Full text: St. Ingberter Anzeiger

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zt. Jugherter Amzeiger 
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Amtliches Organ des köͤnigl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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B 70. 
mg aatrte 
Deutsches Reich. 
Berlin, 4. April. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ 
produzirt eine Mittheilung des „Epoca vom 30. 
satz, wonach der spanische Vertreter in Hongkong 
en Toast ausbrachte und dabei auf das Ge⸗ 
ihen Frankreichs und auf den Erfolg einer glän⸗ 
nden Revanche trank. Der Korrespondent der 
erdd. Allg. Ztg.“ fügt hinzu, daß der öster⸗ 
gisch⸗ ungarische Vertreter und die übrigen Gäste 
n Ausdruck des höchsten Erstaunens über diesen 
nerwarteten Ton nicht unterdrücken konnten, wel⸗ 
her sich so schlecht mit jener Vorsicht verträgt, zu 
delcher eine Stellung, wie die eines spanischen Ver⸗ 
zeiers in Thina verpflichtet. „Der deutsche Ge⸗ 
andte in China, v. Brandt, welcher von dem 
Ttintspruch Kenntniß erhielt, wird nicht verfehlt 
saben, einen entsprechenden schwerwiegenden Com⸗ 
demar dazu zu liefern. Wir beschränken uns da⸗ 
auf, zu bemerken, daß, wenn die Sache wahr ist, 
ie Regierung nicht gestatien darf, daß ihre Ver⸗ 
reter mit sträflichem Leichtfinn vergessen, was sie 
gret Stellung schuldig sind.“ 
Berlin, 5. April. Kaiser Wilhelm, der 
en heutigen prachtvollen Frühlingstag zu einer 
urzen Spazierfahrt im geschlossenen Wagen benutzen 
onnte, ist in den letzten Tagen von der Berliner 
zevölkerung ganz besonders lebhaft begrüßt worden. 
die Schaar derer, die fich täglich vor dem Palais 
ersammeln, um zur gewohnten Stunde fich von 
ler Wiedergenesung des Herrschers perfoͤnlich zu 
iberzeugen, ist ungeheuer. 
Im Herbst 1889 soll in Berlin die er ste 
seutsche Kolonial⸗Ausstellung statt⸗ 
inden. 
Berlin, 5. April. Offizios wird mitgetheilt 
naß die formelle Abtretung der bisher in Eng⸗ 
ands Besitz befindlichen Ambas⸗Bai an der Kamerun⸗ 
lüste nunmehr auf Grund des Uebereinkommens 
bon 1885 stattgefunden hat, nachdem die Basler 
Nissions⸗Gesellschaft die dortigen Besitzungen der 
nglischen Baptisten angekauft hat. 
Der russische Botschafter in Berlin, Graf Schu⸗ 
walow, ist am Samstag in Petersburg eingetroffen, 
uicht in Berlin, wie irrihümlich gemeldet wurde. 
Dem „Daily Chronicle“ wird aus Rom telegra⸗ 
irt, Ka iser Wil helm habe an den Papft 
inen Brief gerichtet, in welchem er sich fur die 
Sendung eines Delegirten zum 90. Geburtstag be⸗ 
vanlt und die Hoffnung ausspricht, daß jetzt nach 
beseitigung der Schwierigkeiten zwischen Preußen 
und dem Vatikan eine Aera religiösen Friedens 
ald beginnen werde. 
Serlin, 6. April. Das „B. Tgbl.“ stimmt 
ben Maßregeln der Regierung für die Reichslande 
uu und sagt: „Den deutschfeindlichen, den Bestand 
des Reiches gefährdenden Bestrebungen gegenüber 
gübt es in Deutschland keine Parteien. Der Schwer⸗ 
dunkt der Gesetzgebung müsse zurücbverlegt werden 
in das Reich und in den Reichstag; nur das allge⸗ 
neine Wadhlrecht dürfte nicht angetastet werden.“ 
Die Vossische Zeitung“ bezeichnet als 
Stundgedanken der neuen Gewerbenobelle, die In— 
bresen der Innungsmitglieder nach Möglichteit 
au auf Kosten der freien Handwerker zu foördern, 
am diese moralisch zum Anschluß an die Innungen 
u zwingen. 
usland. 
Bern, 4. April. Dem Direktorium der Gott⸗ 
ardbahn ist seitens des schweizerischen Bundesrathes 
ie offizielle Mittheilung zugegangen, daß Deuitsch⸗ 
Donnerstag, 7. April 1887. n 22. Jahrg. 
'and, Italien und die Schweiz übereingekommen 
seien, der Gotihardbahn für Erstellung eines zwei⸗ 
en Geleises eine Frist von 10 Jahren einzuräumen. 
der schweizerische Bundesrath teilte ferner mit, daß 
die vorgenannten Vertragsstaaten die zu leistende 
Zaution auf 492 Millionen Fr. fixirt haben. und 
daß die Gotthardbahn nur zwei Drittel der Zinsen 
der disponiblen Fonds in Anspruch nehmen dürfe. 
die Gotthardbahn wollle sämtliche Zinsen haben. 
St. Petersburg, 2. April. Vor vierzehn 
Tagen sind 482 russische Offiziere über Moskau 
nach Odessa gesandt worden, um von dort nach 
der Insel Sochalin, der bekannten Verbrecherkolonie, 
defördert zu werden. In Moskau war nur der 
Bolizei Mittheilung gemacht worden, damit dieselbe 
in aller Stille die nöthigen Vorsichtsmaßregeln 
reffen konnte. Diese Offiziere haben fich, wie es 
in dem Polizeibericht heißt, Aeußerungen gegen die 
Regierung wegen deren bulgarischer Politik erlaubt, 
allein von anderer Seite wird versichert, daß die 
Offiziere wegen des Attentats verschickt worden sind. 
Petersburg, 5. April. Der Höchstkomman⸗ 
dirende der russischen Flotte, Großfürst Alexej, er⸗ 
ließ einen vom 14. März datirtien Befehl, welcher 
die sofortige Bereitschaft aller Schiffe der Ostsee⸗ 
Flotte verfügt. 
Petersburg, 6. April. Gerüchte über be⸗ 
vorstehende Veränderungen im Innern erhalten fich 
in eingeweihten Kreisen. Glaubwürdiger als ein 
Imschwung in der äußeren Politik erscheint der 
Rücdtritt Tolstois und Deljanows. 
Sosta, 6. April. An den Fürsten Alexander 
ind zu seinem gestrigen Geburtstage über 500 
Telegramme nach Darmstadt abgegangen Hier wurde 
der Taq feftlich begangen. 
nämlich der Sitz des Forstamtes Johanneskreuz, 
vie wir aus befier Quelle hören, auch nach Tripp⸗ 
zadt verlegt und ein Förster neuerer Ordnung das 
eliebte, anmuthige Forsthaus zu Johanneskreuz 
zeziehen, so daß nunmehr Touristen daselbst gast⸗ 
iche Aufnahme finden werden. (Pf. Ztig.) 
— Die „Ultramarinfabrik Kaisers⸗ 
autern“ zahlt für das Geschaftsjahr 1886 keine 
dividende. 
— Dürrkheim. Zum Bürgermeister wurde 
hr. Jean Tartter gewäͤhlt. 
— Am Charfreitag wird in sämmtlichen protest. 
dirchen der Pfalz die alljährliche Kollekte zum 
gesten der Diakonissen⸗Anstalt in Speyer 
rhoben. Dieselbe ertrug im vorigen Jahre 3800 
Mtk. 71 Pf. Hoffentlich fällt fie auch in diesem 
Jahre reichlich aus. 
— Sppeiser, 5. April. Herr Bezirksamts⸗ 
issesor Wagner hierselbst ist zum k. Konfistorialrath 
ꝛrnannt worden. — 
Berma mte⸗. 
F Met, 4. April. Der Kaiser hat dem Blan⸗ 
ginenstift (katholisches Krankenhaus) in Metz zum 
IE 
geihülfe von 19,000 Mt. bewilligt. 
Saargemünd, 3. April. In intimeren 
dreisen der Eingeborenen, welche unserm Bürger⸗ 
neister nahe stehen, geht das Gerücht, Herr Jaunez 
verde aus dem Staatsrathe ausscheiden. 
7 Colmar (Elsaß). Die Strafkammer des 
k. Landgerichts hat am 20. Mörz den 54 J. a. 
kFigenthumer Ignaz Weißenhorn von Sulz wegen 
WBeinfälschung zu 1 Monat Gefängniß und 120 
Mk. Geldstrafe verurtheilit. 
Würzburg, 4. April. Das Bankhaus 
Fohn in Hamburg hatte gegen den Redalteur der 
„N.B. L.“ dahier, Herrn Memminger, Klage wegen 
Zeleidigung, begangen durch die Presse, gestellt. 
Bei der heutigen Verhandlung vor dem hiesigen 
Amtsgericht wurde Herr Memminger freigesprochen 
ind Herr Cohn in die Kosten verurtheilt. 
Ldetzterer hat gegen mehr als 100 Zeitungen Klage 
gestellt. 
Aus Bayern, 46. April. Wie man dem 
„N. W. T.“ aus Muünchen telegraphirt, hat dort 
jesiern der Genuß gefaͤlschten Weines ein Menschen⸗ 
eben gekostet. Zwei Frauen ließen aus einer 
XXXEE 
chwer erkrankien. Die eine starb, die Andere liegt 
n lebensgefaͤhrlichem Zustande darnieder. 
4(Gn Herbertshofen) bei Augsburg 
ichtete ein Bauer ein wahres Blutbad an, indem 
er sich mit einem Messer auf sein Weib und seine 
zier Kinder stürzte; zwei davon blieben tot, die 
indern wurden schwer verletzt; dann erbängte 
er fich. — 
FPrien, 2. April. nglaubliche Rohheit.) 
Finen schwachfinnigen, aber vermoͤglichen Menschen 
sat ein Bauer aus unserer Gegend in einem slall⸗ 
ihnlichen Lokale seit sieben Jahren gefangen ge⸗ 
jalten, anstatt denselben der Kreisirrenanstalt zu 
ibergeben. Der Unglückliche war verschollen für 
ille Welt. Der Zufall woslte es, daß ein Kamin⸗ 
ehrer, zufällig aufmerksam gemacht durch den 
chenßlichen Gessank, den armen Menschen in seinem 
Noraste auffand. Der Kaminkehrer fand den 
irmen Menschen im Moraste wie ein Siück Vieh, 
hne Kleidung in einem finsteren Loche. Der Mist 
n diesem Loche soll fußhoch gewesen sein. Die 
inzige Einrichtung dieses Kafigs war ein hoöͤlzerner 
Sauiroa und eine Mistgabel. (Wolst.) 
— 
Lokale und vpfereeiche Nachrichten. 
St. Ingbert, 6. April. Die gestern 
Abend im Gasthause zur Post stattgehabte ordent⸗ 
liche Generalversammlung des Vorschuß- 
deceins war überaus schwach besucht, wohl eine Be⸗ 
weis sehr großen Zutrauens seitens der Mitglieder 
zur Verwaltung. Nach Eröffnung erstattete zunächst 
der Cassier, Herr J. Beer, Bericht über das Ge⸗ 
chäftsjahr 1886. Da wir aus dem uns vorliegen⸗ 
den gedruckten Geschäftsberichte in einer früheren 
Nummer die wichtigsten Posten schon zur Kenntniß 
unserer Leser gebracht haben, so wollen wir, um 
Wiederholungen zu vermeiden, nicht weiter darauf 
eingehen. Nach Ertheilung der Decharge erfolgte 
die Festsetzung der Dividende (6 90) und die 
Vertheilung des noch verbleibenden Restes des 
Reingewinnes nach den von der Verwaltang ge⸗ 
nachten Vorschlägen. Statutengemäß hatten drei 
Auffichtsrathsmitglieder auszuscheiden; das Loos 
traf die Herren Baron, Bayer und J. B. 
Martin. Dieselben wurden jedoch wiedergewählt. 
In die Prüfungskommission für die nächsten 2 
Bilanzen wurden ebenfalls wiedergewaählt die Hrrn. 
Adolf Beer und Brunion. Mit dieser Wahl 
var die Tagesordnung der Generalbersammlung 
erledigt. 
— Aus dem Westrich, 4. April. Die 
Hoffnung, daß auch die Pfalz eine Waldbauschule 
erhalten werde, wird dieses Jahr noch verwirklicht 
verden. Das stattliche und geräumige Hacke'sche 
Schloß zu Trippstadt wird nämlich bereits in den 
aächsten Tagen einem bedeutenden entsprechenden 
Imbau unterworfen, um für die pfälzische Wald⸗ 
auschule die nöthigen Räumlichkeiten zu beschaffen, 
owie für zwei Forstämter. Erfreulicherweise wird