Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Vermischtes. 
Metz, 18. Februar. Heute früh wurden 
hei mehreren hiefigen, den besseren Ständen ange⸗ 
ydrenden Einwohnern (Einheimischen) Haussuchungen 
Zorgenommen, weil dieselben im Verdacht stehen 
sollen, sich des Landesverraths schuldig gemacht zu 
haben. Fr. Zig.) 
Aus Met wird der „Weser Ztg“ ge⸗ 
schrieben: Von den eingezogenen Reservisten hat 
sich leider eine Anzahl verleiten lassen, über die 
französische Grenze zu gehen und sich nicht zu stellen, 
doch muß die Zahl nicht so erheblich sein, als die 
französische Presse schon im Voraus zu verbreiten 
fich demühte. Es waren in Vorauesicht eines solchen 
Vorkomme isses reichlich 20 Proz. mehr als die ge⸗ 
jorderte Zahl einberufen, und trotzdem der Aus 
ẽall an Deserteuren davon gedeckt werden mußte, 
fonnten fast sämmtliche Reklamationen berücksichtig! 
perden. Bei den hiesigen vier Regimentern sollen 
m Gaunzen etwa 80 Mann gefehlt haben.“ — 
In Bezug auf die bäulichen Arbeiten an der Fest— 
ing macht der „Schwäb. Merk.“ daranf aufmerk 
am, daß die Arbeiten um so weniger Beunruhigen— 
des än sich haben, als die Nothwendigkeit dieser 
Ausbesserungsardeiten bereits bei der im letzten 
Herbst vorgenommenen Festungsbesichtigung fest ge⸗ 
jellt wurde. Von den dabei beschäftigten Arbeitern 
jeien zwei wegen Verdachtes der Spionage verhaftet 
worden. Anscheinend liege jedoch nichts weiter vor, 
als daß dieselben wegen ihrer Nationalität, beide 
sind geborene Franzosen, das Mißtrauen ihrer Mit 
arbeiter auf sich gezogen haben. Wie in früheren 
Jahren, dürfen ausländische Arbeitskräfte auch jetzt 
gicht zu Festungsbauten verwendet werden. Das 
ersigenannte Blatt führt dagegen die Arbeiten darauf 
zurück, daß die Erdwälle der Forts mit einer Be— 
ouschicht überzogen werden sollen. Da die fran⸗ 
ösischen, mit Melinit gefüllten Granaten sogenannte 
Bohrgeschosse sind, so soll durch den Betonüberzug 
berhindert werden, daß dieselben in die Erdwälle 
eindringen und dort explodiren, vielmehr diese 
Explosion bereits beim ersten Aufschlagen erfolgen 
muß. 
F Mannheim, 11. Februar. Im hiesigen 
Dafen gelangt demnächst eine große schwimmende 
Wohnung zur Aufstellung, welche gegenwärtig in 
Nainz um die Summe von 6000 Mk. erbaut wird. 
Dieselbe ist Eigenthum des Steuermanns Bomatsch. 
Da in veschiedenen Hafenplätzen bereits derartige 
schwimm nde Wohnungen existiren und sich auch 
dom hygienischen Standpunkte aus — wie man 
der „N. B. L.⸗Ztg.“ mitteilt — bewährt haben 
sollen, zweifelt man nicht, daß der Eigenthümer, 
welcher selbst in dem Hause zu wohnen begbsichtigt, 
auch hier Mieter für die übrigen Räume finden 
wird. 
Die Württemberger und General 
Boulanger. Der „Schwäbische Merkur“ schreibt: 
Fine heiße Mittagsstunde war es, welche die würt⸗ 
tembergischen Truppen am 30. November 1870 
dor Paris erlebten. Denn mit Uebermacht hatte 
GBeneral Ducrot ihre dünnen Linien angegriffen, 
und schwer war der Stand, welchen unsere erste 
Feldbrigade auf der langgestreckten Linie Villiers— 
Coeuilly⸗Chenneviöres hatte. Der kühne Vorstoß 
mehrerer Kompagnien des Regiments Königin Olga 
aus dem Parke von Coeuilly, bei welchem Oberst 
von Berger die Todeswunde empfing, hatte nicht 
fortgesetzt werden können, als auf der Höhe des 
Weges von Chennevbiöres nach Bry die französischen 
Bataillone gleichsam aus dem Boden herauszu⸗ 
wachsen schienen. Und als nun die Unseren wieder 
ihre Verteidigungsstelle im Parke von Coeuilly 
einnahmen, da folgte ihnen die französische Infan— 
eriemasse auf dem Fuße, rechts das Regiment Ven⸗ 
dée, in der Mitte das 35., links das 114. und das 
42. Regiment. Trotz des wirkungsvollen Eingrei⸗ 
fens unserer Geschütze, trotz des verheerenden Schnell⸗ 
feuers des Verteidigers der Parckmauer von Coeuilly 
blieben die französischen Bataillone im Vormarsch 
degen den Park. Einem Bataillon hatten wir kaum 
ine Kompagnie entgegenzustellen. Allein uner⸗ 
chütterlich hielten die Unseren aus, die Verluste 
der Franzosen wuchsen mit jedem Schritt, ihr An— 
zriff stockte, und als eine Kompagnie des 1. Regi⸗ 
ments und unsere Jäger, ihrer Minderzahl nicht 
achtend, mit Hurrah in die rechte Fianke der 
Franzosen einbrachen, wandten fie sich zurück in 
wilder Flucht. Nur das 12. Linienregiment ging 
nach der Aussage des General Ducrot geordnei 
nurück, die übrigen französischen Regimenter trieb 
eine Panik bis unter die schützenden Mauern Cham⸗ 
dignys, darunter befand sich auch das Regiement 
114, dessen Kommandant. der Oberstlieutenant 
Boulanger, verwundet worden war. Derselbe ist 
jeute französischer Kriegsminister und wer weiß 
ob nicht in Bälde französischer Diktator. Wir 
Würtemberger haben also bereits die Ehre, seine 
»ersönliche Bekanntschaft gemacht zu haben Wir 
zaben kein Bedürfniß, dieselbe zu erneuern. Wir 
nüssen jedoch die nöthigen Empfangsvorbereitungen 
reffen für den Fall, daß er seine unverhohlen aus⸗ 
jesprochene Absicht verwirklichen sollte, wieder mit 
»en Deutschen zusammen zu kommen. Wer will 
ie Verantwortung tragen, daß, sei es in 10 Tagen, 
ei es in 10 Jahren, wiederum infolge der schwachen 
Zahl unserer Truppen, unsere Kompagnien franzö 
ischen Bataillonen gegenüber stehen? 
F Köln, 12. Februar. Wegen schweren Treib 
ises im Rhein ist heute die Schiffbrücke abgefahren. 
F Nach den neu esten Rachrich ten aus 
Zapstadt scheint man dort nicht mehr zu verzweifeln. 
daß Herr F. A. D. Lüderitz, Mitglied der dekannten 
Bremer Firma, verunglückt ist. In dem letzten 
jon seiner Hand herrührenden Briefe theilt Lüdertz 
nit, daß er die Reise von der Mündung des 
Dranje⸗Flusses bis nach Angra Pequena in einem 
Boote die Küste entlang zu machen beabsichtige 
Zei diesem waghalsigen Unternehmen scheint er 
den Tod gefunden zu haden, indem das Fahrzeug 
entweder bei hohem Seeweg umschlug, oder dvon 
der Strömung in der Nähe des Oraj ⸗Flusses 
erwärts getragen wurde. In Lüderitz Begleitung 
zefand sich ein Herr Steingröver,der srin Schicksal 
zetheilt hat. Mehrere Expedinonen, welche, teils 
zu Wasser, thrils zu Lande, ausgerüstet wurden, 
um nach den Vermißten zu forschen, haben nicht 
das geringste Resultat ergeben. Das Unglück dürfte 
sich Ende Oktober zugetragen haben. 
F Lübeck, 10. Febr. Ein 19jahriger Gymna⸗ 
fiast, Sohn eines hiesigen begüterten Kaufmanns, 
zat sich gestern Abend auf dem Boden im Haufe 
seines Vaters durch einen Schun aus einer Salon 
pistole entleibt. Der junge Mann gehbörte nach 
einem dreijährigen Cursus in der Tertia seit zwei 
Jahren der Scunda des Gymnasiums an. Ver 
letzter Ehrgeiz wird als Motib des Selbstmordes 
yermuthet. 
FEine Schicksal stragösdie, wie sie 
urchtbarer die grau nvollste Phantasie nicht zu er⸗ 
innen vermag, wird aus dem Leben, vollkommen 
derbürgt, wie folgt geschildert: In Berge bei 
Nauen lebte noch bis vor wenigen Tagen in voller 
Besundheit der Befitzer einer schönen Ackerwirthschaft, 
als eines Tages die Nachricht eintrefft, daß eine 
in Berlin verheirathete Tochter, welche vor vier 
Tagen einem Kinde das Leben gegeben hatte, 
ammt dem Neugeborenen gestorben sei. Sofort 
reiste die Mutter der Verstorbenen hierher, um an 
dem Begräbniß ihrer Tochter Theil zu nehmen und 
in der verwaisten Wirthschaft derselden einige Tage 
zach dem Rechten zu sehen. Doch noch auf dem 
Friedhofe merden die alte Frau sowohl wie ihr 
Sohn, welcher hierselbst bei den Ulanen seiner 
Militärpflicht gnügte, krank und Beide sterben, die 
eine nach ihrer Rückkeyr in die Wohnung, der 
indere im Lazareth. Mittlerweile war eine andere 
Tochter. welche mit dem Vater in der Heimath 
zurückgeblieben war, am Typhus erkrankt, und als 
der Letztere zur Beerdigung seiner Frau nach Berlin 
eilte, mußte er sich schweren Herzens loßreißen von 
von dem Krankenlager seines Kindes. Als er 
heimkehrte, wat auch die Tochter ein Opfer des 
grausen Menschenfeindes geworden. Das war zu 
diel der Aufregung und des Schmerzes für den 
alten Mann, auch er legte sich nieder, um nicht 
mehr aufzustehen. Eine einzige überlebende Toch— 
jer, welche gegenwärtig in einer Berliner Familie 
weilt, steht nunmehr verwaist am Grabe ihrer 
Eltern und Gewister. 
FUeberden Verlauf der Diph⸗ 
heritisErkrankungen veröffentlicht der 
Hamb. Korr.“ eine aus berufener Feder herrührende 
Schilderung, durch deren Wiedergabe wir im Interesse 
nancher unserer Leser zu handeln glauben: „Das 
zind fängt plötzlich an zu fiebern, bricht, klagt 
iber den Kopf und nur wenn es schon erwachsen, 
iber den Hals. Die Stirn fühlt sich auffallend 
Jeiß ein. Das heftige Fieber läßt bald nach 
neist schon nach einer Nacht, und die Eltern glauben, 
as Kind habe nun ein Schnupfenfieber durchgemacht 
„der sich den Magen verdorben, unterlassen demnach 
»em Kind den Hals zu untersuchen. Nimmt man 
zun einen breiten Löffelstiel zur Hand und drückt 
zamit die Zungenwurzel herab, so daß die tieferen 
Halspartien sichtbar sind, so sieht man nach dem 
Fieberanfalle auf den Mandeln (die Haselnuß 
groken Wülste links und rechts vom Zäpfchen hinter 
den Gaumenbogen) weiße, unregelmäßige Fleckchen. 
Jetzt kann der Arzt helfen. Wird diese Besichtigung 
nicht vorgenommen und die Krankheit nicht erkannt, 
so zeigt das Kind nach dem Fieberanfall sich schein⸗ 
har wieder wohl, fängt an zu essen und zu spielen. 
Der diphtberitische Prozeß nimmt aber nun unge⸗ 
tört seinen Fortgang. Derselbe geht auf die 
Nase (selten), meist auf den Kehlkopf und die 
Lymphdrüsen über und nach zwei oder acht Tagen 
treten die schweren, augeuscheinlichen Krankhenen 
auf, welche den Arzt schnell zur Stelle schaffen. 
Run ist 8 gewöhniich zu spät. Der Arzt gibt 
ich die undenklichste Mühe, das Kind zu reiten, 
zuweilen gelingt es noch, meist ist aber Alles ver⸗ 
zeblich. Aso das ist den Eltern ans Herz zu 
egen, nach jedem Fieberaufall den Hals zu unter⸗ 
uchen, und wenn dieselben sich kein Urtheil zutrauen, 
»en Arzt rufen zu lassen. Wird so verfahren, so 
st fast jedes Kind zu retten, welches an Diphtheritis 
erkraukt in. 
FParis, 10. Febr. Gestern verurtheilte 
die 9. Kammer des Zuchtpolizeigerichts zwei In— 
dividuen wegen Entwendung von Lebensmitteln zu 
lbezw. 6 Mon. Gefängniß Nach Verkündigung 
des Urtheils bat der Eine der Verurtheilten um's 
Wort. „Fassen Sie sich kurz,“ saute der Richter. 
— „Vous dtes des vaches!“ (Die französische 
Verbrecherwelt bezeichnet Richter. Polizeibeamten 
ind Dirnen mit dem gemeinsamen Schimpfwort 
„Kühe.“) Noch hatte- sich der Gerichtshof nicht 
bvon seinem Erstaunen erholt, als der zweite Ver⸗ 
brecher sich erhoh und mit einer Verbeugung sagte,: 
„Ich schließe mich ganz den Worten meines Freundes 
und geehrten Vorredners an.“ Der Gerichtshof 
ertheilte den beiden „Rednern“ eine Zusatzstrafe 
bon je einem Jahr. I 
F Ein Volapükisten-Bankett hat in 
Paris statigefunden, bei dem mehr als 200 Gdecke 
aufgelegt waren. Es war ein seltsames Frft, bei dem 
nuf dem Menu der Fich „Fit.“ die Suppe “su i,“ 
das Filet de Boeuf mit Kartoffeln *xolanki potets,“ 
ver Kuchen „tum,“ und so fort hießen. Die 
rellner des Restaurants gehörten selbst als Mit⸗ 
zlieder dim Volapütistei-Klub an, und so hörte 
nan folgdend« Bruchstücke von Gesprächen: „Li 
rilot supi“ (d fiehlt der Herr Supp ?; Givol-os 
„fla di de vot!“ (Kellner, eine Fiasche frijchen 
Wassers, ich bitte): Ebinos Kolodik adelö“ (es 
zat heute eine Wolfskälte.) Beim D ssert wurden 
gJanze Reden in Volapük gehalten. Die Sprache 
liugt zwar nicht harmonisch, aber soll, wie man 
neint, die Volker durch die Bande des Fritdens 
vercinen. Das wäre gegenwärtig ganz angebracht. 
Sar die Redaktion verantwwortlich: F X. Demeß.“ 
Ueber Leibesverstopfung. 
Die Verstopfung, welche darin besteht, daß unverwend⸗ 
»are Stoffe, die der Körper absondern sollte, in demselben 
urückgehalten werden, hat hauptsächlich ihren Grund in 
iner gewissen Trägheit und Erschlaffung der Unterleibs⸗ 
rgane, welche die Darmbewegung verlangsamt und die 
reingförmigen Muskeln nicht so viel Spannkraft entwickeln 
äßt als erforderlich wäre, um durch ihr Zufammenziehen 
die Entleerung zu bewerkstelligen. Verbleibt die zu ver⸗ 
dauende Nahrung zu lang in den Gedärmen, so entstehen 
Hase (Blähungen) und ein unangenehmes Drücken, das 
Befühl des Gespanntseins bemächtigt sich des Körpers, be⸗ 
sonders bei einigermaßen feitleibigen/ Personen (bei 
Schwangern oder nach den Wochenbetten häufigh. Man 
tlagt über Kopfweh, Schmerzen in der Bruft, dem Rücken, 
Unterleib, im Magen und den Därmen, Schwindel, Blut⸗ 
andrang, Hämorrhoiden, Hypochondrie, Hysterie, Müdigkeit 
in den Glirdern, Appetitlofigkeit und betrachtet diese Er⸗ 
cheinungen als selbstständige Leiden, wahrend sie nur 
ekundär sind und durch die Verstopfung verursacht werden. 
Der beste Beweis hierfür ist der, daß, sobald Oeffnung 
eintritt, auch die übrigen Schmerzen schwinden. In diesen 
Fällen werden die Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen 
erhältlich a Schachtel M. 1 in den Apotheken) von vielen 
Aerzten als das beste Mittel bezeichnet, weil es angenehm, 
icher und absolut unschädlich wirkt. Hauptdepot: Ludwias⸗ 
hafen Adlerapotheke 
Ruxkin, Kammgarne für Herren- und 
Knabenkleider, garantirt reine Wolle, nadel⸗ 
fertig, ca. 140“ breit à Mk 2. 35 per Meter, 
versenden in einzelnen Metern, so ie ganzen Stücken 
oortofrei in's Haus Oetti nzer Co., Fran- 
furt a. M., Burkin⸗Fabrik⸗Dépôt. — Direkter Ver⸗ 
sandt an Private. Muster-Collectionen bereitwisiof 
ranco. 
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