Full text: St. Ingberter Anzeiger

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RXn 249 36 —40 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1./M 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 75 4, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5 H, Reklamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
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M 32. 
Sonntag, 13. Februar 1887. 
22. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Straßburg, 10. Februar. Der Haupi— 
passus der Rede des Statthalters Fürsst Hohen— 
lohe, welche derselbe anläßlich einer zu Ehren 
des Landes-Ausschusses ꝛc, gegebenen Tafel hielt, 
lautet: „Wenn ich heute das verhängnißvolle Wort 
ausspreche, geschieht es nicht, weil ich den Krieg 
nahe bevorstehend ansehe. Aber darüber dürfen 
wir uns keiner Täuschung hingeben: die Gefahr 
besteht und wird so lange beslehen, als unsere west 
lichen Nachbarn sich nicht an den Gedanlen ge— 
wöhnen können, daß der durch den Frankfurter 
Friedensvertrag geschaffene Rechtszustand ein dau— 
ernder ist. Die Gefahr wird sofort uns gegenüber⸗ 
reten, wenn es einer unruhigen Minderheit gelingen 
sollte, das sonst so friedliche arbeitsame Volk Frank— 
reichs zu Entschlüssen fortzureißen, die uns nöthigen 
werden, für unser Recht mit aller Energie und der 
zanzen Macht des Reiches in die Schranken zu 
reten. Nichts wäre geeigneter, die Kampflust der 
erwähnten Minderheit anzufachen, als die Wahl 
von Männern in den Reichstag (zunächst aus 
Elsaß Lothringen) welche die Zweifel an der Dauer 
unseres Rechtszustandes theilen, oder von Männern, 
welche sich weigern, dem deutschen Reiche die Mittel 
zur dauernden Erhaltung eines starken Heeres zu 
gewähren.“ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Otterstadt, 6. Februar. Mit Rück 
sicht auf die knappen Raum⸗Verhältnisse der kath. 
Zirche und auf die stets zunehmende Bevölkerung 
wurde von der Kirchen⸗ und Gemeinde⸗Verwaltung 
ein Kirchenbau in's Auge gefaßt. Ein diesbezüg—⸗ 
sicher Beschluß des Gemeinderaihes, wonach eine 
neue Kirche aus Gemeindemitteln erbaut werden 
soll, wurde von der Bürgerversammlung ange— 
nommen. Die alte Kirche wurde 1747 erbaut. 
— Wie dem ,Mannh. Anz.“ mitgetheilt wird, 
soll das seit einiger Zeit vermißte Söhnchen des 
Maurers Mathäus Weiß von Mundenheim 
in einem Städtchen der Schweiz bei einer durch⸗ 
reisenden Bande aufgefunden worden sein. Die 
Bande sei verhaftet worden und der Vater des 
Kindes wäre bereits nach der Schweiz abgereist. 
Vermischtes. 
F Aus dem Briefe eines an der französi— 
schen Grenze stationirten deutschen Forstbeamten 
»ntnimmt der „Rh. K.“: „Wer heute noch glaubt 
die jetzigen französischen Macher seien friedliebend, 
d. h. sie wollten nicht direkt den Krieg, der gehört 
entweder des Landes verwiesen zu werden, 
oder in's Irrenhaus. Die Revanchehetze und 
die natisnale Eitelkeit der Franzosen sind zu groß. 
als daß sie je glauben würden, sie seien nicht stets 
die ersten Soldaten der Welt gewesen und anderẽ 
als durch Uebermacht und Verrath besiegt worden. 
Bei meinen französischen Holzhauern spukt es trotz 
dem, sie, die Franzosen, würden Elsaß-Lothringen 
ohne Schwertstreich (durch die bloße Drohung mit 
dem vollendeten Aufmarsch in den Baracken ) be⸗ 
'ommen, weil die Deutschen, wie früher, uneinig 
und nicht zum Kriege geneigt seien. „Und dies 
jat mit ihrem Gerede die Reichstags-Majorität 
gethan.“ Nach meiner Berechnung haben die Fran⸗ 
zosen allein für nahezu zwei Armee⸗Korps Baracken 
ö— — j — 7——— — 
Gemuͤcbsiebkeit. 
an der Grenze im Bau! Das ist doch gleich einem 
vollständigen Aufmarsche. Unser Reichskanzler, der 
gewöhnlich doch den Nagel auf den Kopf trifft 
im Gegensatz zu seinen Gegnern, meinte bereits 
1879: „Um uns nicht zu täuschen, müßte man 
mit dem schlimmsten Fall, mit dem Ueberfall (seitens 
der Franzosen) rechnen. Daß sie einen solchen ver⸗ 
suchen werden, auch ohne Kriegserklärung voraus⸗ 
zuschicken, liegt ganz in ihrem Naturell; sie würden 
dann — auch nur bis Molsheim vorgedrungen — 
n die Welt posaunen: „Wir stehen vor den Thoren 
AV 
greifliche Aufregulg herrscht, ist leicht zu denken, 
besonders seit feststeht, daß Schirmeck keine Gar—⸗ 
nison bekommt; es liegt nämlich auch weniger als 
15 Kilometer von der Grenze und innerhalb dieser 
Grenze darf nach dem Frankfurter Friedensschluß 
beiderseits keine Garnison gehalten werden. — Daß 
der neue Krieg viermal blutiger und zehnmal er⸗ 
bitterter geführt werden würde, als der von 
87071, ist meine feste Ueberzeugung, und wollen 
wir nur hoffen, daß er statt mit einer bloßen, 
beiderseitigen völligen Erschöpfung, die den Anar— 
histen dies⸗ und jenseits Oberwasser geben würde, 
mit einem entschiedenen Niederwerfen jener ewigen 
KRuhestörer endigen möge.“ J 
FSan Franzisko, 10. Febr. Während 
des gestrigen Konzerts im Opernhause schleuderte 
ein Irrfinniger eine Bombe gegen Adelina Patti. 
Die Bombe platzte zu früh und verletzte den Irr⸗ 
sinnigen. 
F (Gut taxirt.) Richter: „Wie hoch schätzen 
Sie die Ihnen gestohlenen Stiefel?“ — Schaden⸗ 
träger: „Neu haben sie mich 16 Mark gekostet, 
dann habe ich sie zweimal sohlen lassen, macht 12 
Mark; zusammen also 28 Mark.“ 
Ausland. 
Paris, 10. Februar. Der ultramontane 
„Monde“ hat aus Rom folgendes Telegramm er— 
halten: „Der Botschafter Frankreichs, de Bazaine, 
hat vom Vatikan über den Brief des Cardinal⸗ 
AVV 
welche erklärt, daß dieser Brief durch die Erleichterung 
der Bewilligung des Septennats nur mächtig 
zur Aufrechterhaltung des Friedens 
beitragen kann.“ 
Bekanntmachung. 
Die Reichsstagswahl wird am Nontaän den 21. Februar 
13837 abgehalten. 
Dieselbe beginnt Vormittags 10 Uhr und muß Abends 6 Uhr geschlosse 
werden. 
Die Stadt St. Ingbert ist in 4 Wahlbezirke eingetheilt. 
JI. Wahlbezirk. Waͤhllokal Stadthaus. Wahlvorsteher Herr Aopthek 
Zorn; Stellvertreter Herr Faktor Nikolaus Betz. 
Dieser Wahlbezirk umfaßt das ganze erste Stadtviertel, Haus Nr. l mit 251 
V. Wahlbezirk. Wahllokal großes Schulhaus in der Unterstad! 
Wahlvorsteher Herr Heinrich LRaur, J. Adiunkt. Sielldertreter Herr Johan' 
Frideib Kaufmann. 
ie 2 4 J ese ⸗ 
mif 8S8 Wahlbezirk umfaßt das ganze zweite Stadtviertel, Haus Nr. vgeg Mathieu von Ediren 
III. Wahlbezirk. Wahllokal neues Schulhaus in der Unterstadt hat agli 
Wahlvorsteher Herr J. Peters, II. Adiunkt. EStellbertreter Hert Konrad ch 
Pflug, Schneidermesster. v⸗ —E oppen Milch 
Dieser Wahlbezirk umfaßt das ganze dritte Stadtviertel von Haus Nr. 1u verkaufen. 
mit 172 und das ganze St. Ingberter Eisenwerk von Haus Nr. 1 mit 99 En dunkelgrauer tuchener Anzug, 
nkl. der Bewohner der Kaiserstraße unterhalb des Bahndammes. ganz neu, für einen 82 bis 9— 
AIV. Wahlbezirk. Wahllokal Schulhaus Josephsthal. Wahlvorsteherfjährigen Knaben, ebenso einen Con— 
derr Ludwig Grewenig, Kaufmann. Stellbertreier Herr Peter Uhl, Sohr firmandenrock und Weste hal— 
von Carl, Oekonom. zu verkaufen 
Dieser Wahlbezirk umfaßt das ganze vierte Stadtvierkel, Haus Nr. 1 mir Wwe. Felke, Josephsthal. 
260, inkl. Schloß Elsterstein Seifensiederei, Obermuͤhle und Schürer Ziegelhütte — 
Die Schnappach bildet einen Wahlbezirk, Wahllokal Schulhaus. Wahl 
vorsteher Adjunkt Graffion. Stellvertreter Kaufmann Thiery. 
Dieser Wahlbezirk umfaßt Schnappach, das heißt St. Ingbertergrube. d' 
Mariannenthaler Glashütte und die Sulzbacher Glashütte. 
St. Indbert, den 12. Januar 1887. 
Das Bürgermeisteramt, 
* 16. 
Fur die Redaktion verantwaortlich: F X. Demeß. 
Sonntag, den 13. Februar 183837, 
Abends 8 Uhr, im großen, grün angestrichenen, mi 
allen närrischen Farben geschmückten Saale des Cafe 
Oberhauser 
— — 0 J 
II. OGrosso Gala-Kappensitzung 
mit Damen. J 
Wer einen Vortrag halten will, muß am selbigen Abend um 5 Uhr im 
Narrenlokal erscheinen. wo er die erste Probe zu besiehen hat. 
Doer närr'sche Rath. 
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Theater-Anzeige. 
Im Saale des Herrn Peter Schweizer 
heute, Sonniag, 13. Februar 
Große Abschieds-Vorstellung. 
Programm: A 
—IDEAILIILL 
Schauspiel in 3 Akten. 
Komische Pantomimen. 
Auftreten des Jongleurs, sowie Auf⸗ 
treten des Gesang⸗ und ⸗ Charakter⸗ 
Komikers Herrn Bechtel. 
Kasseneröffnung 79 Uhr. Anfang 8Uhr. 
Da ich zu meiner Abschiedsvorstellung 
alles mögliche aufbiete, so ladet zu 
einem recht zahlreichen Besuche ein 
achtungsvoll 
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