Full text: St. Ingberter Anzeiger

des preußischen Staates diejenigen Ausgaben gegen⸗ 
ubergestellt, welche das seitens Preußens allein auf; 
zustellende Militärkontingent erfordern würde, so 
raiebt fich, daß letztere detruzen:. — 
1885 27 06 pẽt. d. gesammi. Staatsausgaben, 
1880/81 26,05 
1885/186 26, 04, * 
Ein ähnliches Verhäliniß mag in den anderen 
Bundesstaaten bestehen. Es ergiebt sich aber, daß 
der That die Miluärausgaben seit 1875 sich 
laum rascher vermehrt haben, als die übrigen Aus⸗ 
gaben Preußens. Vorstehende Zffern geben aber 
leichzeitig Anlaß zu einem Veraleich mit unseren 
Nachbarsiaaten Frankreich und Rußland. Es be⸗ 
rug nämlich in diesen Staaten der Prozentsatz 
des Budgets, der nach Abzug der Schuldverzinsung 
zurch die Gesommtkosten der Heeresverwaltung in 
Anspruch genommen wurde: 
1880 1886 
pPCt. pCt. 
in Frankreich. 35,88 4046 
in Rußland (ohne Finnland) 49,47 40,00 
Die Heeresberwaltung dieser Staaten bean— 
prucht also nicht nur einen weit größeren Theil 
er gesammten Staatsausgaben, als dies in Deutsch⸗ 
land der Fall ist, sondern fie erfordern, wenigstens 
in Frankieich, einen immer größeren Aufwand. 
Und dabei deutet die absolute Höhe der Ausgaben, 
owie der auf den Kopf der Bevölkerung entfallende 
Theil derselden in Frankreich auf eine ganz aadere 
Belastung der Steuerkraft hin, als dies in Deursch⸗ 
and der Fall ist. Es bezifferten sich nämlich nach 
den Motiden zur Militärvoriage die Ausgaben für 
die Kriegsmacht (Heer und Marine) in Mark: 
in Deutschland in Frankreich 
—A — 
Ganzen Bevolkerung Gangen ee 
1370 272478397 7,060397856 000 10,38 
1880 403 425 826 8,92 766096000 20,42 
886 446 288678 9,389 826616000 21,57 
Auf den Kopf der Bevöiterung entfällt also 
in Frankreich eine mehr als doppelt so große 
Steuerlast ais in Deutschland. . .« Und das ist 
dasselbe Volk, welches noch heute unter den Nach⸗ 
vehen des litzten Krieges leidet, der ihm einen 
Besammtverlust von zehn Milliarden gebracht hat. 
Dabei erfreut sich Frankreich nicht iinmal blühender 
virthschaftlicher Verhältnisse; seine Welthandels⸗ 
flellung ist erschüstert, seine St uerkraft ist durch 
die gefährdete Lage aller Induftriezweige, den 
stückgang der Pariser Industrie, des Handwerks 
ind der Landwirthschaft, durch die Verwüstungen 
der Phylloxera geschwächt 
Ausland. 
Wien, 16. Febr. Aufsehen erregt die Er⸗ 
klärung des Czechenführers Rieget im 
Moskauer ,Ruski⸗Kurj w“. „Die Leiter der öster⸗ 
reichischen Politik“, so heißt es hier, „werden, das 
ann ich Ihnen versichern, es nicht ablehnen, in 
ein enges Bündniß mit Rußland zu treten, wenn 
dieses Bündniß unserer Monaichie dieselbe Sicher⸗ 
heit gewährt, welche das deutscheösterreichische Bund⸗ 
niß in Ausficht gestellt hat.“ Es folgt dann eine 
Aufzählung der Vottheile eines russisch⸗oͤsterreichischen 
Bündnifses für beide Kaiferreiche gegenüber der an⸗ 
geblichen geheimen Aufstachelungen des deutschen 
Kteichskanzlers, von denen Rieger genaue Kunde 
hat. Die hiesigen czechischen Kreise bestätigen, daß 
die Worte Riegers hiermit richtig wiedergegeben 
find. Die offizibsen Kreise erklären dieselben für 
unberechtigtes Geschwätz. — 
Wien, 16. Februar. Der „Polit. Corr.“ 
wird aus Petersburg gemeldet, daß General Kaul⸗ 
ars, der nach der Vollendung seiner Mission in 
Bulgarien zur Disposition gestellt wurde, zum Mili 
äraltache der russischen Gesandtschaft in Teheran 
ernannt worden ist. Derselbe trin die Reise nach 
—XED * 
Rom, 16. Februar. „Diritto“ erfährt aus 
airo, daß der französische Konsul in Massauah 
in geheimer Verbindung mit dem Regus gestanden 
habe und daß durch seine Vermittlung den Abesfi 
niern vor 4 Monaten zwei französische Mitrailleuien 
und viele Gewehre geliefert worden seien 
Lorate und pfälzische Nachrichten. 
S Si. Ingbert, 18. Februar. Wie ich 
Idre, soll gestern in Ensheim ein Wählerversamm⸗ 
iung der Centrumspartei, die sehr stark besucht war, 
tatigefunden haben. Herr Burgermeister Heinrich 
legte in eigner Person sein Programm dar; seiner 
negeistert aufgenommenen Rede folgten von anderer 
Zeite deren noch mehrere, so daß der Schluß der 
Bersammlung erst nach 10 Uhr erfolgte. Auch Herr 
Bürgermeister und Fabrikbesitzer Adt, der mit seinen 
Parleifreunden erschienen war, hatte das Wort er⸗ 
jriffen und in edelfinniger Weise besonders Eines 
ffenmüthig ausge prochen, das allseitig den besten 
Findruck machte. Er erklärte nämlich, daß es ihm 
us Arbeitgeber nie in den Sinn kommen werde, 
die freie Wahl seiner Unterstellten irgendwie zu be— 
influssen oder ihrer Ueberzeugung durch Druck zu 
rahe zu treten. Jeder könne wählen nach seinem 
gewissen. Ehre solchem Manne. und Mannes⸗ 
vort. 
— Das Kreisamtsblatt Nr. 3 enthält Folgendes: 
Dem 8 9 der Bedingungen für die Versteigerung 
irariauscher Forstprodukte in der Pialz vom 21. 
Fuli 1878 wird folgende neue Fassung gegeben: 
Nach Beendigung der Versteigerung erklärt der 
ie Versteigerung leitende Beamte, ob der Zuschlag 
ezüglich der einzeinen Loose ertheilt oder verweigett 
der ob für Zuschlagsertheilung die Genehmigung 
er kgl. Regierung (Forstabtheilung) vorbehalten 
pird. Bis zur Ertheilung oder Verweigerung des 
zuschlages, bezirhungsweise bis zur Enischeidung 
er kal. Regierung (Forstabtheilung) über die vor⸗ 
haltene Genehmigung des Zuschlages bleibt der 
Steigerer an jedes einzelne von ihm gelegte Meist- 
ebot gebunden und ist für den Fall als einzelnen 
zzeboten seitens des versteigernden Beamten bezw. 
er kgl. Regierung der Zuschlag verweigert werden 
Illte, nicht befugt, nachträalich die Gebote auf die 
ibrigen Verkaufsloose zurückzuziehen .“. 
— Im Wohlbezicke HomburgKussel ist 
herr Dekan Hammer, Zentrum⸗-Kandidat, zu⸗ 
unsten des deictschfreifinnigen Herrn Studienlehrers 
Zuißl aus Speier von seiner Candidatur zurückge 
xeten. 
— Friedensau, 15. Februar. In der 
estrigen außerordentlichen Wahlversammlung der 
Zuckerfabrik Friedensau“ wurde einstimmig die 
quidation des Geschäftes beschlossen und auf den 
34 d. M., Nachmitiags 24 Uhr, eine Gläubiger⸗ 
rsammlung einberufen. Zum Liquidator ist zu⸗ 
ächst der bisherige Vorstand ernaunt. 
— Germersheim, 14. Februar. In 
damerun gestorben ist am 27. v. M. der Missionar 
rriedrich Bicker aus Rußheim. Derselbe hatte sich 
nt drei anderen Missionären nach Kamerun einge 
chefft, um in der dortigen Baseler Miessionestation 
ju winken.“ Wohrscheinlich ist der Verstorbene dem 
klimoafieber erlegen. 
— Speyer,“ 15. Febr. Im Vollzug des 
Besetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen 
der Socialdemokratie erläßt die kgl. Regierung der 
Ifalz folgendes Ausschreiben: „Der von Wilheim 
herhoid in Ludwigshafen Nomemns des socioldemo 
ratischen Wahlcomite's unterz ichnete, in der Mann⸗ 
seimer Vereinsdruckerei gedruckte Wahlaufruf, über 
hrieben: „Wähler! Mitbürger!, Arbeiter! be⸗ 
innend mit den Worten: „Nur noch wenige 
caade“ ⁊c. und endigend mit den Worten: „Daß 
zhr keinen Anderen wählt als Herrn Franz Joseph 
⸗Shrhart, Tapezier in Ludwigshafen,“ wurde auf 
hrund der 88 11 und 12 des Reichagesetzes gegen 
ie gemeing fährichen Bestrerungen der Social 
emokratie mit Beschluß vom Heutigen seitens der 
interzeichneten Landespolizrib hörde verboten.“ 
— Frankenthal, 15* Febr. Heute Nacht 
nifloh ein Insasse der AmensAustalt, nur mit dem 
hemde bekleidet. Der Unglückliche wurde heute 
Norgen erfroren aufgefunden. (Pf K.). 
— Reise des Prinz-Regenten. Wie 
die „Münchener Korr.“ ersährt, wird S. K. Hoh. 
er Pruz-Regent bei der heurigen Weinlese, so ach 
m Okloher J. J., die Rheinpfalz, und zwar die 
Ztädte Ludwigs hafen, Speyer, Landau, Kaisers— 
autern und Zweibrücken hesuchen. 
Vermitschtes. 
Saargemuünd, 14. Februar. Eine nicht 
zeringe Aufregung ist in hiesiger Stadt durch die 
jestern erfoigte Zahlungseinstellung des Bankvauses 
J. Barx fils entstanden. Nach den von der „Saarg. 
Atg.“ eingezogenen Erkundigungen steht die Sache 
ideß nicht allzu schimmm. Die Ebhrenhaftigkeit des 
Fhefs der Firma, wie die Opferwilligkeit seiner 
zanzen Fomilie bürgen dafür, daß Niemand b. son— 
dere Verluste erleiden wird, vorausgesetzt, daß das 
zereit⸗ ausgearbe itete, unter den gegebenen Umständen 
ur Jedermann güunstige Arrangment von den Gläu— 
zigern angenommen wird. 
4 Si. Wend e'l, 14. Februar. Die Wittiwe 
2., welche im verflossenen Herbste wegen in hiesige 
Stadt mehrfach verübter Brandstiftung verhaftef 
vorden war, wurde laut dem „Volksf.“ am Don— 
nerstag nach dem hiesigen Cantongefängniß zurüd. 
ransportirt. Dieselde war seit ibrer Einziehung 
ur Breobachtung ihres geistigen Zustandes in da 
Irrenanftalt zu Merzig untergebrocht, und haben 
zie Aerzte sie nunmehr als irrfinnig erklärt. Die 
jelbe wird also auf Kosten des Landarmenfonds in 
einer Unstalt untergebrocht werden. 
Forbach, 15. Februar. Unsere Stadt sol 
demnächst eine Volkskuche erhalten. Die Mittel 
zur Gründung der Austalt sollen durch freiwillig 
Beiträge der Einwohner aufgebracht werden; seldst 
redend stellt die Stadiderwaltung einen namhafta 
Zeitrag in Aussicht. 
Straßburg. 15. Februar,. Bei der Be 
atung des Etats der Tadatsmanufaktur nahm da 
randesausschuß stillsweigend den Wunsch der 
kommission an, dun Tabakszoll von 85 Mk. pr— 
100 Kilo auf 170 Mik. zu erhöhen. — Da 
Statthalt r Fürst Horenlohe erlützt ein Wahlmand 
fest betreff,ud die Raich tafswahlen. 
p Muthausen, 16. Febr. Der Direkhtor 
der Spinnerei Gechardt in Maasmünster, Jordan 
vurde heute wegen poln scher Umtriebe ins Be 
irks esänanitz eingeliefert. Eine Kaution vor 
20,000 Maik woelche der Fabrikvesitzer für die 
Freilafsung des Der ktors bot, wurde laut Depb sch 
der Fr. Ztg zu ück weesen. 
FBruchsal 13. Febr. Geftern früh kand 
man in der Nähe der U stadter Brück einen jungen 
Mann örschossen. Nach ten bei ihm vorgefundener 
Papieren ist derselbe der 28 Juhre alte Baui chnile 
Breudle von Etztingen. Die Motive der That sin 
noch undekannt. 
Trier, 14 F bruar. Vier hiesige Schub 
knaben hatten sich gestern Nachmittag auf einen an 
linken-Moselufer, oberhald der Moselbrücke, onge 
tzten 5 dis 8 Futz hreiten Esstr ifen gewagt und 
aumelten sich darauf umher. Der eine diesen 
Waghälse, der 10 Jahre olt- Sohn eines hi figer 
Bonschaffners, brach nach der „Tr Zig. ein, und 
rtraut dor den Augen seiner Kameraden. Di 
Dich ist bis j tzt noch nicht aufgefunden worden 
FaFrankfurt, 14 Februar. Fast sammi 
iiche frrquentirte Wirihschaftslokaliäten uusere 
Stadt haben die Bierpressionen abgeschafft und 
egen, je nach der Tagszeit, arößere oder kleiner 
Fäßchen auf. Die noch im Gebrauche b. fiudliche 
ßrissioneapparate werden gegenwärtig einer poltze 
sichen Revision unterworfen. — 
F Frankfurt, 14. Februar Bis jetzt fied 
hier 650 Geschäfte tel phonisch verbunden, wofl 
die Post eine Gebühr von fast 100000 Mt. jan 
ich bezieht 
Das Frkf. Journ.“ schreibt: „Es kann 
nicht unsere Aufgabe sein, auch nur einen kleinen 
Theil der schamlosen Nichtswürdigkerten wiede zu 
Jeben, welche die französsissche Presfe täguh 
jegen Deutschland. mit dem in Frieden zu ledit 
nan angeblich dort so aufrichtig wünscht, verüdt 
Aber weniostens andeuten wollen wir, was dusen 
Tage der „Figaro,“ eines der an meisten v rbieitelen 
Zariser Blaner, fertig gebracht hat. Da steht in 
jnem von Aur. Scholl unierzeichneten Leitarlike 
u lisen: „Deutschland hätte gar keine Ursache, 
zarauf stolz zu sein, daß jeine Bevölkerung sit 
seit 1870 um 9 Millionen vermehrt hätte; dem 
zas verdanke man den französischen Kriegsgefan 
genen, die sich die Langeweile „durch Liebes verhölt 
zisse mit den sehr entgegenkommenden deutsche— 
Jungfrauen vertrieben hätten“ — so nur koͤnne 
vir den Sinn der schamtosen Redewendungen det 
„Figaro“ andeutungsweise wiedergeben — Moeh 
ien doch alle deutschen Frauen bherzigen, wie dot 
der edle Franzose ibre Ehre schätzt, und möchtn 
fie, wann und wo sie mit Franzosen, ob kri gage 
angen oder nicht, in Beruhrung kommen sollien 
ich vor jeder harmlosen Bezeugung menschenfreund 
ucher Theilnahme hüten wie vor der Pelf. De 
ind fie ihrer eigenen Ehre und dem Vaterlamd 
chuidig!“ 
pEinedler Zug. Unter den eingezogen 
Reservisten eines Berliner Regiments befand fit 
zuch ein Familienvater, deffe n Ehefrau im Lauf 
des Tages ihrer Etrindung entgegensah. Auf d 
b scheidene Bette um Ur aub wurde dies.r ihm nich 
ur fur diesen, sondern auch für den folgende 
Tag gewährt, da der Hauptmann auf —A 
erfuhr, daß der Mann zu arm sei, um eine Pfleget 
bestellen zu können. Hierbei ließ es der gütid