸗ 
geben! So wird der Kriegsbeginn vertagt, bis 
das Pulver auf dem Schauplatz der Ereignisse ge⸗ 
langt. Die Scene, eine Zukunfts ⸗Operetie, in 
velcher der General „Feuer!“ kommandirt und die 
Beschütze versagen, weil sie „Mangels an Pulver“ 
aicht geladen sind, wird einen arandiosen Effekt 
nachen! 
4 (Alte Leute) Umweit Newry starb 
im 5. November ein Farmer Namens William 
Brant in dem hohen Alter von 107 Jahren. Zwei 
Monate vor seinem Tode hatte er noch auf freiem 
Felde gearbeitet. — Am 12. November starb im 
dädtischen Versorgungshause in Graz die gewesene 
stöchin Maria Schwerdl im Alter von 104 Jahren 
an Altersschwäche. Sie war am 12. September 
1781 in Landshut im Königreiche Bavern geboren. 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 19. November. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualiennartt.) Weizen 8 M. 62 Pf. Korn 7 M. 37 Pf, 
Herste zweireihige O M. — Pf., vierreihige d M. — pf., 
S5pelz 0O M. — Pf., Spelzlern — M. — Pf., Dinkel 
Ma. — Pf., Mischfrucht d M. — Pf. Hafer 8 M. 
13 Pf., Erbsen O M. — Pf. Wicken 0 M. — Pf., 
Hheu 3 M. — Pf., Stroh J.Qual. 2 M. 40 Pf., II. Qual. 
1M. 80 Pf., Kartoffeln 1¶ M. 60 Pf., Weißbrod 1/ Kilo 
50 Pf., Kornbrod 8 Kilo 60 Pf., Gemischtibrod 8 Kilo 
75 Pf., paar Weck 90 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
60 pfi, ijJ Qual. 56 Pf., Kalbfleisch g0 Pf Hammel- 
Jeisch 60 Pf. Schweinefle sch 80 Pf., Wein 1 viter kö Pf. 
Bier 1 Liter 24 Pf., Butter */3 Kilogr. 1 M. — vpi. 
Homburg, 18. November. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmartt) Weizen 8 M. 63 Pf., storn 7 M. 40 Pf., 
Spelzlern — M. — Pf. Spelz 0O M. — Pf., Gersie 
dreihige d M. — Pf., Gecste 4reihige 0 M. — Pi., 
dafer 6 M. 47 Pf., Mischfrucht 7 M. 50 Pf., Erbsen 
— M. — Pf., Wicken 0O M. — Pf. Bohnen 0 M. 
— Pf., Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 6 Pfund 
30 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf, Ochsenfleisch — Pfj. 
stindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 530 Pf. Hammelfeisch — Pf 
Schweinefleisch 530 Pf, Butter 1 Pfund 1M. 00 pf. 
dartoffeln per Zentner 1J M. 70 Pf. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demes. 
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