Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
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Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 9. Jan. Der Prinz Regent wird 
m kommenden Frühjahr eine zweite Rundreise an⸗ 
treten und hierhei diejenigen Landestheilen besuchen, 
welche bei der vorjährigen Rundreise nicht berührt 
wurden. Namenilich duͤrften die Städte Landshut, 
Regensburg, Bamberg uud Hof, wohl auch Passau 
und Bayreuth besucht werden. Die Reise wird 
jaut Neuͤesten Nachrichten voraussichtlich Ende April 
oder Anfangs Mai siansinden. (Wann erfolgt der 
Besuch der Rheinpfalz?) Auch Wien soll der Prinz 
Regent im nächsten Frühjahe besuchen und in der 
Hofburg wohnen. Der Besuch war schon gleich 
nach seinem Regierungs⸗Antritt geplant, wegen ver⸗ 
chiedener Hindernifsen aber unterblieben. — Von 
„wohlunterrichteter Seite“ wird demselben Blatte 
bestätigt, daß der Papst beim Neujahrs Empfang 
des diplomatischen Korps den bayerischen Gesandten 
Baron Cetto besonders auszeichnete, demselben 
aufs Neue seine Besriedigung über die kirchenpoli— 
tische Lage in Bayern aussprach und insbesondere 
seiner Anerklennung Ausdruck gab für die Umsicht 
und Klugheit, welche die bayerische Regierung in 
den schwierigen Verhältnissen des vergangenen 
Jahres an den Tag gelegt hat. — Die Wahlen 
zum bayerischen Landtag sollen nicht vor Ende 
Mai stattfinden. 
Muͤnchen, 9. Lan. Das ‚Bayr. Vater⸗ 
land“‘ schreibt anscheinend offiziöss: „Bei dem 
diesjährigen Neujahrsempfang zeichnete der Papvst 
den bayerischen Gesandten mit einer besonders 
freundlichen und gnädigen Ansprache aus, die nicht 
blos die wohlwollenden früheren Aeußerungen des 
Papstes über die bayerische Regierung vollinhaltlich 
bestätigt, sondern mit neuen Versicherungen seiner 
Befriedigung und Anerkennung bekräftigt und er⸗ 
weitert. Der hl. Vater kennt und würdigt durch⸗ 
aus die bestehenden Schwierigkeitzn und beglück⸗ 
wunscht die bayerische Regierung zu der Art, wie 
sie mit Klugheit und weiser Mäßigkeit dieselben zu 
desiegen oder zu umgehen weiß. Der Inhalt der 
Ansprache ist außerdem ein Beleg dafür, daß der 
hl. Vater über die bayerischen Verhälinisse über⸗ 
raschend gut unterrichtet und insbesondere auch ein 
genauer Kenner der bayerischen Verfassungsbestim⸗ 
mungen ist. Der Wortlaut dieser neuesten An— 
sprache ist zur Vertheidigung der Regierung Sr. k. 
Hoheit des Prinzregenten gegen gewisse Angriffe 
und Benergelungen vortrefflich geeignet, wenn 
auch die Regierung vorerst kaum einen Gebrauch 
davon machen wird.“ 
Der 30 Seiten umfassende Bericht der Kom⸗ 
mission über die Militäcvorlage ist bereits 
am Samstag Vormittag im Reichstage vertheilt 
worden, so daß der zweiten Lösung am Dienstag 
nichts entgegensteht. Er ergänzt die Zeitungs⸗ 
referate nur in einigen Einzelheiten. Ueber die 
Bildung der neuen Formationen hat der Kriegs⸗ 
minister folgendes erkllärt: Er denke sich zunächst 
die Ausführung wie folgt: Jetzt würden die 1886 
disponibel gebliebenen Rekruten zur Aushebung ge⸗ 
bracht und zum 1. April 1887 treten so viel Dis⸗ 
positionsurlauber, als an der Präsenzziffer fehlen, 
wieder in Dienst. Dann wäre zum 1. April 1887 
die Maßregel dieser Vorlage durchgeführt. Wenn 
damit vielleicht Dienstschwierigkeiten erwüchsen, so 
würden dieselben eben überwunden werden müssen. 
Die Kadresformation anlangend, erblicke er den 
Vortheil der Vorlage eben darin, daß dieselben vom 
4. April 1887 nicht nur auf dem Papier ständen, 
sondern khätsächtich vorhanden eien UAll⸗»rdings 
Dienstag, 11. Januar 1883. 22 Iahrg. 
ei der Hauptvortheil dieser Vorlage erst in der 
Zukunft nach mehreren Jahren in der Ausbildung 
iner weit größeren Ziffer von Mannschaften zum 
kriegsgebrauch zu finden. Bemerkenswerth ist noch 
ie Erklärung des Kriegsministers, er habe bei ab 
einen Darlegungen niemals einen Zweifel darüber 
jelassen, daß die Kriegsverwaltung nach den ge— 
jebenen Verbältnissen nicht wohl in kürzerer Frist 
Is den 7 Jahren, zu einer Rückbildung übergehen 
verde. Die Militärverwaltung sei gar nicht im— 
tande, auf ein Jahr Kadres zu bilden, daraus 
ergebe sich, daß die Bewilligung auf ein Jahr gar 
richts nützen könne. 
bar; ob der Verunglückte, der bewußtlos weggetragen 
wurde, innerlich Schaden genommen hat, läßt sich 
vomn „Pirm. Anz.“ noch nicht beurtheilen. Der 
als braver und fleißiger Mann bekannte Verunglückte 
und seine Familie werden allgemein bedauert. 
— Karserslautern, 10. Januar. Die 
außergerichtliche Liquidation des Bankhauses Kehr 
ist so gut wie gesichert, nachdem beinahe alle Gläu⸗ 
biger derselben zugestimmt haben. Es stehen. wie 
wir höͤren, nur noch die Zustimmungen für einige 
kleinere Posten aus. 
— Gums weiler, 8. Jan. In dem hiesigen 
Stoll⸗n wurden jtzt schon viele Kohlen zu Tage 
gefördert. Der Preis derselben ist zu 50 Pfennig 
nicht zu hoch, weil die Kohlen gut sind. Es sollen 
durch Pumpwerke die störenden Wasser abgetauft 
werden. Zu wünschen wäre es, wenn das Werlk 
flotter betrieben würde, da es an Absatz nicht fehlt. 
Ausland. J 
Paris, 8. Januar. 1500 Arbeiter der 
Tabakmanufaktur von der Abtheilung der Cigarren⸗ 
arbeiter in Marseille haben die Arbeit eingestellt, 
veil der Direktor der Manufaktur es ablehnte, den 
ꝛeiter ihrer Abtheilung, mit dem sie unzufrieden 
varen, zu eatlassen. — Geftern hielten 25 deutsche 
Zozialisten unter dem Vorsitz eines Schneidergesellen 
zier eine Versammlung ab und beschlossen, einer 
Herein unter dem Namen „Deuischer Sozialisten 
klub in Paris“ zu gründen. Dieser Verein ist der 
erste, der hier von ausländischen Sozialisten öffent⸗ 
sich gegründet wird. Heute Abend wird er in der 
Rue de Bastille die erste Clubsitzung halten. 
Madrid, 10. Jan. Der Kriegsminister und 
Beneralkapitän von Madrid ergreifen energische 
Maßregeln gegen die revolutionäꝛe Propaganda 
inter den Garnisonstruppen der Hauptstadt. Es 
Jeißt, mehrere Sergeanten der Kavallerie-Garnison 
n Barcelona seinen desertirt, um Prozessen zu 
nifliehen, die man gegen sie anstrengen wollte. 
AIngewöhnliche Vorsichtsmaßregeln sind in den Ar— 
enalen von Carthagena. Ferrol und San Fernande 
getroffen. Die französischen Grenzbehörden haben 
den Befehl erhalten, die Pyrenäengasse zu über⸗ 
vachen, um den Uebertritt des revolutionären Bri— 
zadegenerals Marina zu verhindern. Man glaubt. 
die in Modrid entwichenen Sergeanten hätten fich 
nach Portugal geflüchtet. 
London, 10. Jan. Der ‚„Times“ wird 
aus Kapstadt vom 7. Januar telegraphirt: „Man 
degt Befürchtungen über das Schichsal des Herrn 
züderitz, welcher zuletzt im Oktober an der Mün— 
dung des Orange⸗Flusses auf dem Wege zurüch 
rach Angra Pequena gesehen wurde. Es sind 
deute abgeschict worden, um den Vermißten zu 
uchen. 
Vermischtes. 
4 Seit dem 1. d. M. werden neue Formulare 
zu Weltpostkarten ausgegeben. Dieselben unterscheiden 
sich nach Größe, Wertst mpel und Papiersorte nicht 
bon den bisherigen Weltpostkarten, weiche übrigens 
aufgebraucht werden können, sondern nur durch den 
Vocdruck auf der Adresseite. Letzterer ist hellroth 
zesäumt und enthält in dieser Verzierung die In⸗ 
chrift: „Deutschland — Allemagne“. Weiter 
weisi die Vorderseite die Bezeichnung: „Postkarte 
-Carte qostale. Weltpostverein — Union pos. 
tale universelloe, sowi den Bemerk auf: „Nur 
füt die Adresse — Côté réservé à Padresse.“ 
Busendorf, 5. Jan. Der wegen Tödtung 
des Joh. Hild verhaftete Nicolaus Prediger aus 
Busendorf ist heute in das Gefängniß nach Metz 
eingeliefert worden. Der kaum 20 Jahre alte 
Bursche hat jetzt ein offenes Geständneß abgelegt. 
Streitigkeiten zwischen beiden Familien, welche schon 
längst bestanden haben, und worüber j tzt noch beim 
Amisgeticht Busendorf Privatklagen schweben, wer⸗ 
den allgemein als Ursprung des Verdrechens be— 
zeichnet. 
Diedenhofen, 8 Jan. In Illingen wurde 
dieser Tage ein blinder Bettler todt in seiner Woh⸗ 
nung aufgefunden; man nahm an, daß derselbe 
vor Etend umgekommen sei. Jetzt hat man, wie 
der Lothr. Ztg. berichtet wird, in seiner Wohnung 
einen Schatz im Betrage von 216 Mek. aufgefun⸗ 
den, best hend in Gold⸗, Silber⸗ und größtentheils 
in Kupfermünzen. Hiernach liegt die Vermuthung 
nahe, daß der Bettler aus Geiz gedarbt hat und 
durch eigene Schuld verhungert ist, zumal er erst 
41 Jahre zählte. Die Hinterlassenschaft wurde auf 
dem G—.richte in Died⸗nhofen hinterlegt. 
f Straßburg, 8. Jan. Die amtliche Zeitung 
erzäblt folgendes lustige Stückchen: Einige eifrige 
nächtliche Kartenspieler hatten die Nacht einen etwas 
ung wöhnlichen Ort gewählt, um einen „Scat zu 
dreschen“. Die Kälte hielt die engagirten Spieler 
nicht ab, sich's auf einer Bank am Kleberplatz in 
der Mitternachtsstunde gemüthlich zu mach⸗n; zwei 
Lampions warfen ihr unsicheres Licht auf die Stelle. 
po der Scat „brüllte.“ Trotz der mitternächtlichen 
Stunde hatten die heißblütigen Spieler eine große 
Zuschauermenge um sich versammelt, welche mit 
Jateresse dem Verlauf des Spieles folate und des 
weiter Kommenden harrte — ein Inderesse, welches 
zwei Schutzleute nicht zu theilen vermochten; die— 
selhen forderten die „Scatheflissenen“ auf, sich zu 
ufernen In anderen Straßen ließen sich jedoch 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
SO St. Ingbert. Bei dem Vertrage, den 
zer dathol. Fabrikrath St. Ingbert mit der Loos— 
igentur Albert Rösl in Müschen abschloß, wurde 
zestimmt, daß bei der 1 Lotterie die unerhobenen 
Hewinne dem Kirchenbaufonds zufallen. Für die 
3. Lotterie wurden dieselben aber Herrn Rösl zu— 
gesprochen. Diejenigen Gewinner, walche ihren Ge⸗ 
vinnantheil dem Kirchenbaufonds überlassen wollen, 
nögen denselben nur erheben. Sie können ihn 
vann dem Fabrikrath oder dem Ausschuß des Kir⸗ 
henbauvereines übergeben. Bleibt der Gewinn un— 
erhoben, so fällt er Herrn Rösl zu. 
— Pirmasens, 8. Jan. Heute Nachmit— 
ag hatte der Dachdeckermeister Meyer das Unglück, 
»on dem Dache des Schulhauses auf dem Exerzier— 
latz, don welchtm er den Schnee entfernen sollte, 
Jjerabzustürzen. Aeußerlich! Verletzungen sind bis 
ruf die Verrenkung eines Armes nicht wahrnehm—